Krönung Mariens
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Die Krönung Marias im Himmel bezeichnet in der katholischen Kirche die Krönung der mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommenen Mutter des Herrn. Mit der Vorstellung von der Krönung Marias verbindet sich ihre Anrufung als „Königin“, „Himmelskönigin“ oder „Königin der Engel“. Solche Epiteta finden seit dem 12. Jahrhundert eine weite Verbreitung in den Marienhymnen und -gebeten der Kirche, aber auch in Predigten und in der theologischen Literatur. Zeitgleich wird die Marienkrönung auch zu einem wichtigen Thema der darstellenden Kunst.
Im Hohen Mittelalter (etwa 1200-1500) wird die Krönung Marias nach folgendem Grundtyp dargestellt: Maria sitzt (seltner: steht oder kniet) zur Rechten Christi und wird mit einer prächtigen Krone gekrönt. Oft sind Engel zu sehen, die die himmlische Szenerie rahmen und begleiten. Christus und Maria erscheinen oft gemeinsam auf einem breiten Thron sitzend als Throngenossen. Beispiele für solche Darstellungen sind:
- das Tympanon des Südportals am Straßburger Münster (um 1220)
- das Tympanon am südlichen Chorportal des Freiburger Münsters (um 1360)
- die Rosette im „Märtyrerfenster“ des Breisacher Münsters (um 1280)
Das späte Mittelalter stellt die Krönung Marias oft nicht durch Christus allein, sondern durch die Dreifaltigkeit dar. Auch der Thron, auf dem Christus und Maria gemeinsam sitzen verschwindet dann aus der Darstellung. Beispiele sind:
- die Marienkrönung von Hans Baldung Grien auf dem Hochaltar des Freiburger Münsters (um 1520)
- die Marienkrönung von H.L. (Hans Loy?) auf dem Hochaltar des Breisacher Münsters (um 1520)
Als biblische Grundlegung der Vorstellung, dass Maria im Himmel gekrönt wurde, zogen die Theologen des Mittelalters Verse aus dem Hohenlied und den Psalmen heran, die mariologisch gedeutet wurden:
Hoheslied 4,8 (Vulgata): „Veni de Libano sponsa, veni de Libano, veni coronaberis.“ Die allegorische Exegese identifiziert hier den sprechenden Bräutigam mit Christus, der seine Mutter, die im Text angesprochene Braut, zu sich ruft, um sie an seiner himmlischen Herrschaft teilhaben zu lassen. Dass Christus seine Mutter zur Teilhaberin an seiner Herrschaft macht, wird auch aus dem folgenden Vers abgeleitet:
Psalm 44,10 (Vulgata; vgl. Psalm 45,10 Masoretischer Text): „(…) adstetit regina in dextris tuis in vestitu deaurato circumdata varietate.“
Als typologische Vorbilder der Marienkrönung aus dem Alten Testament wurden unter anderem der König Salomo und seine Mutter Batseba gesehen. Nach 1. Könige 2,19 LUT ließ der König seine Mutter auf einem Thron zu seiner Rechten Platz nehmen – genau wie Christus, der Antitypos des Salomo seiner Mutter den Platz zu seiner Rechten im Himmel zugewiesen hat.
Die neuere Theologie sieht in Maria v.a. das Urbild des glaubenden Menschen. Entsprechend wird die Vorstellung von einer Krönung Marias durch Christus bzw. den dreifaltigen Gott weniger als eine exklusive Aussage über Maria als Person interpretiert, sondern Hinweis darauf verstanden, dass alle Gläubigen (alle Menschen) vor Gott eine königliche Würde besitzen und daher in der kommenden Welt in „Throngemeinschaft“ mit Gott leben dürfen.
Die Krönung Mariens ist der Festinhalt des gebotenen Gedenktags Maria Königin am 22. August.