Silberbergwerk Suggental
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Das Silberbergwerk Suggental ist ein mittelalterliches Bergwerk im Suggental bei Waldkirch in der Nähe von Freiburg.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Bergbau im Suggental blickt auf eine lange Tradition zurück. Während die Anfänge vermutlich bis in römische Zeit zurückreichen (dies kann jedoch nur vermutet werden, da ein diesbezüglicher Nachweis noch nicht erbracht worden ist), erlebten der Bergbau und das Tal im 13. Jahrhundert seine Blütezeit. Das bergbauliche Interesse galt hauptsächlich den Metallen Silber und Blei, aber auch Kupfer und Eisen wurden im Suggental gewonnen.
Die Suggentäler Gruben galten im 12. und 13. Jahrhundert als die reichsten im Breisgau, und so hieß das Suggental zu dieser Zeit auch Reichenthal. Als das Grubengebäude immer mehr in die Tiefe wuchs, wurden Maßnahmen zur Wasserhaltung notwendig. Wasserräder und damit betriebene Pumpen sollten den Wasserstand in den Gruben regulieren und zusätzlich die Förderung des gebrochenen Materials erleichtern. Um genügend Aufschlagwasser für die Wasserräder zu erhalten, wurde im Jahre 1284 ein Hangwassergraben (sogenannter „Wuhr-“ oder „Urgraben“) von über 15 km Länge gebaut, der Wässer an der Ost- und Südseite des Kandels sammelte. Die somit ins Suggental herangeführten Wässer wurden im oberen Bereich des Tales in Rückhaltebecken aufgestaut, um zu jeder Jahreszeit genügend Wasser für den Betrieb der Wasserräder zur Verfügung zu haben.
Eine Sage berichtet[1], dass durch ein schweres Unwetter gegen Ende des 13. Jahrhunderts (1288, nach anderen Quellen 1298) die Dämme der Rückhaltebecken brachen, und so überschwemmten die in Richtung Elztal herabstürzenden Wassermassen die Gruben schlagartig. Die meisten Bergleute und Bewohner des Tales kamen bei dieser Katastrophe ums Leben, das Tal selber blieb für lange Zeit unbewohnbar. Der Bergbau selbst sollte nach dieser Verwüstung nie wieder zu alter Blüte finden. Problematisch bei dieser Erklärung ist jedoch unter anderem, daß diese Sage erst Mitte des 18. Jahrhunderts (Trantenbach, 1777) Verbreitung fand und so wohl mehr zur Propagierung erneuter Abbautätigkeit Verwendung finden sollte.
Eine andere Erklärung mag jedoch in einem für den Jahreswechsel 1298/1299 belegten, aus dem Elsass kommenden kriegerischen Einfall liegen, bei dem das Glottertal und benachbarte Täler verwüstet wurden: „… et vallem Glotyri et alias valles pro viribus deleverunt … et res comitis Fryburgensis pro viribus devastare … invaserat, intraverunt et fodinas argenti destruxerunt“ (Colmarer Chroniken).
Erst in den Jahren 1776 – 1789 gab es wieder Versuche, den alten Bergbau im Suggental neu zu beleben. Eine Gewerkschaft, der eine Reihe wohlhabender Bürger aus Waldkirch und Umgebung, z.T. sogar aus Oberschwaben, angehörten, wurde vom Steiger J. Ortlieb und dem Kollnauer Bürger S. Dietz gegründet und der Josephi–Stollen wieder eröffnet. Durch Misswirtschaft verschuldete sich die Gewerkschaft aber rasch, und so kam der Bergbau um das Jahr 1789 erneut zum Erliegen. Zwar wurden in dieser Zeit auch verschiedene bergmännische Untersuchungen zur Ergiebigkeit der Gruben im Auftrag der obersten vorderösterreichischen Bergbehörde in Tirol durch den Freiherrn von Vernier[2] und den Herrn von Carato[3] unternommen, der Grubenbetrieb in größerem Stile jedoch nicht mehr aufgenommen.
