John Zorn

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John Zorn (ganz rechts) mit seiner Band Masada: Joey Baron (dr), Greg Cohen (b), Dave Douglas (tr); Rom 24. Juli 2005
John Zorn (ganz rechts) mit seiner Band Masada: Joey Baron (dr), Greg Cohen (b), Dave Douglas (tr); Rom 24. Juli 2005
John Zorn
John Zorn

John Zorn (* 2. September 1953 in New York) ist ein US-amerikanischer Komponist und Bandleader. Er spielt Saxophon und Klarinette. John Zorn arbeitet außerdem als Musikproduzent, ist Inhaber des Plattenlabels Tzadik und hat mit vielen experimentellen Musikern, insbesondere im Bereich Neue Musik und im Jazz zusammengearbeitet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

Zorn spielte als Kind Piano, Gitarre und Flöte. Während seines Studiums am Webster College wandte er sich, beeinflusst durch Anthony Braxton und seinen dortigen Lehrer Oliver Lake, dem Saxophon zu, das er lernte; zu Beginn eher an Neuer Musik interessiert, wandte er sich in den 70er Jahren dem Jazz zu. Zorn brach die formale Ausbildung ab und kehrte auf dem Umweg über die Westküste nach New York zurück, um sich im Umfeld der Musikszene Downtown-Manhattans auf musikalische Projekte zu konzentrieren. Er verdiente sich während dieser Zeit seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Arbeit in einem Schallplattenladen. Zu seinen frühen Einflüssen gehören neben Braxton Eugene Chadbourne und Ornette Coleman, aber auch Karlheinz Stockhausen. Zorns Musik ist charakterisiert durch die Verarbeitung zahlreicher musikalischer Stile aus verschiedensten Quellen, wie etwa Filmmusik zu Zeichentrickfilmen, Free Jazz, Hardcore oder jüdischer Folklore. Zorn kombiniert dabei oft kurze musikalische Sequenzen in collagenartiger Form, teilweise in rasanter Abfolge. 1975 gründete 1975 sein Theatre of Musical Optics und begann zunächst die Zusammenarbeit mit Chadbourne, Tom Cora, Wayne Horvitz, Polly Bradfield und LaDonna Smith. Internationale Anerkennung erreichte er in den 1980ern. Während des nächsten Jahrzehnts arbeitete er sowohl in New York als auch in Tokio, wo er viele Werke schreiben und aufführen musste.

Zorn bekennt sich explizit zu seiner jüdischen Herkunft und verarbeitet in einigen seiner Projekten traditionell jüdische Elemente. Er gründete das Plattenlabel Tzadik. Dabei formulierte er eine neue sogenannte „Radical Jewish Culture“ und verabschiedete ein Manifest über das radikale Judentum seiner Musik, in dem er u.a. erklärte:

Der Jude ist immer Ursprung einer doppelten Infragestellung gewesen: der Infragestellung des Selbst und der Infragestellung des ‚Anderen’. Da ihm nie die Möglichkeit gewährt wird, aufzuhören, jüdisch zu sein, ist er gezwungen, die Frage seiner Identität zu formulieren. Daher ist er von Anbeginn mit dem Diskurs des ‚Anderen’ konfrontiert, und oft hängt sein Leben davon ab“...“Mir wurde klar, dass ein Jude jemand ist, der naiv glaubt, dass er, wenn er selbstlos zu seiner Gastkultur beiträgt, akzeptiert werden wird. Aber wir sind die Außenseiter der Welt. Das ist es, was mich am Stamm [tribe] anzog – die Kultur des Außenseitertums.“.[1]

[Bearbeiten] Musikalisches Werk

Hervorzuhebende von Zorn geleitete Bands sind Naked City (mit Bill Frisell, Wayne Horvitz, Fred Frith, Joey Baron und Yamatsuka Eye), Painkiller (mit Bill Laswell und Mick Harris) sowie Masada' (mit Dave Douglas, Greg Cohen und Joey Baron), eine Formation, die Avantgarde Jazz- und Klezmer-Elemente verschmilzt. Sehr bemerkenswert sind seine von ihm so genannten „Game Pieces“, die nicht auf einer notierten Partitur beruhen, sondern nach von ihm bestimmten „Regeln“ gespielt werden. Herausragendes Beispiel ist Cobra, eine Komposition, bei der ein in Instrumentierung und Anzahl der Musiker variables Ensemble durch vom „Dirigenten“ hochgehaltene Karten „Anweisungen“ erhält, die von den Musikern spontan interpretiert und umgesetzt werden.

Zorn komponierte viele Film-Soundtracks und arbeitete für Orchester und Ensembles wie z. B. das Kronos Quartet und präsentierte Hommagen an so unterschiedliche Musiker wie Ornette Coleman, Hank Mobley, Lee Morgan, Sonny Clark, Ennio Morricone oder Burt Bacharach. Auf seinen Labels Tzadik und Avant hat er eine große Fülle von Alben eingespielt und produziert.

In der aktuellen Ausgabe des „Jazzbuch“ (2006) von Joachim Ernst Berendt und Günther Huesmann wird John Zorn als der herausragende und einflussreichste Jazzmusiker der Gegenwart bezeichnet. Diese Einschätzung ist aber sehr umstritten, weil Zorns Musik sich nicht in erster Linie aus der afro-amerikanischen Musiktradition herleitet. Vielmehr stellt diese nur einen Einfluss unter vielen dar. Zorn selbst lehnt die Bezeichnung Jazzmusiker für sich selbst rigoros ab.

[Bearbeiten] Diskographische Hinweise: Auswahl wichtiger Alben

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] DVDs

  1. Claudia Heuermann: A Bookshelf on Top of the Sky: 12 Stories about John Zorn (Doku)
  2. Antonio Ferrera: Masada Live at Tonic 1999
  3. Claudia Heuermann: Sabbath in Paradise

[Bearbeiten] Literatur

  • Garhard Kaucic/Timothy Liegeti: Guy Debord John Zorn Friederike Mayröcker Philippe Sollers: tel quel jardins des plantes et D mots/scribble and voice. – In: Die Grüne F Abyss. Internationale polylinguale Zeitschrift für Grüne Kultur/Politik. Nr.16b/1996, S. 117ff.
  • Jazzthetik, Juli/August 1988: Interview mit Arne Schumacher
  • Neue Zeitschrift Für Musik, Februar 1991: Der Architekt der Spiele Interview mit Art Lange; Früchte des (John) Zorn – improvisierte Musik im Zeitalter der Simulation
  • Jazz Podium, Mai 1995: Artikel von Mathias Bäumel
  • Neue Zeitschrift Für Musik, Mai/Juni 1998: „Radical New Jewish Culture“ – Artikel von Peter Niklas Wilson

[Bearbeiten] Lexigrafische Einträge

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen/Anmerkungen

  1. http://www.hpk-info.de/musik/jued_musik/2002_01_25-01.htm
  2. Die Auswahl wichtiger Alben von John Zorn fand angesichts der großen Umfang seines Werkes anhand der Bewertungen des Penguin Guide to Jazz in der 6. Auflage von 2002 statt. Es wurden nur Alben aufgenommen, die die höchste (****) bzw. zweithöchste (***(*)) Bewertung erhielten. Als bestes Werk Zorns sehen die Autoren das Album "The Big Gundown" (1985), das sie zusätzlich zu der Höchstbewertung mit der Prädikat der Krone versehen. Sie betrachten das Morricone-Projekt als "eines der essentiellsten Werke der 1980er Jahre".