Ju-Jutsu

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Dieser Artikel befasst sich ausschließlich mit dem deutschen Ju-Jutsu. Für allgemeine Informationen zum japanischen Ju Jutsu und seinen modernen, westlichen Varianten, siehe Jiu Jitsu.

Deutsches Ju-Jutsu ist ein modernes, offenes Selbstverteidigungssystem für die Praxis des täglichen Lebens sowie klassische Kampfkunst in einem. Ju-Jutsu als (übersetzt) "sanfte Kunst" basiert hauptsächlich auf Selbstverteidigungstechniken. Jede Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten anwendbar, und durch beständiges Üben werden die Bewegungsabläufe automatisiert. In Kombinationen können die Techniken dann sinnvoll verbunden und in der freien Verteidigung gegen freie Angriffe als echte Selbstverteidigung angewendet werden. Bei dieser Methode wird bereits mit einer kleinen Auswahl von Verteidigungstechniken von Anfang an ein größtmöglicher Nutzeffekt durch variable Anwendung erzielt. Bestehenden Konzepte werden kontinuierlich erweitert und optimiert, ohne sich an die Einschränkungen bestimmter Stile oder Philosophien zu halten (vgl. hierzu das aus dem Wushu stammende Jeet Kune Do).

Der Sport wird durch die Dachverbände Deutscher Ju-Jutsu Verband e.V. (DJJV) und Deutsches Dan-Kollegium e.V. organisiert. Diese entwickeln auch das Regelsystem weiter, regeln Prüfungsvorschriften, verleihen Gürtelgrade und organisieren Wettkämpfe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

1967 wurden Franz-Josef Gresch, Werner Heim, Otto Brief, Richard Unterberger, Klaus Münstermann und weitere Dan-Träger vom Deutschen Dan-Kollegium damit beauftragt, Techniken aus Jiu Jitsu, Judo, Karate, Aikido und anderen Kampfsportarten zu einem neuen Selbstverteidigungssystem zusammenzustellen. Auftraggeber war das Bundesinnenministerium, das für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte ein effektives, stiloffenes und -übergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung suchte. So nahm man aus den erwähnten Kampfkunststilen diejenigen Techniken, die für die tägliche Praxis der og. Berufsgruppen am sinnvollsten erschienen und fasste sie zusammen. Da die "sanften" Techniken gegenüber Tritten und Schlägen überwogen, nannte man das Ganze "Sanfte Kunst", Ju-Jutsu. Die erste vollständige Fassung des neuen Regelsystems wurde am 22. April 1969 veröffentlicht. 1990 wurde der eigenständige Dachverband "Deutscher Ju-Jutsu Verband" gegründet, welcher unabhängig vom Deutschen Judobund und dem Deutschen Dan-Kollegium ist. Weiterhin sollte erwähnt werden, dass seit dem Jahr 2000 zwei Verbände im Streit liegen, wer das bessere JJ-System hat (DJJV gegen DDK), obwohl der Ursprung der gleiche ist. Sowohl im einen als auch im anderen Verband werden jedes Jahr Techniken hinzugefügt.

[Bearbeiten] Entwicklung

Durch sein offenes Konzept fand Ju-Jutsu schnell Anhänger unter den Bediensteten, die es als waffenlose Selbstverteidigung in ihrer Behörde kennen gelernt hatten. Diese trugen es aus den Behörden in Sportvereine, und bald entstanden Dachverbände, in denen Ju-Jutsu betrieben wurde − dies waren das Deutsche Dan-Kollegium und der Deutsche Ju-Jutsu Verband. Um organisiert Sport im Form von Wettkämpfen zu betreiben, und um einheitliche und vergleichbare Graduierungsstandards zu haben, erließen diese Verbände für ihre Bereiche gültige Prüfungs- und Wettkampfordnungen, so dass Ju-Jutsu in der Folge nicht das so gänzliche offene System wie ehedem war. Auch wenn diese Prüfungsordnungen den Umfang der Techniken nicht beschneiden, sondern lediglich festlegen, welche Techniken mindestens für eine Graduierung erbracht werden müssen, entsteht für viele, auch viele Ju-Jutsuka, der Eindruck, dass es sich nur bei diesen Techniken um die "amtlichen" Techniken handele. Über die Jahre hinweg entstand so eine immer größere Divergenz zwischen dem Anspruch, durch Offenheit ein effektives, weil schnell auf Einsatzanforderungen anzupassendes Selbstverteidigungssystem zu sein, und der Notwendigkeit, für den Leistungs- wie Breitensport einheitliche Regelungen zu haben. Dies führte zu der heutigen Situation, dass dort, wo Ju-Jutsu entstand, kein Ju-Jutsu mehr gelehrt wird, sondern sog. "waffenlose Selbstverteidigung".

