Talkshow
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Eine Talkshow ist eine Unterhaltungssendung in Form eines Gesprächs in Hörfunk und Fernsehen.
Das Gespräch findet dabei entweder, ähnlich einem Interview, zwischen dem Gastgeber und einem oder mehreren Gesprächsgästen oder als Diskussion zu einem gegebenen Thema unter den Talkgästen selber statt. In letzterem Fall leitet der Gastgeber normalerweise als Moderator die Diskussion. Typisch sind Mischformen zwischen den beiden Gesprächsformen, in denen die Gesprächsgäste zunächst befragt werden und sich anschließend ein mehr oder weniger freies oder auch von den Moderatoren gelenktes Gespräch unter den Gesprächsgästen entwickelt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Begriff talk show kommt aus den USA, wo diese Form der Unterhaltung in den 1950er-Jahren aufkam. Im britischen Englisch wird für dieses Fernsehgenre der Ausdruck chat show verwendet. Die erste Talkshow in Deutschland war die WDR-Produktion Je später der Abend mit Dietmar Schönherr, die am 18. März 1973 auf Sendung ging. Zuvor existierte eine als Vorstufe lediglich in den Printmedien als Kölner Mittwochgespräche bekannte Gesprächsrunde des Bahnhofbuchhändlers Gerhard Ludwig, in der er sehr bekannte Prominente der 1950er Jahre zu brisanten Themen befragte. Eine spezielle Form der Talkshow ist die sogenannte Late-Night-Show, die meist nur nach 22.00 Uhr ausgestrahlt wird.
[Bearbeiten] Formate und Charakteristiken
Oft wird zwischen „seriöseren“ und „weniger seriöseren“ Talkshows unterschieden, wobei erstere zumeist wöchentlich im Abendprogramm, letztere eher täglich - „Daily-Talkshows“ - im Tagesprogramm ausgestrahlt werden. Die sogenannten „seriöseren“ Talkshows zeichnen sich dabei durch Themenbereiche aus Politik, Kultur oder der Prominenz der Gäste aus. Teilweise kritisiert werden insbesondere Polittalk-Formate, da Talkshow-Auftritte von Politikern eher der Steigerung des Bekanntheitsgrad dienen und weniger eine ernsthafte und gründliche Auseinandersetzung mit politischen Themen ermöglichen soll. [1] Ferner wird eine Zunahme politischer Meinungsbildung im außerparlamentarischen Raum sowie die zunehmende Bedeutung von „professioneller Selbstdarstellung“ und „Inszenierung von Problemlösungskompetenz“ und eine „Politik der Verbandsvertreter und Lobbyisten“ kritisiert. [2]
Vergleiche auch: Mediokratie
Speziell für Polit-Talkshows [3] lassen sich nach Girnth/Michel (2007: 87-88) die folgenden Charakteristika nennen:
- Institutionalisierung, meint: die Sprechhandlungen sind institutionell reglementiert, was Auswirkungen beispielsweise auf das Rederecht, die Rededauer etc. hat.
- Diskursivität, worunter zu verstehen ist, dass sprachliche Äußerungen immer auf vorangehende Diskurse/Texte und nachfolgende Diskurse/Texte verweisen. Politiker/-innen müssen somit das Vorwissen ihrer (direkten und indirekten) Gesprächspartner/-innen berücksichtigen.
- Repräsentationalität, die Politikerin/der Politiker ist Repräsentant der jeweiligen Partei, mit der sie/er die gleichen Deutungsmuster und Bewertungsmaßstäbe teilt. Es grenzt sich somit eine Eigen- von einer Fremdgruppe ab.
- Öffentlichkeit und Massenmedialität, bedeutet, dass sich zwei Interaktionsebenen hinsichtlich des öffentlich-politischen Sprachgebrauchs unterscheiden lassen: Erstens die direkte Interaktion zwischen Politikern (und Parteien) und zweitens die Interaktion zwischen Politikern und der lediglich indirekt beteiligten Öffentlichkeit. Hierdurch manifestiert sich vielfach der Inszenierungscharakter der ersten Ebene, was zur Persuasion auf der zweiten Ebene führt.
