Johann Radon

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Johann Radon (* 16. Dezember 1887 in Tetschen a. d. Elbe (heute Děčín, Tschechien); † 25. Mai 1956 in Wien) war ein österreichischer Mathematiker.

Johann Radon etwa 1920
Johann Radon etwa 1920

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Johann Radon promovierte 1910 an der Universität Wien zum Doktor der Philosophie. Das Wintersemester 1910/11 verbrachte er auf Grund eines Stipendiums an der Universität Göttingen, wo er u.a. Vorlesungen von David Hilbert hörte. Danach war er Assistent an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn und von 1912 bis 1919 Assistent an der Lehrkanzel Mathematik II der Technischen Hochschule in Wien. 1913/14 habilitierte er sich an der Universität Wien. 1919 wurde er als außerordentlicher Professor an die neugegründete Universität Hamburg berufen, danach wurde er 1922 ordentlicher Professor an der Universität Greifswald und 1925 in Erlangen. Von 1928 bis 1945 war er Ordinarius an der Universität Breslau.

Wegen der drohenden Belagerung durch die rote Armee musste er mit seiner Familie im Januar 1945 Breslau verlassen; sie gelangten auf Umwegen nach Innsbruck, wo eine Schwester seiner Frau lebte. Nach einem Zwischenspiel an der Universität Innsbruck wurde er am 1. Oktober 1946 zum Ordinarius am Mathematischen Institut der Universität Wien ernannt. Im Studienjahr 1954/55 war er Rektor der Universität Wien.

Radon wurde 1939 korrespondierendes Mitglied, 1947 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; von 1952 bis 1956 war er Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse dieser Akademie. Von 1948 bis 1950 war er Präsident der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft.

Im Jahr 1916 heiratete Johann Radon Marie Rigele, eine Hauptschullehrerin, die naturwissenschaftliche Fächer unterrichtete. Sie bekamen drei Söhne, die allerdings leider jung oder sehr jung starben. Ihre Tochter Brigitte, im Jahr 1924 geboren, studierte in Innsbruck Mathematik und erhielt dort das Doktorat. 1950 heiratete sie den österreichischen Mathematiker Erich Bukovics. Sie lebt in Wien.

Johann Radon etwa 1954
Johann Radon etwa 1954

Radon, wie ihn Curt C. Christian 1987 anlässlich der Enthüllung der Gedenkbüste beschrieb, war ein liebenswerter, gütiger, bei Schülern und Kollegen in hohem Maße beliebter Mann, eine vornehme Persönlichkeit. Er machte zwar den Eindruck eines stillen Gelehrten, war aber dennoch von geselliger Natur, nicht abgeneigt, Feste zu feiern. Er liebte die Musik und pflegte die Hausmusik, war selbst ein hervorragender Geiger; seine Liebe zur klassischen Literatur dauerte bis zuletzt an.

[Bearbeiten] Leistungen

Radon war ein äußerst vielseitiger und produktiver Wissenschafter. Mit seinem Namen sind vor allem die Radon-Transformation, die in der Computertomographie verwendet wird, die Radonzahlen, das Radon-Theorem, sowie der in der Maßtheorie bedeutsame Satz von Radon-Nikodym verbunden.

Im Jahre 2003 gründete die Österreichische Akademie der Wissenschaften ein Institute for Computational and Applied Mathematics und benannte es nach Johann Radon (siehe Weblink unten).

[Bearbeiten] Literatur

  • Curt C. Christian, Festrede zum 100. Geburtstag Johann Radons, Internationale Mathematische Nachrichten 146 (1987) 1
  • Leopold Schmetterer, Johann Radon (1887 - 1956), Internationale Mathematische Nachrichten 153 (1990) 15
  • Brigitte Bukovics: Lebensgeschichte von Johann Radon, geschrieben von seiner Tochter Brigitte Bukovics. Internationale Mathematische Nachrichten 162 (1993)1

[Bearbeiten] Weblinks