[Bearbeiten] Grundsäulen

Die Grundsäulen im Ju-Jutsu sind Aikido, Judo und Karate, die selbst wiederum aus Jiu Jitsu entstanden sind. Aus jeder dieser Kampfkünste wurden die für das System Ju-Jutsu besten Techniken vereint. Die Techniken wurden auf die Bedürfnisse des Ju-Jutsu abgestimmt und werden deshalb nicht zwingend genau so ausgeführt wie in der "Original-Budosportart", der sie entstammen.

Aikido: Hebel- und Wurftechniken
Judo: Fall-, Wurf- und Bodentechniken
Karate: Atemi-Techniken (Schläge und Tritte)

Durch die Reformierung im Jahr 2000 sind über die drei oben genannten Grundsäulen hinaus Techniken aus Kampfsportarten wie Kick- oder Thaiboxen, Kali-Arnis-Escrima, Wing Chun, Ringen, usw. aufgenommen worden. Beispielsweise wurde die Messer- und Stockabwehr zum Großteil den philippinischen Kampfkünsten entnommen.

[Bearbeiten] Elemente

Ju-Jutsu besteht aus folgenden Elementen:

  • Falltechniken
  • Bodenkampf
  • Abwehrtechniken
  • Atemitechniken (Schlag- und Trittechniken)
  • Wurftechniken
  • Hebeltechniken
  • Sicherungstechniken
  • Nothilfetechniken
  • Waffenabwehr
  • Transporttechniken

Ju bedeutet nachgeben oder ausweichen oder wörtlich "sanft", Jutsu "Kunst" oder "Kunstgriff". Der Begriff Ju-Jutsu bedeutet somit in etwa "Sanfte Kunst". Ju-Jutsu ist also die Kunst, durch Nachgeben bzw. Ausweichen mit der Kraft des Angreifers zu siegen. Falls erforderlich, kann ein Angriff jedoch auch in direkter Form mit Atemi-Techniken (Schlag-, Tritt- und Blocktechniken) abgewehrt werden. Alle Angriffe können in harter oder weicher Form nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit angewendet werden. Daher ist die freie Übersetzung von "Ju" als flexibel. Also die Kunst flexibel bzw. vielseitig auf einen Angriff zu reagieren.

[Bearbeiten] Gürtelgrade

Der Gürtelgrad zeigt den Fortschritt einer Person im Ju-Jutsu an. Erworben wird der Gürtel durch bestehen der sog. "Gürtelprüfung" oder durch Verleihung. Dan-Grade die höher als 5. Dan sind können nur noch verliehen werden.

[Bearbeiten] Schülergrade (Kyu-Grade)

Prüfungen bis zum 3. Kyu werden im Verein durchgeführt. Die Prüfungen zum 1. und 2. Kyu werden in manchen Bundesländern auch noch im Verein, in anderen jedoch auf Landesebene durchgeführt. Grundsätzlich wird bei einer Prüfung zum 1. oder 2. Kyu ein zweiter, vereinsfremder Prüfer hinzugezogen. Häufig werden die Kyu-Graden "halbiert" und Abstufungen, so genannte Mon-Grade, gemacht. So werden bei Ju-Jutsuka unter 14. Jahren dann z.B. Weiß-Gelb-, Gelb-Orange- oder auch Orange-Grüngürtel vergeben, welche ebenfalls durch Prüfungen erworben werden.

