Johann Joseph Gaßner

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Johann Joseph Gaßner (* 20. August 1727 in Braz bei Bludenz in Vorarlberg; † 4. April 1779 in Bendorf, Rheinland-Pfalz) war ein berüchtigter Exorzist und Wunderheiler.

Er studierte bei den Jesuiten in Innsbruck und Prag, erhielt 1751 das Amt eines Frühmesners in Dalgs und 1758 die Pfarrei inKlösterle am Arlberg. Die meisten Krankheiten dem Einfluss von bösen Geistern zuschreibend, legte er sich hier auf Teufelsbeschwörungen durch Segensprechungen und Gebete und machte zu dem Zweck mit Erlaubnis des Bischofs von Konstanz selbst Reisen bis Konstanz, wo sich dieser jedoch von Gaßners Scharlatanerien überzeugte und ihn nach seiner Pfarrei zurückwies. 1774 wurde er jedoch vom Bischof Fugger von Regensburg nach Ellwangen und später nach Regensburg berufen und hatte dort einen unbeschreiblichen Zulauf aus Böhmen, Österreich, Bayern, Schwaben, Franken, ja selbst aus den niederrheinischen Provinzen.

Die Heilung sowohl der "Umsessenen", d. h. durch Krankheit Geplagten, als der "Besessenen", d. h. der im übrigen Gesunden, vollzog er mittels des Exorzismus, bis Joseph II. 1777 eingriff und Gaßner befahl, Regensburg zu verlassen. Der Bischof, der ihn zu seinem Hofkaplan mit dem Titel eines geistlichen Rats ernannt hatte, wies ihm zur Entschädigung die Pfarrei Bendorf an, wo er ganz verschollen starb.

Die über ihn erschienenen Schriften bilden den Inhalt der "Zauberbibliothek" (Augsburg 1776). Seine Kuren wurden durch Eschenmeyer in Kiesers "Zeitschrift für tierischen Magnetismus" verteidigt. Auch Lavater hatte sie der größten Aufmerksamkeit wert gefunden. Jedenfalls verfuhr Gaßner uneigennützig und glaubte wohl selbst an seine Kuren. Vgl. Semler, Sammlung von Briefen und Aufsätzen über die Gaßnersche Geisterbeschwörung (Halle 1796), und Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrhunderts (Leipz. 1874).

Peter Lenks Gaßner-Figur in Meersburg
Peter Lenks Gaßner-Figur in Meersburg

Peter Lenk setzte Gaßner mit einer Figur seiner Magischen Säule in Meersburg ein Denkmal. Gaßner hatte im Sommer 1774 Wunderheilungen in Meersburg vorgenommen und dabei angeblich z. B. einen lahmen Kaplan zum Laufen gebracht. Die Plastik zeigt Gaßner im Vierfüßerstand auf einem Podest, umgeben von gaffenden Bürgern, wie er die bösen Geister - kleine Teufelsgestalten - in Form von Darmwinden austreibt. Die Figur neben Gaßner, die mit erhobenem Kruzifix zum Himmel aufblickt, stellt den in Meersburg residierenden Bischof Franz Konrad von Rodt dar, der sich, ebenso wie Franz Anton Mesmer, wenig erbaut von dem Spektakel zeigte.

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

[Bearbeiten] Literatur

  • H. C. Erik Midelfort: Exorcism and Enlightenment: Johann Joseph Gassner and the demons of eighteenth century Germany. New Haven; London: Yale University Press 2005 ISBN 0-300-10669-6

[Bearbeiten] Weblinks