Die täglichen Talkshows werden in den USA auch audience participation shows genannt, da hier der Moderator zusammen mit dem Publikum die Gesprächsgäste auf gleicher Niveauebene befragt. Die nachmittäglichen Formate der Privatsender, die in Deutschland vor allem in den 1990er Jahren erfolgreich waren, beschäftigen sich vornehmlich mit „trivialeren“ Alltagsthemen. Typische Sendetitel sind zum Beispiel: „Sind Dicke attraktiv?“, „Sind Arbeitslose selbst schuld an ihrem Schicksal?“ oder „Ich bin ein asoziales Wrack“. Gäste sind selten Prominente. Einige dieser Talkshows setzen auch bezahlte Laiendarsteller ein, auch Publikumsreaktionen werden durch schriftliche oder optische Anweisungen manipuliert. [4]
Kritiker bemängeln, dass in diesen Formaten meist „Menschen aus problematischen Umfeldern oder in schwierigen persönlichen Situationen, Menschen in seelischen Krisen, Opfern von Missbrauch, Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten aufgrund Verschuldung, Problemfamilien“ [5] zur Schau gestellt werden. Weiterhin diene die Selbstentäußerung der Privatheit und Intimität lediglich einer Befriedigung voyeuristischer Interessen des Publikums, oftmals führt dies gar zu stärkeren Problemen des Protagonisten nach der Ausstrahlung. [6] Medienpsychologen sprechen hier auch vom Affektfernsehen, dessen Merkmale eine meist künstlich erzeugte Personalisierung, Authentizität, Intimisierung oder Emotionalisierung sind. Der Medienpsychologe Peter Winterhoff-Spurk nennt diese Talkshows „Affekt-Talks“ in denen „aggressive Moderatoren meist völlig unbekannte Menschen“ vorstellen, die „irgendeine bizarre Erfahrung gemacht haben oder eine entsprechende Eigenschaft aufweisen“. Diese Sendungen würden oft mit „sehr intimen Geständnissen“ der eingeladenen Gäste eingeleitet, der Moderator versucht anschließend eine „möglichst emotional aufgeladene Diskussion zu provozieren“. Als „Extremvariante“ nannte er sog. „confro-talks“, bei der die Teilnehmer sich möglicherweise auch prügeln.[7]
Vergleiche auch: Unterschichtenfernsehen
[Bearbeiten] Liste der Fernseh-Talkshows
[Bearbeiten] Deutschland
[Bearbeiten] Talkshows zu Themen in Politik, Kultur, Sport und Gesellschaft
- 3 nach 9
- Anne Will mit Anne Will
- Beckmann
- Boulevard Bio
- Das Philosophische Quartett
- Doppelpass
- Hart aber fair
- Die Tietjen und Dibaba
- Johannes B. Kerner-Show
- Leute am Donnerstag
- Maybrit Illner
- Menschen bei Maischberger mit Sandra Maischberger
- Nachtcafé – Gäste bei Wieland Backes
- Nachtstudio
- NDR Talk Show
- Presseclub
- Riverboat
- Sabine Christiansen mit Sabine Christiansen
- Studio Friedman mit Michel Friedman
- Vorsicht! Friedman mit Michel Friedman
- Was erlauben Strunz mit Claus Strunz
- Quergefragt im SWR Fernsehen
[Bearbeiten] Talkshows zu trivialen Alltagsthemen
- Lindenau mit Michael Lindenau (ProSieben, 1994)
- Arabella mit Arabella Kiesbauer (ProSieben, 1994–2004)
- Arabella Night mit Arabella Kiesbauer (Prosieben, 1996-1997, Spätabendvariante von Arabella)
- Andreas Türck mit Andreas Türck (ProSieben, 1998–2002)
- Nicole - Entscheidung am Nachmittag mit Nicole Noevers (ProSieben, 1999–2001)
- Absolut Schlegl mit Tobias Schlegl (ProSieben, 2002, Nachfolger von Andreas Türck)
- Hans Meiser mit Hans Meiser (RTL, 1992–2001)
- Ilona Christen mit Ilona Christen (RTL, 1993–1999)
- Bärbel Schäfer mit Bärbel Schäfer (RTL, 1995–2002)
- Birte Karalus mit Birte Karalus (RTL, 1998–2000)
- Sabrina mit Sabrina Staubitz (RTL, 1999–2000)
- Die Oliver Geissen Show mit Oliver Geissen (RTL, seit 1999, Nachfolger von Ilona Christen)
- Natascha Zuraw mit Natascha Zuraw (RTL, 2008)
- Fliege - die Talkshow mit Jürgen Fliege (ARD, 1994–2005)
- Herrmann mit Wolf-Dieter Herrmann (Sat.1, 1993)
- Kerner mit Johannes B. Kerner (Sat.1, 1996–1998)
- Vera am Mittag mit Vera Int-Veen (Sat.1, 1996–2006)
- Sonja mit Sonja Zietlow (Sat.1, 1997–2001)
- Jörg Pilawa mit Jörg Pilawa (Sat.1, 1998–2000, Nachfolger von Kerner)
- Ricky! mit Ricky Harris (Sat.1, 1999–2000)
- Peter Imhof mit Peter Imhof (Sat.1, 2000–2001, Nachfolger von Ricky!)
