Jon Lord

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Jon Lord (eigentlich John Douglas Lord, * 9. Juni 1941 in Leicester, England) ist ein britischer Musiker, der vor allem als Mitglied der Hardrock-Formation Deep Purple bekannt wurde. Lord gilt als einer der Wegbereiter der Kombination von Rock mit Klassik.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

[Bearbeiten] 50er und 60er Jahre

Sowohl sein Vater als auch seine Tante waren Performance-Künstler, die ihr Talent als Duo mit einer lokalen Tanzgruppe zur Aufführung brachten. Lords erster aktiver Kontakt zur Musik geschah über das Klavier der Familie, an dem er bereits im zarten Alter von fünf Jahren klassischen Unterricht bekam. Als Teenager beeindruckte ihn zunehmend die musikalische Performance der Jazz-Organisten, wie Jimmy Smith und der Pioniere des Rock'n'Roll-Pianos, wie Jerry Lee Lewis.

Bereits mit neun Jahren nahm Lord zunächst Schauspielunterricht in einer der führenden Dramaturgieschulen Londons. Das war in den frühen 1960ern, und das Swinging London lag sozusagen um die Ecke. Von dieser „neuen“ Musik angezogen, begann Lord in diversen Jazz und Rhythm and Blues Combos zu spielen, überwiegend in kleinen Kneipen und Clubgigs in der Londoner Region. Erste regionale Erfolge konnte er mit der Bill Ashton Combo feiern, einer Jazzgruppe, die sich nach dem Saxofonspieler benannte.

1963 wechselte Jon Lord zu einer Band, geleitet von Derek Griffiths, die sich Red Blood and his Bluesicians nannte, und es ihm ermöglichte, an seine erste elektrische Orgel zu kommen.

Die nächsten Jahre erspielte sich Jon Lord die Fähigkeiten zum Profimusiker. Er trat als Organist den bluesig rockigeren Artwoods bei, deren Bandleader Art Wood der Bruder des späteren Rolling Stone Ron Wood war. Die Artwoods veröffentlichten mehrere Singles und EP's, darunter ein heutiges Sammlerstück, „Art Gallery“, traten in TV und Radiosendungen auf, und hatten unzählige Auftritte. Obwohl die Artwoods ein wunderbares Beispiel des frühen Britpop waren, schafften sie keine einzige Hitparadenplatzierung, so dass sie sich bald wieder auflösten, nachdem ihr letzter Versuch, die Charts unter dem Pseudonym St. Valentine's Day Massacre zu erreichen, ebenfalls scheiterten.

Art Woods jüngerer Bruder Ron nahm mit Jon Lord schließlich noch drei Instrumentalnummern unter dem Namen Santa Barbara Machine Head auf.

[Bearbeiten] Deep Purple

Ganz in der Nähe, ohne Jon Lords Aufmerksamkeit zu erregen, war eine andere Band vergeblich damit beschäftigt in die Charts zu gelangen: The Flower Pot Men, eher ein Gesangsensemble, das einen psychedelischen Hit hatte und für eine gebuchte Tour auf Musikersuche waren. Sie fragten Jon Lord, ob er nicht die Band komplettieren wolle. Ebenfalls dabei war ein späteres Deep Purple Mitglied: Nick Simper, sowie Drummer Carlo Little, der bei den Screaming Lord Sutch's Savages bereits an Ritchie Blackmores Seite spielte.

Kurz darauf kam Jon Lord zusammen mit Nick Simper zur Gründung von Deep Purple. Zwischen 1968 und 1976 galten Deep Purple als eine der populärsten und kreativsten Bands, wobei Jon Lord eine tragende Rolle als virtuoser Hammondorganist zuteil wurde, der bis zum Jahre 2003 als einziges Mitglied der Band neben Drummer Ian Paice nicht ausgetauscht wurde. Zwischen den Aufnahmen diverser Hardrockalben mit Deep Purple, und unzähligen Welttourneen, fand er immer wieder Zeit für diverse Soloprojekte, in denen er die Kraft der Rockmusik mit der traditionellen klassischen Musik verband, zeitweise mit Unterstützung durch Deep Purple für das berühmte Concerto for Group and Orchestra (1969) oder in Form von Soloalben, wie Sarabande oder Gemini Suite. Des Weiteren fand er Zeit, die Musik für den Film The Last Rebel (1971) zu schreiben, oder mit seinem Freund Tony Ashton eine eher amüsante Platte aufzunehmen: First of the Big Bands.

[Bearbeiten] Paice Ashton Lord und Whitesnake

Als sich Deep Purple das erste mal auflösten (1976), gründete Jon Lord mit dem Purple Drummer Ian Paice und Tony Ashton die Band Paice Ashton Lord, die zwar nur ein einziges Album aufnahmen, Malice in Wonderland, doch gerade dieses gilt als Meilenstein der Rockmusik. Nach einer Tour und den Vorbereitungen für ein weiteres Album, das jedoch nur teilweise aufgenommen und erst vor wenigen Jahren zusammen mit einer Neuauflage von „Malice in Wonderland“ veröffentlicht wurde, gingen Jon Lord und Ian Paice zu David Coverdales Whitesnake, deren größter Hit wohl das oft gecoverte Here I go again sein dürfte.

Während der erfolgreichen Jahre bei Whitesnake gastierte Jon Lord auf diversen Alben, von Cozy Powell, Graham Bonnet und vielen weiteren, und nahm ein weiteres Soloalbum auf: Before I forget.

