Minjan
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Minjan (hebräisch: מניין) bezeichnet im Judentum das Quorum von zehn oder mehr im religiösen Sinne mündigen Juden (also Jungen, die Bar Mitzwa beziehungsweise Mädchen, die Bat Mitzwa sind), das nötig ist um einen jüdischen vollständigen Gottesdienst abzuhalten. Dieser findet im Regelfall in einer Synagoge statt.
Ein einzelner Minjan, sprich eine Betgemeinde, kann Teil von mehreren simultan nebeneinander abgehaltenen Gottesdiensten in einer Synagoge darstellen. In einer Synagoge (beziehungsweise einem anderen Gebäude) können also zur selben Zeit zwei oder mehr Minjanim-Treffen stattfinden; in der Praxis kann beispielsweise gleichzeitig ein aschkenasischer und ein sephardischer Minjan abgehalten werden.
- In der jüdischen Orthodoxie sind stets zehn männliche Beter gefordert. Transsexualität wird vom Orthodoxen Judentum nicht anerkannt. Das Geschlecht bei der Geburt, wird von Gott gegeben als unabänderbar angesehen. Das heißt: MzF-transsexuelle Personen werden beim Minjan mitgezählt, FzM-transsexuelle Personen hingegen nicht. [1]
- Einen egalitären Minjan, bei dem Frauen und Männer gleichermaßen gezählt werden, gibt es in nicht-orthodoxen Gemeinden (siehe hierzu zum Beispiel Reformjudentum, Rekonstruktionismus, Konservatives Judentum).
[Bearbeiten] Ursprung
Das Wort Minjan stammt von hebräischen Stamm moneh מונה mit der Bedeutung zählen bzw. nummerieren. Das Wort ist mit dem aramäischen mene verwandt welches im Menetekel, Buch Daniel 5, vorkommt.
„Man liest nicht das Schema, tritt nicht vor die Lade, erhebt nicht die Hände (zum Priestersegen), liest nicht aus der Tora vor, liest nicht die Haftara aus den Propheten, veranstaltet kein Stehen und Sitzen, spricht nicht den Trauersegen, Trostworte an die Leidtragenden und den Hochzeitssegen und veranstaltet keine Vorbereitung zum gemeinschaftlichen Tischsegen mit Nennung des Gottesnamens, wenn weniger als zehn (Personen) anwesend sind. ...“ (Mischna, Traktat Megilla IV,3)
[Bearbeiten] Klassische Gesetze
Die Halacha fordert einen Minjan für die verschiedensten Teile eines jüdischen Gottesdienstes, darunter für das Kaddisch, das Amidah und die Lesung aus Tora und Haftara.
[Bearbeiten] Reform und konservatives Judentum
Mitte des 20. Jahrhunderts begannen einige Kongregationen im Reform- und konservativen Judentum, Frauen als Teil des Minjans zu zählen. Rabbiner des Reform- oder Rekonstruktionistischen Judentums sehen sich nicht an die Halacha gebunden, ihre Bewegungen befürworten die Gleichheit zwischen den Geschlechtern. Traditionelle Gesetze, die dieser Vorstellung widersprechen werden demnach oft abgelehnt. Seit 1973 ist es konservativen Gemeinden erlaubt, Frauen zum Minjan zu zählen, sofern der Gemeinderabbiner dem zustimmt. Eine Mehrheit der konservativen Gemeinden praktiziert den egalitären Minjan mittlerweile.