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Traditionelle Chinesische Medizin – Wikipedia

Traditionelle Chinesische Medizin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Laden für TCM-Produkte in Hongkong
Laden für TCM-Produkte in Hongkong

Als Traditionelle Chinesische Medizin (im englisch- und deutschsprachigen Raum auch als TCM bekannt) werden verschiedene volksmedizinische Behandlungsmethoden und Bewegungsformen bezeichnet, die in China vor über 2000 Jahren begründet und über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt wurde. Zu den therapeutischen Verfahren, die in dieser Medizin zur Anwendung kommen, gehören die Arzneitherapie, die Akupunktur und Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten), die Massage (Tuina Anmo), eine am Wirkmechanismus der Arzneien orientierte Diätetik und Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan.

Das herkömmliche Verbreitungsgebiet der TCM umfasst neben China den gesamten ostasiatischen Raum, insbesondere Korea und Japan. Die Medizin erfuhr dort eigene Ausprägungen, in Japan zum Beispiel unter der Bezeichnung Kampo-Medizin. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts - unter dem Eindruck der Erfolge, die westliche Technik und Wissenschaft auf vielen Gebieten vorzuweisen hatten - gerieten die traditionellen Diagnose- und Therapie-Verfahren zunehmend in Verteidigungsposition. In Reaktion darauf erfuhren sie unter Mao Zedong dann eine enorme Aufwertung. Seither erst kommt in China der Begriff "chinesische Medizin" (中医学) in Gebrauch. Der Begriff meint weniger die traditionelle Medizin im umfassenden Sinn als das Gesundheitswesen, das sich damals in China etablierte. Taiwan, Korea und Japan mit ihren eigenen Traditionen haben denn auch den Begriff der „chinesischen Medizin“ für sich nicht adoptiert. Dort hat sich für die chinesische Medizin-Tradition die Bezeichnung „orientalische Medizin“ (東洋医学) durchgesetzt.[1]

Die Verfahren chinesischer und japanischer Ärzte wiederum übten ihrerseits auch immer wieder ihren Reiz auf westliche Ärzte aus. Spürbar war das nach den ersten Kontakten zwischen Europa und China zur Zeit von Leibniz. Neues Interesse kam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf, als sich ein Bewusstsein für die Grenzen westlichen Fortschritts einzustellen begann. Zu einer - soweit erkennbar - nachhaltigen Bewegung führt das Interesse an chinesischer Medizin nach 1970. Unterdessen ist die TCM weit über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus gedrungen und wird laut einer 2001 von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlichten Bestandsaufnahme „in allen Regionen der Welt praktiziert.“[2]

In der naturwissenschaftlich geprägten Medizin (insbesondere der evidenzbasierten Medizin) ist die Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden der TCM umstritten und die Behauptungen der TCM werden von modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gestützt. In einigen Fällen werden empirisch belegte Wirkungen auf Placeboeffekte und psychologische Wirkmechanismen zurückgeführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Grundlagen – der Begriff des Qi

Hauptartikel: Qi

Eine Schlüsselrolle im medizinischen Diskurs der chinesischen Tradition spielt der Begriff „Qi“. Der Organismus erscheint als außerordentlich komplexes Gefüge dynamischer Qi-Strukturen.[3] Es ist eine auf Gleichgewicht aufgebaute Dynamik. Ist das Gleichgewicht empfindlich gestört, braucht es den Arzt, der mit seinem erfahrenen Blick und im Gespräch mit dem Patienten die Ursache der Störungen zu ermitteln sucht. Es ist dann etwa von „Leber-Qi“ die Rede, von „Herz-Qi“, von „aufsteigendem Qi“, von „Qi-Schwäche“ usw.

[Bearbeiten] Das Qi in der Spannung von Yin und Yang

Das Gleichgewicht der Qi-Dynamik besteht in einem Ausgleich von Gegensätzen, die nach Mustern gebildet werden wie: beschienen und schattig, männlich und weiblich, oben und unten, außen und innen, tätig und leidend... Der Form ihrer Gegensätzlichkeit nach werden sie unter das Begriffspaar Yin und Yang gebracht. Das eine hat nicht – wie etwa im Gegensatz von gut und böse – den Sieg über das andere davonzutragen, sondern findet seine Bestimmung nur in der Anerkennung und Förderung des andern. Der Gedanke, dass allem Geschehen in der Natur und in der Gesellschaft eine Spannung nach Yin und Yang innewohnt, ist nicht nur in der chinesischen Medizin zu finden. Er ist im „Yijing“ zu finden, einem der „Klassiker“, die lange vor dem Erscheinen von Konfuzianismus und Daoismus niedergeschrieben wurden, und ist tief in der mentalen Verfassung und körperlichen Empfindsamkeit der Chinesen verankert. Der Sinologe Wolfgang Bauer wies darauf hin, dass auch etwa der die chinesische Geschichte prägende Widerstreit von Konfuzianismus und Daoismus in seiner Dynamik vom Denken nach Yin- und Yang-Gegensätzen mitgetragen wurde. [4]

[Bearbeiten] Das Qi in den fünf Wandlungsphasen

Die fünf Wandlungsphasen
Die fünf Wandlungsphasen

An zweiter Stelle ist die Qi-Dynamik in einen Kreislauf eingebunden, der nach dem Muster von fünf Jahreszeiten verläuft. Jeder Kreis (Funktionskreis oder Orbis) geht aus einem vorherigen hervor und in den nächsten über. Es entstehen auch Gegensätze und Paare etwa nach dem Muster des Verhältnisses zwischen Großmutter und Enkel. Den Jahreszeiten sind fünf Elemente zugeordnet: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Der menschliche Organismus schließlich wird als ein Zusammenwirken von fünf „Organen“ begriffen, von denen jedes seinen besonderen Bezug zu einem der fünf Elemente und einer der fünf Jahrszeiten hat. Unter einander sind sie im Modus des auseinander Entstehens aneinander gebunden. Es sind die Leber, das Herz, die Milz, die Lunge und die Niere. Jeder dieser Begriffe deckt sich nur teilweise mit dem uns vertrauten Begriff. Im „Herz“ zum Beispiel ist neben dem Organ als Pumpe das Vermögen zur treffenden Form eingeschlossen. Physisches und Psychisches spielt immer und oft ununterscheidbar ineinander über. Neben allen sich daraus ergebenden Unterschieden dürfte der wichtigste der folgende sein: Die fünf Organe sind ein sich selbst erfüllendes Ganzes, ein Mikrokosmos als Abbild eines Makrokosmos, der mit seinen Jahreszeiten und Elementen mit dem individuellen Organismus sein Spiel treibt. Die Organe verhalten sich zum Organismus wie die fünf Jahreszeiten zum Zyklus des Entstehens und Vergehens und die fünf Elemente zum Ganzen des materiellen Seins.

