Twinning
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Als Twinning wird der Prozess bezeichnet, in dem interessierte Beitrittsländer der Europäischen Union den acquis communautaire (Rechtsbestand) der Europäischen Union übernehmen müssen und moderne, effiziente Verwaltungen aufbauen, die in der Lage sind, die Gesetze und Verordnungen in demselben Maße umzusetzen wie die jetzigen Mitgliedsländer.
Das im Jahre 1998 im Rahmen der Heranführungsstrategie aufgelegte Twinning-Instrument im Rahmen des PHARE-Programms verfolgte diese Zielrichtung. Für die am 01.Mai 2004 beigetretenen Länder ist eine Twinning-Finanzierung nicht mehr möglich; für Rumänien und Bulgarien, die am 01.Januar 2007 beigetreten sind, wird Twinning im Rahmen einer Übergangsfinanzierung noch bis Ende 2007 fortgeführt. Verstärkt angewendet wird Twinning für die Länder mit Kandidatenstatus Kroatien, ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und die Türkei sowie weitere Länder des West-Balkans (zurzeit Serbien, Bosnien und Herzegowina sowie Albanien).
Seit 2002 wird das Twinning-Konzept auch in Ländern ohne Beitrittsperspektive genutzt, darunter Russland, Ukraine, Armenien, Georgien und Kasachstan sowie die Mittelmeeranrainer Libanon, Ägypten, Jordanien, Tunesien und Marokko.
Die Unterstützung der Beitritts- und Nachbarländer der EU beim Verwaltungsaufbau erfolgt in einem Partnerschaftsprozess, bei dem Heranführungsberater (auch Langzeitberater) aus den Verwaltungen der Mitgliedsländer die Beitrittsländer auf der Grundlage vereinbarter spezifischer Projekte, die verbindliche Zielstellungen enthalten, vor Ort während der Projektlaufzeit (12-24 Monate) unterstützen. Öffentliche Verwaltungen aus Mitglieds- und Kandidatenländern arbeiten dabei bei konkreten Projekten aus den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft, Finanzen, Justiz/Inneres, Regionalentwicklung, Wirtschaft, Binnenmarkt, Telekommunikation, Energie, Arbeit, Gesundheit und Soziales u.a.m. zusammen. Die Projektvolumina für die Beratungsleistungen reichen von 250.000 bis zu 2.000.000 €, finanziert aus Mitteln der Europäischen Union.
Jedes Twinning-Projekt wird von einem Projektleiter aus der projektführenden Verwaltung geleitet. Neben den Langzeitberatern sehen die Twinning-Projekte auch den Einsatz von Kurzzeitexperten und weitere Formen der Wissens- und Erfahrungsvermittlung (Seminare, Workshops) vor.
Twinning-Projekte sind so ausgerichtet, dass sie ausschließlich von öffentlichen Verwaltungen durchgeführt werden; private Einrichtungen können nur in einem sehr begrenzten Umfang teilnehmen und nur da, wo sie öffentliche Aufgaben erfüllen und dies zu den Konditionen, die für Verwaltungen gelten. Mit anderen Worten heißt dies damit auch, dass mit Twinning kein Geld zu verdienen sein soll.
Twinning ist nicht zu verwechseln mit "Town twinning" (Städtepartnerschaft).