6. Kyu - Weißgurt
5. Kyu - Gelbgurt
4. Kyu - Orangegurt
3. Kyu - Grüngurt
2. Kyu - Blaugurt
1. Kyu - Braungurt

[Bearbeiten] Meistergrade (Dan-Grade)

1. Dan - Schwarzgurt
2. Dan - Schwarzgurt
3. Dan - Schwarzgurt
4. Dan - Schwarzgurt
5. Dan - Schwarzgurt
6. Dan - Rot-Weiß-Gurt
7. Dan - Rot-Weiß-Gurt
8. Dan - Rot-Weiß-Gurt
9. Dan - Rotgurt
10. Dan - Rotgurt

Am Gürtelende können Streifen zur Unterscheidung der Dan-Grade getragen werden, dies ist jedoch nicht vorgeschrieben und wird von den meisten Dan-Trägern nicht gemacht. Es ist auch möglich, Rot-Schwarz anstatt Rot-Weiß zu tragen.

[Bearbeiten] Wettkampfsysteme

Im Ju-Jutsu finden Wettkämpfe statt, welche vom Deutschen Dan-Kollegium und dem Deutschen Ju-Jutsu Verband auf Bundesebene und von deren Landesverbänden auf Landesebene ausgerichtet werden. Die Disziplinen sind z.B. Duo-System, Fighting-System (Sparring), etc.

Das Ju-Jutsu Fighting und Duo System unterscheidet sich in erster Linie darin, dass beim Fighting jeder für sich kämpft und beim Duo ein Kämpferpaar an den Start geht. Beide Kampfformen werden auf einer Mattenfläche (jap. Tatami) von 12 x 12 Metern ausgetragen. Beim Fighting sind ein Hauptkampfrichter (HK) und zwei Seitenkampfrichter (SK) im Einsatz, beim Duo ein Hauptkampfrichter und fünf Seitenkampfrichter.

[Bearbeiten] Ju-Jutsu Fighting

Die Kampfzeit eines Kampfes beträgt 1 x 3 Minuten. Bis im Jahre 2000 waren es noch 2 x 2 Minuten mit einer Minute Kampfpause. Es wird gemäß dem internationalen Vorgaben mit rotem oder blauen Gürtel gekämpft und die eine Schutzausrüstung, bestehend aus Schienbein- und Spannschützer, Handschützer und Tiefschützer sind Pflicht, bei der Jugend ebenfalls der Zahnschutz. Scheinbein- und Spannschützer sowie Handschützer müssen in der Gürtelfarbe getragen werden. Erstaufgerufener bei einem Kampf trägt rot, Zweitaufgerufener blau.

Der Ju-Jutsu Fighting - Wettkampf besteht aus drei Teilen (Parts). Der Kampf beginnt mit dem ersten Part. In diesem Part versuchen die Kämpfer durch Schläge und Tritte (Atemitechniken) zu punkten. Dabei dürfen nur runde, dass heißt seitlich ankommende Tritte und Schläge verwendet werden, welche den Kopf nur leicht berühren dürfen (Leichtkontakt). Bei Atemitechniken zum Kopf wird auf eine kontrollierte Ausführung geachtet. Zu Part eins gehören auch Atemitechniken zum Körper, welche ebenfalls kontrolliert ausgeführt werden müssen, jedoch mit etwas stärkeren Kontakt erlaubt sind (Halbkontakt). Hier sind gerade Techniken erlaubt. Nach ca. 20 Sekunden sollten beide Kämpfer in den Griffkontakt übergegangen sein, andernfalls gibt es eine Strafe. Ab diesem Moment befinden sich die Kämpfer im Part zwei. In diesem Part wird versucht den Gegner ausschließlich durch einen Wurf oder einen Hebel zu Boden zu bringen. Der Bodenkampf bildet dann den dritten Part. Hier ist das Ziel seinen Gegner 15 Sekunden mit Hilfe einer Festlegetechnik zu halten oder ihn durch eine Würge- oder Hebeltechnik vorzeitig zum Abklopfen zu bringen. Sollte nach 3 Minuten kein Gewinner feststehen (Punktegleichstand Wazaari und Ippon), so wird nach einer Pause von einer Minuten eine zweite Kampfzeit von 3 Minuten gekämpft. Die minimale Erholungszeit zwischen 2 Kämpfen liegt bei 5 Minuten. Zwischen den 3 Parts kann beliebig gewechselt werden: Lösen des Griffes im Part 2 führt zum Übergang in den Part 1 Aufstehen aus Part 3 führt bei Griff zum Übergang in den Part 2, ohne Griff in den Part 1