[Bearbeiten] Qi als „Energie“

Qi beschreibt den subjektiv erlebten Einfluss eines externen Stimulus und vom jeweiligen Geisteszustand des Subjektes abhängen und wird oft als „Kraft“ oder „Energie“ übersetzt. Qi wird auch im medizinischen Kontext benützt. Mit „Wei-Qi“ wird die Fähigkeit bezeichnet, schädlichen Witterungseinflüssen sowohl wie psychischen Zumutungen standzuhalten und Verletzungen und Infekte zu bewältigen. Es soll im wachen Organismus anders anwesend sein als im schlafenden und sich beim Einschlafen von der Oberfläche des Körpers ins Körperinnere zurückziehen. „Qi Gong“ bezeichnet dagegen „Arbeiten am Qi“.

Häufige Verwendung findet das Konzept im Zusammenhang mit den „Meridianen“, welche die Verbindungslinien zwischen den 730 Akupunkturpunkte darstellen sollen. Das Reizen der Punkte durch Nadeln wird als „De-Qi“ bezeichnet, der „Ankunft des Qi“. Für den Therapeuten soll es durch eine Zunahme des Gewebswiderstandes spürbar sein, für den Patienten durch eine ausstrahlende Empfindung entlang des betroffenen Meridians.

[Bearbeiten] Diagnose und Therapie

Nach chinesischer Krankheitslehre kommen die inneren Störungen im Äußeren auf differenzierte Art zum Vorschein. Entsprechend ausgebildet sind diagnostische Verfahren, die sich auf die sinnlich wahrnehmbare Beschaffenheit der Körperaußenseite und seiner Ausscheidungen richten. Berühmt dafür, weil ohne Entsprechung zu westlichen Diagnosetechniken, sind die Puls- und die Zungendiagnose.

Zur Behandlung werden in der Regel verschiedene Methoden in Kombination angewandt. Die fünf wichtigsten Methoden sind:
- Akupunktur und Moxibustion: Bestimmte Punkte, die entlang von „Meridianen“ angeordnet sind, werden mit Nadeln oder brennendem Beifuß (Moxa) gereizt.
- Massage (Tuina Anmo, Shiatsu in Japan …): Sie orientiert sich an den Meridianen.
- Arzneitherapie: Sie besteht in der Verordnung von Rezepturen aus Rohdrogen und ist im Hinblick auf die therapeutische Reichweite die bedeutendste der Methoden.
- Diätetik: Den Lebensmitteln eignet nach dem Vorbild der Arzneimittel ein bestimmtes Wirkprofil. Diesem entsprechend lassen sich die gängigen Lebensmittel therapiebegleitend und vorbeugend einsetzen.
- Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan: Unter Betätigung der Vorstellungskraft, die sich auf den Körper und dessen Umgebung richtet und oft auch auf die Nachahmung von Bildern, etwa Tierbildern zielt, wird in langsamen und fließenden Bewegungen der Organismus beruhigt und belebt.

[Bearbeiten] Arzneimittel

Siehe hierzu auch den Artikel Phytotherapie

Die Klinische Chinesische Pharmakologie von Manfred Porkert – die umfassendste Darstellung des Themas in einer westlichen Sprache – umfasst 515 Einzeldrogen. Davon entfallen unter 5 % auf Präparate oder Teile von Wirbeltieren, darunter zum Beispiel die Knochen des Tigers, aber auch fossile Knochen voreiszeitlicher Tiere. Jeweils gut 5 % sind mineralischer Art oder bestehen aus Exkrementen, Sekreten, Würmern, Insekten und Teilen von Weichtieren. 85 % sind pflanzlicher Herkunft. [5] In Europa beschränkt sich die Arzneitherapie meist auf die Phytotherapie, das heißt die Verwendung pflanzlicher Wirkstoffe aus kontrolliertem Anbau. Die einzigen offiziell in Europa verwendeten tierischen Arzneistoffe sind verschiedene Muschelschalen (z. B. der Chinesischen Auster oder Arkamuschelschalen).

Jede Einzeldroge besitzt ihr spezifisches Profil. Es besteht aus dem Temperaturverhalten (siebenstufige Skala) und der Geschmacksqualität (sauer, bitter, süß, scharf, salzig und neutral). Beides sind chinesischer Pharmakologie gemäß elementare Eigenschaften der Arzneien. Sie stehen in einem direkten Zusammenhang mit bestimmten Wirktendenzen. Diese sind wiederum spezifisch organbezogen ("Orbisbezug"). Im Ergebnis werden für jedes Mittel Indikationen und Kontraindikationen angegeben. Zur weiteren Bestimmung gehören Kombinierbarkeit und Unverträglichkeit mit anderen Drogen, die Toxizität und die Dosierung entsprechend der Verabreichungsform.[6]

Die dem Patienten verabreichte Arznei besteht in der Regel aus einer Komposition verschiedener Einzelmittel. Die klassische Verabreichungsform ist die Abkochung, das „Dekokt“, selten ein Aufguss wie bei unseren heimischen Heiltees. Auch die Wirkungsintensität ist mit der von Heiltees nicht zu vergleichen. Neben anderen Formen der Verabreichung sind für Fertigarzneien – Standardkombinationen für häufige Indikationen – auch Pillen und Granulate in Gebrauch.

