St.-Johannis-Kirche (Mainz)
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Die Johanniskirche ist die älteste Kirche in Mainz. Seit ihrer Weihe 910 bis zum Neubau des etwas weiter östlich gelegenen Doms 975 war sie die Kathedralkirche des Erzbistums Mainz. Sie wurde 1828 von der evangelischen Gemeinde übernommen. Patron ist der Heilige Johannes der Täufer.
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[Bearbeiten] Geschichte
Kurz nach der Anerkennung des Christentums als Religion im Römischen Reich durch das Toleranzedikt von Mailand des römischen Kaisers Konstantin ist für die Zeit um 323/324 Mar(t)inus als Bischof von Mainz nachweisbar. Zur gleichen Zeit darf auch schon die Existenz einer Bischofskirche angenommen werden, die sich vermutlich im Bereich der heutigen Johanniskirche und des Domes befand. Das christliche Gemeindeleben kam jedoch zur Zeit der Völkerwanderung zum Erliegen. Erst unter Bischof Sidonius († nach 580) wurde wieder kirchliches Leben in Mainz möglich. Der Dichter Venantius Fortunatus schildert, wie Sidonius Kirchenbauten erneuert. Dies ist der älteste Bericht über Kirchenbaumaßnahmen in Mainz.
Erzbischof Hatto I. errichtet ab etwa 900 die Kathedralkirche neu und weiht diese 910 ein. Damit zählt sie nach dem Trierer Dom zu den ältesten Kathedralbauten Deutschlands. Hattos Bau ist mit im Laufe der Zeit angefügten Veränderungen die bis heute überkommene Johanniskirche. Allerdings war diese Kirche als Kathedralkirche des Bistums Mainz zunächst dem Heiligen Martin von Tours geweiht. Erst später wird sie dem Heiligen Johannes geweiht, weil nach der Weihe 1036 des weiter östlich gelegenen Neuen Domes von Erzbischof Willigis das Martinspatrozinium vom Hattobau auf den Neubau übertragen wurde. Doch davor wurde 1002 König Heinrich noch im Alten Dom zum König gekrönt. Und Erzbischof Erkanbald findet hier 1021 seine letzte Ruhestätte. Nach der Weihe des Neubaus wird der Alte Dom zur Johanniskirche, in ihr wird ein Kanonikerstift eingerichtet. Neben dem Neuen Dom ist die Johanniskirche relativ unbedeutend.
Wohl wegen der schlechten Fundamentierung wird zu romanischer Zeit das Querhaus abgebrochen und die Vierung zu einem Langhausjoch umgestaltet. Mitte des 13.Jh. ist die Johanniskirche in einem so schlechten Zustand, dass von Papst Gregor IX. ein Ablass zugunsten der Kirche gewährt wird. Doch erst im 14.Jh. wird mit größeren Baumaßnahmen begonnen. Der Westchor wird durch einen hohen gotischen Anbau ersetzt.
Zu größeren Veränderungen kommt es erst wieder im Barock: 1685 wird der Fußboden um mehr als 2m aufgeschüttet und ein hölzernes Kreuzgratgewölbe wird eingezogen; 1737 wird die Ostapsis abgebrochen und stattdessen ein Portal eingefügt; 1747 wird der Westchor mit einer Welschen Haube überdacht; 1767 brennt das Paradies nieder, ein gedeckter Verbindungsgang zwischen Johanniskirche und Dom.
Mit der französischen Besetzung 1792 endet die Nutzung als Stiftskirche. Das Gebäude wird als Lager und für militärische Zwecke gebraucht. Schließlich wird das Stift auch formal mit dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst. 1828 wurde die kirchliche Nutzung wiederhergestellt, die Johanniskirche wird der evangelischen Gemeinde zur Verfügung gestellt. Aufwendige Wiederherstellungsarbeiten sind die Folge. Der Kreuzgang im Norden der Kirche geht verloren, das Ostportal und die Seitenschiffarkaden werden zugemauert. Die abgetrennten Seitenschiffe werden umgenutzt und zum Teil vermietet.
Ab 1906 wurde die Kirche im Jugendstil umgestaltet, nachmittelalterliche Einbauten wurden entfernt, Bauuntersuchungen fanden statt. Die Gestaltung der Kirche wurde in die Hände des Darmstädter Architekten Friedrich Pützer gelegt. Er erbaut eine neue Portalanlage im Osten und gestaltet die Seitenschiffe neu. Auch die komplette Inneneinrichtung wird von Pützer als Gesamtkunstwerk gestaltet.
Im August 1942 brannte die Kirche nach einem Bombeneinschlag völlig aus. Die Kirche wurde so stark getroffen, dass ihr Abriss erwogen wurde. Den Wiederaufbau leitete der Darmstädter Architekten Karl Gruber. Er ließ sämtliche Einbauten Pützers entfernen. Er orientierte sich in seinem Entwurf am Idealbild des ursprünglichen spätkarolingischen Kirchenbaus Hattos. Wohl aus Geldmangel wurde das schon im Mittelalter verlorengegangene Querhaus nicht rekonstruiert, auch die zerstörte Welsche Haube des Westchores konnte nicht wiederhergestellt werden. Die Tieferlegung des Fußbodens auf ihr ursprüngliches Niveau scheiterte aus statischen Gründen, da die Fundamente mangelhaft sind. Die barocken Holzgewölbe wurden nicht rekonstruiert, stattdessen ließ Gruber eine hölzerne Spitztonne einziehen, die der ursprünglichen Raumwirkung eines offenen Dachstuhl nahekommt und zum hohen gotischen Westchor vermittelt.
Im September 1956 wurde die Johanniskirche nach der Renovierung wieder eingeweiht.
[Bearbeiten] Architektur
Hattos Kirche ist einer der wenigen erhaltenen spätkarolinigschen Kirchenbauten. Sie wurde als Basilika errichtet, ihr breites Mittelschiff ist höher als die schmalen Seitenschiffe. Das Gebäude wurde als Doppelchoranlage in Ost-West-Richtung angelegt.
Im Osten liegt ein Chorraum von der Breite des Mittelschiffs, allerdings ohne Seitenschiffe. Die Seitenwände des Ostchors werden durch je zwei Rundbogenfenster und darüberliegenden Rundfenstern (sog. Okuli) geöffnet. Westlich an den Chor schließt ein quadratisches Langhausjoch an, das von schmalen Seitenschiffen flankiert wird. Die Mittelschiffswände werden im oberen Bereich (dem Obergaden) durch je vier Rundbogenfenster durchbrochen, darunter liegen jeweils vier Öffnungen in das Seitenschiff . An dieses Langhausjoch schließt ein weiteres quadratisches Joch an, das heute dem östlichen gleicht, allerdings zur Erbauungszeit die Vierung eines Querhauses gewesen sein dürfte. Darauf folgte zu spätkarolingischer und romanischer Zeit wahrscheinlich eine halbrunde Apsis, die im 14.Jh. durch einen hohen gotischen Chor über quadratischem Grundriss ersetzt wurde.
[Bearbeiten] Literatur
- Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Das Bistum Mainz. Frankfurt/M. 1988
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 59' 54" N 8° 16' 20" O