Juno Beach

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Juno Beach war der Operationsname während der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg für einen französischen Küstenabschnitt in der Normandie zwischen Saint Aubin-sur-Mer im Osten und zwischen den beiden Städten La Rivière-Saint-Sauveur und Courseulles-sur-Mer im Westen. Die Landezone war nochmals in zwei Abschnitte mit den Namen Mike und Nan unterteilt.

Landung am Strandabschnitt Nan
Landung am Strandabschnitt Nan

Im Rahmen der Operation Overlord wurde dieser Strandabschnitt kanadischen Truppen zugewiesen, er lag zwischen den - jeweils britischen - Abschnitten Sword und Gold. Die Truppen Kanadas unter Major General Rodney Keller landeten am D-Day (6. Juni 1944) an diesem Strandabschnitt, der daher auch oft Kanadischer Strand genannt wird.

Juno Beach war der von der Deutschen Wehrmacht am zweitheftigsten verteidigte Strand nach Omaha Beach. Im Vergleich mit Omaha hatte der Strand von Juno selbst zwar wesentlich weniger Tiefe, der künstliche Wall war sogar höher und das Wasser wesentlich stärker vermint, allerdings hatte Omaha dann 30 m hohe Klippen, schwer einzunehmen, weil auf ihnen Stellungen mit freiem Schussfeld waren.

Dieser Abschnitt war von deutscher Seite her der 716.Infantriedivision unter Befehl von General Wilhelm Richter zugewiesen worden. Dazu kamen elf schwere Batterien mit 155mm-Geschützen, sowie neun mittlere Batterien mit 75mm-Geschützen. Zahlreiche deutsche Bunker und Befestigungen lagen dem Landungsabschnitt gegenüber; sie konzentrierten sich besonders auf der Seite von Courseulles-sur-Mer. Allerdings bestand diese 716.Division hauptsächlich aus Unter-18-Jährigen und Männern über 35, darunter weitgehend Veteranen des Russlandfeldzuges, die behindernde Verletzungen hatten. Das minderte die Kampfkraft dieser Division beträchtlich.

Die vorausgegangenen nächtlichen Luftangriffe auf die deutschen Stellungen hinterließen zunächst keine nennenswerten Schäden. Selbst beim anschließend von See aus unmittelbar vor der Landung durchgeführten starken Dauerbeschuß zwischen 6:00 Uhr und 7:30 Uhr, bei dem die Schiffsgeschütze und sogar an Deck stehende Panzer und Artillerieeinheiten eingesetzt wurden, konnten nur etwa jeder siebte Bunker entlang des Strandes zerstört werden. Als sich die Landung selbst auch noch wetterbedingt um eine gute halbe Stunde verzögerte, gab dies alles den Verteidigern noch einmal Zeit sich neu zu formieren.

Sherman-Schwimmpanzer
Sherman-Schwimmpanzer

Zur Unterstützung der Infanterie brachten Landungsboote DD-Tanks bis auf etwa 700 Meter an das Ufer. Allerdings konnten nur einige wenige dieser Schwimmpanzer zu Wasser gelassen und angelandet werden, dadurch kamen sie wesentlich später nach der ersten Welle der Soldaten an, die deshalb hohe Verluste hinnehmen mussten. Am östlichen Ende des Juno-Beach war die See noch rauher und so stürmten die dort gelandeten Kanadier völlig ohne Panzer ans Ufer, was sie überproportional viele Opfer kostete. Trotz dieses hohen Blutzolls gelang aber auch ihnen letztendlich der Durchbruch.

Die 7.Brigade, unterstützt vom 6.Kanadischen Panzerregiment (1st Hussars), gingen im westlichen Sektor, genannt Mike, an Land. Die 8.Brigade, unterstützt vom 10.Kanadischen Panzerregiment (The Fort Garry Horse), im östlichen Strandabschnitt Nan. Die 9.Brigade blieb vorerst als Reserve zurück.

In der ersten Stunde nach dem erfolgten Angriff beliefen sich die insgesamten kanadischen Verluste schon etwa auf die Hälfte aller an Land gegangenen Soldaten (und ist damit nur für diese eine Stunde vergleichbar mit den weltbekannten amerikanischen Verlusten am Omaha Beach.) Den wenigen angelandeten Schwimmpanzern gelang es dann aber, die Verteidigungspositionen der erbittert kämpfenden deutschen Verteidiger erfolgreich zu bekämpfen, nicht zuletzt indem sie - dem Häuserkampf ähnlich - gezielt die am Strand befindlichen Häuser zusammenschossen, in die kurz vorher deutsche Stellungen beordert wurden. Nachdem es den Kanadiern nach über einer Stunde Kampf dann endlich gelungen war, den Wall von der Strandseite her zu überwinden, konnten sie dann wiederum mit diesen Panzern ins Hinterland vordringen und die dortigen - zur Landseite hin nur unzulänglich gesicherten - deutschen Stellungen rückwärtig schnell ausschalten.