[Bearbeiten] Geschichte

Darstellung eines Meridians und ihm zugehöriger Punkte
Darstellung eines Meridians und ihm zugehöriger Punkte

Die ältesten Grundlagenwerke, die noch heute im Gebrauch sind, werden Kaisern zugeschrieben, die mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung gelebt haben sollen. Das sind Legenden. Wie es zu diesen Texten tatsächlich kam, mag auch in Zukunft im Dunkeln bleiben. Gesichert ist, dass sie vor mindestens 2000 Jahren zusammengestellt worden sind: das Shen Nong bencao jing, eine Pflanzenheilkunde, und das Huangdi Neijing, eine ausführliche Darstellung sowohl der Diagnose- und Therapieverfahren als auch der Akupunktur. Nach Beginn unserer Zeitrechnung entstand das Shang Han Lun, eine Abhandlung über Kälte-Krankheiten. Sie gilt als die älteste klinische Abhandlung der Medizingeschichte überhaupt. Ihren Höhepunkt erreichte die chinesische Medizin in der Ming-Dynastie (1368 bis 1644). Aus dieser Zeit stammen eine Reihe berühmter Schriften, darunter das Ben Cao Gang Mu, ein Kompendium der Materia Medica.[7]

Mit Beginn der jesuitischen Mission gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann zunächst eine Zeit des gegenseitigen Austauschs. Ab Beginn der Qing-Dynastie (ab 1644) wirkten Jesuiten am kaiserlichen Hof als Astronomen, Geographen, Maler, Architekten oder Mathematiker. Umgekehrt erzählten die Reisenden, zurück von ihrer Reise, einem staunenden Publikum von fremden Künsten und Wissenschaften. Es erschienen die ersten Berichte von den Heilmethoden der Moxibustion und Akupunktur. Sie stammen vom Holländer Willem ten Rhijne (1647–1700)[8] und von Engelbert Kaempfer (1651–1716) aus Lemgo[9].Beide waren als Ärzte der Ostindischen Kompanie in Asien unterwegs, ten Rhijne in China, Kaempfer in Japan.

In einer neuen Lage befand sich China in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Westliche Mächte hatten gemeinsam mit damals zur Verfügung stehender, geballter Waffengewalt den Zugang zu den Märkten erzwungen (Opiumkriege, 1839–1842 und 1856 bis 1860). Westliche Technik und Wissenschaft drang in der Folge ungehindert in den Alltag der städtischen Bevölkerung ein. In den Städten wuchs die Zahl derer, die ihre Krankheiten nach den importierten westlichen Methoden behandelt haben wollten, nicht mehr nach den hergebrachten. Diejenigen, die nach altem Handwerk zu heilen versprachen, wurden gar in die Enge getrieben. Es gab Diskussionen und Androhungen, sie zu verbieten, als Hemmschuh für eine reibungslose Abwicklung einer Transformation in den westlichen Stil der Effektivität durch Rationalität.

In die Gegenrichtung schwang das Pendel unter Mao Zedong. Es galt, die ländliche Bevölkerung eines riesigen Reichs mit Ärzten zu versorgen. Die Lösung ergab sich im Modell der Pflege und Kontrolle der althergebrachten und gerade in der ländlichen Bevölkerung verbreiteten Heilkunst. Neue Hochschulen für die chinesische Medizin wurden gegründet, alte Klassiker neu entdeckt und für die Moderne aufbereitet. Mit den „Barfußärzten“ – in Kurzlehrgängen ausgebildeten TCM-Ärzten – wurde die medizinische Versorgung flächendeckend bewältigt.

[Bearbeiten] Taiwan

In Taiwan konnte sich die herkömmliche Medizin trotz ungehindert westlich orientierter Modernisierung halten und wird heute ergänzend zur modernen westlichen Medizin praktiziert. Taiwan hat seine eigene TCM-Tradition, die stärker durch alte Ärztefamilien geprägt ist, traditioneller und somit weniger standardisiert ist, mehr spirituelle Elemente beibehielt. Taiwan bildet auch kaum Ausländer in der TCM aus. Nicht unerwähnt sollte jedoch bleiben, dass auch der Durchschnittschinese im Zweifelsfall eher auf Behandlungsmethoden der modernen Medizin vertraut, was jedoch zu einem ausgeprägten Missbrauch von Medikamenten führt. Die pharmakodynamische und pharmakokinetische Toleranz-Rate ist deswegen in Taiwan sehr hoch. TCM findet vor allem bei chronischen Erkrankungen, als Zusatzbehandlung, oder bei austherapierten Patienten Anwendung. Großer Beliebtheit erfreuen sich in Taiwan auch Restaurants, die medizinale Gerichte entsprechend der Ernährungslehre der CM anbieten.

[Bearbeiten] Japan

Der Import chinesischer Medizin nach Japan setzte zu Beginn des 7. Jahrhunderts ein.[10] Eine frühe Kunde der Beschäftigung mit dieser Heilkunst ist die medizinische Schrift „Ishinpo“ (医心方) von 982.

Zu folgenreichen Auseinandersetzungen unter den Ärzten kam es im 17. Jahrhundert. Eine Ärztegruppierung wandte sich gegen den Import damals neuartiger Techniken aus China und griffen zur Erneuerung der Medizin auf das damals schon über 1500 Jahre alte Werk Shang Han Lun zurück, jene Abhandlung, die durch Kälte verursachte fiebrige Erkrankungen unter klinische Beobachtung gestellt hatte. Die Erneuerer durch Rückgriff auf Altes setzten sich durch und begründeten einen eigenständigen Weg.

Zu der Bezeichnung Kampo-Medizin (漢方医学) kam es im 19. Jahrhundert, als es darum ging, die einheimische gegen die westliche Medizin abzugrenzen. „Kampo“ heißt „chinesisches Verfahren“, wobei das Zeichen für China (kan -> 漢) das Bild von einem alten, vergangenen China hervorruft. Das Begriffsfeld ist nicht präzise abgegrenzt. Manchmal bezeichnet der Begriff das ganze Arsenal an Verfahren, das zur Anwendung kommt, auch Massage, Akupunktur und Diätetik. Häufig aber beschränkt er sich auf das Feld der Therapie mit Arzneidrogen.

