Judith Malina

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Malina
Malina

Judith Malina (* 4. Juni 1926 in Kiel) ist eine US-amerikanische Theater- und Filmschauspielerin, Autorin und Regisseurin; eine überzeugte pazifistische Anarchistin, die 1947 zusammen mit Julian Beck das Living Theatre gründete.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

1928 übersiedelte Malina mit ihrer Familie in die USA, weil ihre Familie das sich ankündigende Unheil in Deutschland ahnte (Dirk Szuszies: Resist). Als Tochter des Oberrabbiners der deutsch-jüdischen Gemeinde in New York wuchs sie in einem politisch aktiven Klima auf. Der Vater organisierte Komitees, um Präsident Roosevelt zu bewegen, die Einwanderungsquote zu erhöhen oder aufzuheben. Er starb, als Judith 14 Jahre alt war.

Seit frühester Kindheit interessiert an der Schauspielerei, besuchte sie 1945 die New School for Social Research und belegte Kurse bei Erwin Piscator. Judith Malina war äußerst begeistert von ihrem Mentor und beeinflusst von seiner Theaterphilosophie. Piscator prägte im Berlin der 1920er-Jahre das moderne deutsche Theater. Seine kompromisslosen Experimente mit allen zur Verfügung stehenden Inszenierungs-Mitteln standen immer im Dienst der politischen Wirkung eines Stoffes; er beeinflusste u. a. Bertolt Brecht und dessen Auffassung vom „Epischen Theater“.

1941 traf Malina in New Yorker Künstlerkreisen den Maler Julian Beck, ihre große Liebe, den sie später heiratete. Ihre Ehe war so unkonventionell wie ihre Arbeit: Beck war bisexuell und hatte einen männlichen Partner und Malina hatte eine Reihe von Liebhabern. Es gab keine Trennung zwischen Privatleben, politischem Engagement und der Kunst.

Mit Beck gründete sie 1947 das Living Theatre. Die Truppe gilt als die radikalste, kompromissloseste und experimentierfreudigste der amerikanischen Geschichte. In den fünfziger Jahren war das Living Theatre die Avantgarde, in den Sechzigern die Gegenkultur. War es anfangs vor allem Motor der Studenten- und Anti-Vietnam-Kriegsbewegung, engagieren sich seine Mitglieder heute zum Beispiel für die Abschaffung der Todesstrafe in den USA und in der Arbeit mit Kriegstraumatisierten. Oft begibt sich das Living Theatre in Krisenregionen, um gemeinsam mit den Menschen vor Ort theatrale, friedliche Formen des Protests zu finden, um der Frustration und Ungerechtigkeit Ausdruck zu verleihen und eventuell Lösungen für die jeweilige Situation zu finden.

Es gab diverse Gefängnisaufenthalte in den USA und in Brasilien zur Zeit der Militärjunta. Es gab Zwangsschließungen und aus finanziellen Gründen auch die Selbstauflösung nach Becks Tod 1985. Es gab Neugründungen, europäisches Exil von 1964 bis 1968, dann die Rückkehr in die USA mit ihrer bisher weltweit größten Erfolgproduktion Paradise Now. 1972 veröffentlichte sie ihre Tagebucheinträge „The Enormous Despair“ aus dieser Zeit, Aufzeichnungen über ihre Gefühle der Gefahr und Unvertrautheit bei der Rückkehr in die USA.

Nachdem Julian Beck an Krebs verstarb, wurde Hanon Reznikov zur zentralen Figur neben Judith Malina und ihr späterer Ehemann. Hanon Reznikov war zuvor Liebhaber beider Aktivisten und aktiv im Living Theatre vertreten.

Um die finanziellen Aufwendungen für die Gruppe und das Theater zu leisten, spielte Malina einige Filmrollen in Hollywood. 1975 begann ihre gelegentliche Filmkarriere mit einer kleinen Rolle in Dog Day Afternoon, später spielte sie auch große Rollen in The Addams Family und Household Saints.

Sie zog mit dem Living Ende der Neunzigerjahre nach Italien, wo sie eine Art „Asyl“ erhielten; außerdem traten sie 2000 im Libanon nach dem Rückzug der israelischen Armee aus den besetzten Gebieten des Libanonkrieges von 1982 auf: eine für Malina und andere jüdische Mitglieder des Living teilweise bestürzende Erfahrung (Dirk Szuszies: Resist).

[Bearbeiten] Bücher

  • Imke Buchholz und Judith Malina: Living Theater heißt Leben. Von einer, die auszog, das Leben zu lernen. Volksverlag, Linden 1980
  • Julian Beck und Judith Malina: Paradise Now. Pantheon, New York 1972
  • Julian Beck und Judith Malina: Il lavoro del Living Theatre a cura di Franco Quadri. Ubulibri, Milano 1982
  • Judith Malina: The Diaries of Judith Malina: 1947-1957. Grove Press, New York 1984
  • Judith Malina: The Enormous Despair. (diaries, 1968-69) Random House, New York 1972
  • Judith Malina: Conversazioni con Judith Malina a cura di Cristina Valenti. Edizioni Elèuthera, Milano 1995

[Bearbeiten] Filmografie – Schauspiel

  • 1963: The Queen of Sheba Meets the Atom Man
  • 1968: Emergency
  • 1969: Liebe und Zorn
  • 1975: Dog Day Afternoon - Mrs. Wortzik
  • 1984: Signals Through the Flames
  • 1987: Krieg in Chinatown (China Girl) - Mrs. Monte
  • 1987: No Picnic
  • 1987: Radio Days - Mrs. Waldbaum
  • 1987: The Secret of My Succes - Mrs. Meacham
  • 1988: Histoires d'Amérique
  • 1989: Enemies: A Love Story - Masha's Mother
  • 1990: Zeit des Erwachens
  • 1991: Die Addams Family - Grandma
  • 1993: Ein ganz normales Wunder (Household Saints) - Carmela Santangelo
  • 1994: Men Lie -
  • 1997: The Deli - Vincenza Amico
  • 1998: Liebe auf den ersten Schrei (Music from Another Room)
  • 1999: Snow Days - Grammy
  • 2003: Nothing Really Happens: Memories of Aging Strippers - Tillie Hirsch

[Bearbeiten] Filmografie – Regie

  • 1964: Der Knast (The Brig)

[Bearbeiten] Filmografie – Selbstdarstellung

  • 1969: Diaries, Notebooks and Sketches
  • 1996: Looking for Richard
  • 2001: Changing Stages
  • 2002: How to Draw a Bunny
  • 2004: Resist! To Be with the Living, Dirk Szuszies

[Bearbeiten] TV-Auftritte

  • ER (16. Mai 1996)
  • Miami Vice (6. Februar 1987)

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch