St. Nikolai (Kücknitz)
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St. Nikolai ist eine evangelisch-lutherische Kirche aus Holz in der Hansestadt Lübeck.
Sie wurde 2007 als jüngstes Kirchengebäude der Stadt von Kindern und Jugendlichen errichtet und ist der Nachbau einer norwegischen Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche befindet sich auf dem Gelände des Bauspielplatzes Roter Hahn, einem Bau- und Geschichtsspielplatz im Stadtteil Kücknitz.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Kirche trägt wie der Lübecker Dom den Namen des Nikolaus von Myra. Sie wurde in einem neuen Abschnitt der Bauspielplatzanlage errichtet, in dem eine mittelalterliche Klosteranlage des 12. Jahrhunderts entstehen soll. Der Bau wurde im Mai 2007 begonnen.
Kinder und Jugendliche, die regelmäßig den Bauspielplatz besuchen, sowie Schüler von Lübecker Schulen bauten die Kirche. Insgesamt verbauten sie 25 bis 30 Festmeter Holz. Die Bauarbeiten wurden von Agil, einem Büro für angewandte Archäologie aus Niedersachsen, und dem Archäologischen Institut der Universität Hamburg fachlich begleitet sowie von Handwerkern betreut.[1]
Die Kosten des aus der Region stammenden Eichenholzes betrugen etwa 80.000 Euro. Die Mittel stammen aus der Bingo-Lotterie des Norddeutschen Rundfunks. Die Personalkosten für die betreuenden Fachhandwerker wurden von der Aktion Mensch übernommen.
St. Nikolai wurde am 29. Februar 2008 bei einem Gottesdienst mit Beteiligung der Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter ihrer Bestimmung übergeben. Die Kirche ist für Gottesdienste, Trauungen und Taufen vorgesehen.
[Bearbeiten] Kirchengebäude
Das Kirchengebäude wurde als Wandstabkirche aus Holz konstruiert. Sie ist der Nachbau der um 1170 errichteten Stabkirche Haltdalen, die 1884 nach Trondheim versetzt wurde und seit 1937 Teil des Trøndelag Folkemuseum ist. Das Freilichtmuseum befindet sich im Trondheimer Viertel Sverresborg. Die Stabkirche von Haltdalen ist eine der ältesten Norwegens.
Die Kücknitzer St. Nikolai-Kirche ist etwa 60 Quadratmeter groß und wurde vollständig aus heimischem Eichenholz gebaut. Das Fundament besteht aus Feldsteinen. Die rechteckige Kirche hat einen Chorraum, in dem sich der aus Feldsteinen geschaffene Altar befindet. Der Altar trägt eine Holzplatte.
Der Innenraum der Kirche ist mit Holzschnitzarbeiten von Frank Thomas geschmückt, die sich thematisch an die vorchristliche Zeit Norwegens anlehnen und Odin sowie eine Fratze mit Krone zeigen. Auch über dem Haupteingang zur Kirche befindet sich außen eine Schnitzerei. Die Türbeschläge bestehen aus Schmiedeeisen und wurden in der Schmiede des Bauspielplatzes angefertigt. Die Kirche hat kein Gestühl, wie es in skandinavischen Kirchen aus der Zeit der Stabkirche von Haltdalen üblich war.
Zur Ausstattung der Kirche gehört die Kopie eines dänischen Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert, die 2003 in einer Ausstellung in Lübeck zu sehen war.
Das Satteldach ist mit Schindeln aus gespaltener Eiche gedeckt.
Der Glockenturm steht abseits der Kirche. Die Glocke wurde von der Gießerei Rincker aus Sinn in Hessen gegossen.
Chorseite der Wandstabkirche St. Nikolai in Lübeck-Kücknitz |
Holzschnitzarbeit über der Eingangstür sowie Eisenbeschlag der Tür |
Glockenturm von St. Nikolai mit Glocke der Gießerei Rincker |
Vorbild: Die Stabkirche von Haltdalen, heute in Trondheim-Sverresborg |
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste der Stabkirchen in Norwegen
- Gustav-Adolf-Stabkirche (Nachbau der Stabkirche Borgund, 1908)
[Bearbeiten] Literatur
- Roar Hauglid: Norwegische Stabkirchen. Dreyer Verl., Oslo (Norwegen) 1977, ISBN 82-09-00938-9. (dt. Übers.; norwegischer Originaltitel: Norske stavkirker)
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Webpräsenz des Vereins Bauspielplatz Roter Hahn e. V.
- Fotos von den Bauarbeiten, Bildergalerie auf der Webseite des Bauspielplatzes Roter Hahn e. V.
- St. Nikolai: Lübecks neue Kirche, Bericht von: Sabine Latzel, LN online, 28. Februar 2008
[Bearbeiten] Quellen und Einzelnachweise
- Sebastian Prey: St. Nikolai: Bischöfin weiht die Kücknitzer Holzkirche ein In: Lübecker Nachrichten vom 1. März 2008 S. 13
Koordinaten: 53° 55′ 16.4″ N, 10° 49′ 39.4″ O