Mit der Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die hergebrachte Medizin einem scharfen Wind ausgesetzt. Zu den neuen Regelungen von Seiten staatlicher Instanzen gehörten: Wer als Arzt praktizieren will, muss sich die Erlaubnis durch den Nachweis holen, dass er sich im Handwerk der aktuellen westlichen Medizin auskennt, der deutschen übrigens an erster Stelle. Dem dienten die neu gegründeten Universitäten. Wer also nur seine Erfahrung im Heilen mit hergebrachten Methoden vorweisen konnte, war zum Heilen nicht mehr berechtigt. Er wurde ausgeschieden aus dem Verband staatlich anerkannter Ärzte. Was aber nicht zum Absterben der Kampo-Medizin führte. Es hat sich ein Widerstand gegen den Ausschließlichkeitsanspruch der modernen westlichen Medizin erhalten. Es gab Bestrebungen, die Ärzte nach ihrer Approbation zum Arzt in westlicher Medizin eine Zusatzausbildung in Kampo-Medizin machen zu lassen. Mit gewissem Erfolg: 1976 wurden Kampo-Produkte kassenfähig. 1979 wird die erste Abteilung für Kanpomedizin in der medizinischen Fakultät einer staatlichen Universität gegründet.[11] Mittlerweile findet man solche Abteilungen an einer Reihe der angesehensten staatlichen und privaten Universitäten. Viele Apotheken führen eine mehr oder minder große Palette an chinesischen Rezepturen. An städtischen und privaten Kliniken Ärzte zu finden, die auch in Kampo-Medizin ausgebildet sind, ist in der Regel möglich.

Eine eigene Welt bildet die Akupunktur. Personell und institutionell ist sie von der Kampo-Medizin faktisch getrennt. Die Behandlung mit Arzneidrogen ist ganz in den Händen von approbierten Ärzten, diejenige mit Nadeln hingegen in denen von Therapeuten, die sich auch auf die Techniken des Massierens und weiterer manueller Verfahren verstehen. Entsprechende Praxen – oft im Stil einer kleinen Klinik mit einem oder zwei Dutzend Mitarbeitern ausgestattet – sind flächendeckend vorhanden und voll in das Gesundheitswesen integriert. Auch als Patient einer Pflichtkasse kann man mit direktem Gang zum Therapeuten, ohne sich zuerst bei einem Arzt ein Überweisungsschreiben holen zu müssen, Leistungen in Akupunktur oder Massage einfordern.

[Bearbeiten] Aktueller TCM-Boom im Westen

Seit den 1950er-Jahren fand die TCM zunehmendes Interesse im westlichen Kulturkreis. In Deutschland hatten naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte wie Heribert Schmidt, Gerhard Bachmann, Erich Stiefvater Teile von ihr rezipiert und seit Mitte letzten Jahrhunderts viel für die Verbreitung vor allem der Akupunktur getan. Ihre Kenntnisse bezogen sie aus Vietnam und Japan. Neue Erkenntnisse von Sinologen kamen hinzu. Von herausragender Bedeutung sind die Werke von Manfred Porkert. Seine "Klinische Chinesische Pharmakologie" von 1978 zum Beispiel bietet zum ersten Mal in einer westlichen Sprache eine umfassende Beschreibung der Wirkungen von chinesischen Arzneidrogen.

Mit der politischen Öffnung Chinas und den damit einhergehenden Reiseerleichterungen erlebte vor allem die Akupunktur seit den 1970er-Jahren einen regelrechten Boom. Als Auslöser gilt der Bericht eines amerikanischen Journalisten über die erfolgreiche Akupunktur-Schmerzbehandlung nach seiner eigenen Blinddarm-Operation während eines Chinabesuchs im Jahr 1971.[12] Einer der großen Vermittler unter den China-Reisenden von damals ist der Nordamerikaner Ted J. Kaptchuk, dessen 1983 erschienenes Buch „The Web That Has No Weaver“ (dt.: Das große Buch der chinesischen Medizin 1988) wesentlich zur Popularität der TCM beigetragen hat.

[Bearbeiten] Situation im deutschsprachigen Raum

Die TCM ist mittlerweile auch im deutschen Gesundheitswesen verbreitet, obschon gesundheitspolitisch nur sehr begrenzt anerkannt, und verfügt über eine Reihe von ärztlichen Gesellschaften. Die „Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur“ (DÄGfA ) gehört zu den größten dieser Gesellschaften und ist eine der grössten Fachgesellschaften auf dem Gebiet der Naturheilkunde überhaupt. Das gesamte Feld chinesischer Therapien, insbesondere auch die Phytotherapie, deckt die "Societas medicinae Sinensis" ab (SMS - Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin). Die DECA, eine Vereinigung von Ärzten zur „Dokumentation von Erfahrungsmaterial der Chinesischen Arzneitherapie“, betreibt auch Forschung indem sie von Erfolgen berichtet, insbesondere bei „austherapierten“ Patienten, etwa bei der Behandlung von chronisch entzündlichen Erkrankungen und bei neurologischen Krankheitsbildern. Im Anschluss an die groß angelegte Modellversuche zur Überprüfung der Wirksamkeit von Akupunktur voraus („Gerac-Studien“), wird Akupunktur seit dem 1. Januar 2007 bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule und des Kniegelenks als Kassenleistung anerkannt.

