Talk (Album)
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Yes – Talk | ||
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Veröffentlichung |
21. März 1994 |
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Label | ||
Format(e) |
CD |
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Genre(s) | ||
Anzahl der Titel |
7 |
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Laufzeit |
55:02 |
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Besetzung |
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Produktion | ||
Chronik | ||
Union (Vorheriges Album) The symphonic Music of Yes (Neuaufnahmen alter Yes-Stücke mit Orchester) |
Talk | Keys to Ascension (Studioalbum 1996) |
Talk ist das vierzehnte Studioalbum der Progressive Rock-Band Yes und wurde im Jahr 1994 veröffentlicht. Es ist das dritte und letzte Album, das Yes in der Besetzung der erfolgreichen 1980er Jahre veröffentlichten. Es ist das erste Album ihrer Karriere, das die Band nicht bei Atlantic Records bzw. bei Arista Records veröffentlichte. Talk erschien bei Phil Carsons Independent-Label Victory Records.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Im Dezember 1991 wurde Bill Bruford, Schlagzeuger in der damals achtköpfigen Yes-Besetzung, nach einem Konzert mit seiner Jazz-Band Earthworks in Japan nach den für März 1992 angekündigten Yes-Konzerten gefragt. Bruford hatte keine Ahnung, dass das Management der Band Konzerte in Japan geplant hatte. Er spielte zwar diesen Nachklapp der Union-Tour, verließ aber danach die Band, vor allem wegen der chaotischen Organisation der Tournee und der ihr vorausgehenden Arbeiten am gleichnamigen Studioalbum.
Um die große Besetzung zusammenzuhalten, schlug Gitarrist Steve Howe, unterstützt durch Roy Lott und Clive Davis von Yes' Plattenfirma Arista Records, in der Folge vor, dass in Zukunft vier Musiker eine Art Kern-Band bilden sollten, die für das Songwriting verantwortlich gewesen wären, und die bei den Aufnahmen von mehreren Gastmusikern aus den verschiedenen Yes-Besetzungen unterstützt worden wären. Doch bei den anderen Musiker stieß dieser Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Vor allem Gitarrist Trevor Rabin, Schlagzeuger Alan White und Bassist Chris Squire wollten die Besetzung reformieren, die in den 1980er Jahren mit Singles wie Owner of a lonely Heart und Alben wie 90125 und Big Generator so erfolgreich gewesen war: Rabin, Squire, White, Kaye, Anderson. Daraufhin verließ auch Howe Yes und Arista beendete den Vertrag mit der Band. Yes blieben jedoch bei ihrem Manager Tony Dimitriades und dem East End Management. Daraufhin nahm Phil Carson die Band für sein neugegründetes Label Victory Records unter Vertrag, allerdings unter den Bedingungen, dass ein neues Album von der 1980er Besetzung eingespielt und von Trevor Rabin produziert würde. Rick Wakeman sollte aufgrund seines freundschaftlichen Verhältnisses mit Rabin Bandmitglied bleiben.
Steve Howe schloss sich zunächst seiner alten Band Asia an und verfolgte danach seine Solokarriere.
[Bearbeiten] Entstehung
Rabin, Squire, White, Sänger Jon Anderson und die Keyboarder Rick Wakeman und Tony Kaye gingen nun an die Erarbeitung des nächsten Albums.
Da Anderson und Rabin in der Vergangenheit aufgrund musikalischer Differenzen mehrfach aneinandergeraten waren, die teilweise dadurch bedingt waren, dass Anderson erst spät zu einem neuen Projekt dazugestoßen war und fertige Songs Rabins nur noch einsingen musste, sollte das neue Album von Anfang an in enger Zusammenarbeit der beiden entstehen. Zunächst begannen die zwei Musiker, in Rabins Studio The Jacaranda Room (und in Andersons Hotelzimmer) in San Clemente in Südkalifornien, Songs zu schreiben. Dabei sang Anderson zu Rabins Demos, die von einem tragbaren Kassettenrecorder abgespielt wurden, während ein zweiter Recorder Musik und Gesang aufnahm. Die andauernden musikalischen Differenzen ließen sich zwar zunächst weitgehend ausräumen, die Arbeiten an den neuen Songs verlängerten aber dennoch durch die unterschiedlichen Arbeitsweisen der beiden Musiker.
In der Zwischenzeit ging Wakeman auf eine Solotournee und Squire gab im August 1992 zusammen mit Alan White und Billy Sherwood einige Konzerte unter dem Namen The Chris Squire Experiment.
