Jugendburg
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Jugendburgen dienen als freie Begegnungs- und Bildungsstätten für Jugendliche. Die Träger der ursprünglichen Jugendburgen stammen meist aus der Wandervogel- bzw. der Pfadfinderbewegung oder stehen der Jugendbewegung zumindest nahe.
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[Bearbeiten] Begrifflichkeit
Der Begriff Jugendburg bezieht sich in ihrem Ursprung auf die Nutzung von Burgen durch die Jugend.
Die Differenzierung zwischen „Jugendburgen“ aus ihrer Historie und „Jugendburgen“ aus der Nutzung von Burgen als Jugendherberge z. Bsp. des Deutsches Jugendherbergswerk (DJH) ist umstritten. So entstanden Jugendherbergen bereits ab Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Jugendbewegung als Unterkünfte für junge Menschen, Jugendgruppen und Schulklassen. Und bereits im Jahre 1912 wurde von Richard Schirrmann auf der Burg Altena oberhalb der Stadt Altena die erste deutsche Jugendherberge errichtet (von 1906 bis 1915 Wiederaufbau).
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden Jugendburgen von der Hitler-Jugend und dem Bund Deutscher Mädel genutzt und der Begriff wird teilweise immer noch mit der Naziideologie assoziiert.
[Bearbeiten] Jugendburgen in der Jugendbewegung
Im Zusammenhang mit Jugendburgen trifft man immer wieder auf die Namen Gustav Wyneken, Robert Oelbermann und Karl Oelbermann.
Der Reformpädagoge Gustav Wyneken war im Jahr 1910 der Vorsitzender des „Bundes freier Schulgemeinschaften“ und Herausgeber von dessen Zeitung. Er versucht auch, eine neue Schule oder aber eine „Jugendburg“ zu gründen und sein reformpädagogische Projekt der Idee der Erziehung als Formung des Menschen im Sinne einer Weltanschauung dienen. Für Wyneken geht es um eine Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler. Dieses soll auf Kameradschaft und Führertum basieren.
Mit seinen pädagogischen Ansätzen beeinflusst Wyneken als Erwachsener die aufkommende Jugendbewegung, zu der er ab 1912 in Verbindung steht. Wyneken kreiert den Begriff der „Jugendkultur“ gegen die Unterwürfigkeit der wilhelminischen Zeit wie auch gegen Schule und Familie. Er arbeitet 1913 an der Formulierung der Meißner-Formel des Ersten Freideutschen Jugendtages am Hohen Meißner mit. Auch hier kommt es zu Spannungen, da Wyneken einen Führungsanspruch stellt, was von vielen Gruppen des Jugendtages abgelehnt wird.
Fasziniert von den Ideen Wyneken träumen die Brüder Robert und Karl Oelbermann nach dem Ersten Weltkrieg von der Idee Jugendburg. Robert Oelbermann gilt im Nachhinein als der Gründer des Nerother Wandervogel - Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg. Mit Rheinischen Jugendburg war die Burg Waldeck gemeint. Gegründet wurde der Nerother Wandervogel als „Nerother Wandervogel – Deutscher Ritterbund“ von Robert Oelbermann am 27. März 1921 auf der Burg Drachenfels bei Busenberg/Pfalz.
Bei den Jugendburgen ging es zumeist darum, einen eigenständigen Ort der Begegnung zu schaffen und zudem kulturhistorisch wertvolle Denkmäler zu erhalten und ihnen eine neue und sinnvolle Nutzung zukommen zu lassen.
Heutzutage sind die Ziele einer Jugendburg unverändert, es geht darum den Tabus und Konventionen der Gesellschaft zu entgehen und an ihrer Stelle die freizügige Entfaltung des jugendlichen Menschen und seiner selbstgewählten Gemeinschaft aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung und mit innerer Wahrhaftigkeit zu gewährleisten.
Bei der stetig wachsenden Zahl an Pfadfinder- und Jugendbünden werden aus den Jugendburgen von damals internationale Treffpunkte, an denen Lager abgehalten werden.
[Bearbeiten] Bauhütten
Der durch den Nerother Wandervogel geprägte Begriff der Bauhütte bezieht sich ursprünglich auf die Rheinische Jugendburg Waldeck. Da unter dem Bundesführer des Nerother Wandervogels Robert Oelbermann die Waldeck ab 1922 zum Erlebnis- und Fahrten-Mittelpunkt wurde und das ehrgeizige Siedlungs- und Bau-Projekt "Rheinische Jugendburg" begonnen und propagiert wurde, wurde hierzu eine selbstgebauten Hütte am Fuße der mittelalterlichen Burgruine installiert. Diese war Sitz der Jugendlichen, welche zum Burgbau und zum Leben im Geiste einer ritterlichen Ordensgemeinschaft "Brot und Dach" teilten.
Heutige „Bauhütten“ sind meist nur noch auf die Sommerferienzeit beschränkt. Doch auch hier steht das gemeinsame Leben und Arbeiten im Vordergrund. Als Gegenpol zur Fahrt bemessen vor allem die Wandervögelbünde dem "Bauhüttengedanken" noch große Bedeutung zu, da das gemeinsame Leben und Arbeiten eine Gemeinschaft ganz besonders zu formen und zu verschweißen vermag.
[Bearbeiten] Jugendburgen in Deutschland
- Balduinstein in Balduinstein (Rheinland-Pfalz), 1974
- Camburg bei Camburg (Thüringen), 1935
- Eichenkreuzburg bei Bissendorf (Niedersachsen), 1928
- Feuerstein bei Ebermannstadt (Bayern), 1946
- Gemen bei Borken (Nordrhein-Westfalen), 1946
- Hohenkrähen bei Singen (Hohentwiel) (Baden-Württemberg), 1956
- Hoheneck bei Ipsheim (Bayern), 1984
- Ludwigstein bei Witzenhausen (Hessen), 1920
- Mansfeld bei Mansfeld (Sachsen-Anhalt), 1947
- Rieneck bei Rieneck (Bayern), 1959
- Rotenberg bei Rauenberg (Baden-Württemberg), 1950
- Rothenfels bei Rothenfels (Bayern), 1919
- Schönburg bei Oberwesel (Rheinland-Pfalz), 1951
- Schwaneck bei Pullach im Isartal (Bayern), 1956
- Waldeck bei Dorweiler (Hunsrück) (Rheinland-Pfalz), 1922 (1910)
- Wernfels bei Spalt (Bayern), 1925
[Bearbeiten] Jugendburgen in Österreich
- Finstergrün bei Ramingstein Salzburg, 1946
- Streitwiesen bei Weiten (Niederösterreich), 1972
- Burg Wildegg bei Sittendorf (Niederösterreich), 1947
[Bearbeiten] Jugendburgen in der Schweiz
- Rotberg bei Metzerlen-Mariastein (Solothurn), 1935