Johann Philipp (Hanau-Lichtenberg)

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Graf Johann Philipp von Hanau-Lichtenberg (* 13. Januar 1626 [nach Julianischem Kalender] in Buchsweiler; † 18. Dezember 1669 in Babenhausen)[1] wurde als Sohn des Grafen Philipp Wolfgang (* 1595; † 1641) und dessen Gemahlin, Gräfin Johanna von Öttingen (* 1602; † 1639) geboren. In seiner Kindheit musste er vor den Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs mit seinen Eltern mehrfach aus der Residenzstadt Buchsweiler nach Straßburg fliehen, wo die Familie ein Stadtpalais besaß.

Ahnentafel von Graf Johann Philipp von Hanau-Lichtenberg
Urgroßeltern

Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg (* 1541; † 1599)

Pfalzgräfin Margarethe Ludowika von Pfalz-Zweibrücken (* 1540; † 1569)

Graf Wolfgang zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1546; † 1610)

Gräfin Magdalena von Nassau-Dillenburg (* 1547; † 1643)

Graf Gottfried von Öttingen (* 1554; † 1622)

Gräfin Johanna zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1557; † 1585)

Graf Georg von Erbach (* 1548; † 1605)

Gräfin Anna zu Solms (* 1557; † 1586)

Großeltern

Graf Johann Reinhard I. von Hanau-Lichtenberg (* 1568; † 1625)

Gräfin Maria Elisabeth zu Hohenlohe-Neuenstein (* 1576; † 1605)

Graf Ludwig Eberhard von Öttingen-Öttingen (* 1577; † 1634)

Gräfin Margarethe von Erbach (* 1576; † 1636)

Eltern

Graf Philipp Wolfgang von Hanau-Lichtenberg (* 1595; † 1641)

Gräfin Johanna von Öttingen-Öttingen (* 1602; † 1639)

Johann Philipp

Zur Familie vgl. Hauptartikel: Herren und Grafen von Hanau

Zusammen mit seinem Bruder Johann Reinhard (II.) (*1628; † 1666) wurde er auf eine Kavalierstour durch Deutschland, in die Niederlande, nach England, Frankreich und der Schweiz geschickt. Als Nachgeborenem des Hauses Hanau wurde ihm im väterlichen Testament das Amt und Schloss Babenhausen als Residenz zugewiesen. In deren Besitz kam er aber erst 1647, nachdem das Kurfürstentum Mainz, das Babenhausen kriegsbedingt seit Jahren besetzt hielt, Schloss, Stadt und Amt Babenhausen räumte.

Am 16. Februar 1651 heiratete er Prinzessin Susanna Margarethe von Anhalt-Dessau (*1610; † 1663). Sie war eine Tochter von Fürst Johann Georg I. von Anhalt-Dessau (* 1567; † 1618) und der Pfalzgräfin Dorothea von Pfalz-Simmern. Damit war sie eine Schwester der Prinzessin Sibylle Christine von Anhalt-Dessau (* 1603; † 1686), die in zweiter Ehe mit dem Bruder von Johann Philipp, dem regierenden Grafen Friedrich Casimir, verheiratet war. Die Ehe von Johann Philipp und Susanne Margaretha blieb kinderlos. Hier könnte – ähnlich wie bei der Ehe des Bruders – die erhebliche Altersdifferenz der Ehepartner und das relativ hohe Alter von Susanne Margarethe eine Rolle gespielt haben. Denn Johann Philipp zeugte durchaus Kinder, wenn auch außerehelich. Nachgewiesen sind mindestens drei[2]:

  • N.N., eine Tochter (* nach 1663[3]), verheiratet mit einem Zollverwalter „Cressl“;
  • N.N., ein Sohn (* nach 1663[4]), der den Nachnamen „Berg“ trug, und später eine Stelle als Offizier in der Hanauer Miliz erhielt;
  • N.N., ein zweiter Sohn (* nach 1663[5]), der ebenfalls den Nachnamen „Berg“ trug, und später auch eine Stelle als Offizier in der Hanauer Miliz erhielt.

Über die Mutter oder die Mütter dieser Kinder ist nichts bekannt.

1664 besuchte Johann Philipp den Reichstag in Regensburg, wo er mit einem Fürsten von Reuß in ein Duell geriet. 1669 versuchte er sich in einem Staatsstreich gegen seinen Bruder, Graf Friedrich Casimir, der die Grafschaft Hanau in den Bankrott getrieben hatte und nun versuchte, sich durch Verkäufe von Territorium zu sanieren. Die Agnaten schritten deshalb gegen Friedrich Casimir ein und bemächtigte sich in seiner Abwesenheit im November 1669 der Regierung. Dieses Notstandsregime brach aber nach drei Tagen zusammen und Friedrich Casimir sperrte nun im Gegenzug seinen Bruder aus der Stadt Hanau aus. Graf Johann Philipp starb kurz darauf am 18. Dezember 1669 und wurde – ebenso wie zuvor seine Frau[6] – in der Stadtkirche in Babenhausen beigesetzt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Georg Friedrich Dhein: Sammlungen zur Hanauer Geschichte. 7 Bände, ungedruckt. (Nach einer maschinenschriftlichen (Teil- ?)Abschrift in der Stadtbibliothek Hanau, Abteilung Hanau-Hessen, Signatur: I b 2 D).
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34. Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
  • Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt = Marburger Personalschriftenforschungen 14. Sigmaringen 1992.
  • Wilhelm Morhardt: Hanau alt's - in Ehren b'halt's - Die Grafen von Hanau-Lichtenberg in Geschichte und Geschichten = Babenhausen einst und jetzt 10. Babenhausen 1984.
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses. In: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
  • Richard Wille: Hanau im dreissigjährigen Kriege. Hanau 1886.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

[Bearbeiten] Verweise

  1. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand: D7, 1/1, nennt den 28. November 1669 als Todestag – vermutlich eine Differenz zwischen Julianischem und Gregorianischen Kalender.
  2. Wille, S. 504 (Anm.), unter Berufung auf eine ältere handschriftliche Genealogie des Hauses Hanau, und Suchier, S. 22, Anm. 102, unter Berufung auf die Genealogie von Dhein im Hessischen Staatsarchiv Marburg.
  3. Suchier, S. 22, Anm 102, geht davon aus, dass die außereheliche Beziehung erst nach dem Tod der Gattin von Johann Philipp eingegangen wurde. Das könnte aber auch einfach eine Schlussfolgerung aufgrund der Prüderie des 19. Jahrhunderts sein.
  4. Suchier, S. 22, Anm 102.
  5. Suchier, S. 22, Anm 102.
  6. Zu ihrem Tod erschien eine Leichenpredigt. Nachweis: Katalog: Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 81. Regierung Hanau, A 40,6.