Jean Sibelius

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Jean Sibelius ca. 1890
Jean Sibelius ca. 1890

Jean Sibelius (* 8. Dezember 1865 in Hämeenlinna; † 20. September 1957 in Järvenpää bei Helsinki; eigentlich Johan Julius Christian, genannt Janne Sibelius) war ein finnlandschwedischer Komponist am Übergang von Spätromantik zur Moderne.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Sibelius studierte u. a. bei dem deutschstämmigen Musikprofessor, Komponisten und Sammler finnischer Volkslieder Richard Faltin und vor allem bei dem in Deutschland ausgebildeten Martin Wegelius, der 1882 das Musikinstitut in Helsinki gegründet hatte. Von 1889 bis 1891 studierte Sibelius in Berlin bei Albert Becker und in Wien bei Karl Goldmark und Robert Fuchs; zeitlebens wichtig blieb die Bruckner-Rezeption der Wiener Jahre.

1891 kehrte er von seinen Studienaufenthalten zurück und arbeitete zunächst in Helsinki als Musiklehrer an der Universität. Die Etablierung als freischaffender Komponist erfolgte erst Jahre später, nachdem er durch eine Staatsrente finanzielle Unabhängigkeit erlangte. 1892 heiratete er die Schwester der Künstler Arvid, Armas und Eero Järnefelt. 1904 bezog die Familie ihr Heim Ainola am Ufer des Tuusula-Sees.

Er komponierte u. a. Sinfonische Dichtungen, Orchestersuiten, sieben Sinfonien, ein Violinkonzert, Kammermusik, Chorwerke und eine Oper.

Jean Sibelius, 1913
Jean Sibelius, 1913

Sibelius gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Finnlands und ist einer der wenigen, die über die Grenzen ihrer Heimat hinaus berühmt wurden. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch sein Violinkonzert d-Moll op. 47 sowie seine Sinfonischen Dichtungen bekannt, in denen er Themen aus der finnischen Sagenwelt und Mythologie verarbeitet, wie z. B. aus dem Nationalepos Kalevala. Von großer Bedeutung sind aber auch seine Sinfonien, in denen er, anfänglich noch von Spätromantik und finnischer Volksmusik beeinflusst, zu seinem eigenen orchestralen Stil findet. Dieser Stil zeichnet sich aus durch vorherrschende Transparenz trotz hoher musikalischer Dichte, herbe Schroffheit, eigenwillige Rhythmik und melodisches Pathos. Bereits Ende der 1920er Jahre beendete Sibelius sein kompositorisches Schaffen, über 30 Jahre vor seinem Tod. Seine letzten Werke (op. 113 und op. 114, komponiert um 1929) sind eine freimaurerische Ritualmusik für die Loge in Helsinki, der er seit 1922 angehörte, sowie Cinq Esquisses für Klavier.

Nach ihm ist die Sibelius-Akademie in Helsinki benannt.

Sibelius zu Ehren stiftete die finnische Wihuri Foundation for International Prizes 1953 den Wihuri Sibelius Prize, den sie ihm auch als erstem Preisträger verlieh.

