Giovanni Falcone
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Giovanni Falcone (* 18. Mai 1939 in Palermo; † (ermordet) 23. Mai 1992 in Capaci bei Palermo) war ein italienischer Jurist und „Mafia-Jäger“. Falcone gilt als Symbolfigur des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität im Süden Italiens.
Anfang der 1980er-Jahre baute er als Untersuchungsrichter (gemeinsam mit Liliana Ferraro vom Justizministerium) in Palermo eine Sonderkommission zur Bekämpfung der Cosa Nostra auf. Die auf Sizilien allgegenwärtige Mafia machte durch zahlreiche Anschläge auf die Ermittler immer wieder klar, dass sie derartige Störungen ihrer Macht und Geschäfte nicht zulassen will. Unbeirrt und mit sehr viel Mut leitete der unter ständigem Polizeischutz stehende Falcone ab Februar 1986 als Untersuchungsrichter 22-monatige Massenprozesse gegen rund 400 Mitglieder der Mafia, von denen zahlreiche dank der von Falcone vorbereiteten Verfahren zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden (insgesamt rund 3000 Jahre). Verhandlungsort war ein (eigens im Innern des Gefängnisses von Palermo errichtetes, bunkerartiges) Gebäude, das selbst einem Raketenbeschuss hätte standhalten sollen. Während des Prozesses wurde die Anlage von etwa 500 Sicherheitskräften und einem Panzer gesichert, der Luftraum wurde überwacht. Durch seine Untersuchungen drang er bis zum Kern der Mafia vor und zeigte, dass selbst jene vermeintlich über dem Gesetz Stehenden nicht mehr sicher vor einer Strafverfolgung waren. 1991 wechselte Falcone ins Justizministerium.
Falcone wurde zusammen mit seiner Ehefrau Francesca Morvillo, ebenfalls Richterin am Jugendgericht, sowie deren drei Leibwächter durch eine Bombe getötet, als er auf dem Weg zu seinem Wochenendhaus bei Palermo war. Die Attentäter hatten unter der Autobahn bei Capaci in der Nähe von Palermo 500 kg Sprengstoff deponiert und ferngesteuert gezündet. Für dieses Attentat musste sich ein Anführer der Cosa Nostra, Giovanni Brusca, vor Gericht verantworten und ist seit 1996 inhaftiert. Es wird vermutet, dass der Mord durch Totò Riina in Auftrag gegeben wurde.
Eine rote Granitsäule steht heute an der Autobahn, wo das Attentat geschah.
Das Attentat auf Falcone stürzte Italien in eine schwere Krise – nicht zuletzt wegen des berechtigten Verdachts, dass Falcones aus Sicherheitsgründen streng geheim gehaltene Ankunft auf dem Flughafen von Palermo von Helfern im innersten Kreis der Staatsmacht verraten worden sei. Am 19. Juli 1992 fiel auch Paolo Borsellino, ein Kollege und enger Vertrauter Falcones, zusammen mit vier Begleitern und einer Begleiterin, in Palermo einem Mordanschlag zum Opfer.
Falcone erfreute sich wegen seines Kampfes gegen das organisierte Verbrechen großer Popularität besonders in Sizilien. Nach seinem Tod wurde er durch die Umbenennung des Flughafens von Palermo in Flughafen Falcone Borsellino Palermo, nach ihm und seinem Freund Paolo Borsellino, geehrt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur und Filme
- Die Mafia -Vierteilige Dokumentation von Matthew Thompson und Charlie Smith (2005)
- Raoul Muhm, Gian Carlo Caselli: Die Rolle des Staatsanwaltes – Erfahrungen in Europa ; Il ruolo del pubblico ministero - Esperienze in Europa, Vecchiarelli Editore Manziana (Roma) 2005, ISBN 88-8247-156-X
- Film Falcone - Im Fadenkreuz der Mafia, 100 min., I/USA, 1998, mit Chazz Palminteri.
- Vincenzo Delle Donne: Falcone: Die Biographie – Leben und Tod im Kampf gegen die Mafia:, Ullstein, Frankfurt/Main, Berlin, 1993, ISBN 3-550-07193-0
- Falcone - Im Fadenkreuz der Mafia in der Internet Movie Database (englisch)
- Giovanni Falcone - Im Netz der Mafia in der Internet Movie Database (englisch)
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Falcone, Giovanni |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Jurist und Richter |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1939 |
GEBURTSORT | Palermo |
STERBEDATUM | 23. Mai 1992 |
STERBEORT | Capaci bei Palermo |