Benedikt Goldschmidt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Benedikt Moses Baruch Goldschmidt (* um 1575 in Frankfurt am Main; † 1642 in Kassel), als Schutzjude in Witzenhausen (1618 – 1622) und in Kassel (ab 1620) erwähnt, Hofbankier dreier hessischer Landgrafen (Moritz, Wilhelm V. und Wilhelm VI.) und Hofjuwelier, Erster Vorsteher der Landesjudenschaft (ab 1625).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Familie
- Goldschmidt war der Sohn des Levi Goldschmidt († 1608).
- Seine Frau Rosina (Röschen) heiratete er um das Jahr 1600.
- Sein Sohn und Nachfolger als Judenvorsteher war Simon Goldschmidt.
- Benedikt Goldschmidt ist der Stammvater der ältesten Fabrikanten- und Bankiers-Familie Goldschmidt in Kassel.
[Bearbeiten] Leben
Benedikt Goldschmidt aus dem Frankfurter Stammhaus „Zum Goldenen Schwan“ (von 1521 - 1883 in Familienbesitz) zieht etwa um 1602, jedenfalls kurz nach der Jahrhundertwende, als junger Mann von Frankfurt am Main nach Witzenhausen, wo er von 1618 – 1622 erwähnt wird, lebt aber wohl auch in der hessischen Residenzstadt Kassel, wo er bereits 1620 in der Liste der Steuerzahler als „Hofjude“ mit einer Zahlung von 500 Reichstalern genannt ist. Goldschmidt liefert auch um 1620 der Kasseler Münze das Prägesilber.
Er genießt das volle Vertrauen des Landgrafen Moritz von Hessen, der ihn zur Erledigung wichtiger Geschäfte wiederholt nach Frankfurt schickt, und seines Nachfolgers Wilhelm V..
Als man von den Juden 2000 Gold-Taler als finanziellen Beitrag zu den Kosten des Dreißigjährigen Krieges fordert, legt Benedikt als Erster Vorsteher der hessischen Landesjudenschaft - dieses Amt hatte er von seinem Verwandten Joseph Goldschmidt (vom „Goldenen Schwan“ in Frankfurt) übernommen und es blieb seitdem bis Anfang des 18. Jahrhunderts in Benedikts Nachkommenschaft erblich - diese Summe zunächst aus, verteilt diese Forderung dann aber auf alle jüdischen Familien Ober- und Nieder-Hessens beim ersten Juden-Landtag, den er im Jahre 1626 nach Kassel einberuft. Im Laufe des Krieges erhält er auf Befehl des Stadtrates auch eine Einquartierung in seinem Haus, worauf er sich umgehend beim Landgrafen erfolgreich beschwert mit dem Hinweis, er habe als Hofbeamter das Privileg (wofür er in 1625 und in 1636 600 Reichstaler bezahlt habe), von Einquartierungen befreit zu sein. Auf Intervention des Landgrafen bleibt Benedikt davon befreit.
Ein entscheidendes Kapitel seines Lebens und auch der jüdischen Gemeinde Kassels ist Benedikts langjähriger Streit mit dem Rabbiner Isaak aus Bettenhausen, Führer einer Gruppe orthodoxer Juden, die in Kassel ihre Gottesdienste abhalten. Schon 1622 bezeichnet der Rabbiner den reichen Hofjuden und dessen Familie wiederholt als „selbstgewachsene Regenten“ und „Verräter der Juden“, weil Benedikt - wohl als weltoffener und modern denkender jüdischer Kaufmann - sich als Hofjude mit der bei den orthodoxen Juden so verhassten Regierung eingelassen hatte. Nach etlichen Auseinandersetzungen gewinnt Benedikt 1625 diesen Streit, nicht zuletzt auch mit Unterstützung des Landgrafen, dem die Wirtschaftskraft der Goldschmidt-Familie näher liegt als der Schutz des orthodoxen Judentums, und erwirkt 1635 sogar einen Erlass zur sofortigen Ausweisung aller in Kassel lebenden Juden mit Ausnahme seiner eigenen Familie. Noch einmal wird 1637 dieses Dekret erneuert, „daß keinem Juden außer ihm in Cassel seßhaft zu sein, vergönnt sein sollte“.
Bereits in 1631 hatte Goldschmidt einen Streit gegen die christliche Metzgerzunft gewonnen, indem ihm das Recht auf rituelles Schlachten zugestanden wird, obwohl handwerkliche Berufstätigkeiten den Juden untersagt waren. Sein Sieg trägt somit auch dazu bei, die Lage aller Juden in ganz Hessen zu erleichtern.
Mit Wegfall der jüdischen Gemeinde in Kassel gibt es allerdings auch kein jüdisches Gotteshaus mehr, da mindestens zehn erwachsene Gottesdienstteilnehmer nachgewiesen werden müssen. So führt die „immer stärker verwurzelte und physisch anwachsende Familie Goldschmidt“ ohne Erlaubnis ihren „Privat-Gottesdienst“ im eigenen Wohnhaus durch, wobei auch auswärtige Juden ohne Aufenthaltsgenehmigung zu diesen Gottesdiensten in die Stadt kommen und dort auch übernachten. Jahre später kann die Familie Goldschmidt „gar mit der ihr eigenen unbeugsamen Energie den Versuch wagen, ihn (den Gottesdienst) offiziell legitimieren zu lassen!“ Dieses gelingt allerdings erst 1651 Benedikts Sohn Simon.
Die Goldschmidt-Familie bleibt die einflussreichste unter Hessens Hofjuden bis zum Aufstieg der Frankfurter Rothschilds.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Sigismund von Dobschütz: Die Vorfahren der Elisabeth Goldschmidt aus Kassel und Mannheim. in: Hessische Familienkunde (HFK). Hrsg.v.d. Arbeitsgemeinschaft der familienkundlichen Gesellschaften in Hessen. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt (Aisch) 24.1998, H. 4, S. 161f. ISSN 0018-1064 (Erstver.)
- auch in: Majan – Die Quelle. Schweizerische Vereinigung für jüdische Genealogie, Zürich 2005, H. 76. ISSN 1011-4009 (Neuver. m. Erg.)
- Dr. Jona Schellekens, James Bennett, Rüdiger Kröger: From Goldschmidt to Goldsmid, An Anglo-Dutch Family From Hessen. Hebräische Universität, Jerusalem 2004 (unveröffentlichtes Manuskript).
[Bearbeiten] Weblinks
- Kurz-Biografie (englisch)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Goldschmidt, Benedikt |
| KURZBESCHREIBUNG | jüdischer Hofbankier und Hofjuwelier in Kassel |
| GEBURTSDATUM | um um 1575 |
| GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
| STERBEDATUM | 1642 |
| STERBEORT | Kassel |
