Jahangir

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Jahangir, Ausschnitt aus einem Gemälde von Bichitr, um 1620
Jahangir, Ausschnitt aus einem Gemälde von Bichitr, um 1620
Jahangir (r.) und Schah Abbas I. von Persien (Gemälde von Abu al-Hasan, um 1620)
Jahangir (r.) und Schah Abbas I. von Persien (Gemälde von Abu al-Hasan, um 1620)

Jahangir (Ddahangir = pers. „Welteroberer“; voller Name: Nuruddin Schah Jahangir Padschah Ghazi; * 31. August 1569; † 28. Oktober 1627) ist der Name, den sich Akbars Sohn Selim als Herrscher des Mogulreiches gab. Er regierte zwischen 1605 und seinem Tode 1627.

Von seinem Vater mehrfach zurechtgewiesen, hatte Jahangir schon zu Akbars Lebzeiten mit der Opposition seines eigenen Sohnes Khusrau zu rechnen. Khusrau versuchte 1607 Lahore zu erobern, wurde aber gefangen, nach einer erneuten Verschwörung geblendet und seinem Bruder Khurram zur Aufsicht übergeben.

Jahangir zeichnete sich wie sein Vater durch eine allerdings mehr wissenschaftlich geprägte Neugier aus, förderte leidenschaftlich die Malerei und setzte Akbars Religionspolitik unverändert fort. Jahangir war aber auch dem Alkohol und dem Opium verfallen, litt zudem unter Asthma, so dass ihm mit zunehmenden Lebensalter die Regierung entglitt. Zwar reduzierte er den Alkoholkonsum von 20 Bechern doppelten Branntweins auf 6 Becher Wein und 14 Körner Opium pro Tag, aber seine Gesundheit war schlecht. Er verband in sich viele Gegensätze, galt als grausam wie liebevoll, launisch ebenso wie gerecht.

Der Herrscher versuchte Akbars Politik fortzuführen und zu übertreffen, was aber letztlich mit zunehmender Krankheit in der Hand seiner Vertrauensleute lag. Zu seiner Zeit verminderten sich die Bargeldreserven, Korruption und Verwaltungsaufwand stiegen an.

In Jahangirs Regierungszeit fällt 1614 die Befriedung der Rajputen. Jahangir (selbst der Sohn der Rajputenprinzessin von Amber) beachtete deren Stolz, kein regierender Rana von Mewar erschien je am Mogulhof (der Sohn Amar Singhs (reg. 1597-1620), Karan Singh ging stattdessen und wurde freundlich aufgenommen) und auch keine Prinzessin von Mewar ging in den Harem der Moguln.

Zu diesem Moguldrama gehört auch eine schöne und einfallsreiche Frau. Sie hieß Mihrunnisa, war bekannt als Nur Jahan (auch Nur Mahal) und nahm bald nach der Heirat am 25. Mai 1611 Einfluss auf die Politik. Ihr Vater Itimad ud Daulah († 1622) wurde Premier, danach wurde ihr Bruder Asaf Khan die einflussreichste Person bei Hofe, ihre Nichte Mumtaz Mahal wurde die Frau des Prinzen Khurram (des späteren Shah Jahan). Mit Nur Jahan setzte sich auch die persische Gruppierung (die Iranis) bei Hofe gegen Hindostanis und Turanis durch; das bewirkte einen Zustrom von Gelehrten, Künstlern und Soldaten aus Persien.

In den Jahren nach 1622 befand sich Jahangirs dritter Sohn Shah Jahan (Khurram) in einer permanenten halbherzigen Rebellion, da er bei Hofe von Nur Jahan überspielt wurde und sich auf einen Feldzug gegen Persien begeben sollte, was er angesichts der ungünstigen Lage bei Hofe ablehnte. Dazu kam 1626 eine weitere Parodie: Ein General namens Mahabat Khan gedachte Asaf Khans Position zu übernehmen. Er bemächtigte sich der Person des Kaisers, ließ aber Nur Jahan in dessen Begleitung zu. Bald machte sie ihm seine eigenen Truppen abspenstig, sodass er zu Shah Jahan (Khurram) fliehen musste.

Mit dem Tod von Jahangir am 28. Oktober 1627 entmachtete Asaf Khan seine Schwester Nur Jahan und schaltete im Auftrag von Shah Jahan dessen Rivalen aus.

Von 1615 bis 1619 besuchte der Engländer Sir Thomas Roe Indien und den Mogulhof und bemühte sich um die Herstellung wirtschaftlicher Beziehungen (in Konkurrenz zu den Portugiesen), was insbesondere der Britischen Ostindien-Kompanie zugute kam.