In der Schweiz werden die Behandlungskosten von EMR-anerkannten, nicht-ärztlichen TCM-Therapeuten weitgehend durch die Zusatzversicherungen gedeckt. Die Zulassung für TCM-Therapeuten ist föderalistisch geregelt, hauptsächlich gelten die Anforderungen des Schweizerischen Berufverbandes für TCM (SBO-TCM), welcher sich wiederum nach den Standards der NCCAOM und ETCMA richtet. Diverse Schulen sind vom SBO-TCM empfohlen und bieten mehrjährige, umfangreiche Vollzeitausbildungen an. Von den ärztlichen Behandlungsmethoden mit TCM kann seit 2006 nur noch Akupunktur über die Grundversicherung abgerechnet werden, alle übrigen Therapiemethoden der TCM können durch eine allenfalls abgeschlossene Zusatzversicherung rückvergütet werden. Die Standards für ärztliche Fähigkeitsausweise für TCM werden hauptsächlich durch den Dachverband der schweizerischen, ärztlichen TCM Verbände (ASA) gesetzt.

In Wien gibt es eine Privatuniversität, die sich gänzlich der Forschungs- und Lehrarbeit im Bereich der traditionellen chinesischen Medizin verschrieben hat, die TCM Privatuniversität Li Shi Zhen.

[Bearbeiten] Kritik

[Bearbeiten] Wissenschaftlichkeit

In der naturwissenschaftlich geprägten Medizin (insbesondere der evidenzbasierten Medizin) ist die Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden der TCM umstritten und wird bezweifelt. In einigen Fällen werden empirisch belegte Wirkungen auf Placeboeffekte und psychologische Wirkmechanismen (Zuwendung des Arztes oder Pflegepersonals) zurückgeführt.

Die Kritik an der TCM betrifft verschiedene Teilgebiete derselben. Eines davon ist die Lehre von den „Meridianen“, die einer Vielzahl von Verfahren wie Akupunktur, Massage, Bewegungsübungen usw. zu Grunde liegt. Die Existenz der Meridiane lässt sich nicht auf naturwissenschaftlich gesichertes Wissen zurückführen und für die Behauptung, dass man über spezifische Punkte an der Körperoberfläche auf innere Zustände und Organe Einfluss nehmen kann, gibt es keinen wissenschaftlich stichhaltige Beweis oder plausiblen Wirkungsmechanismus. Die Vertreter der TCM führen an, dass es nicht eine Vielzahl von Meridianlehren gibt, sondern im großen Ganzen eine Lehre, obwohl sie seit Jahrtausenden und über riesige geografische Räume hinweg und mittlerweile weltweit von Ärzten verschiedensten Hintergrunds angewandt wird. Die Uniformität oder Verbreitung einer Theorie alleine lässt jedoch keinen Schluss über ihren Wahrheitsgehalt zu. Weitere Kriterien fehlen oder werden nicht definiert, damit wird absichtlich oder unabsichtlich die Nachweisbarkeit durch wissenschaftliche Methoden vereitelt.

Ein anderes Teilgebiete der TCM ist ihre Pharmakologie. Einen Beitrag zur theoretischen Klärung des Unterschieds der westlich modernen zur traditionell chinesischen Pharmakologie findet man bei Manfred Porkert[13]. Er unterscheidet zwei Erkenntnismodi: den kausalanalytischen und den induktivsynthetischen, welche einander nicht alternativ, sondern komplementär gegenüberstehen sollen. Die im jeweiligen Modus gewonnenen Erkenntnisse seien sich, was die Verbindlichkeit der beschriebenen Wirkungen anbelangt, durchaus ebenbürtig.[14] Die TCM habe laut Porkert „innerhalb ihres Anwendungsbereichs eine therapeutische Sicherheit und Präzision“ erlangt, „die von keiner anderen Pharmakotherapie übertroffen und von wenigen in Einzelfällen erreicht wird.“ [15] Diese Behauptungen werden allerdings von eindeutigen Unterstützern der TCM vorgebracht und sind daher vorsichtig zu bewerten. Es gibt allerdings auch Beispiele in denen eine Heilpflanze der TCM von der westlichen Schulmedizin entdeckt wurde und benutzt wird, um Krankheiten zu bekämpfen (so zum Beispiel Artemisinin aus Artemisia annua[16]).

Ein Beispiel für eine wissenschaftlich durchgeführte Untersuchung der Akupunktur sind die „Gerac-Studien“ (German Acupuncture Trials), deren letzte im Januar 2007 publiziert wurden.[17] Es handelt sich dabei um die aufwändigsten und teuersten wissenschaftlichen Untersuchungen der Akupunktur und sie wurden von deutschen Krankenkassen finanziert. Es wurden drei Behandlungsarten miteinander verglichen: Akupunktur, eine Scheinakupunktur und eine konventionelle Standardtherapie. Für den Fall chronischer Knie- und Rückenschmerzen kamenn die Studien zu dem Ergebnis, dass die Werte für die Scheinakupunktur nicht signifikant schlechter waren als die für die korrekt durchgeführte Nadelung. Beides jedoch war deutlich wirksamer als die konventionelle Therapie.[18] Auf Basis dieser Ergebnisse empfahl der Gemeinsame Bundesausschuß, dass Akupunktur bei Rückenschmerzen und chronischen Gelenkschmerzen Teil der Kassenleistung werden soll.

Die Studien lösten jedoch heftige Kritik aus. Es wurden Einwände gegen Design und Durchführung erhoben, welche die Validität der Studienergebnisse in Frage stellen. Ein Einwand ist, dass eventuell die „Entblindung“ der Probanden ungenügend war. Auch die in Akupunktur unerfahrenen Patienten hätten leicht in Erfahrung bringen können, ob sie eine korrekte („verum“) oder eine bloß vorgetäuschte („sham“) Akupunktur erhalten haben. Kritiker bemängeln, dass unklar sei, wie viele der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe sich Zusatztherapien verschafft haben. Die Probanden wurden für ihre Teilnahme mit hohen Geldbeträgen angelockt, die nicht ausgezahlt worden wären, wenn sie die Zusatztherapie offenbart hätten. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Akupunkturpunkte nach Schema vorgegeben wurden, die Diagnose nach chinesischer Manier aber individuell ist. So ist ein Kopfschmerz zum Beispiel Symptom einer Störung, die von Patient zu Patient durch Verfahren wie Zungen- und Pulsdiagnostik und durch geduldige Anamnese abgeklärt werden muss. An welchen Punkten die Nadeln zu setzen sind, lässt sich überhaupt erst nach einer solchen Diagnose entscheiden. Kritiker der Studien bemängeln also, dass die Ergebnisse nicht das tatsächliche Ausmaß der Wirksamkeit wiedergeben, das die Akupunktur in den Händen eines erfahrenen TCM-Arztes besitzt.