Zum Terminus: "der am zweitheftigsten verteidigte Strand" :

Der gegenüber Juno tragische zwanzigfache Blutzoll der US-Amerikaner an den Klippen von Easy Red am Omaha Beach ergab sich durch eine Verkettung negativer Umstände: Erst verloren sie durch eine katastrophale Fehlentscheidung 27 von 29 Schwimmpanzern weit vor dem Anlanden im Meer, dadurch konnten aus einer Stellung auf den 30 m hohen Klippen mit freiem Schussfeld (Widerstandsnest 62) die ungeschützt aufs Land stürmenden Soldaten mangels Deckung stundenlang regelrecht "abgeschlachtet" werden. So wurden an Easy Red in fast neun Stunden MG-Beschuss allein aus WN 62 schätzungsweise 2000 bis 2500 Soldaten getötet, die meisten im knietiefen Wasser, noch bevor sie überhaupt den Strand erreichten. Fatalerweise konnte diese Stellung mangels Panzer wiederum nicht ausgeschaltet werden, so schaffte es nur etwa jeder zehnte US-Soldat, sehr viele auch noch verletzt, an den sicheren Fuß der Klippe zu kommen. Bis etwa 13:00 Uhr befanden sich dadurch an Easy Red ausser den beiden DD-Tanks, denen irgendwann die Munition ausging, noch keine weiteren Fahrzeuge am Strand und von dort gab es auch nur eine einzige feste, geschotterte Straße durch eine kleine Schlucht hoch aufs Land, verschlossen mit einem Wall. Da aber am späten Mittag des D-Day alle anderen Strände schon längst eingenommen und Zehntausende von Soldaten mit Hunderten von Fahrzeugen ins Hinterland durchgebrochen waren, am weitesten war Juno, konnte man Omaha trotz der irrsinnigen Verluste nicht abbrechen und versuchte, Easy Red bis etwa 16:00 Uhr mit Fahrzeugen der benachbarten Abschnitte über den Strand parallel zu Hilfe zu kommen. Eine groteske Situation: Während an Easy Red Tausende von Leichen im Wasser schwappten oder am Strand lagen und die Überlebenden noch nicht einmal die Klippen erstürmt hatten, regelten die Kanadier - von Juno kommend - in zwei Küstendörfchen bereits den Verkehr.

Ein kanadischer MP regelt die Durchfahrt in Bernières-sur-Mer am späten Nachmittag des 6. Juni 1944
Ein kanadischer MP regelt die Durchfahrt in Bernières-sur-Mer am späten Nachmittag des 6. Juni 1944


Gegen Mittag war die komplette 3.Kanadische Division an Land und bereits einige Kilometer in das Hinterland vorgedrungen, sie konnten dann die Brücken über den Fluß Seulles einnehmen und die Stadt Saint-Aubin-sur-Mer war gegen 18:00 Uhr in kanadischer Hand. Eine Gruppe des 6.Kanadischen Panzerregiments konnte als einzige die gesteckten Ziele in der Normandie erreichen, sie waren beachtliche 15 km landeinwärts gerückt und kreuzten sogar die Route Nationale 13 zwischen Caen und Bayeux. Ohne die nicht unterstützend nachrückende Infanterie hielt man es allerdings nach einigen Stunden für klüger, sich zunächst wieder zu der Linie ihrer restlichen Truppen zurückziehen.

Am Ende des D-Day war es den Kanadiern gelungen, so weit wie keine andere alliierte Einheit auf französischen Boden vorzudringen, obwohl sie bei der Landung auf ähnliche Gegenwehr gestoßen waren wie die Amerikaner am Omaha Beach. Dabei verloren an diesem einen Tag 340 kanadische Soldaten ihr Leben, weitere 574 wurden verwundet. Von dem eigentlich noch am D-Day geplanten Zusammenschluss mit den britischen Truppen von Sword Beach und Gold Beach, sowie mit den US-Amerikanern von Omaha Beach gelang bis zum Abend des Invasionstages nur das Zusammentreffen mit den Truppen von Gold , etwa 10 km landeinwärts. Mit Sword erfolgte dies am Abend des nächsten Tages, mit Omaha sogar erst am 8.Juni.

Der Marsch über Bayeux zur Großstadt Caen konnte beginnen, wo die Schlacht um Caen die Entscheidung brachte, daß sich die Invasiontruppen dauerhaft in der Fläche auf französischem Boden festsetzen konnten. Erst danach konnte man die Einnahme der Hafenstadt Cherbourg angehen, ohne daß die Invasionstruppen von der Deutschen Wehrmacht noch komplett auf der Halbinsel Cotentin hätten eingekesselt werden können.

[Bearbeiten] Literatur

  • Mark Zuehlke: Juno Beach: Canada's D-Day Victory - June 6, 1944, Greystone Books, 2005, ISBN 1553650913
  • Lance Goddard: D-Day Juno Beach: Canada's 24 Hours of Destiny, Dundurn Group, 2004, ISBN 1550024922
  • Tim Saunders: Juno Beach: 3rd Canadian & 79th Armoured Divisions, McGill-Queen's University Press, 2004, ISBN 0773527923
  • John Keegan: Six Armies in Normandy: From D-Day to the Liberation of Paris; June 6 - Aug. 5, 1944, Penguin Books, 1994, ISBN 0140235426

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Operation Overlord – Bilder, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 20' 7" n. B., 0° 24' 55" w. L.