[Bearbeiten] Deep Purple-Reunion und endgültiger Ausstieg aus der Band

Schließlich (1984) kam Deep Purples Reformation. Deep Purple erreichten erneut große Erfolge, nahmen weitere sechs Alben auf und hatten unzählige Konzerte auf der ganzen Welt mit fünf verschiedenen Line-Ups.

2002 verließ Jon Lord die Band zur Enttäuschung der Fans endgültig. Ersetzt wurde er durch Don Airey. Lords letztes Konzert mit Deep Purple fand am 19. September 2002 in Ipswich, England statt. „I'm going to have myself a long and vibrant solo career.“ gestand er einem tränenerfüllten Publikum.

[Bearbeiten] Neue Solo-Projekte

Ein Jahr später war Lord einige Monate in Australien, um einige Konzerte seines vorletzten Soloalbums zu geben, Pictured within, und gab zur allgemeinen Überraschung im Sydney Opera House ein Blueskonzert mit einer lokalen Bluesband, The Hoochie Coochie Men, das auf CD erschien.

Mit Beyond The Notes, dem 2005 erschienen jüngsten Album, beweist Jon Lord einmal mehr seine Fähigkeit zu genreübergreifenden, eigenwilligen Kompositionen. Hier ist auch das von ihm für Frida (ehemals ABBA) geschriebene Stück The Sun Will Shine Again zu finden, mit dem sich die schwedische Sängerin erstmals seit acht Jahren auch wieder live zeigte. Bei den Konzerten wirken die Stücke, nicht zuletzt durch das ca. 20-köpfige Orchester, noch lebendiger und kraftvoller – mit einem humorvollen, augenzwinkernden Jon Lord als Entertainer.

Jüngst feierte sein neuestes Werk seine Uraufführung, ein weiteres, klassisches Stück: Boom Of The Tingling Strings, in Queensland, mit dem Queensland Orchestra.

[Bearbeiten] Stil und Wirken

Jon Lord ist ein Meister der Hammond-Orgel, egal ob er komponiert, aufnimmt oder auftritt. Er verkaufte zusammen mit Deep Purple 200 Millionen Alben, hatte über vier Jahrzehnte hinweg unzählbar viele Liveauftritte vor weltweit abermillionen von Zuschauern, mit den unterschiedlichsten Musikstilen, von Jazz über Blues zu R&B, Klassik und Hard Rock. Er komponierte zusammen mit seinen Deep Purple-Kollegen Songs wie Smoke on the Water, Black Night, Highway Star, Child In Time, Lazy, Fireball, Woman From Tokyo, und Burn, die zu Klassikern der Rockmusik avancierten. Lord trat wiederholt mit den verschiedensten Musikern auf: George Harrison, Ringo Starr, Luciano Pavarotti, David Gilmour und Eric Clapton.

[Bearbeiten] Diskographie

[Bearbeiten] Soloalben

  • 1971: Gemini Suite
  • 1974: Windows
  • 1976: Sarabande
  • 1982: Before I Forget
  • 1984: The Country Diary Of An Edwardian Lady (Original Motion Picture Soundtrack)
  • 1998: Pictured Within
  • 2004: With Pictures (DVD)
  • 2004: Beyond The Notes
  • 2004: Beyond The Notes (Live DVD)
  • 2008: Durham Concerto
  • 2008: Boom of the Tingling Strings

[Bearbeiten] Mit The Artwoods

  • 1964: Art Gallery
  • 1983: 100 Oxford Street

[Bearbeiten] Mit Deep Purple

  • 1968: Shades Of Deep Purple
  • 1969: The Book Of Taliesyn, Deep Purple
  • 1970: Concerto For Group And Orchestra, Deep Purple in Rock
  • 1971: Fireball
  • 1972: Machine Head, Made in Japan
  • 1973: Who Do We Think We Are
  • 1974: Mark I & II, Burn, Stormbringer
  • 1975: Made In Europe, Days May Come & Days May Go, Come Taste The Band, This Time Around, Last Concert In Japan, 24 Carat Purple
  • 1976: On The Wings Of A Russian Foxbat
  • 1984: Perfect Strangers
  • 1987: The House Of Blue Light
  • 1988: Nobody's Perfect
  • 1990: Slaves And Masters
  • 1993: The Battle Rages On
  • 1994: Come Hell Or High Water
  • 1996: Purpendicular
  • 1998: Abandon
  • 1999: In Concert With The London Symphony Orchestra

[Bearbeiten] Mit Paice, Ashton, Lord

  • 1976: Malice In Wonderland
  • 1992: BBC Radio 1 Live In Concert

[Bearbeiten] Mit The Hoochie Coochie Men

  • 2003: Live At The Basement
  • 2007: Danger: White Men Dancing

[Bearbeiten] Mit Tony Ashton

  • 1971: The Last Rebel (Original Motion Picture Soundtrack)
  • 1974: First Of The Big Bands, BBC Radio 1 Live In Concert

[Bearbeiten] Mit Whitesnake

  • 1978: Trouble
  • 1979: Lovehunter
  • 1980: Ready An' Willing, Live... In the Heart Of The City
  • 1981: Come An' Get It
  • 1982: Saints & Sinners
  • 1984: Slide It In

[Bearbeiten] Weblinks