Jüdisches Rathaus (Prag)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jüdisches Rathaus
Jüdisches Rathaus
Turm und jüdische Uhr
Turm und jüdische Uhr

Das Jüdische Rathaus (tschechisch Židovská radnice) ist ein Barockgebäude im Prager Stadtteil Josefstadt und Sitz der jüdischen Gemeindeverwaltung in Prag.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Baubeschreibung

Das Jüdische Rathaus befindet sich in der Maiselgasse (Maiselova) 18, gegenüber der Altneu-Synagoge im ehemaligen Judenviertel Prags. Es ist der Hohen Synagoge benachbart und war früher von hier aus zugänglich. Das heute bestehende Gebäude stammt von Josef Schwanitzer und wurde 1763-65 errichtet. Das Eckgebäude hat das Aussehen eines zierlichen Spätbarockpalais, dessen Fassade reich gegliedert ist. Über dem Mansarddach erhebt sich ein Türmchen mit Umgang und Rokokogitter. Am Turm befindet sich eine Uhr mit Glocke und römischem Zifferblatt, während am Giebel gegenüber der Altneu-Synagoge eine weitere Uhr mit hebräischem Zifferblatt angebracht ist, deren Zeiger in umgekehrter Richtung von rechts nach links laufen. Beide Uhren sind im Inneren an ein und dasselbe Uhrwerk angeschlossen und wurden vom Prager königlichen Hofuhrmacher Sebastian Laudensberger 1764 hergestellt. Ein umfangreicher Anbau von Matěj Blecha (1908), der an Stelle von zwei älteren Häusern in der Maiselgasse angefügt wurde, hat das Jüdische Rathaus entsprechend vergrößert. Im Repräsentationssaal des Erdgeschosses befindet sich ein koscheres Restaurant.

[Bearbeiten] Geschichte

Das jüdische Rathaus war der Sitz der jüdischen Selbstverwaltung der Prager Judenstadt, wo der Ältestenrat residierte, der die Gemeinde nach innen und außen repräsentierte. Hier war auch das Rabbinergericht. Ein jüdisches Rathaus wurde erstmals 1541 in Prag erwähnt. 1577 wurde es nach einem Brand unter dem damaligen Gemeindeoberhaupt Mordechai Maisel erneuert und umgebaut. Dieses Gebäude stammte, wie auch die benachbarte Hohe Synagoge von Baumeister Pankratius Roder aus Italien, und war auch ein nach außen hin sichtbares Zeichen der damaligen bevorzugten Stellung der Judengemeinde. Durch einen Brand 1689 wurde es erneut zerstört und vom Prager Barockbaumeister Paul Ignaz Bayer neu errichtet. Einem dritten Feuer 1754 folgte der noch heute bestehende Bau von Josef Schwanitzer aus den Jahren 1763-65. Dabei wurde im Turm eine Gedenkschrift hinterlegt, die besagt, dass durch ein Darlehen von 200 000 Gulden die abgebrannte Judenstadt erneuert wurde. Die rückwärts laufende Uhr wurde durch Verse des französischen Dichters Guillaume Apollinaire zu einem bekannten Symbol des jüdischen Prag. 1908 wurde das Gebäude bedeutend erweitert.

Heute finden hier Festlichkeiten zu den Feiertagen oder Hochzeiten statt. Das Gebäude ist Sitz der jüdischen Gemeinde Prags und der Föderation der jüdischen Gemeinden in Tschechien, sowie des Prager Ober- und Landesrabbiners und weiterer religiöser, sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Institutionen der jüdischen Gemeinde.

[Bearbeiten] Literatur

  • Arno Pařík: Das jüdische Prag. Jüdisches Museum, Prag 2005, 3. Auflage

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 50° 05' 22,1" 0" N, 14° 25' 07,0"

Andere Sprachen