[Bearbeiten] Werke

  • frühe Kammermusikwerke, u. a. mehrere Klaviertrios (1883–88) zwei Streichquartette (1885, 1889) und ein Klavierquintett (1890)
  • Streichquartett op. 4 in B-Dur (1890)
  • Kullervo, Symphonie für Sopran, Bariton, Chor und Orchester Op. 7 (1892)
  • En Saga, Symphonische Dichtung op. 9 (1892)
  • Karelia, Suite für Orchester op. 11 (1893)
  • Skogsrået (The Woodnymph/ Die Waldnymphe), Symphonische Dichtung für Orchester op. 15 (1894)
  • Frühlingslied op. 16
  • 4 Legenden (oder Lemminkäinen Suite), Vier Stücke aus „Kalevala“ - Symphonische Dichtungen für Orchester (I. Lemminkäinen und die Mädchen auf Saari; II. Der Schwan von Tuonela; III. Lemminkäinen in Tuonela; IV. Lemminkäinen zieht heimwärts) Op. 22 (1895/96; 1954 vollständig gedruckt, 1956 in Deutschland vollständig gespielt)
  • Die Jungfrau im Turm, Oper (1896), Libretto: Rafael Hertzberg (1845–1896)
  • King Kristian (König Christian), Suite aus der Bühnenmusik für Orchester op. 27 (1898)
  • Finlandia, Sinfonische Dichtung für Orchester op. 26 (1899), letzter Teil der "Press Celebrations Music". Der Choralteil (gegen Schluss) existiert auch einzeln als Chorsatz mit einem finnischen patriotischen Text. Auch außerhalb Finnlands beliebt, wird er in Amerika als Kirchenlied gesungen, und unter dem Titel „Land of the Rising Sun“ wurde er vorübergehend als Nationalhymne des kurzlebigen westafrikanischen Staates Biafra verwendet.
  • Snöfrid für Sprecherin, Chor und Orchester op. 29 (1899)
  • Romanze op. 42
  • Valse Triste aus Kuolema für Orchester op. 44 (1904)
  • Der Driade op. 45,1; Tanz-Intermezzo op. 45,2
  • Pelleas und Melisande, Suite aus der Bühnenmusik für Orchester op. 46 (1905)
  • Konzert für Violine und Orchester op. 47 (1903/1905)
  • Pohjolan tytär (Tochter des Nordens), Symphonische Dichtung für Orchester op. 49 (1906)
  • Belsazars Gastmahl op. 51
  • Pan und Echo op. 53a
  • Svanevit (Schwanweiß), Suite aus der Bühnenmusik für Orchester op. 54 (1908)
  • Öinen ratsastus ja auringonnousu (Nächtlicher Ritt und Sonnenaufgang), Symphonische Dichtung für Orchester op. 55 (1909)
  • (4.) Streichquartett, Voces intimae op. 56 (1909)
  • In memoriam op. 59
  • Canzonetta op. 62a; Valse romantique op. 62b
  • Barden (Der Barde) Symphonische Dichtung für Orchester op. 64 (1913/1914)
  • Serenade Nr. 2 g-Moll op. 69 b
  • Luonnotar, Symphonische Dichtung für Sopran und Orchester op. 70 (1913)
  • Aallottaret (Die Okeaniden), Symphonische Dichtung für Orchester op. 73 (1914)
  • Sonatine E-Dur für Violine und Klavier op. 80
  • Drei Klavierstücke op. 96
  • Suite mignonne op. 98a; Suite champêtre op. 98b
  • Stormen (Der Sturm), Zwei Suiten aus der Bühnenmusik für Orchester op. 109 (1925)
  • Intrada für Orgel op. 111a
  • Tapiola, symphonische Dichtung für Orchester op. 112 (1926)
  • Suite H-Dur für Violine und Streichorchester op. 117
  • Außerdem viele Lieder und Klavierstücke

[Bearbeiten] Sinfonien

  • 1. Sinfonie in e-Moll, op. 39 (komponiert 1898, UA 26. April 1899 unter eigenem Dirigat)
  • 2. Sinfonie in D-Dur, op. 43 (UA 8. März 1902 unter eigenem Dirigat in Helsinki)
  • 3. Sinfonie in C-Dur, op. 52 (komponiert 1904-07)
  • 4. Sinfonie in a-Moll, op. 63 (UA 3. April 1911 unter eigenem Dirigat)
  • 5. Sinfonie in Es-Dur, op. 82 (UA der ersten Fassung 8. Dezember 1915 Helsinki; die erste revidierte Fassung 1916, die zweite revidierte Fassung 1919)
  • 6. Sinfonie in d-Moll, op. 104 (komponiert 1918-23; UA Februar 1923 Helsinki)
  • 7. Sinfonie in C-Dur, op. 105 (vollendet 2. März 1924, UA 24. März 1924 unter eigenem Dirigat in Stockholm)
  • 8. Sinfonie angeblich 1929 vollendet und vernichtet

[Bearbeiten] Literatur

Dahlström, Fabian: Jean Sibelius. Thematisch-bibliographisches Verzeichnis seiner Werke. Wiesbaden, Leipzig, Paris: Breitkopf & Härtel, 2003.

[Bearbeiten] Weblinks

Biografien
Radiobeiträge