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Ulrich Kersten – Wikipedia

Ulrich Kersten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dr. Klaus Ulrich Kersten (* 19. April 1941 in Berlin) ist ein deutscher Jurist und ehemaliger Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA). Er war der erste BKA-Präsident, der nach einer Gesetzesnovelle als politischer Beamter in direkter Abhängigkeit vom Bundesinnenminister ernannt und auch vorzeitig entlassen wurde.

[Bearbeiten] Biographie

Bis zu seiner Promotion zum Dr. jur. war er u.a. in der Grenzschutzdirektion Koblenz und im Bundesamt für Verfassungsschutz tätig. In der Zeit von 1973 bis 1996 übte er diverse Ämter im Bundesinnenministerium aus. Die Arbeitsfelder erstreckten sich von allgemeinen polizeilichen Angelegenheiten über Verbrechensbekämpfung und Kriminaltechnik bis zum polizeilichen Informationswesen. Zuletzt leitete er dort die Abteilung Bundesgrenzschutz.

Im April 1996 wurde er vom damaligen Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) zum BKA-Präsidenten ernannt. Er löste den temperamentvollen Hans-Ludwig Zachert ab, der von Kanther in den Vorruhestand abgeschoben wurde. Mit dem Ministerialbürokraten Kersten, der als "widerstandsfrei" galt, erhoffte sich Kanther eine von fachlicher Kritik freie Amtsführung als Minister.

In seiner Amtszeit bemühte sich Kersten um eine bessere internationale Zusammenarbeit der Polizei- und Grenzschutzbehörden, den Ausbau der Daktyloskopie sowie einer systematischen Erweiterung der Dateien mit genetischem Fingerabdruck. Im November 2000 wurde er auf Anordnung des BM Schily Delegierter für Europa im Exekutivkomitee der Interpol (siehe auch Schengener Informationssystem).

Infolge der Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA rückte zunehmend der der Umgang mit dem Terrorismus in den Mittelpunkt. In dieser Zeit kam es zu einer deutlichen Aufstockung der personellen und finanziellen Mittel des BKA. Zudem bemühte er sich um eine offene und konstruktive Zusammenarbeit mit den Medien. Im August 2002 nahm er als Gastredner und Diskussionspartner am 1. Petersberger Kongress des Deutschen Journalisten-Verbandes teil, auf dem Fragen zu einer seriösen Berichterstattung und möglicher Instrumentalisierung der Medien durch die Terroristen erörtert wurden. Dabei warb Kersten für ein Verständnis gegenüber der zurückhaltenden Informationspolitik, ohne die seine Behörde keine sachlichen Gefährdungsanalysen und -bewertungen abgeben könne.

Trotz seiner beruflichen Erfolge blieb das Verhältnis zu den rund 5000 Mitarbeitern im BKA eher distanziert, da er aus seinem Desinteresse an den Belangen der Kriminalbeamten kein Hehl machte. Vertreter der Polizeigewerkschaft störten sich zunehmend an seiner betonten Sachlichkeit und Monotonie, was sie auf den fehlenden "Stallgeruch" Kerstens zurückführten, den die Bediensteten an seinem Vorgänger Zachert noch sehr schätzten. Zu einem schweren Vertrauensbruch kam es schließlich zu Beginn des Jahres 2004. Im Zuge der Streitigkeiten um den geplanten Umzug wichtiger Teile des BKA von Wiesbaden und Meckenheim nach Berlin fühlten sich die Mitarbeiter von Kersten im Stich gelassen. Es häuften sich die Vorwürfe, dass Kersten entgegen eigener Aussagen die Auflösung des Standortes Meckenheim bereits beschlossen hatte, ohne vorher die betroffenen Mitarbeiter zu beteiligen. Der interne Widerstand gipfelte in der rechtswidrigen Überspielung einer heimlichen Videoaufzeichnung an die Medien. Unbekannte filmten eine nicht-öffentliche Personalversammlung, in der Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Kersten ihre Standpunkte darlegten.

Mittlerweile stellten sich auch große Teile der hessischen Bevölkerung hinter die Forderung der Polizeigewerkschaften und Berufsvertretungen. Diese gipfelte in einer Demonstration tausender Betroffener in der Innenstadt von Wiesbaden. Schily musste feststellen, dass Kersten auch bei den leitenden Beamten des Bundeskriminalamtes keinen Rückhalt mehr hatte und folglich auch politisch nicht weiter tragbar war. So entschied er am 5. Februar 2004, Kersten mit sofortiger Wirkung abzuberufen. Schily betonte, Kersten sei nur in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden und komme aufgrund seiner fachlichen Qualitäten weiterhin für andere Ämter in Frage.

Nachfolger von Kersten wurde der damalige Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium von Schleswig-Holstein Jörg Ziercke.

Seit dem 1. September 2004 ist Kersten für drei Jahre als hochdotierter Sonderbeauftragter von Interpol bei den Vereinten Nationen in New York. Seine Aufgabe ist es dort, das Fachwissen von Interpol für die UNO nutzbar zu machen.

[Bearbeiten] Weblinks



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