Musasir
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Urartu
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Muṣaṣir bzw. Ardini (persisch موساسیر, urartäisch Ardini (wahrscheinlich von hurritisch arteni, Stadt), assyrisch KURMu-ṣa-ṣir, Mu-ṣa-ṣi-ru/ri/a / URUMu-ṣa-ṣi-ra-a-a, babylonisch KURMuṣāṣir) war ein Land im Zagros. Hauptstadt war die gleichnamige Stadt Muṣaṣir.
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[Bearbeiten] Geografie
Die genaue Lage der Stadt Muṣaṣir war bis zum Jahr 2006 nicht gesichert, obwohl das Land selbst zweifelsfrei identifiziert werden konnte. Die meisten Forscher nehmen an, daß Muṣaṣir in der Umgebung von Topzawa lag. Thureau-Dangin nahm dagegen an, daß Musasir im Hakkari-Gebirge lag. Boehmer identifizierte Mudjesir, 10 km westlich von Topzawa als Muṣaṣir. Sargon II. erwähnte in seinen Annalen, dass das Land Muṣaṣir vor vier hohen Bergen liegt. Ein Blick von der heutigen Burg-Ruinenstätte Mudjesir bei Sidekan zeigt diese vier Berge, die an die Schito-Bergkette angrenzen. Reza Heidari, ein Archäologe der "Cultural Heritage and Tourism Organization" von West-Aserbaidschan will Rabat Tepe bei Sardasht im Iran mit Muṣaṣir identifizieren.[1]
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Assyrien
Früheste Erwähnungen finden sich unter Assur-Nasirpal II., der 879 v. Chr. auf der Bankett-Stele aus Nimrud die Feierlichkeiten der Einweihung seines Königspalastes in Kalḫu beschreibt. Zu diesem zehntägigen königlichen Fest waren die unter anderem die Abgesandten der Länder Gurgum, Melidu, Ḫubuškia, Gilzanu, Kuma und KURMuṣaṣirāja erschienen.
Die Bilingue von Kel-i-Schin im gleichnamigen Zagrospass erwähnt die Pilgerfahrt des urartäischen Königs Išpuini und seines Sohnes Minua zum Ḫaldi-Heiligtum in Muṣaṣir, wo sie dem Gott reiche Gaben darbringen.
Im 31. Regierungsjahr von Salmanassar III. eroberte der turtānu Dajjan-Assur 828 v. Chr. die Stadt Zapparia nebst 46 Ortschaften des Landes Muṣaṣir. Zuvor hatte König Dada aus Ḫubuškia Tribut entrichtet, das zu dieser Zeit an den Grenzen Urartus lag. Der Kurkh-Monolith hat den Muṣaṣir an Stelle von Arz/ṣaskum[2].
[Bearbeiten] Sargon II.
Der Gottesbrief des Sargon II. stellt eines der großen Denkmäler der Weltliteratur dar, in welchem sehr genau der achte Feldzug des Jahres 714 v. Chr. beschrieben wird. Der Konflikt zwischen Urartu und Assyrien war nach jahrelangen Kämpfen unter Tiglat-Pileser III. und Salmanassar V. immer noch nicht endgültig entschieden. In diese Auseinandersetzungen fiel der Einfall der Kimmerier, der Urartus Aufmerksamkeit von Muṣaṣir ablenken sollte, dessen König Urzana eigentlich Assyrien tributpflichtig war, aber von Rusa I. militärisch bedrängt wurde, die Seiten zu wechseln. Der Feldzu gegen Muṣaṣir fand in Sargons 8. palû (Regierungsjahr) statt, also 714, als Ištar-dūri limmu (eponymer Beamter) war. Sargon II., der traditionell einen Feldzug zur Einbringung von Tributen unternahm, verband den 8. Feldzug mit dem Ziel, die Mannäer gegen die Kimmerer zu unterstützen und ein Strafgericht über den nun abtrünnigen Urzana zu halten, der sich anfänglich des Feldzuges zu einem Bündnis mit Rusa I. entschlossen hatte. Sargons Weg führte ihn zunächst in die Provinz Zaranda, einem für Assyrien wichtigen Gebiet als Lieferant von Pferden. Höhepunkt des Gottesbriefes ist der Bericht über die kampflose Einnahme von Muṣaṣir und dem anschließenden Abtransport der Statuen des Ḫaldi, der in Muṣaṣir sein Zentrum hatte.