- Franklin - Deine Chance um 11 mit Franklin (Sat.1, 2000–2004, Nachfolger von Jörg Pilawa)
- Britt – Der Talk um eins mit Britt Hagedorn (Sat.1, seit 2001, Nachfolger von Sonja)
Zusammenschnitte verschiedener Talkshows werden in den Formaten Talk talk talk (ProSieben), Voll Total (Super RTL) und Best Of Talk (Sat.1) gezeigt.
[Bearbeiten] Österreich
- Club 2 mit Günther Nenning, Franz Kreuzer u.a. (ORF2, 1976-1995)
- Die Barbara Karlich Show mit Barbara Karlich (Trivialer Nachmittagstalk in ORF2)
- Guten Abend am Samstag mit Heinz Conrads (ORF, 1957-1986)
- Phettbergs Nette Leit Show mit Hermes Phettberg (ORF-Satire-Talk, 1995-1996)
- Vera mit Vera Russwurm (ORF2, 1995-2005)
- Bei Stöckl Abendtalk mit Barbara Stöckl (ORF2, 2003-2005)
- Offen gesagt vormals Zur Sache (Polittalk am Sonntagabend,ORF2)
- Lebenskünstler biographische Talkshow mit Helmut Zilk (seit 1995 feiertags auf ORF2)
[Bearbeiten] Schweiz
- Aeschbacher mit Kurt Aeschbacher (SF 1)
- Arena (SF 1)
- Club (SF 1)
- fussballtalk (SF zwei)
- TalkTäglich und SonnTalk (TeleZüri)
- Fohrler live mit Dani Fohrler (TV3) (Abgesetzt)
[Bearbeiten] USA
- The Phil Donahue Show (1967-1996) mit Phil Donahue, eine der ersten landesweit ausgestrahlten Talkshows
- The Sally Raphael Show, später Sally (1986-2002) mit Sally Jessy Raphael
- The Oprah Winfrey Show (seit 1986) mit Oprah Winfrey
- El Show de Christina (seit 1989), spanisch sprachige Talkshow mit Christina Saralegui
- The Christina Show (1990), englische Variante von El Show de Christina mit Christina Saralegui
- The Montel Williams Show (1991-2008) mit Montel Williams
- The Jerry Springer Show (seit 1991) mit Jerry Springer
- The Maury Povich Show, später Maury (seit 1991) mit Maury Povich
- The Jenny Jones Show (1991-2003) mit Jenny Jones
- The Ricky Show (1993-2005) mit Ricky Lake
- The Howard Stern Show (1994-2005) mit Howard Stern
- The Tyra Banks Show (seit 2005), mit Tyra Banks
- The Steve Wilkos Show (2007-2008) mit Steve Wilkos
- The Brucie Kibbutz Show (2008) mit Brucie Kibbutz
[Bearbeiten] Literatur
- Heiko Girnth und Sascha Michel (2007): Von diskursiven Sprechhandlungen bis Studiodekorationen. Polit-Talkshows als multimodale Kommunikationsräume. In: Der Sprachdienst 3/07, S. 85-99.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ RP-Online: Lammert: Talkshow-Pause für Politiker
- ↑ hr-online: Zukunft der Demokratie: 2. Talkshow-Politik - Demokratie als Mediokratie
- ↑ Spiegel Online: Barbara Supp - „Sekunden der Macht“
- ↑ Was-Ist-Was-Lexikon: Talkshow
- ↑ N. Klass, Rechtliche Grenzen des Realitätsfernsehen, Tübingen, 2004, S. 46
- ↑ Ralf Hansen:Telepolis: Aspekte der Zerstörung von Privatheit und Intimität
- ↑ Peter Winterhoff-Spurk: Kalte Herzen. Vom Einfluß des Fernsehens auf den Sozialcharakter.