Josefov (Jaroměř)

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Josefov
Josefov führt kein Wappen
Josefov (Jaroměř) (Tschechien)
DEC
Josefov
Josefov
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Gemeinde: Jaroměř
Geographische Lage: 50° 20′ N, 15° 56′ O7Koordinaten: 50° 20′ 20″ N, 15° 55′ 50″ O

Josefov (deutsch Josefstadt) ist ein Ortsteil von Jaroměř (deutsch Jermer) im Okres Náchod, Tschechien. Der als Festung erbaute Ort liegt am linken Ufer der Mettau unmittelbar vor deren Einmündung in die Elbe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Josefov befindet sich südöstlich gegenüber Jaroměř und wird von der Stadt getrennt durch Flußläufe von Elbe und Mettau mit der dazwischen liegenden Landzunge. Durch den Ort führt die Staatsstraße 299 von Jaroměř nach Třebechovice pod Orebem.

Nachbarorte sind Rychnovek im Nordosten, Starý Ples im Osten, Nový Ples im Südosten, Rasošky im Süden, Dolní Ples im Südwesten, Jezbiny im Westen sowie Jaroměř im Nordwesten.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Festung Josefstadt entstand nach dem Verlust der Festung Glatz während der Herrschaft Josefs II. zum Schutz Böhmens vor einem Einmarsch der preußischen Armee. Nach der persönlichen Grundsteinlegung durch den Kaiser am 3. Oktober 1780 begann der Bau der Festung Ples im Zentrum des gleichnamigen Dorfes. Bis 1782 wurden der größte Teil von Ples abgetragen, nur das Oberdorf (Starý Ples) und das Unterdorf (Dolní Ples) blieben erhalten. Zur Umsiedlung der Bewohner wurden südlich die neunen Dörfer Rasošek und Nový Ples errichtet. Teile der Bewohner sollte auch in das ferne Rozběřice umgesiedelt werden.

Die Pläne für den Festungsbau lieferte der französische Militärarchitekt Claude-Benoit Duhamel de Querlonde (* 11. April 1721 in Toul; † 18. Februar 1808 in Wien). Auf Wunsch Josefs II. wurde der Festungsbau dem Schemnitzer Kunstmeister Matthäus Cornelius Höll übertragen und 200 Bergleute aus der niederungarischen Bergstadt dazu herangezogen. 1785 übernahm der kaiserliche Oberst Franz Lauer die Bauleitung. 1787 war die 289 ha große Festung fertiggestellt.

Zur Besiedelung der Festung erließ Josef II. ein Patent, das die Rechte und Pflichten ihrer künftigen Bewohner festlegte. Ihre ersten zivilen Bewohner waren vor allem tschechische Handwerker. Die nach ihrer Fertigstellung dem Landeshauptmann in Böhmen übergebene Festung Ples wurde zu einer der sieben Hauptfestungen des Habsburgerreiches. 1791 wurde Ples um Zuge der Krönungsfeierlichkeiten Leopolds II. als König von Böhmen zur Freien Königlichen Stadt erhoben. Zum Andenken an seinen Bruder verlieh Leopold II. der Stadt 1793 den Namen Josefstadt. 1833 lebten in der Stadt 1704 Menschen, von denen zwei Drittel dem Militär angehörten.

1891 erfolgte der Abriss des Jermerer und Kronentores und 1904 wurden die anderen beiden Stadttore abgetragen. Im Jahre 1900 war die Bevölkerung auf 6.127 Einwohner angewachsen, von denen 1.586 Deutsche waren. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wuchsen die Städte Jaroměř und Josefov immer mehr zu einer Doppelstadt zusammen. 1930 hatte Josefov 7.015 Einwohner, darunter waren 287 Deutsche. Im Jahre 1948 erfolgte die Eingemeindung von Josefov nach Jaroměř. 1970 lebten in Josefov 3.196 Menschen.

[Bearbeiten] Festungsanlage

Die klassizistische Anlage wurde umgeben von aufgeschütteten Erdwällen, die durch Ziegelmauerwerk mit einem darin befindlichen Kasemattensystem befestigt wurden. In die Festungsstadt führten vier Tore, das Jermerer Tor im Nordwesten sowie das Gratzer, Neustädter und das Kronentor. Im Zentrum wurde zwischen 1805 und 1810 die Garnisonskirche Mariä Himmelfahrt errichtet.

Die Festung blieb militärisch bedeutungslos. Während des Deutschen Krieges zogen die preußischen Truppen im Juni 1866 nach der Schlacht bei Skalitz nur bis zum nordöstlich gelegenen Dorf Schweinschädel und unternahmen keinerlei Angriffsversuche auf die Festung, die sie auf ihrem weiteren Vormarsch nach Osten umgingen.

Vorrangig diente Josefstadt als Garnisonsort und Gefängnis. In Folge der Bündnispolitik zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaiserreich im Dreikaiserabkommen und dem nachfolgenden Dreikaiserbund hatte sich die Notwendigkeit einer Festung erübrigt und 1888 erfolgte die Aufhebung der Festung. Josefstadt blieb bis 1918 Garnison der K.u.K. Österreichisch-Ungarischen Armee. 1914 war hier das III. Bataillon des Landwehr Infanterie Regiments Nr. 11 stationiert.


Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht wurden in Josefstadt 7000 Franzosen interniert. Im Ersten Weltkrieg war Josefstadt Kriegsgefangenenlager für 40.000 russische, serbische, italienische und ukrainische Soldaten; nach Kriegsende war sie bis 1924 Internierungsort für desertierte russische Militärangehörige.

Prominenteste Häftlinge waren zwischen 1805 und 1808 der österreichische General Karl Mack von Leiberich und im Jahre 1863 der polnische General Marian Langiewicz.

Der Astronom Wilhelm von Biela diente in der Festung Josefstadt. Für ihn wurde im Jahre 2006 an der Bastion eine Gedenktafel angebracht.

[Bearbeiten] Weblinks

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