Auch die chinesischen Phytotherapie wurde in wissenschaftlichen Studien untersucht. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Bern hatten Untersuchungen zur chinesischen Phytotherapie mit solchen der herkömmlichen Medizin einem Vergleich unterworfen.[19] Verglichen wurden jeweils 136 Plazebo gesteuerte Doppel-Blind-Versuche. Von den Studien zur Kräutermedizin waren 119 chinesischer und 17 englischer Sprache, von denen zur konventionellen Medizin waren dagegen 125 englischer Sprache. Die Studien in englischer Sprache schnitten besser ab als die in chinesischer und entsprechend auch die Studien der herkömmlichen Medizin im Vergleich zu denen der chinesischen Kräutermedizin. Studien von hoher Qualität stehen einander im Verhältnis von 2 % zu 10 % gegenüber. Die Autoren des Vergleichs ziehen den Schluss, dass die Voreingenommenheit bei den chinesischen Studien stärker ausgeprägt sei und es auf Grund der geringen Zahl hochwertiger Veröffentlichungen nicht möglich sei, über die Wirksamkeit der chinesischen Phytotherapie verbindlich zu urteilen.[20]

Bis heute gibt es keine ausreichende wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der TCM und es existiert keine einzige allen wissenschaftlichen Kriterien standhaltende Studie, in der die TCM für wirksam erklärt wurde. Vielmehr mussten die positiv ausfallenden Studien im Nachhinein zurückgezogen werden, da sie offensichtlich manipuliert waren.

Ein weiterer Kritikpunkt an der TCM ist, dass die aktuelle TCM nicht Jahrtausende sondern gerade einmal mehrere Jahrzehnte alt sei.[21] Die TCM wurde von Mao gefördert, da China während der Kulturrevolution von der medizinischen Versorgung des Westens abgeschnitten war. So sollte die TCM die zuvor eingeführte westliche Medizin ersetzen. Heute fördert die chinesische Regierung die Verbreitung der TCM im Ausland, um das eigene Prestige zu steigern.

Letztlich ist zu beachten, dass die TCM es in der Zeit ihrer Existenz nicht geschafft hat, Typhus, Diphtherie, Tetanus, Hepatitis oder Krebs zu heilen. Dies vermochte erst die evidenzbasierte naturwissenschaftliche Medizin mit modernen Methoden und Medikamenten.

[Bearbeiten] Nebenwirkungen und Qualitätskontrolle

Es gab Berichte von Vergiftungsfällen bei der Anwendung von chinesischen Arzneien (z. B. durch Aristolochiasäuren). Die Gefahr der Verunreinigung durch Pestizide, Schwermetalle etc. lassen sich wie bei anderen Medikamenten auch nur vermeiden, wenn die Arzneien in Apotheken gekauft werden. Da die Apotheken in Deutschland der Kontrolle der Arzneimittelbehörden unterworfen sind, werden sämtliche dort verkauften Produkte mittels vorgeschriebener Verfahren analysiert und müssen bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllen. Unerwünschte Wirkungen können die chinesischen Arzneien (wie auch schulmedizinische Medikamente) bei unsachgemäßer Einnahme zeigen. Bei den chinesische Abkochungen von Pflanzenteilen handelt es sich teilweise um potente Substanzen, die schwere Störungen hervorrufen können, wenn sie zur falschen Zeit oder vom falschen Patienten eingenommen wurden.

Seit 1999 läuft an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ein interdisziplinäres Projekt zur Anbauforschung von 16 ausgewählten chinesischen Heilpflanzenarten. Laut der Landesanstalt könnte der kontrollierte Anbau einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Arzneimittel und auch zur Versorgungssicherheit in diesem Bereich leisten.[22]

Von einigen Kritikern wurden Bedenken aufgebracht, dass die durch chinesische Arzneien, auch kunstgerecht gehandhabt, zu Leberschäden führen könnten. Eine „Langzeitstudie über mögliche Nebenwirkungen der chinesischen Kräuter“ vom Förderverein Chinesische Medizin in Deutschland e.V. kommt allerdings zu dem Schluss, dass sie den „oft erhobenen Vorwurf der Lebertoxizität chinesischer Kräuter“ widerlegen konnte.[23]

Dem zunehmenden Interesse an der TCM ist wohl die zunehmende Unüberschaubarkeit zu verdanken. Auf dem Akupunkturmarkt zum Beispiel werden die verschiedensten Qualifikationen und Fortbildungen angeboten und die Ausbildung der verschidenden Akupunkteure sind oft kaum noch vergleichbar.

[Bearbeiten] Artenschutz und Tierschutz

Angebot traditioneller Arzneien auf einem Straßenmarkt in Xi'an.
Angebot traditioneller Arzneien auf einem Straßenmarkt in Xi'an.
Angebot traditioneller Arzneien auf einem Straßenmarkt in Xi'an.
Angebot traditioneller Arzneien auf einem Straßenmarkt in Xi'an.