In Deutschland gibt es drei Arten von Turnieren, auf denen sich die Kampfsportler messen können:

1. Nachwuchsturniere (z.B. Pader Fighting Cup in Paderborn, Geldener Challenge Cup in Geldern)
2. Qualifikationsturniere (Landesmeisterschaften, Gruppenmeisterschaften West, Süd, Nord und Ost sowie Deutsche Einzelmeisterschaften)
3. Internationale Turniere (German Open, Hamburg Open)

Die deutschen internationalen Turniere sind ebenfalls Qualifikationsturniere, allerdings für die Weltmeisterschaften. Mitglieder des Landes- und Bundeskader sind auf Nachwuchsturnieren nicht startberechtigt; diese Turniere haben die Funktion den Nachwuchs zu fördern und nicht durch überlegene Gegner zu verschrecken. Weiter gibt es Turnierformen die nur innerhalb der Polizei oder nur durch immatrikulierte Studenten ausgetragen werden dürfen (Polizeimeisterschaften, Hochschulmeisterschaften).


Wertung im Ju-Jutsu Fighting Wettkampf

Bei einem Wettkampf sind drei Kampfrichter pro Mattenfläche anwesend. Es gibt zwei Nebenkampfrichter und einen Hauptkampfrichter, welcher die Kommandos an gibt. Die Kämpfer haben unabhängig von den Technikgürtel im Kampf nur einen roten und der andere Kämpfer einen blauen Gürtel an. Der Gürtelfarbe sind auch jeweils die Hand- und Fußschützer anzupassen. Diese dienen den Kampfrichter nur zur Unterscheidung der Kämpfer. Die Kampfrichter zeigen die Punkte mit der Erhebung des Armes an, wobei sie passend zu den Kämpfern einen Arm rot und einen blau markiert haben. Es wird eine Einpunktewertung (wazari) angezeigt, indem der entsprechende Arm des Kampfrichters in Schulterhöhe waagerecht ausgestreckt wird. Eine Zweipunktewertung (Ippon) wird durch einen senkrecht nach oben gestreckten Arm des Kampfrichters angezeigt. Es müssen immer zwei der Kampfrichter gleichzeitig eine Wertung für den selben Kämpfer angezeigen, damit die Wertung dem Kämpfer am Kampftisch zugesprochen wird. Die Zweipunktewertungen (Ippons) werden zusätzlich zur normalen Punkteaddierung durch ein aufleuchten eines grünen Lämpchens im entsprechendem Part angezeigt. Erreicht ein Kämpfer in allen drei Parts einen Ippon hat er unabhängig vom Punktestand vorzeitig gewonnen. Dieses Ergebnis nennt man auch „technisches K.O.“. Ein Kämpfer erreicht einen Wazari durch eine gelungene Technik. Ein Ippon dagegen verlangt eine dynamische und technisch hochwertige Technik. Zwingt ein Kämpfer seinen Gegner durch eine Hebel oder Würgetechnik zum Abklopfen bekommt er in diesem Part eine Dreipunktewertung.


Strafpunkte

Verstößt ein Kämpfer gegen Regeln, indem er zum Beispiel nach ca. 20 Sekunden keine Versuchung unternimmt von Part eins in Part zwei zu kommen, oder der Kämpfer sperrt in Part zwei nur ab ohne selbst eine Technik anzusetzen, wird er verwarnt. Er bekommt einen Shido, die kleinste Bestraffung ausgesprochen, sein Gegner erhält dadurch einen Punkt. Bei gröberen Verstößen gegen die Regeln, werden auch höhere Strafpunkte ausgesprochen, diese können ebenfalls durch eine Summierung der kleineren Strafpunkte erreicht werden. Die Reihenfolge sieht folgendermaßen aus: Shido = Gegner erhält einen Punkt, Chui = Gegner erhält zwei Punkte, Keikoku = Gegner erhält drei Punkte, Hansukumake = Bei dieser Bestrafung wird der Kämpfer disqualifiziert. Hansoku-make kann nicht durch die Summierung von Shido erreicht werden, nur durch 2 Chui oder einen Hansoku-make.


