Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Julius (* 29. Juni 1528 in Wolfenbüttel; † 3. Mai 1589 ebenda), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, regierte von 1568 bis zu seinem Tode 1589 und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher seines Fürstentums.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Jugend
Julius kam als dritter Sohn Herzog Heinrichs des Jüngeren zur Welt. Durch einen Unfall in frühester Kindheit hatte er leicht verkrüppelte Füße. Auch erfüllte sein Charakter nicht die Kriterien, die sein draufgängerischer Vater für einen Herrscher als absolut notwendig erachtete. Aber er hatte zwei ältere Brüder, Karl Viktor (1525-1553) und Philipp Magnus (1527-1553). So wurde er für eine kirchliche Karriere ausgebildet.
Julius studierte erst in Köln, dann im flandrischen Löwen, ab 1550 bereiste er Frankreich. Ganz nebenbei kaufte er dort ein paar Ritterromane, die den Grundstock der später weltberühmten Wolfenbütteler Bibliothek bilden sollten.
Während einer der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit fielen seine beiden älteren Brüder in der blutigen Schlacht bei Sievershausen 1553. Julius war plötzlich Thronfolger, sehr zum Missfallen seines Vaters. Julius besaß nicht die ritterlichen Fähigkeiten und die körperliche Tüchtigkeit, die damals als unverzichtbar gehalten wurden. Reiten und Jagen waren nicht das Seine. Stattdessen hatte er studiert und die französische Kultur kennengelernt. Und er liebäugelte mit dem Protestantismus, während sein Vater als letzter Fürst in Norddeutschland den Katholizismus verteidigte, sich deswegen mit dem Schmalkaldischen Bund anlegte, Niederlagen einstecken musste und von seinen Feinden eingekerkert wurde. Um dem Zwist aus dem Wege zu gehen, bezog Julius das Schloss Hessen, nicht weit von der Residenz Wolfenbüttel. Hier arbeitete er sich in Verwaltungsfragen und Wirtschaftstheorien ein und erprobte seine neu erworbenen Fähigkeiten in seinem Amt Hessen.
[Bearbeiten] Regierung
Schon zwei Monate nach seinem Regierungsantritt führte Herzog Julius in seinem Land die Reformation ein. Dazu kam eine Verwaltungsreform und eine vollkommen neue Wirtschaftspolitik, die sich am Merkantilismus orientierte. Bodenschätze wurden erschlossen und die Infrastruktur ausgebaut. Bergbau und Hüttenwesen im Harz wurden gefördert und die Oker (als Wasserweg zwischen Wolfenbüttel und dem Harz) schiffbar gemacht. So kamen die Erze auf dem schnellsten und sichersten Weg nach Wolfenbüttel, wo eine florierende Waffenindustrie entstand. So beherbergte sein Zeughaus eine Zeit lang die längsten Kanonen Deutschlands, mit denen er Probeschüsse von bis zu sechs Kilometern Weite realisieren konnte.
Im Jahr 1568 gründete Julius die Universität Helmstedt (Alma Julia) als seine Landesuniversität. Am 1. Januar 1569 erließ Julius die Kirchen-Verfassung.
Im Jahre 1571 verlieh Herzog Julius der alten Handwerkersiedlung vor den Toren seines Schlosses den Namen "Heinrichstadt" und baut sie zu einer modernen Stadt aus. (Der Name Wolfenbüttel blieb bis 1747 dem eigentlichen Schlossbezirk vorbehalten, heute ist die Heinrichstadt der Kern der Wolfenbütteler Altstadt.)
1572 wurde die Amtsverwaltung von Herzog Julius von der Harzburg nach Bündheim verlegt und ein neues Amtshaus errichtet sowie eine Messinghütte.
Das Hauptproblem, das viele Generationen seiner Dynastie beschäftigte, war die Überwindung der Selbstständigkeit der Stadt Braunschweig. Regelmäßig fanden kriegerische Auseinandersetzungen und gegenseitige Belagerungen statt. Die Braunschweiger Bürger wollten den Herzögen keine Untertanen sein. Julius plante einen eleganteren Weg. Er wollte die selbstbewusste Hansestadt Braunschweig wirtschaftlich austrocknen. Dazu wollte er eine große Handels- und Industriestadt mit Namen "Gotteslager" vor den Toren der Heinrichstadt gründen - als Konkurrenz zu Braunschweig. Er plante eine Großstadt mit eigener Kirche, Universität und staatlichen Manufakturen. Auch die Heinrichstadt wurde massiv umgebaut und modernisiert, vor allem mit Hilfe landesfremder Berater. So legte der Niederländer Hans Vredeman de Vries zur Trockenlegung des Stadtgebiets in Wolfenbüttel ein Grachtensystem an, dessen Reste noch heute das pittoreske Stadtbild beleben.
Durch Erbschaft wurde das Land erweitert. 1582 fielen Teile der Grafschaft Hoya an, 1584 das Fürstentum Braunschweig-Calenberg. Julius hinterließ seinem Sohn und Nachfolger Heinrich Julius ein wohlgeordnetes und finanziell gesundes Fürstentum.
Im Jahr 1585 erfolgten erste Schürfungen nach Steinkohle im Osterwald in seinem Auftrag[1].
[Bearbeiten] Nachkommen
Julius heiratete Hedwig von Brandenburg (1540-1602), eine Tochter von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg:
- Sophie Hedwig (1561-1631) - verheiratet mit Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast (1545-1592)
- Heinrich Julius (1564-1613)
- Marie (1566-1626) - verheiratet mit Herzog Franz II. von Sachsen-Lauenburg (1547-1619)
- Elisabeth (1567-1618) - verheiratet mit Christopher von Braunschweig-Lüneburg-Harburg
- Philipp Sigismund (1568-1623), Bischof von Verden und Osnabrück
- Margarete (1571-1580)
- Joachim Karl (1573-1615)
- Sabine Catharina (1574-1590)
- Dorothea Auguste (1577-1625), Äbtissin von Gandersheim
- Julius August (1578-1617), Abt von Michaelstein
- Hedwig (1580-1657) - verheiratet mit Otto III. von Braunschweig-Lüneburg-Harburg (1572-1641)
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Steinkohleabbau im Osterwald, Calenberger Zeitung vom 13.10.2006 S. 13
Vorgänger |
Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1589 |
Nachfolger |
Vorgänger |
Fürst von Calenberg 1584-1589 |
Nachfolger |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel |
KURZBESCHREIBUNG | Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel |
GEBURTSDATUM | 29. Juni 1528 |
GEBURTSORT | Wolfenbüttel |
STERBEDATUM | 3. Mai 1589 |
STERBEORT | Wolfenbüttel |