Alle naturheilkundliche Medizin muss früher oder später mit knappen Ressourcen rechnen, sobald sie einen Massenkonsum zu befriedigen hat. In Deutschland sind zum Beispiel Schlüsselblume und Arnika in ihrem Bestand gefährdet.[24]

Das Problem ist im Fall der TCM umso dringender, als die TCM bei globaler Verbreitung weiterhin in Expansion begriffen ist und in ihrer Arzneimittelliste Teile einer ganzen Reihe von Tieren führt, die nach den Erkenntnissen der IUCN zu den gefährdeten („vom Aussterben bedrohten“ bis „gering gefährdeten“) Arten zählen: Tiger, Schneeleopard, Asiatischer Schwarzbär, Nashorn, Saiga-Antilope (wurde vom WWF in den 1990er-Jahren als Substitut für das Nashorn empfohlen), Schuppentierarten, Sägerochen, Seepferdchenarten, Schildkrötenarten. Deren Verwendung in der TCM spielt ihre Rolle für die prekäre Lage dieser Arten. Man darf deren Rolle aber auch nicht überschätzen. Beim Tiger zum Beispiel rangiert die Zerstörung des Lebensraums weit vor der der Wilderei für den TCM-Markt. Allein zwischen 1995 und 2005 ging der Lebensraum für den Tiger in Asien um 40 % zurück. Die Tiger besiedeln heute nur noch 7 % ihres ursprünglichen Habitats.[25] Umso empfindlicher freilich trifft es die verbliebenen Populationen, wenn das Verbot der Bejagung, auch wenn sie Heilzwecken dient, nicht rigoros durchgesetzt wird.

Mit der Begründung der Artenschonung wurden in China seit Beginn der 1980er-Jahre nach koreanischem Vorbild „Bärenfarmen“ eingerichtet. Die erbarmungswürdigen Tiere werden dort in Zuständen gehalten, die jeder Beschreibung spotten. Auf grausame, äußerst schmerzhafte Weise wird ihnen über ihre ganze Lebenszeit Gallenflüssigkeit entnommen. Aufgrund eines Überangebots der Ware auf den Märkten geht nur ein Teil in die Herstellung von Arzneimitteln, ein beträchtlicher Teil in die Produktion von Kosmetika und anderen Luxusprodukten. Trotz aller Kampagnen und Einsprüche der einschlägigen Tierschutzverbände werden in China, Korea und Vietnam insgesamt nach wie vor mehr als 14.000 Tiere gehalten. In Verletzung des Washingtoner Artenschutzabkommens werden Produkte mit Bärengalle als Bestandteil auch auf westlichen Märkten gehandelt.[26]

Das Problem liegt an erster Stelle beim informellen Markt.[27] Heilkräuter und andere Arzneien werden in Asien von alters her ohne jede Kontrolle auf Straßenmärkten und in Shops angeboten. Der treffende Begriff für diesen Sektor ist der der „Volksmedizin“, die nur zum Teil auf Erkenntnissen der TCM, zum Teil auf Aberglauben beruht. Die Industrie, die diesen Sektor bedient, drängt auch auf die Märkte des Westens, seit dort die TCM in Mode ist.

Die TCM-Gesellschaften in Deutschland sprechen sich ausnahmslos gegen die Verwendung geschützter Arten des Tier- und des Pflanzenreichs aus. Die Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin (AGTCM) engagiert sich in der „AG Medizin und Artenschutz“ des WWF.[28] Die Internationale Gesellschaft für chinesische Medizin (SMS) kooperiert mit Pro Wildlife. [29] Deutsche Apotheken führen TCM-Arzneien, die Bestandteile geschützter Arten enthalten, nicht im Angebot.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Siehe zum Beispiel den Sprachgebrauch beim "14th International Congress of Oriental Medicine" in Taiwan, 2.–4. Dez. 2007.
  2. Legal Status of Traditional Medicine and Complementary/Alternative Medicine: A Worldwide Review, S. 2. (Dokument als PDF)
  3. Dazu die in der Literaturliste aufgeführten Bücher von: Ted J. Kaptchuk, Das große Buch der chinesischen Medizin; Giovanni Maciocia, Die Grundlagen der chinesischen Medizin; Manfred Porkert, Die theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin. Eine kompakte Darstellung des Begriffs Qi gibt: Christian Schmincke, Der Energiebegriff in der chinesischen Medizin – Wie das Qi die Welt bewegt, in: Naturarzt, Heft 08/2005, S. 39-41. (Manuskript als PDF)
  4. Wolfgang Bauer, Geschichte der chinesischen Philosophie, C.H. Beck, München 2001, S. 95, ISBN 3-406-47157-9
  5. Manfred Porkert: Klinische Chinesische Pharmakologie. Fischer, Heidelberg 1978, ISBN 978-3855970025
  6. Manfred Porkert: Klinische Chinesische Pharmakologie. Fischer, Heidelberg 1978, ISBN 978-3855970025, S. 52–59.
  7. Siehe zum Beispiel die Onlineversion einer Ausstellung der US National Library of Medicine vom Oktober 2000: "Classics of Traditional Chinese Medicine"
  8. Dissertatio de Arthritide (1683). Siehe Website der Groupe d'Etude et de Recherche en Acupuncture. Dort auch Auszüge aus der Schrift auf Englisch als PDF.
  9. Seine Beschreibungen Japans, das er in den 1990er-Jahren des 17. Jahrhunderts bereist hatte, erschienen von 1727–1729 auch auf Englisch, Französisch und Holländisch. Siehe [1].
  10. Die Ausführungen zur Tradition der chinesischen Medizin in Japan beruhen auf den Artikeln der japanischsprachigen Wikipedia zu den Themen: "Traditionelle chinesische Medizin" - 伝統中国医学, "Chinesische Medizin" - 中医学, "Koreanische Medizin" - 韓医学 und "Kampo-Medizin" - 漢方医学
  11. "Department of Oriental Japanese Medicine" an der Medizinischen Fakultät der Universität Toyama.
  12. J. Reston: Now about my operation in Peking. In: New York Times. 1:6, 1971.
  13. Manfred Porkert: Klinische Chinesische Pharmakologie. 1978, S. 3-34
  14. Manfred Porkert: Klinische Chinesische Pharmakologie. S. 30 u. 31
  15. Manfred Porkert: Klinische Chinesische Pharmakologie., S. 30
  16. Kuhn T, Wang Y (2008): Artemisinin - an innovative cornerstone for anti-malaria therapy.Progress in Drug Research. 2008;66:383, 385-422. PMID 18416312
  17. im Deutschen Ärzteblatt unter den Titeln "Akupunktur bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen" und "Akupunktur bei chronischen Kopfschmerzen". Siehe http://www.gerac.de/de_index_publikationen.htm
  18. Heinz G. Endres, Norbert Victor, Michael Haake, Steffen Witte, Konrad Streitberger, Michael Zenz: Akupunktur bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen - Acupuncture for the Treatment of Chronic Knee and Back Pain. In: Deutsches Ärzteblatt. 104(3), 2007
  19. A. Shang, K. Huwiler, L. Nartey, P. Jüni, M. Egger: Placebo-controlled trials of Chinese herbal medicine and conventional medicine comparative study. In: International Journal of Epidemiology. 36(5), 2007
  20. Siehe abstract der Studie.
  21. Dawkins, Richard, The Enemies of Reason
  22. Chinas Heilpflanzen bereichern Bayerns Anbaupalette
  23. Langzeitstudie über mögliche Nebenwirkungen der chinesischen Kräuter
  24. Mitteilungen der Securvita vom 13. März 2003: Wer schützt die Heilpflanzen? SECURVITA kooperiert mit dem WWF
  25. Science. Band 313 (Heft 5786), 20. Juli 2006, S. 419.
  26. Siehe das Abstract des Berichts der WSPA vom 12. Juni 2007: From Cage to Consumer - The global trade in bear parts from China to Asia and beyond. Dort auch Links zum Download des 28-seitigen Dokuments als PDF (ca. 3,3 MB) und zu weiteren Informationen.
    Eine knappe, alles Wesentliche enthaltende Darstellung des Themas gibt Marcus Anhäuser im Wissenschaftsteil der Süddeutschen Zeitung vom 20. Juni 2007: Einzelhaft für Kragenbären
  27. Dazu der Abschnitt "Dem Tod verschrieben – Die (Über)nutzung von wildlebenden Arten für TCM"> im Artikel Traditionelle Chinesische Medizin auf der Website des NABU.
  28. Geschichte und Ziele der AG "Medizin und Artenschutz" - Eine Expertengruppe formiert sich
  29. "Keine bedrohten Tiere auf Rezept!" - Pro Wildlife und Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin kooperieren im Artenschutz