Zur selben Zeit kursierten Gerüchte, dass Tony Kaye die Band verlassen habe. Doch Nachrichten aus dem Yes-Lager waren zu dieser Zeit rar und im November 1992 konnte Rick Wakeman nur bestätigen, dass er noch Mitglied von Yes sei. Er plane, in die USA zu fliegen, um dort einige Keyboardparts einzuspielen. Am 26. März 1993 erschien dann jedoch eine Pressemitteilung, die besagte, dass Wakeman und Yes sich getrennt hätten. Der Status Tony Kayes, der seit seiner Rückkehr in die Band 1982 ohnehin nur eine Art Gastmusiker gewesen war, blieb allerdings bestehen.
Zu dieser Zeit unternahm Jon Anderson eine Solo-Tournee durch Nord- und Südamerika.
Am 23. April 1993 verkündete Victory, dass fünf der sieben Stücke auf den neuen Album fertiggestellt seien. Doch die Arbeiten sollten ein ganzes weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Um die Wartezeit zu überbrücken, erschien am 26. Oktober 1993 das mit einem Orchester eingespielte Album The symphonic Music of Yes, dass Howe und Bruford erarbeitet und Anderson eingesungen hatte.
Die Sessions fanden in Trevor Rabins Studio statt. Die fünf beteiligten Musiker spielten jedoch kaum je zusammen, durch die innovative Aufnahmetechnik, die Rabin benutzte, war dies nicht nötig: Die Band nahm das Album als eines der ersten in der Musikgeschichte vollständig auf digitale Speichermedien auf. Rabin nutzte dazu das Computerprogramm Digital Performer der Firma Mark of the Unicorn, das es möglich machte, einzelne Beiträge der Musiker nach Belieben zu manipulieren und zu mischen. Letztendlich nahmen die Daten 10 Gigabyte Speicherplatz auf vier Macintosh-Rechnern in Anspruch, für die damalige Zeit eine immense Datenmenge. Nur in wenigen Ausnahmefällen, bei einigen Gesangsharmonien, kamen noch Tonbänder zum Einsatz. Rabin, der die Arbeiten komplett selbst übersah, verwendete 13.000 Arbeitsstunden auf die Aufnahmen, die Arrangements und die Produktion. Er war damit nicht nur Songwriter und Sänger, sondern auch Arrangeur und Produzent und spielte auch die meisten Instrumente selbst (vor allem Gitarre und Keyboards). Unzufrieden mit Squires Bassparts spielte er sogar diese teilweise neu ein.
Aufrgrund dieser Aufnahmetechnik kam es zu der für Yes ungewohnten Situation, dass die Band die neuen Stücke erst dann zusammen probte, als man sich auf die Tournee zum Album vorbereitete.
Zu dieser Zeit stand noch nicht einmal der Titel des Albums fest. Gehandelt wurden Blueprint und History of the Future, bevor man sich auf Talk einigte. Talk erschien dann etwa 18 Monate nach dem Beginn der Arbeiten am 21. März 1994.
[Bearbeiten] Cover
Für die Gestaltung des Covers engagierte man den erfolgreichen US-amerikanischen Pop-Art-Künstler Peter Max, der ein neues Logo entwarf und ein vornehmlich in weiß gehaltenes Cover designte, das dem modernen Sound der Band entgegenkam. Als einziges Element des klassischen Yes-Logos Roger Deans übernahm er die ineinanderfließenden Farben.
[Bearbeiten] Trackliste
- The Calling (Anderson/Rabin/Squire) – 6:56
- I Am Waiting (Anderson/Rabin) – 7:25
- Real Love (Anderson/Rabin/Squire) – 8:49
- State of Play (Anderson/Rabin) – 5:00
- Walls (Anderson/Rabin/Roger Hodgson) – 4:57
- Where Will You Be (Anderson/Rabin/Squire) – 6:09
- Endless Dream (Anderson/Rabin) - 15:41
- Silent Spring - 1:55
- Talk - 11:55
- Endless Dream - 1:53
Anmerkungen
- Die Arbeiten an The Calling begannen mit Trevor Rabins Gitarrenriff, um das herum der Song ausgebaut wurde. Von dem Stück existieren eine Singleversion und eine etwas über acht Minuten lange "Special Version", mit einem instrumentalen Mittelteil, diese ist auf einer 2002 erschienenen remasterten Version von Talk als Bonustrack zu hören.
- I Am Waiting existierte bereits als weitgehend fertiger Song, als Jon Anderson in einem einzigen Tag den Text schrieb und die endgültigen Vocals einsang.
