Jaspar von Oertzen

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Jaspar Sigismund Albrecht von Oertzen (* 2. Januar 1912 in Schwerin; † 22. April 2008 in München) war ein deutscher Schauspieler, Filmregisseur, Autor und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Jaspar von Oertzen entstammte der alten mecklenburgischen Adelsfamilie Oertzen. Er war der Sohn des Landgerichtsrats Carl von Oertzen (1878–1965, Familienlinie Roggow) und von Maria Magdalena von Oertzen (1878–1965, Linie Helpte).

Im Juli 1938 heiratete Oertzen in Kassel die 13 Jahre ältere Choreografin Ellen Petz (1899–1970). Die Ehe blieb kinderlos.

[Bearbeiten] Leben

Oertzen verbrachte seine Schulzeit in Rostock. studierte zunächst in München Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte.

[Bearbeiten] Schauspieler

1934 gab Oertzen sein Spielfilmdebüt in der Komödie Krach um Jolanthe mit Marianne Hoppe. In einem seiner nächsten Filme, Altes Herz geht auf die Reise, spielte er einen jungen Arzt, der am Ende die junge Protagonistin (dargestellt von Helga Marold) vor den Traualtar führen darf. In den Folgejahren wirkte er in mehreren größeren UFA-Produktionen mit, wobei er zumeist auf Nebenrollen festgelegt war. Oft verkörperte er dabei historische Gestalten wie den Prinzen Friedrich Karl von Preußen in Wolfgang Liebeneiners Bismarck-Biografie (mit Paul Hartmann in der Titelrolle), den Grafen Alexander Lanskoi unter der Regie von Josef von Báky im UFA-Jubiläumsfilm Münchhausen (mit Hans Albers) und den Prinzen Louis Ferdinand in Veit Harlans tendenziöser Produktion Kolberg. Ebenfalls unter der Regie von Harlan verkörperte er 1942 in Der große König den Rittmeister Joachim Bernhard von Prittwitz, der dem Alten Fritz in der Schlacht von Kunersdorf das Leben rettete.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Oertzens Filmauftritte rar. Er spielte in mehreren internationalen Produktionen wie The Magic Face, Anatole Litvaks Entscheidung vor Morgengrauen und Billy Wilders Ost-West-Komödie Eins, zwei, drei. Daneben spielte er kleinere Rollen in Arthur Maria Rabenalts Drama Der letzte Walzer und Géza von Bolvárys Drama Ein Lied geht um die Welt über das Schicksal des rumänischen Tenors und Holocaust-Opfers Joseph Schmidt. In Georg Wilhelm Pabsts Es geschah am 20. Juli porträtierte Oertzen als „Oberst Kerst von Dürnstein“ den Widerstandskämpfer Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim.

Daneben übernahm er Rollen in zahlreichen Fernsehproduktionen – sowohl in Bühnenadaptionen wie Franz Josef Wilds Richard II. als auch Fernsehfilmen wie Tote brauchen keine Wohnung aus der Reihe Tatort und Episoden der Fernsehserien Graf Yoster gibt sich die Ehre, Die Fünfte Kolonne und Königlich Bayerisches Amtsgericht. In Franco Rossis an Homer angelehntem Mehrteiler L'Odissea verkörperte er den weisen Nestor.

[Bearbeiten] Regisseur und Synchronsprecher

1957 drehte Oertzen Sommerliebe am Bodensee, seinen ersten und einzigen Spielfilm als Regisseur, in dem u.a. Peter Schamoni und Hubert von Meyerinck mitwirkten.

Außerdem arbeitete er zeitweilig als Synchronsprecher und lieh seine Stimme u.a. Jack Gwillim (Unser Mann in Rio) und Walter Wolf King (Dick und Doof als Salontiroler).

[Bearbeiten] Politiker und Autor

AB Anfang der siebziger Jahre engagierte sich Oertzen politisch mit einem Schwerpunkt auf sozialen und ökologischen Themen, zu denen er sowohl mehrere Vorträge hielt als auch Schriften veröffentlichte. So war er 1971 Mitbegründer der deutschlandweit ersten Bürgerinitiative „Rettet das Rotwandgebiet vor der Zerstörung“, die gegen die Errichtung eines Skigebiets auf einer naturbelassenen Region bei München kämpfte.[1] Dabei beschäftigte er sich u.a. mit ethischen Forderungen und Richtlinien für ein ökologisch bewusstes Zeitalter.

Oertzen gehörte neben Herbert Gruhl zu den Gründungsmitgliedern der Grünen und auch zu denen der ödp, deren Ehrenvorsitzender er war.

[Bearbeiten] Filmografie (Auswahl)

  • 1934 – Krach um Jolanthe
  • 1938 – Altes Herz geht auf die Reise
  • 1939 – Kameraden auf See
  • 1939 – Die barmherzige Lüge
  • 1940 – Bismarck
  • 1941 – ...reitet für Deutschland
  • 1942 – Der große König
  • 1943 – Die goldene Spinne
  • 1943 – Münchhausen
  • 1945 – Kolberg
  • 1945 – Das Leben geht weiter
  • 1951 – The Magic Face
  • 1951 – Entscheidung vor Morgengrauen (Decision Before Dawn)
  • 1953 – Der letzte Walzer
  • 1953 – Martin Luther
  • 1955 – Es geschah am 20. Juli
  • 1958 – Ein Lied geht um die Welt
  • 1961 – Eins, zwei, drei (One, two, three)
  • 1968 – König Richard II.
  • 1968 – L'Odissea
  • 1973 – Tatort: Tote brauchen keine Wohnung

[Bearbeiten] Bibliografie (Auswahl)

  • 1997: Lerne das Glück zu greifen, München: Schneekluth
  • 2003: Möwenschreie, Norderstedt: Books on Demand
  • 2004: Wodurch sind wir in die ökologische Bedrohung gekommen?, Murnau am Staffelsee: Mankau
  • 2005: Ihr Lächeln verändert die Welt, Murnau am Staffelsee: Mankau

[Bearbeiten] Quellen

  1. Mankau, S. 29

[Bearbeiten] Literatur

  • Raphael Mankau (Hg.): 20 Jahre ödp – Anfänge, Gegenwart u. Perspektiven ökol.-demokratischer Politik dolata verlag 11/1999, 240 S., ISBN 3-9805986-4-0.

[Bearbeiten] Weblinks