Juden in Afghanistan

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Juden lebten seit der Antike in Afghanistan, aber die Gemeinde hat sich aufgrund von Verfolgung und Auswanderung erheblich verringert. Heute existieren afghanische jüdische Gemeinden zumeist in Israel und den USA.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Wahrscheinlich reicht die Geschichte der Juden Afghanistans 2500 Jahre zurück bis hinein in das babylonische Exil und die persische Eroberung.

Im Januar 2005 lebte vermutlich allein der afghanische Jude Zebulon Simentov (*1960) im Lande.

Erhebungen der jüdischen Bevölkerung in Afghanistan gehen zurück auf das 7. Jahrhundert, wo das Taaqati-Nasiri, ein Volk erwähnt, die Bani Israel, das in Ghor ansässig war. Nach einer paschtunischen Legende wohnten hier Nachkommen der 10 verlorenen Stämme Israels. Man behauptet, der Name Kabul stamme „von Kain und Abel“ und der Name Afghanistan von Afghana, einem Enkel König Sauls.

1080 erwähnte Moses ibn Ezra 40.000 an Ghazni tributpflichtige Juden und Benjamin von Tudela zählte im 12. Jahrhundert 80.000 Juden.

Im Verlauf der Invasion Tschingis Khans 1222 verkleinerte sich die Zahl der zunehmend isolierten jüdischen Gemeinden. Erst 1839 wuchs die Bevölkerung wieder an und eine Flüchtlingswelle aus Persien erreichte die Größe von ca. 40.000.

Seit 1870 waren die Juden Verfolgungen seitens der afghanischen Behörden ausgesetzt, die sie zu vertreiben suchte. Bis 1948 verließen ca. 5.000 Juden das Land, und nachdem ihnen 1951 die Auswanderung gestattet wurde, zogen die meisten nach Israel. Bis 1969 blieben noch ca. 300 in ihrer Heimat; von diesen emigrierten die meisten nach der sowjetischen Invasion von 1979, so dass 1996 10 afghanische Juden verblieben, die meisten von ihnen in Kabul. Gegenwärtig leben mehr als 10.000 Juden afghanischer Herkunft in Israel.

[Bearbeiten] Die verlorenen Stämme

Zahlreiche muslimische sowie einige jüdische Gelehrte sind überzeugt, die Mehrheit der Afghanen, nämlich das Volk der Paschtunen seien Nachkommen der exilierten verlorenen Stämme Israels. Sie zitieren als Beweis für diese Behauptung mündliche Traditionen und die Namen der verschiedenen Clane, die den Namen der vor 2700 Jahren aus Assyrien verbannten Stämme ähneln. Diese Behauptung wurde jedoch durch einen kürzlich durchgeführten Gentest nicht bestätigt, der an einer kleinen nicht näher beschriebenen Gruppe von Paschtunen durchgeführt wurde. Es ließ sich keine nennenswerte Verbindung zwischen Juden und Paschtunen nachweisen. Noch wird die östliche iranische Sprache, das Paschtu, ins Feld geführt, wenn eine hebräische Herkunft belegt werden soll. Man könnte schlussfolgern, diese Ansprüche wären in der Folge der Islamisierung Afghanistans unter den Paschtunen entstanden. So wird vermutet, viele Stämme hätten eine jüdische Nachkommenschaft gleichsam konstruiert, um sich den einflussreichen Völkern gleichzustellen, die der Koran erwähnt wie Juden, Griechen (siehe Alexander im Koran) und Araber, zu denen man Kontakte unterhielt, doch offenbar schwand deren genetischer Beitrag in der Bevölkerung, statt die Demographie Afghanistans grundlegend zu verändern.

[Bearbeiten] Afghanische Juden heute

Mehr als 10.000 Juden afghanischer Herkunft leben gegenwärtig in Israel. Die nächst umfangreiche afghanisch-jüdische Bevölkerungsgruppe lebt in New York City mit 200 Familien. Sie leben zumeist in Flushing, Forest Hills, Jamaica oder Queens.

Rabbi Jacob Nasirov ist Leiter der jüdisch-orthodoxen Gemeinde von Anshei Shalom, der einzigen afghanischen Synagoge der Vereinigten Staaten. Ihre Mitglieder haben Wurzeln nicht nur in Afghanistan, sondern auch im Jemen, Syrien, Russland, Irak, Marokko und Libanon.

[Bearbeiten] Sonstiges

Levy und Simentov wohnten an den gegenüberliegenden Ecken der verfallenden Kabuler Synagoge und beanspruchten jeweils die Verantwortlichkeit für die Synagoge und den legitimen Besitz ihrer Torah, wobei sie sich gegenseitig des Diebstahls und Betrugs bezichtigten. Sie denunzierten einander bei den Behörden, und waren beide zeitweise in den Talibangefängnissen inhaftiert; die Taliban konfiszierten inzwischen die Torah. Das konfliktgeladene Verhältnis zwischen Simentov und Levy wurde - angeregt durch die Nachrichtenmeldungen der die US-Truppen begleitenden Reporter über die beiden - in einem Stück dramatisiert. Das Stück „Die letzten beiden Juden von Kabul,“ schrieb der Dramatiker Josh Greenfeld; es wurde 2002 in New York aufgeführt.

[Bearbeiten] Quellenangaben