- Real Love geht auf die Idee Chris Squires für ein Bass-Riff zurück.
- Walls war ein Überbleibsel von Sessions Rabins mit dem ehemaligen Supertramp-Sänger Roger Hodgson (der 1990 als Ersatz für Jon Anderson im Gespräch gewesen war, s. Union), die allerdings nicht zu einer Veröffentlichung geführt hatten. Phil Carson wollte den Song auf Talk haben, eine Entscheidung, die Rabin später bedauerte.[1]
- Where Will You Be war ursprünglich als Melodie für einen australischen Film vorgesehen.
- Endless Dream wurde von Rabin und Anderson komponiert, weil Phil Carson einen epischen Longtrack im Stil der alten Yes auf dem Album haben wollte. Obwohl Rabin nur zögernd einwilligte, war er mit dem Ergebnis zufrieden.[1] Rabin verwendete für den Mittelteil ein Orchesterstück namens October, das er bereits geschrieben hatte, und das er für Yes in einen sehr synthetischen Klang übersetzte.
- Im November 1994 erschien die CD-ROM Yes Active mit Demoversionen von State of Play, Endless Dream, Instrumentalversionen von Walls und Where will you be und Liveversionen von I am waiting und Walls. Die Demoversion von Endless Dream war während der allerersten Sessions Rabins mit Anderson in Andersons Hotel in San Clemente entstanden.
[Bearbeiten] Besetzung
- Jon Anderson - Gesang
- Chris Squire - Bass, Gesang
- Trevor Rabin - Gitarre, Keyboards, Gesang, Produktion, Arrangement
- Tony Kaye – Hammond-Orgel
- Alan White - Schlagzeug
[Bearbeiten] Chartplatzierungen
Talk (Victory 828 489-2) erreichte Platz 20 in den englischen und Platz 33 in den US-amerikanischen Charts. Es war damit das erste Yes-Album, das in den USA den Goldstatus verfehlte. Es verkaufte sich weltweit nur etwa 300.000 Mal - erhofft hatte man sich ca. 5 Millionen Verkäufe. Victory Records ging in der Folge bankrott.
Der Grund für das kommerzielle Scheitern des Projekts wurde von der Band wie von der Plattenfirma mit der Fragmentierung vor allem der amerikanischen Radiolandschaft und der immensen Popularität des Grunge zu dieser Zeit angegeben. Viele Rockmusiker, die seit den 70er Jahren Alben im zweistelligen Millionenbereich verkauft hatten, konnten in den frühen neunziger Jahren allenfalls sechsstellige Verkaufszahlen erreichen.
[Bearbeiten] Tour
Vor den Start der Konzerttournee stand für einige Zeit in Frage, ob Gründungsmitglied Chris Squire weiterhin bei Yes bleiben würde. Einige Tage nach einem seiner Alkoholexzesse wurde bei ihm ein Herzinfarkt festgestellt, den er glücklicherweise im Mount Sinai Hospital in Beverly Hills hatte, in das er kurz zuvor gegangen war, weil er sich nicht wohlfühlte. Als die Versicherung Lloyd's, die die geplante Talk-Tour versichern sollte, davon hörte, lehnte sie ab. Daraufhin überlegte man, ohne Squire auf Tour zu gehen. Ähnliche Vorgänge hatte es zuvor bereits mehrmals bei Yes gegeben. Squires Manager Jon Brewer konnte das Problem jedoch lösen, Squire genas rechtzeitig und Yes starteten im Sommer 1994 ihre Tournee trotz der andauernden Alkoholprobleme Squires.
Die Tour zum Album dauerte vom 18. Juni 1994 bis zum 11. Oktober desselben Jahres und umfasste 76 Konzerte. Die Talk Tour, die Yes vornehmlich in Amerika neu etablieren sollte, verlief durch die USA, Lateinamerika (Brasilien, Chile, Argentinien) und Japan. Nach Europa kam die Band nicht, weil angesichts des geringen Erfolges von Talk kein Promoter das finanzielle Risiko übernehmen wollte.
Billy Sherwood, der bereits auf Union mit Squire zusammengearbeitet hatte, spielte auf Vorschlag Rabins, der sich schon zum Ende der Arbeiten am Studioalbum überlegte, ob er Yes nicht verlassen sollte, als zweiter Gitarrist mit Yes.