[Bearbeiten] Literatur

  • Dan Bensky, Andrew Gamble: Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. Eastland Press, Seattle 1993, ISBN 0-939616-15-7 (Standardwerk)
  • Ute Engelhardt, Carl-Hermann Hempen: Chinesische Diätetik. Grundlagen und praktische Anwendung. 3. Auflage. Urban & Fischer, München/Jena 2002, ISBN 3-541-11871-7
  • Claudia Focks (Hrsg.), Norman Hillenbrand: Leitfaden Chinesische Medizin. 4. Auflage. Urban und Fischer, München/Jena 2003, ISBN 3-437-56481-1
  • Fritz Friedl: Einführung in die Chinesische Medizin. In: E. A. Stöger, F. Friedl (Hrsg.): Arzneibuch der chinesischen Medizin. 2. Auflage. Deutscher Apotheker-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-7692-1965-4
  • Jochen Gleditsch: Traditionelle Chinesische Medizin II. In: Zentrum zur Dokumentation für Naturheilverfahren: Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europa. Bd. 1.2. Essen 1991, ISBN 3-88699-025-7
  • Johannes Greten: Kursbuch traditionelle chinesische Medizin: TCM verstehen und richtig anwenden. Thieme, Stuttgart/New York 2003, ISBN 3-13-121661-1
  • Thomas E. Heise: Chinas Medizin bei uns. Zur Rezeption der traditionellen chinesischen Medizin in der Bundesrepublik Deutschland 1950-1982. Medizinische Dissertation, Bochum 1984
  • Ted J. Kaptchuk: Das große Buch der chinesischen Medizin. Fischer, Frankfurt a. M. 2006, ISBN 978-3-596-17123-1
  • Giovanni Maciocia: Die Grundlagen der chinesischen Medizin. Ein Lehrbuch für Akupunkteure und Arzneimitteltherapeuten. Verlag für traditionelle chinesische Medizin Dr. Erich Wühr, Kötzting 1994, ISBN 3-927344-07-9
  • Thomas Ots: Traditionelle Chinesische Medizin I. In: Zentrum zur Dokumentation für Naturheilverfahren: Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europa. Bd. 1.2. Essen 1991, ISBN 3-88699-025-7
  • Manfred Porkert: Die theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin. 2. Auflage. Hirzel, Stuttgart 1982, ISBN 978-3-7776-0369-8
  • Manfred Porkert: Klinische chinesische Pharmakologie. 2. Auflage. Phainon, Dinkelscherben 1994, ISBN 3-89520-006-9
  • Manfred Porkert: Neues Lehrbuch der chinesischen Diagnostik. Phainon, Dinkelscherben 1993, ISBN 3-89520-005-0
  • Christian Schmincke: Das Fibromyalgiesyndrom und die chinesische Medizin. In: P. A. Berg (Hrsg.): Chronisches Müdigkeits- und Fibromyalgiesyndrom. Springer, Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-44194-6, S. 199-212
  • Christian Schmincke: Chinesische Medizin für die westliche Welt. Springer, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-540-00058-7
  • Claus C. Schnorrenberger: Lehrbuch der chinesischen Medizin für westliche Ärzte. Die theoretischen Grundlagen der chinesischen Akupunktur und Arzneiverordung. 3. Auflage. Hippokrates, Stuttgart 1985, ISBN 978-3-7773-0730-5'
  • Weizhong Sun, Arne Kappner: Tuina-Therapie. Atlas zur Behandlung von Erwachsen und Kindern. Hippokrates, Stuttgart 2001, ISBN 3-7773-1808-6
  • Paul U. Unschuld: Medizin in China. Eine Ideengeschichte. Beck, München 1980, ISBN 3-406-07599-1
  • Paul U. Unschuld: Chinesische Medizin. 2. Auflage. Beck, München 2003, ISBN3-406-41056-1

[Bearbeiten] Weblinks

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