John Rabe

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John H. D. Rabe (* 23. November 1882 in Hamburg; † 5. Januar 1950 in Berlin) war ein deutscher Kaufmann. Er wird wegen seiner humanitären Verdienste im Zweiten Weltkrieg auch als der „Oskar Schindler Chinas“ bzw. in US-amerikanischen Quellen als der „zweite Schindler“ und von Chinesen auch als der deutsche Buddha oder „der Gute Deutsche von Nanjing“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Rabe setzte sich während des Massakers von Nanking (auch Nanjing) 1937/38 für die Errichtung einer ca. 2 x 2 km großen Schutzzone ein, um der chinesischen Bevölkerung Schutz vor den japanischen Soldaten zu bieten. Damit konnte er 200.000 Chinesen das Leben retten.

Neben der Schutzzone ließ Rabe auf seinem Grundstück eine Hakenkreuzfahne aufspannen, um die japanischen Piloten von der Bombardierung seines Hauses abzuhalten. Der Plan schien auf Grund des deutsch-japanischen Bündnisses aufzugehen. Zu dem Umstand, dass sich Flüchtlinge nachts unter der Fahne schlafen legten, schrieb er in sein Tagebuch: „Dieser Platz gilt als bombensicher.“

Rabe wurde 1882 in Hamburg geboren. Er machte eine kaufmännische Lehre und kam nach einigen Jahren in Afrika 1908 nach China. Von 1911 bis 1938 arbeitete er dort bei der Siemens China Co., einer Tochtergesellschaft des Siemens-Konzerns. Ab 1931 war Rabe Repräsentant seiner Firma in Nanjing. Nachdem die Stadt wenige Monate nach Ausbruch des japanisch-chinesischen Krieges am 12. Dezember 1937 eingenommen wurde, richteten die japanischen Truppen ein Blutbad an. Über mehr als acht Wochen hinweg kam es zu Massenexekutionen sowie systematischen Vergewaltigungen. Schätzungen gehen von etwa 200.000 Todesopfern aus.

Die in der Stadt verbliebenen Ausländer versuchten, den chinesischen Einwohnern zu helfen, indem sie eine Sicherheitszone aufbauten. John Rabe wurde zum Vorsitzenden des internationalen Komitees gewählt, weil man hoffte, er als Deutscher und vor allem als NSDAP-Mitglied könne auf die japanischen Militärs Einfluss nehmen. Es hatte jedoch wenig Wirkung. 250.000 Menschen konnten nur zeitweise Unterschlupf innerhalb der 4 km² großen Schutzzone finden. Rabe selbst nahm auf seinem Grundstück mehr als 600 Menschen auf. Sein Mut, sein unermüdlicher Einsatz und seine Großzügigkeit brachten ihm die Verehrung der chinesischen Bevölkerung ein.

Nachdem er im Februar 1938 auf Anordnung von Siemens China Co. Nanjing verlassen hatte, machte Rabe in Berlin durch Vorträge auf die japanischen Kriegsverbrechen aufmerksam. Als er einen Bericht an Adolf Hitler sandte, damit er auf die Japaner einwirken sollte, keine Gräueltaten mehr zu begehen, wurde er kurzzeitig von der Gestapo verhaftet. Dabei wurden seine Fotografien und Filmaufnahmen des Massakers vernichtet.

Die Lebensumstände im Berlin der Kriegs- und Nachkriegsjahre machten ihm gesundheitlich schwer zu schaffen, zumal er schon lange an Diabetes gelitten hatte. China zahlte ihm aus Dankbarkeit bis zu seinem Tode eine kleine Rente.

Nach dem Krieg wurde Rabes Gesuch auf Entnazifizierung zunächst von den Briten zurückgewiesen. Grund war die Annahme, dass Rabe, der Mitglied der NSDAP war und sich als Nationalsozialist bezeichnete, stellvertretender Ortsgruppenführer in Nanjing gewesen sei, vermutlich hatte er den Ortsgruppenführer in Nanjing allerdings lediglich während einer Versammlung vertreten. Erst in der Berufungsinstanz wurde Rabe auf Grund seiner humanitären Arbeit in Nanjing entnazifiziert.

Verarmt starb Rabe 1950 durch einen Schlaganfall in Berlin.

[Bearbeiten] Wirkung

Im Dezember 1996 wurde Rabes umfangreiches Tagebuch über das Massaker von Nanking veröffentlicht, das als eine herausragende historische Quelle gilt. Es erschien in Deutschland, China, Japan und den USA. Die New York Times titelte: „Der gute Nazi“.

1997 wurde Rabes Grabstein von den Chinesen in die Gedenkstätte von Nanjing überführt. Während eines China-Besuchs wurde seine Statue durch Bundespräsident Johannes Rau auch von deutscher Seite offiziell gewürdigt. Am 13. August 2005 wurde eine Büste Rabes als Denkmal im John Rabe Communication Centre in Heidelberg enthüllt, unter anderem in Anwesenheit von Erwin Wickert.

Der ehemalige Wohnsitz von John Rabe in Nanjing wurde, entsprechend einer 2005 unterzeichneten Vereinbarung zwischen der Nanjing Universität und dem deutschen Generalkonsulat in Shanghai, renoviert. Die deutsche Seite hat der Nanjing Universität 2,25 Millionen Yuan zur Verfügung gestellt, um den Wohnsitz zu renovieren und eine Gedenkhalle für Rabe und die internationale Sicherheitszone bzw. das „Rabe-Forschungszentrum für die Friedens- und Konfliktlösung“ zu errichten. Seit Dezember 2006 ist die renovierte Gedenkstätte zu besichtigen. Der Österreichische Auslandsdienst wurde eingeladen, einen Friedensdiener zu entsenden.

Im Herbst 2007 begann in Shanghai die Verfilmung des Lebens Rabes, mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle.[1]

[Bearbeiten] Literatur

  • Iris Chang: Die Vergewaltigung von Nanking. Das Massaker in der chinesischen Hauptstadt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs, München, 1999, ISBN 3858423459
  • Erwin Wickert (Hrsg.): John Rabe. Der gute Deutsche von Nanking. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1997 (Tagebücher Rabes[2]). 443 Seiten. ISBN 3421050988

[Bearbeiten] Filme

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Ulrich Tukur spielt John Rabe
  2. Personenregister seiner Tagebücher: John Rabe - Der gute Deutsche von Nanking

[Bearbeiten] Weblinks