[Bearbeiten] Concertsonics
Bei den Konzerten der Talk-Tour führten Yes ein neues Soundsystem ein: Concertsonics. Es ermöglichte eine höhere Soundqualität durch die Übertragung der Livemusik in Stereo auf einen tragbaren FM-Receiver mit Kopfhörern, den die Zuhörer selbst mitbringen oder vor dem Konzert ausleihen konnten. Dies sollte vor allem Konzertbesuchern in akustisch ungünstigen Bereichen der Hallen dasselbe Klangerlebnis ermöglichen, das das Publikum in der Nähe des Mischpults hat. Concertsonics wurde von der Firma Clair Bros. Audio in Zusammenarbeit mit Yes entwickelt. Die Talk-Tour war die erste Tournee einer Band, bei der dieses System zur Anwendung kam.
Über die Kopfhörer wurden zusätzlich Werbeprogramme mit Gewinnspielen ausgestrahlt.
Yes nutzte dieses Soundübertragungssystem nur auf der Talk-Tour. Ein Problem des Concertsonic-Systems war, dass die Ausstrahlung des Konzerts für je einen bestimmten Bereich im Saal optimiert war. Das Publikum in anderen Bereichen konnte die Ausstrahlung zwar ebenfalls empfangen, allerdings war diese dort leicht asynchron.
[Bearbeiten] Nach der Tournee
Am Ende der relativ kurzen Talk-Tour legte die Band eine Pause ein. Am 23. Mai 1995 erschien dann ein Pressestatement, das besagte, dass Rabin und Kaye die Band nach 13 Jahren verlassen hatten. Rabin hatte die Band bereits zuvor verlassen wollen, was ihm jedoch von Squire zunächst ausgeredet worden war. Letztendlich gaben erneute Streitigkeiten mit Anderson den Ausschlag für seine Entscheidung. Begeistert von den neuen technischen Möglichkeiten, die bei den Arbeiten an Talk zur Anwendung gekommen waren, wandte sich Rabin der Filmmusik zu, er schrieb in den folgenden Jahren Musik für sehr erfolgreiche Hollywood-Blockbuster. Kaye gab das Musikbusiness vorerst auf und eröffnete ein Restaurant in Kalifornien. Yes reformierten sich im Sommer 1995 in der klassischen Besetzung nmit Anderson, Squire, White, Rick Wakeman und Steve Howe. Billy Sherwood blieb im Hintergrund von Yes aktiv bis er sich der Band 1997 als Vollmitglied anschloss.
Sherwood (Bass, Gesang) und Kaye (Hammond, Keyboards) gründeten 2006 zusammen mit Alan White (Schlagzeug, Gesang) und dem Union-Musiker Jimmy Haun (Gitarre, Gesang) die Band Circa:.
[Bearbeiten] Live
- The Calling wurde auf der Talk-Tour 1994 76 mal live gespielt
- I Am Waiting wurde auf der Talk-Tour 1994 76 mal live gespielt
- Real Love wurde auf der Talk-Tour 1994 76 mal live gespielt
- Walls wurde auf der Talk-Tour 1994 76 mal live gespielt
- Where Will You Be? wurde auf der Talk-Tour 1994 48 mal live gespielt
- Endless Dream wurde auf der Talk-Tour 1994 76 mal live gespielt
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Quellen und Weblinks
- Chambers, Stuart: Yes. An endless dream of '70s, '80s and '90s rock music. An unauthorized interpretative history in three phases. Burnstown, ON, General Store Publishing House, 2002. ISBN 1-894263-47-2.
- Farley, Alan: The Extraordinary World Of Yes. New York/Lincoln/Shanghai 2004. ISBN 0-595-33133-5.
- Welch, Chris: Close to the Edge. The story of Yes. London/NY/Sydney 1999. ISBN 0-7119-6930-2
- Watkinson, David: Perpetual change - 30 years of Yes. London 2001. ISBN 0-85965-297-1
- Talk wird in allen neueren Yes-Biographien erwähnt. Eine umfassende Bibliographie zur Band findet sich auf den Seiten der Progressive Rock Bibliography ([1]), einer englischsprachigen Website.
- Rezension zu Talk auf den Babyblauen Seiten
- englische Website mit Erläuterungen zu Yes' Albumcovers
Yes (1969) | Time And A Word (1970) | The Yes Album (1971) | Fragile (Album) (1972) | Close to the Edge (1972) | Tales from Topographic Oceans (1974) | Relayer (1974) | Going for the One (1977) | Tormato (1978) | Drama (1980) | 90125 (1983) | Big Generator (1987) | Union (1991) | Talk (1994) | Keys to Ascension (1996) | Keys to Ascension 2 (1997) | Open Your Eyes (1997) | The Ladder (1999) | Magnification (2001)