Ziel des Wettkampfes

Das Ziel des Wettkampfsystems ist es, eine möglichst realistische Verteidigungssituation zu symbolisieren. Ein Wettkämpfer ist im Kampf einer Stresssituation ausgesetzt, in der er sich behaupten muss. In einer Wettkampfsituation werden Reaktionsfähigkeit, Ausdauer, Schnelligkeit, mentale und körperliche Belastbarkeit und eine möglichst optimale Technikausführung gefordert. Ebenfalls mus ein Kämpfer taktisch kämpfen können und sekundenschnell seine Techniken umstellen können. Daher müssen genau diese für die Selbstverteidigung notwendigen Eigenschaften speziell trainiert werden. Die Kampfrichter sind angewiesen darauf zu achten, dass die Techniken von den Kämpfern kontrolliert ausgeführt werden. Natürlich hat das Ju-Jutsu Wettkampfsystem außer dem nützlichen Selbstverteidigungsaspekt noch mehr zu bieten. Dank der Vielfältigkeit der erlaubten Techniken, hat jeder Kämpfer die Möglichkeit seinen individuellen Stil und Taktik zu entwickeln und umzusetzen. Das wichtigste am Sport sollte jedoch immer im Vordergrund stehen, und das ist der Spaß am Sport und damit auch das Fairplay.


Die Kampfklassen unterscheiden sich nach Alter, Gewicht und Geschlecht: Gewichtsklassen

Folgende Gewichtsklassen gelten für Frauen (Senioren):

bis 55 kg bis 62 kg bis 70 kg über 70 kg


Folgende Gewichtsklassen gelten für Männer (Senioren):

bis 62 kg bis 69 kg bis 77 kg bis 85 kg bis 94 kg über 94 kg

[Bearbeiten] Praxis

Ju-Jutsu war bis vor einigen Jahren als Dienstpflichtfach Ausbildungsinhalt vieler deutschen Polizeien, der Justiz (Strafvollzug) sowie des Zolls. In den 1990er Jahren fand im Bereich des DJJV eine Neuausrichtung des Ju-Jutsus weg vom reinen Selbstverteidigungssystem hin zu einer deutlich breitensportlicheren und wettkampforientierteren Sportart hin statt. Gleichwohl blieb die effektive Selbstverteidigung der Hauptschwerpunkt. Mit Ausnahme des Strafvollzuges NRW wird Ju-Jutsu auch noch heute bei allen anderen deutschen Sicherheitsbehörden praktiziert, allerdings nicht als "reines" Ju-Jutsu, sondern als sog. "waffenlose Selbstverteidigung". Hierbei fallen eher "sportliche" Elemente weg und andere praxisgerechtere (aber "unsportlichere") Techniken sind hinzugekommen. Die Selbstverteidungstechniken werden innerhalb des DJJV ständig auf besonderen Bezirks-, Landes- und Bundeslehrgängen, zu denen nur Angehörige der Sicherheitsbehörden zugelassen sind, aktualisiert und weiter entwickelt.

Ju-Jutsu hat in diesen Bereichen des öffentlichen Dienstes vor allem deswegen eine hohe Verbreitung, weil es durch sein offenes Konzept viele Techniken aus anderen Systemen beinhaltet. Zudem enthält es als "sanfte Kunst" eben ein breites Repertoire an Zugriffs- und Sicherungstechniken, bei denen der Angreifer unverletzt bleibt. Diese Erfahrungen aus der Praxis (vorwiegend aus dem Polizei- und Strafvollzugsalltag) werden im Ju-Jutsu wie erwähnt bis hin zur Bundesebene ständig ausgetauscht, aktualisiert und angepasst. In nahezu allen Vereinen sind dem zu Folge entsprechende Amtsträger zu finden. Viele (ehemalige) Angehörige von Spezialeinheiten sind als Trainer oder Funktionär tätig.

[Bearbeiten] Literatur

  • Deutscher Ju-Jutsu-Verband e.V.: Ju-Jutsu 1x1. Satzung, Ordnungen, Prüfungs- und Verfahrensordnungen, Wettkampfregeln, Kaderordnung, Anschriftenverzeichnis
  • Herbert Velte: Ju-Jutsu Wörterbuch. 2001

[Bearbeiten] Weblinks