Erst mit dem beginnenden 20. Jahrhundert flammte das Interesse an den Rohstoffen im Suggental erneut auf – diesmal standen allerdings nicht mehr Silber, Blei, Eisen und Kupfer im Vordergrund des Interesses, sondern der hier reichlich und in sehr reiner Form auftretende Baryt (Schwerspat). Zwischen 1910 und 1914 unternahm die Schwarzwälder Barytwerke GmbH Wolfach Explorationsarbeiten, wobei unter dem Namen „Grube Erich“ der St. Anna- und der heute so genannte Matze–Stollen angelegt wurden. Von 1927 – 1933 wurde der Abbau durch die „Suggentäler Barytwerke“ unter der Leitung des Haslacher Bürgermeisters Leopold Selz betrieben, eine Belegschaft von 15-20 Mann arbeitete noch bis in das Jahr 1938 hinein.
Seit dieser Zeit ruht der aus wirtschaftlichen Gründen betriebene Bergbau im Suggental.
[Bearbeiten] Zur Geologie und Entstehung der Suggentäler Erzlagerstätte
Das Suggental mit seinen Silbererzgruben liegt im Mittleren Schwarzwald im Randbereich der Zentralschwarzwälder Gneismasse. Das Nebengestein der Erzgänge wird von hornblendeführendem Orthogneis gebildet. Mehrere Erzgänge durchlaufen das Tal in Südost–Nordwest-Richtung, diese waren in der Vergangenheit das Ziel der umfangreichen bergbaulichen Aktivitäten. Die östliche Hauptrandverwerfung des Oberrheingrabens, die das Rheintal vom Schwarzwald trennt, verläuft unmittelbar vor dem Eingang ins Tal. Der die Grabenschultern bildende Schwarzwald ist durch weitere Störungen in ein Mosaik von Schollen zerlegt. Das Suggental liegt auf der Kandelscholle, die im Norden von der Elztalstörung begrenzt wird. Die wichtigsten Erzgänge im Suggentaler Revier folgen der Richtung des von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Südrands der Kandelscholle.
Die Lagerstätte selbst stellt genetisch eine hydrothermale Ganglagerstätte dar. Heiße, sehr stark mineralhaltige Wässer stiegen entlang von Rissen und Brüchen im Gestein auf und lagerten die gelösten Mineralsalze in Bereichen mit niedriger Temperatur und Chemismus wieder ab. Ermöglicht wurde dieser Aufstieg entlang von Brüchen im Gestein, die als Verwerfungen oder Störungen bezeichnet werden. Diese sind geologisch als dextrale Schrägabschiebungen einzuordnen. Das Suggental ist gekennzeichnet durch eine ganze Störungszone, die von Südosten nach Nordwesten streicht und ungefähr vom Eingang des Suggentals bis hoch zum Luser reicht. Die Tatsache, dass es überhaupt ein Suggental gibt, ist eine direkte Folge dieser Schwächezone der Erdkruste. Der von der „Bergbauforschungsgruppe Suggental“ untertage freigelegte Schwerspatgang beim Bürliadamshof besitzt im bisher untersuchten Streckenprofil ein mittleres Streichen von 126°. Sein Einfallen ist senkrecht oder steil nach Südwest oder Nordost gerichtet. Von der Mineralführung her kann man ihn als Schwerspat-Quarz-Sulfid-Gang einordnen. Der weiße, im Suggental in sehr reiner Form vorliegende Schwerspat (Baryt), stellt das bei weitem überwiegende Hauptmineral dar. Neben Schwerspat findet sich in den Gängen viel Quarz, überwiegend als sehr harte, amorphe Masse (Hornstein, Chalcedon) aber auch kleinere Kristalle (Bergkristall) treten auf. Als wichtigste Metallerze sind Bleiglanz und Fahlerz, die zumeist feinkörnig und in inniger Verwachsung auftreten, und Kupferkies zu nennen. Sie treten als millimeter- bis zentimeterbreite Schnüre oder in Nestern im Schwerspat auf. Interessant für die Bergleute des Mittelalters waren nur die Silberträger Fahlerz (Tennantit, ein Kupfer-Eisen-Sulfarsenid) und Bleiglanz (Bleisulfid). Reines Fahlerz enthielt nach von Carato einen Silbergehalt von 57 kg/t, also 5,7 % Ag, massiver Bleiglanz 0,2 kg/t, also gerade einmal 0,02% Ag.
Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann der Schwerspat (Baryt, chemisch Bariumsulfat), der aufgrund seiner hohen Dichte und seines inerten Verhaltens in der chemischen Industrie wie auch bei der Erdölförderung vielfältige Verwendung findet, als Rohstoff an Bedeutung.
[Bearbeiten] Die Bergbauforschungsgruppe Suggental
Im Jahre 1985 nahmen Bergbaubegeisterte, Mineralogie- und Geologieinteressierte und Höhlenforscher als Fachgruppe Suggental der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG), Freiburg im Breisgau, die Arbeit zur Freilegung der alten Gruben im Suggental auf. Im März 1985 wurde mit der Freilegung des St. Anna–Stollens begonnen, 1987 wurde der ca. 80 m weiter talabwärts gelegene Stollen II (Matzestollen) geöffnet. Ein Förderturm wurde errichtet, zunächst als einfaches Dreibein. Dieses wurde spater durch einen Förderturm ersetzt, der einem historischen Vorbild der Grube Gottessegen bei Bleibach nachempfunden ist. Das Suggental besitzt damit das einzige Bergwerk im Schwarzwald, das eine Tagschachtförderung mit einem Schachtturm hat.
In den folgenden Jahren wurde die Aufwältigung und aufwendige Sicherung der Grube weiter fortgesetzt, wobei auch Rückschläge wie Tagebrüche, bedingt durch die schwierigen Gebirgsverhältnisse, verkraftet werden mussten. Durch die Öffnung des am Talbach gelegenen Mundloches des St. Josephi–Stollens im Jahre 1990 wurde ein weiterer Ausgang aus der Grube geschaffen und die Wasserhaltung im Berg stark erleichtert. Mittlerweile ist das Bergwerk auf einer Länge von über 450 m befahrbar, dabei wird ein Höhenunterschied von ca. 45 m über Schächte überwunden. Dafür wurden bis zum heutigen Tag mehr als 56.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich aufgewendet. Seit Juni 2004 hat die Stadt Waldkirch die Schirmherrschaft über die Grube übernommen.
[Bearbeiten] Besuch der Grube/ Kontakt
Das Silberbergwerk Suggental kann ganzjährig nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Kinder dürfen ab 10 Jahren die gesamte Grube befahren (wobei Ausnahmen nach Augenschein möglich sind), jüngeren steht ein etwas kleinerer, gesonderter Grubenbereich zur Besichtigung offen. Jeweils am zweiten Wochenende im September findet zweitägig das sogenannte Stollenfest in Zusammenarbeit mit dem Musikverein Suggental statt. An diesen Tagen werden ganztägig Führungen durch die Grube angeboten, für das musikalische und kulinarische Wohlergehen sorgt der Musikverein Suggental.
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ http://silberbergwerk-suggental.de/index.php?id=geschichte Unterseite zur Geschichte
- ↑ http://silberbergwerk-suggental.de/index.php?id=vernier Bericht des Freiherrn von Vernier zum Suggental
- ↑ http://silberbergwerk-suggental.de/index.php?id=carato Bericht des Freiherrn von Carato zum Suggental
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 48° 4′ 0″ n. Br., 7° 56′ 6″ ö. L.