Jürgen Moser

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Jürgen Moser (* 4. Juli 1928 in Königsberg in Ostpreußen; † 16. Dezember 1999) war ein deutscher Mathematiker, der hauptsächlich auf dem Gebiet der Differentialgleichungen und der Theorie der dynamischen Systeme arbeitete.

Sein Vater war Neurologe in Königsberg. 1943 wurde er als Schüler zur Flak abgestellt wie viele seiner Klasse, die den Krieg überwiegend nicht überlebten. Nach dem Krieg lebte die Familie als Flüchtlinge in Mecklenburg, Moser gelang es aber, sich 1947 in Göttingen zu immatrikulieren. Seine Lehrer waren u.a. Franz Rellich, bei dem er 1952 promovierte, und Carl Ludwig Siegel, dessen Vorlesungen zur Himmelsmechanik er zu einem später unter beider Namen erschienen Monographie als Siegels Assistent 1954/5 ausarbeitete. 1955 ging er an das der New York University angeschlossene Courant Institute zu Richard Courant, dem aus Deutschland vertriebenen ehemaligen Felix Klein-Nachfolger in Göttingen, nachdem er schon 1953/4 als Fulbright Stipendiat dort war. Moser war ab 1957 am MIT und danach ab 1960 Professor am Courant Institut, dessen Direktor er 1967-1970 war. 1980 ging er als Direktor des Forschungsinstituts für Mathematik an die ETH, Zürich. 1995 emeritierte er. Er starb an Prostatakrebs.

Am bekanntesten ist Moser für seine Beiträge zur nach Andrei Kolmogorow, Wladimir Arnold und ihm benannten KAM-Theorie, die ihren Ursprung in der Störungstheorie zum Mehrkörperproblem in der Himmelsmechanik hat. Das Hauptergebnis der Theorie sind Aussagen über die Existenz stabiler Toren im Phasenraum, um die sich bei kleinen Störungen die Körper quasiperiodisch bewegen. Er leistete noch viele weitere wichtige Beiträge speziell zur Theorie partieller Differentialgleichungen (die Nash-Moser-Theorie ist nach ihm und John Nash benannt) und zur Theorie integrabler Systeme.

Er war von 1983-1986 Präsident der Internationalen Mathematischen Union, erhielt 1968 den ersten George D. Birkhoff Preis für angewandte Mathematik, 1984 die Brouwer-Medaille, 1992 die Cantor-Medaille, 1995 den Wolf-Preis. 1973 wurde er Mitglied der National Academy of Sciences der USA. Zuletzt war er aktiv am Aufbau des Max Planck Instituts für angewandte Mathematik in Leipzig beteiligt.

Moser war ein passionierter Cello-Spieler. Seine Frau Gertrud war die Tochter Courants, die er in New York kennenlernte und mit der er zwei Töchter hatte.

[Bearbeiten] Literatur

  • Siegel, Moser Lectures on celestial mechanics, Springer 1971, 1995 (überarbeitete englische Ausgabe der deutschen Ausgabe Vorlesungen über Himmelsmechanik von 1956, damals noch unter Siegels alleinigem Namen), ISBN 3-540-58656-3
  • ders. On invariant area preserving maps of an annulus, Nachr.Akad.Wiss.Göttingen 1962
  • ders. Stable and random motions in dynamical systems, Princeton 1973
  • ders. Lectures on Hamiltonian systems, Memoirs American Mathematical Society 1968
  • ders. Integrable Hamiltonian systems and Spectral theory 1983 (Fermi Vorlesung Pisa)
  • ders. Selected chapters in the calculus of variations 2003
  • ders., Eduard Zehnder Notes on dynamical systems American mathematical society, 2005 (weitere Teile z.B. über die KAM-Theorie waren geplant), ISBN 0-8218-3577-7
  • ders. Hidden symmetries in dynamical systems, American Scientist November 1979
  • ders. Is the solar system stable?, Mathematical Intelligencer 1978, Mitteilungen DMV 1996
  • Zehnder Cantor Medaille für Jürgen Moser, Jahresbericht DMV Bd.95, 1993, S.85-94

[Bearbeiten] Weblinks

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