Jägerstab
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Der Jägerstab war ein Leitungsorgan innerhalb der deutschen Luftrüstung in der Zeit des Nationalsozialismus. Er wurde am 1. März 1944 zunächst für 6 Monate befristet gebildet um „ohne bürokratische Hemmungen durch unmittelbare Befehlsgebung“ die Produktion von Jagdflugzeugen unter den Bedingungen des Totalen Krieges wesentlich zu steigern. Er diente auch zur Organisation der Dezentralisation und der U-Verlagerung im Bereich der Luftwaffe nachdem eine wirksame Luftverteidigung der Standorte nicht mehr garantiert werden konnte. Am 1. August wurde der Stab nominell aufgelöst, indem gleichzeit ein personell weitgehend identischer Rüstungsstab beim Rüstungsministerium die Aufgaben fortführte. Die Leitung des Jägerstabes wurde 1944 von dem Generalleutnant der Waffen-SS, Dr. Ing. Hans Kammler übernommen, der zugleich als Leiter des Baustabes C des Reichssicherheitshauptamtes für sämtliche Untertageverlagerungen von Industriebetrieben innerhalb Deutschlands verantwortlich war.
Die Gründung des Jägerstabes führte zur weiteren Verschmelzung der Luftfahrtindustrie mit der gesamten Rüstungsindustrie (begonnen mit dem Hauptausschuss für Flugzellenbau, dann Hauptausschuss Flugzeugbau im Rüstungsministerium (Speer) als Ablösung des Generalluftzeugmeisters.
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[Bearbeiten] Personen
Personen im Zusammenhang mit Jägerstab:
- Albert Speer
- Erhard Milch
- Franz Xaver Dorsch
- Karl Saur
- Dr. Hans Kammler
- Walter Schlempp
- Fritz Schmelzer
- Karl Frydag (Henschel-Werke)
- William Werner (Auto-Union)
- Hans Heyne (AEG)
[Bearbeiten] Planungen und Untertage-Verlagerungen
Folgende verbunkerte so genannte Jägerfabriken (jeweils 30m hoch; 300/400m lang; 90m breit; bis zu 6 Stockwerke mit 600 000m² Produktionsfläche) wurden geplant:
- Kaufering bei Augsburg (Rüstungsprojekt "Ringeltaube“ für Messerschmidt)
- Weingut I im Mühldorfer Hart bei Mühldorf am Inn
- Vaihingen an der Enz bei Stuttgart
- Glesch an der Erft (Bergheim/Nordrhein-Westfalen)
- Raum nördlich von Prag
wichtige untertage verlegte Forschungs- und Produktionsstätten:
- Forschungs- und Entwicklungszentrum „Oberbayerische Forschungsanstalt“ der Messerschmitt AG, U-Verlagerung „Cerusit“
- Unterirdische Produktionsanlage der Messerschmitt AG bei Sankt Georgen an der Gusen, U-Verlagerung „Bergkristall“
- Unterirdische Produktionsanlage der Messerschmitt AG bei Eschenlohe, U-Verlagerung „Ente“
[Bearbeiten] Rüstungsstab beim Ministerium Speer
Erhard Milch wurde spätestens am 21. September 1944 zum Stellvertreter Speers (RfRuK) ernannt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- U-Verlagerung = Untertage-Verlagerung, das heißt bombensichere Unterbringung kriegswichtiger Fertigungsstätten
- Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte
- Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg
- Rüstungsprojekt Ringeltaube)
[Bearbeiten] Literatur
- Horst Boog, Detlef Vogel, Gerhard Krebs: Das Deutsche Reich in der Defensive - Strategischer Luftkrieg in Europa, Krieg im Westen und in Ostasien 1943. Bd. 7 der Reihe "Das Deutsche Reich in der Zweite Weltkrieg." DVA, 2001. 831 Seiten. ISBN 3421055076
- Olaf Groehler: „Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980“ Militärverlag der DDR Berlin 1981