Zentralbau
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Ein Zentralbau ist ein Bauwerk, dessen Hauptachsen gleich lang sind, im Unterschied zu einem Längsbau, etwa einer Basilika. Mögliche Grundrisse eines Zentralbaus sind kreisförmig (siehe: Rotunde), oval, quadratisch, kreuzförmig, oktogonal auch nonagonal oder höher polygonal; er kann von einem Umgang umschlossen sein und/oder sich zu Kapellen, Nischen und Anräumen öffnen.
[Bearbeiten] Geschichtliche Entwicklung
Die Zentralbauten sind vermutlich aus Grabbauten des Altertums hervorgegangen. Frühe Beispiele sind die zum Teil als Rundbauten errichteten Tempel der Antike, z. B. das Pantheon (Rom).
In der abendländischen Architektur, in der Längsbauten vorherrschen, sind sie verhältnismäßig selten. Karl der Große knüpft mit seiner Pfalzkapelle in Aachen bewusst an spätantiken Traditionen an, nämlich der Kirche San Vitale in Ravenna, im 5. Jahrhundert der letzten Hauptstadt des (West-)Römischen Reichs. So demonstriert er architektonisch die renovatio imperii romani und seinen Anspruch auf die Kaiserwürde.
Dieser Bau findet in der Romanik einige Nachahmer, ansonsten bleiben Zentralbauten beschränkt auf besondere Fälle wie Grabkirchen, Taufkirchen oder Nachbildungen des Heiligen Grabes. Insbesondere in Italien haben Taufkirchen eine gewisse Tradition, so in Florenz, Pisa oder Parma. Später in der Gotik ist der „unfranzösische“ Zentralbau eine absolute Ausnahmeerscheinung, etwa bei der Liebfrauenkirche in Trier.
In der byzantinischen Kunst hat der Zentralbau eine weitaus größere Rolle gespielt.
In der italienischen Renaissance trat mit dem Wiederaufleben des Kuppelbaus auch der Zentralbau stärker in den Vordergrund. Doch als zur Predigt und Liturgie, Kirchenmusik und Gesang hinzukam, wurden aufgrund des langen Gottesdienstes Sitzplätze von Nöten, was wesentlich mehr Platz beanspruchte. Somit wurde der Zentralbau meist mit einem Langhaus verbunden, zum Beispiel beim Petersdom (Rom): Der ursprüngliche Entwurf Bramantes von 1506 sah wohl einen Zentralbau in Form eines griechischen Kreuzes vor. Erst nach einer Planänderung Carlo Madernos wurde er in seiner heutigen basilikalen From fertiggestellt.
[Bearbeiten] Beispiele
Querschnitt des Pantheon (Rom) Anfang des 2. Jahrhundert n. Chr. |
Grundriss des Pantheon (Rom) |
Brescia, Rotonda |
Grabmal des Theoderich, Ravenna ab 520 |
Grundriss und Schnitt der Pfalzkapelle, Aachen (heute: Dom) Ende 8. Jahrhundert |
Zentralraum der Pfalzkapelle, Aachen |
Ny kirke auf Bornholm |
St.-Martins-Rotunde, Prag, ab 1080 |
Taufkapelle des Doms von Florenz, ab 1060 |
Liebfrauenkirche (Trier) ab 1230 |
Bramante: Tempietto bei San Pietro in Montorio, Rom, ab 1502 |
Frauenkirche (Dresden), ab 1726 |
St.-Ludwigskirche in Darmstadt, ab 1822 |
Frankfurter Paulskirche, Blick in den Innenraum um 1830 |
Schinkel: St. Nikolaikirche (Potsdam), ab 1830, Kuppel ab 1842 |
Europäisches Haus der Andacht in Hofheim am Taunus, ab 1960 |
Weitere bedeutende Zentralbauten sind:
- Markusdom in Venedig, begonnen 976
- San Lorenzo in Mantua, Ende 11. Jahrhundert
- Der Plenarsaal des Hauses des Landtags in Nordrhein-Westfalen, 1988
[Bearbeiten] Literatur
- Matthias Untermann: Der Zentralbau im Mittelalter. Darmstadt 1989
- Denis Boniver: Der Zentralraum. Studien über Wesen und Geschichte. Stuttgart 1937