Johannes Kalitzke

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Johannes Kalitzke (* 12. Februar 1959 in Köln) ist ein deutscher Komponist und Dirigent zeitgenössischer Musik.

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[Bearbeiten] Leben und Werk

Kalitzke studierte von 1974 bis 1976 Kirchenmusik sowie zwischen 1978 und 1981 an der Musikhochschule Köln Klavier (bei Aloys Kontarsky), Dirigieren (Wolfgang von der Nahmer) und Komposition (York Höller), später elektronische Musik bei Hans Ulrich Humpert. 1982/83 folgte ein Studienaufenthalt am Pariser IRCAM bei Vinko Globokar mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Zwischen 1984 und 1990 war er zunächst als Kapellmeister, dann als Chefdirigent am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier tätig. 1986 übernahm er die Leitung des Forums für Neue Musik in der Nachfolge von Carla Henius, 1991 wurde er künstlerischer Leiter und Dirigent der musikFabrik; eine regelmäßige Tätigkeit als Gastdirigent verbindet ihn mit dem Klangforum Wien. Seit 1996 lehrt er bei den Darmstädter Ferienkursen sowie an der Musikhochschule Graz.

„Bericht über den Tod des Musikers Jack Tiergarten“ wurde bei der Münchner Biennale 1996 aufgeführt; im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein komponierte Kalitzke seine zweite Oper „Molière oder die Henker der Komödianten“ (Uraufführung 1998 in Bremen). Mit „Nachricht an Charon“ war er auf der EXPO 2000 in Hannover vertreten.

Kalitzke ist heute als Dirigent wie als Komponist regelmäßiger Gast bei den Ensembles und Festivals für neue Musik. Er lebt als freischaffender Künstler in Wien.

[Bearbeiten] Ehrungen

  • 1990 Bernd-Alois-Zimmermann-Preis der Stadt Köln
  • 2000 Stipendiat der Villa Massimo (Rom)

[Bearbeiten] Kompositionen

  • Szenische Verwandlung (1978/84) – Klang-Akrobatik für Violoncello und Klavier
  • Spiegelbild (1979) für zwei Klaviere
  • De Profundis (1980/86) für Kammerensemble
  • Berceuse intégrale pour Hieronymus Bosch (1982/83) für großes Orchester und Tonband
  • Macchina d’autunno (1982) – Fantasiestück für Klavierklänge
  • Trio Infernal (1985) – Gespenstermechanik in fünf Teilen für trio basso
  • Rotationsetüde (1985/86) für drei Schlagzeuger und vierkanaliges Tonband
  • Die Hundertjahrfeier der Nacht (1986) für hohe Stimme und Klavier
  • Jardins Paradoxaux (1986) – Adagio-Fragmente für fünf Instrumentalgruppen, Alt, Tenor und Tonband
  • Das Labyrinth der Lieder (1987) für Vokalquintett, Orchester und Computerklänge
  • Flucht im Gewölbe (1987) – Spirale für Viola und digitale Raumsimulation
  • Tübingen, Jänner (1988) für Bassflöte, Violoncello und Sprechstimme ad libitum nach einem Text von Paul Celan
  • Nachtschleife (1989) – Madrigal für Vokalsextett
  • Bis zum äußersten Tor (1989–2006) für Solostimmen (SATB), Bratsche, Klavier und Zuspiel
  • Kafka-Komplex (1989–2006) für Sopran, Alt, Tenor, Bass-Bariton, Tonband und Klavier
  • Salto, Trapez, Ikarus (1990) – Konzert für 13 Instrumente
  • Bericht über den Tod des Musikers Jack Tiergarten (1991) – Szenische Moritat für drei Schauspieler, zwei Sänger und 14 Instrumente
  • Hände im Spiegel (1992/93) – Konzert für Klavier, Orchester, Live-Elektronik und 2 flankierende Solisten (Counter-Tenor und Bass-/Kontrabass-Klarinette)
  • Die Rückseite der Tage (1994) – Vier sinfonische Fragmente für großes Orchester mit Tonband und Sopran
  • Moliere oder die Henker der Komödianten (1994-97) – dramatisches Nachtstück in 4 Akten nach Bulgakow
  • Chasse Royale (1995) – Ein Schattenwurf für Orchester
  • Circus Frenzy (1995) – 5 Kreuzwege für Sopran, Bass-Bariton und großes Orchester
  • Cruxification I (1997) – 4 Choralvorspiele über „Christ ist erstanden“ für 4 Orchestergruppen
  • Cruxification II (1999) – 4 Choralvorspiele über „Christ ist erstanden“ für großes Orchester
  • Schuberts Traum (1999) – Stilleben mit Inferno nach einem Tagebuchtext von Franz Schubert, für Stimmen und Ensemble
  • Six Covered Settings (1999/2000) für Streichquartett
  • Wind Stille Zeit (2001) für Chor, Bläserensemble und Elektronik
  • „... mit gänzlich fremder ähnlichkeit“ (2002) – Solo für Orgel
  • Vier Toteninseln (2002/03) – Eine Überfahr mit Johannes Brahms, für Orchester mit 2 Solisten (Bariton und Klavier)
  • memoria (2003) für 9 Spieler und Live-Elektronik
  • Inferno (2004) – Musiktheater nach dem Schauspiel von Peter Weiss
  • Wanderers Fall (2005) – 10 Lieder für Bariton und Ensemble nach Texten von Walter Raffeiner
  • Ortswechsel (2007) für Instrumente, Sopran und Live-Elektronik, mit Film von Edgar Reitz

[Bearbeiten] Weblinks