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Schiefer Turm von Pisa – Wikipedia

Schiefer Turm von Pisa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Schiefe Turm (rechts)
Der Schiefe Turm (rechts)
Der Schiefe Turm von Pisa neben dem Dom
Der Schiefe Turm von Pisa neben dem Dom
Nahaufnahme Eingangsbereich
Nahaufnahme Eingangsbereich

Der Schiefe Turm von Pisa (Toskana, Italien) ist das wohl bekannteste schiefe Gebäude der Welt.

Der Turm war als freistehender Glockenturm (Campanile) für den Dom in Pisa geplant. Die Grundsteinlegung des Turms fand am 9. August 1173 statt. Wenige Jahre nach Baubeginn, als gerade die drei unteren Stockwerke fertig waren, hatte der Turm wegen eines Grundbruches bereits eine Schräglage Richtung Südosten. Daraufhin wurde der Bau für rund 100 Jahre unterbrochen.

Die nächsten vier Stockwerke wurden dann schräg gebaut, um die Schieflage auszugleichen. Danach musste der Bau nochmals unterbrochen werden, bis 1372 endlich auch die Glockenstube beendet war. Der 54 m hohe Turm hat sieben Glocken, die aber längere Zeit wegen der Einsturzgefahr nicht läuten durften.

Die Schieflage des Turms beruht auf dem Untergrund, der sich unter dem Gewicht verformt. Neuesten Ausgrabungen zu Folge steht er am Rand einer ehemaligen Insel direkt neben einem antiken, zur Bauzeit bereits versandeten Hafenbecken. Die Schieflage des Turms beträgt 4,43 Grad.

Dass der aus Pisa stammende Galileo Galilei bei Versuchen auf dem Turm die Fallgesetze entdeckt haben soll, mag eine Legende sein.

Der Turm wurde zum Wahrzeichen der Stadt. Im Jahre 1987 wurde das aus dem Turm, der benachbarten Kathedrale, dem Baptisterium und dem Friedhof bestehende Ensemble von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Architektonische Daten

Der Campanile besteht aus 14.200 Tonnen weißem Carrara-Marmor. Er ruht auf einem spiralförmigen Fundament aus 700 m³ Bruchstein und Mörtel. Der Mauerring um diesen Bereich herum ist 3,57 Meter dick. Neben dem Eingang sind Monat und Jahr des Baubeginns eingemeißelt: August 1173. In Urkunden wird jedoch stets 1174 genannt, denn für die Pisaner begann nach damaligem Kalender das neue Jahr bereits am 25. März.

Der Campanile hatte - außer dass er die Glocken tragen sollte - noch eine andere Funktion. Bei äußerer Gefahr flüchtete damals der Klerus in den Turm. Maueröffnungen und -vorsprünge im Zylinderschacht machten es möglich, bei Bedarf in jedem Stockwerk Gebälk und Fußböden einzuziehen.

Jedes Stockwerk hat eine Tür hinaus auf die Säulengalerie, die jeweils aus 30 Säulen besteht. Auf der Südseite führen oben sechs Stufen zur Glockenstube hinauf, auf der Nordseite nur vier. Die Treppe zur obersten Aussichtsterrasse soll Brunelleschi inspiriert haben, einen ähnlichen Aufgang zur Laterne auf der Kuppel des Doms in Florenz zu bauen.

Vom 7. Januar 1990 an musste der 14.500 Tonnen schwere Turm für Besucher gesperrt werden, da die Schräglage zu gefährlich wurde. Nach 12-jährigen Sanierungsmaßnahmen, bei denen der Turm wieder um 44 Zentimeter aufgerichtet wurde, ist er seit dem 15. Dezember 2001 wieder für Touristen geöffnet. Zur Zeit (2007) werden Gruppen von maximal 30 Besuchern im Abstand von 15 Minuten zugelassen zu einem Preis von 15 € pro Person.

[Bearbeiten] Details zu den Rettungsmaßnahmen

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Der Campanile sollte der Höhepunkt der ganzen Anlage der Piazza dei Miracoli sein. Er unterscheidet sich von den üblichen quadratischen Türmen Mittelitaliens und steht in einem großen Gegensatz zu den spitz zulaufenden Türmen des nördlichen Europa. In 100 Meter Höhe wollte sein Erbauer Bonnano die Glocken läuten lassen, doch 12 Jahre nach der Grundsteinlegung am 9. August 1173, als der Bau bei der 3. Etage angelangt war, begann sich der Turmstumpf zu neigen. Man hatte auf lehmigem Morast und Sand gebaut [1]

Versuche, den Bau durch besondere Baumaßnahmen (geneigte Böden, Mauern auf der überhängenden Seite dünner und leichter ausgeführt) zu retten, schlugen fehl, so dass von den ursprünglich geplanten 100 Metern Höhe nur 54 Meter tatsächlich gebaut wurden. Der Durchmesser des Turmes beträgt 12 Meter.

