Israelsdorf
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Israelsdorf gehört zusammen mit den benachbarten Siedlungen Karlshof und Gothmund zum Lübecker Stadtteil Lübeck-St. Gertrud. Es liegt im äußersten Nordosten des Stadtgebietes unmittelbar vor dem Traveübergang in Richtung Travemünde.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Name ergibt sich nicht aus dem Volk oder Land Israel, sondern ist eine Weiterentwicklung der mittelalterlichen Bezeichnung Yrsahelestorp. Dieser Name findet sich bereits in der Chronik des Lübecker Franziskanermönches Detmar aus dem Jahr 1385 (ahd. yrsa=irren, verirren; helen=heimlich). Dies passt gut zu der damaligen abseitigen Lage weit außerhalb der Lübecker Stadtmauern inmitten eines Walds. Bruno von Warendorp wird 1354 als alleiniger Grundbesitzer von Israelsdorf genannt. Das Gut wechselte mehrmals den Besitzer, bis es 1513 an die Stadt Lübeck fiel.
Trotz der ur-deutschen Herkunft des Namens wurde die Siedlung in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Walddorf umbenannt (1933-45). Die in Lübeck gelegene Israelsdorfer Allee wurde in Travemünder Allee umbenannt und trägt diesen Namen bis heute.
Jahrhundertelang in grundherrschaftlichen Besitz, wurde das Gut mit Dorf 1780 aufgesiedelt, parzelliert und den Einwohnern zur Pacht gegeben. Die Besonderheit war eine damit verbundene Schankerlaubnis für Kaffee. Daraus entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten ein einträgliches Geschäft in Form von Ausflugslokalen, die bei den Lübeckern äußerst beliebt waren.
[Bearbeiten] Lustholz
1763 wurde der Wald nordöstlich von Israelsdorf für Erholungszwecke erschlossen. In der Folge entstand die markante sternförmige Anlage mit 8 kreisförmigen Promenadenwegen und einem zentralen Rondell. Nach Nordosten führte ein Weg in das heute nicht mehr vorhandene Gehölz Fischerhorst an der Trave. Wegbegleitende Hecken, Sitzgelegenheiten und kleine Schutzhütten rundeten die Anlage ab. Nach heutigem Kenntnisstand ist das Lustholz in Israelsdorf der erste gezielt angelegte Erholungswald in Lübeck gewesen.[1]
[Bearbeiten] Militärhistorische Episode
Mit der Einsetzung des Lübecker Militär-Departements zum 1. April 1834 wurde auch die Unterbringung der Lübecker Soldaten neu organisiert. Eine Besonderheit erfuhr dabei die Kavallerie: sie wurde ab dem 1. Oktober 1835 auf dem Gutshof von Israelsdorf untergebracht. Es wurde sogar eine Reitbahn und ein Exerzierplatz angelegt. Für den Bau einer festen Kaserne fehlte der Stadt allerdings das Geld. Im Jahre 1848 beschloss die Bundesversammlung eine Neuorganisation des Bundesheeres; das Lübecker Kontingent musste danach keine Kavallerie mehr stellen.[2] Die kleine Kavallerie-Abteilung in Israelsdorf mit einem Wachtmeister und 14 Reitern wurde jedoch noch bis 1852 als Landdragoner (d.h Ausübung von Polizeiaufgaben) dort belassen. Nach 17 Jahren endete damit die Funktion Israelsdorfs als Militärstandort.[3]
[Bearbeiten] Heute
Die Siedlung wurde in den 1960er und 1970er Jahren stark mit Einfamilienhäusern bebaut. Von den Schankwirtschaften hat sich das Ausflugslokal Twiehaus bis heute erhalten. Israelsdorf ist außerdem seit 1952 Heimat des Lübecker Tierparks, der sich noch heute im Privatbesitz befindet. Dieser Tierpark wurde bereits 1950 von der ehemaligen Raubtierdompteuse Lotte Walther gegründet.
[Bearbeiten] Kirche
Zu Israelsdorf gehört die ev.-luth. Dietrich-Bonhoeffer-Kapelle (geweiht 1966) im Wilhelm-Wisser-Weg, die organisatorisch der St.Stephanus-Gemeinde in Lübeck-Karlshof zugeordnet ist.
[Bearbeiten] Schule
In der Waldstraße befindet sich eine Grundschule, die in jüngster Vergangenheit durch einen Neubau erweitert wurde. Diese Schule wird in Kooperation mit der Lauerholz-Schule in Lübeck-Karlshof geführt.
[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen
- ↑ Historische Kulturlandschaften - Bericht im Auftrag der Stadt Lübeck 1993 (Verfasser unbekannt)
- ↑ Dafür musste Lübeck ein volles Bataillon Heeressoldaten stellen.
- ↑ Lübeck und sein Militär, Kleine Hefte zur Stadtgeschichte,Heft 16,Verlag Schmidt-Römhild,2000
Koordinaten: 53° 54' 0" N, 10° 44' 25" O