Josef Bachmann

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Josef Erwin Bachmann (* 12. Oktober 1944 in Reichenbach im Vogtland; † 24. Februar 1970) wurde als Attentäter von Rudi Dutschke bekannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Jugend

Bachmann verbrachte bis zu seinem 23. Lebensjahr insgesamt ca. zwei Jahre in Krankenhäusern, unter anderem, weil er mit vier Jahren mit einer offenen Lungentuberkulose eingeliefert wurde. Er war ein schlechter Schüler. Sein Vater zeigte keinerlei Interesse für ihn. Ein Onkel wurde zum „Ersatzvater“, kam jedoch wegen politischer Agitation in ein DDR-Zuchthaus, da er seine Meinung über Politiker in der Öffentlichkeit verbreitete. Die Familie verließ 1956 die DDR und zog zu einer Tante ins Ruhrgebiet. Bachmann besuchte dort wegen seiner schlechten schulischen Leistungen eine Hilfsschule, die er jedoch frühzeitig wieder verlassen musste. Nach einer gescheiterten Berufsausbildung war er als Hilfsarbeiter tätig, wobei er häufig den Arbeitsplatz wechselte. Zusammen mit einem Freund beging Bachmann mehrere Einbrüche. Nach erfolglosen Versuchen, ein neues Leben in Frankreich zu beginnen, kehrte er nach Deutschland zurück. In München arbeitete er zuletzt als Eisenwerker und Anstreicher, kündigte jedoch schon nach nur einer Woche am 8. April 1968. Am 10. April 1968 fuhr er abends mit dem Interzonenzug nach Berlin.

[Bearbeiten] Attentat auf Rudi Dutschke

Am 11. April 1968 wartete er, mit zwei Pistolen bewaffnet, in der Nähe des SDS-Büros auf dem Kurfürstendamm auf Rudi Dutschke. Er beschimpfte ihn als „dreckiges Kommunistenschwein“ und gab dann in Tötungsabsicht drei Schüsse auf den Studentenführer ab. Nach seiner Verhaftung gab er zu Protokoll:[1]

„Ich möchte zu meinem Bedauern feststellen, dass Dutschke noch lebt. Ich hätte eine Maschinenpistole kaufen können. Wenn ich das Geld dazu gehabt hätte, hätte ich Dutschke zersägt.“

Er wurde wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Durch Kopfschüsse schwer verletzt, überlebte Dutschke das Attentat nur knapp. Elf Jahre später, am 24. Dezember 1979, starb er jedoch an dessen Spätfolgen; ausgelöst durch die Kopfverletzungen hatte Dutschke einen epileptischen Anfall und ertrank in der heimischen Badewanne. Als Bachmanns Mordmotiv wurde von einem rechtsextremen Hintergrund ausgegangen, da er beim Attentat einen Artikel der Deutschen National-Zeitung (heutiger Name: National-Zeitung) bei sich trug. Darauf waren fünf Fotos von Dutschke als Steckbrief arrangiert, mit der Überschrift: "Stoppt Dutschke jetzt! Sonst gibt es Bürgerkrieg". Vor allem im linkspolitischen Spektrum wurde eine Mitverantwortung auch bei der Bild-Zeitung gesehen, die in der Zeit vor dem Anschlag massiv gegen die 68er-Bewegung agitiert hatte (unter anderem rief sie zum Ergreifen der Rädelsführer auf). Er ist damit für viele ein Sinnbild für den Einfluss der Bild-Zeitung auf die Öffentlichkeit geworden. Am 4. März 1969 wird Bachmann während seines Prozesses von dem Vorsitzenden Richter dazu befragt, welche Zeitungen er gelese habe. Zunächst behauptet Bachmann, er habe "linke Blätter: Wahrheit, Neues Deutschland, Spiegel, Stern, Pardon" gelesen. Erst auf Nachfrage des Richters ergänzt er "Nationalzeitung" und "Deutsche Nachrichten".[2]

Dutschke trat mit seinem Attentäter noch in einen Dialog, dessen Wirkung auf Bachmann umstritten ist. Einige Quellen behaupten, dass Bachmann Dutschke größtenteils ignorierte, andere sagen, dass Bachmann dieser Dialog sehr wichtig war und dass er Suizid verübte, weil er längere Zeit nichts mehr von Dutschke gehört hatte. Bachmann beging am 24. Februar 1970 im Gefängnis Suizid, indem er sich mit einer Plastiktüte über dem Kopf erstickte.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Jürgen Elsässer: Drei Kugeln auf Rudi Dutschke. In: Neues Deutschland. vom 11. April 2008, Seite 3.
  2. Ulrich Chaussy Die drei Leben des Rudi Dutschke. Eine Biographie. Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt/Neuwied 2. Aufl. 1983, ISBN 3-472-86576-8, S. 285
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