Neben der Gefangennahme des König Urzana und der anschließenden Deportation seiner Familie wird sehr detailliert das Beutegut aufgelistet. Am Ende des Götterbriefes dokumentiert Sargon II. die Leichtigkeit der Einnahme von Musasir mit den Worten: Nur ein Wagenführer, zwei Reiter und drei Fußsoldaten haben bei der Einnahme von Muṣaṣir das Leben verloren.[3]
Sargon II. schilderte in seinen Kriegsberichten auch die anschließende Einnahme von Urartu:
Rusa I. von Urartu schlug ich auf dem unzugänglichen Berge Uaus und 250 seiner königlichen Sippe nahm ich gefangen. 55 starke mit Mauern versehene Städte seiner acht Gebiete nebst elf seiner Burgen eroberte und verbrannte ich. […] Muṣaṣir, das auf Rusa von Urartu sich verlassen […] hatte […] bedecke ich mit Truppenmassen heuschreckengleich. […] Rusa […] hörte, dass Muṣaṣir zerstört, sein Gott fortgeschleppt sei, und nahm sich […] mit dem eisernen Dolche seines Gürtels das Leben.
Die Liste seiner Beute ist eindrucksvoll: Kostbare Steine in Mengen, Szepter aus Elfenbein, in Silber gefaßt, den Besitz und die Götter dieses Palastes, gefärbte Gewänder, Leinengewänder ohne Zahl erhielt ich. Haldi und seine Gattin Bagbartu, mit dem Besitz seines Tempels ... 4 Talente, 3 Minen Gold, 162 Talente, 20 Minen Silber, 3600 Talente unbearbeiteten Kupfers, 27 Silbergegenstände, zahllose Gegenstände aus Bronze und Eisen, ein Beterstandbild des Königs Ištar-Duri, Sohn von Išpuini, König von Urartu, sein Sitz aus Kupfer, mit einem Stier aus Kupfer, einer Kuh aus Kupfer und einem Kalb aus Kupfer trug ich mit mir hinweg, nach Assur brachte ich es. Die restlichen Götter ließ ich dort.[4].
Im folgenden 9. Regierungsjahr (713) blieb der König nach der Eponymenchronik im Lande, während seine Adeligen in Ellipi Krieg führten. In diesem Jahr wurde die Statue des Ḫaldi nach Muṣaṣir zurückgebracht.
[Bearbeiten] Urartu
Der urartäische König Išpuini nahm Muṣaṣir etwa 810 v. Chr. in Besitz und benannte die Stadt in Ardini um. Der Kampf um die Stadt wurde letztendlich 714 v. Chr. entschieden, diese Urartu wieder entrissen und erneut dem assyrischen Reich angegliedert.
In der Stadt Muṣaṣir/Ardini befand sich ein Tempel des Hauptgottes dḪaldi. Die Statue zeigt den Gott mit seiner Gemahlin Bagmaštu. Die verwendeten Namen deuten auf eine Einwanderung der Gottheiten und schließen eine iranische Herkunft aus. König Išpuini erwähnt Muṣaṣir auf der Kel-i-Schin-Stele im Rahmen einer Kultreise.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Meldung Fundort Rabat Tepe, vgl. auch Meldung unter Weblinks.
- ↑ M. Salvini, Stichwort Muṣaṣir im Reallexikon der Assyrologie
- ↑ * Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C. H. Beck, München 2004, S. 210.
- ↑ A. T. Olmstead, The Text of Sargon's Annals. The American Journal of Semitic Languages and Literatures 47/4, 1931, 259-280.
[Bearbeiten] Literatur
- M. Boehmer, Zur Lage von Musasir. Baghdader Mitteilungen 6, 1973.
- M. Boehmer, Forschungen in und um Mudjesir (Irakisch-Kurdistan). AA 1973, 479-521.
- Dietz-Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51664-5
- Dietz-Otto Edzard: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie - Band 8 -, de Gruyter, Berlin 1997, S. 444-450, ISBN 3-11-014809-9.
- W. Mayer, Sargons Feldzug gegen Urartu 714 v. Chr. Eine militärhistorische Würdigung. Mitteilungen Deutsche Orient-Gesellschaft 112, 1980, 13-33.
- W. Mayer: Sargons Feldzug gegen Urartu 714 v. Chr., Text und Übersetzung., Mitteilungen Deutsche Orient-Gesellschaft 115, 1983, S. 73–113.
- A. Leo Oppenheim, The City of Assur in 714 B. C. Journal of Near Eastern Studies 19/2, 1960, 133-147.
- Horace Abram Rigg Jr., Sargon's 'Eighth military campaign'. Journal of the American Oriental Society 62/2, 1942, 130-138.
- H. F. Russell, Shalmaneser's campaign to Urartu in 856 B.C. and the historical geography of Eastern Anatolia according to the Assyrian sources. Anatolian Studies 34, 1984, 171-201.
- Hayim Tadmor, The campaigns of Sargon II. of Assur: A chronological-historical study. Journal of Cuneiform Studies 12/3, 1958, 77-100.
[Bearbeiten] Quellen
- Der Gottesbrief an Assur
- Eponymenchronik: gegen Urartu, die Stadt von Musasir, Chaldia;
- Niniveh-Prisma: gegen Rusa von Urartu, Liste der Beute aus Musasir
- Annalen von Chorsabad: Tribut der Mannäer und Meder, Feldzug gegen Urartu und Musasir
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 36° 19′ 00“ N, 45° 35′ 00“ O