Seit 1990 sind diverse Rettungsmaßnahmen unternommen worden. Im Mai 1992 wurde der Campanile mit Stahlreifen im 2. Geschoss gesichert, wo sich gefährliche Risse im tragenden Marmor zeigten. Insgesamt wurden 18 dieser eisernen Reifen angebracht. Zusätzlich wurden im Juli 1993 im Fundament 600 Tonnen Bleibarren (nach anderen Angaben 870 Tonnen - art 8/01, S. 116) als Gegengewicht auf der Nordseite eingelagert. Dadurch ist die Schieflage des Turmes auch tatsächlich millimeterweise verringert worden [2], 1993 um einen ganzen Zentimeter [3], auf Anweisung des Bodenexperten John Burland wurde die höhere Seite des Fundaments mit 900 Tonnen Blei beschwert [4]. Ein Fernsehfilm von 1999 [5] dagegen behauptet, 1995 habe die Neigung um 1 mm jährlich zugenommen. Schon vorher war die Neigung des Turmes wieder zurückgegangen, und zwar in den drei Monaten März bis Mai 1991 um 2,9 Millimeter [6]. Ursache waren nach Ansicht der Pisaner Wissenschaftler Gero Geri und Brunello Palla die zahlreichen Regenfälle des Frühjahres, die den Grundwasserspiegel ansteigen ließen und damit den Untergrund des Turmes anhoben, ähnlich schon 1936, 1939, 1957 und 1961 [7].

Das Komitee von internationalen Fachleuten, das über die Rettung des Turmes diskutieren sollte, wurde Ende 1996 von der italienischen Regierung aufgelöst, weil es keine eindeutige Lösung des Problems gefunden hatte. Diese Haltung der Regierung änderte sich schlagartig nach dem großen Erdbeben im September 1997. Das Komitee wurde wieder zusammengerufen, und im Herbst 1998 stimmte endlich eine Mehrheit für eine neue Maßnahme, die sog. Bodenextraktions-Methode. Seit Februar 1999 wurde sie angewandt. Dabei wurde ähnlich vorgegangen wie bei einer Ölbohrung: mit großer Vorsicht wurden lange Löcher in den Boden unter dem nördlichen Teil des Turmes gebohrt, ca. 50 m³ Material wurden so entfernt, und das Erdreich sackte langsam nach, schließlich auch der Boden des Turmes, und der ganze Turm neigte sich zunehmend nach Norden zurück. Der Plan war, von der Gesamtneigung des Turmes 10% zurückzunehmen, erreicht wurden 44 cm. Damit ist er jetzt für die nächsten 300 Jahre gesichert, und man konnte im Jahr 2001 wieder Publikum zulassen.

Zur Sicherung während dieser Arbeiten wurde der Turm 1998 mit zwei großen Metallkabeln von 103 Metern Länge so befestigt, dass er nicht mehr durch unerwartete Bewegungen einstürzen konnte. Bei Bauarbeiten zur Sicherung des Turmes ist eine alte Römerstraße entdeckt worden, die noch in alten Plänen verzeichnet war, außerdem ein mittelalterliches Grab samt vollständigem Skelett.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Tschechne, Martin: Pisas Stolz ist nicht nur schief. In: ART 4/90, S. 62
  2. KÖLNER STADT-ANZEIGER 19.5.1992
  3. KÖLNER STADT-ANZEIGER vom 27.1.1994, S. 39
  4. KÖLNER STADT-ANZEIGER vom 14. April 1997, S. 36
  5. Fällt der schiefe Turm von Pisa? Chris Durlacher 1999
  6. KÖLNER STADT-ANZEIGER vom 25.6.91
  7. KÖLNER STADT-ANZEIGER vom 11. September 1995, S. 28: In einer Nacht um 2,5 mm zusätzlich geneigt. Grund: im vergangenen Jahrhundert wurde ein Mörteluntergrund angelegt, der in den 30er Jahren unfachmännisch durch Zement und Stahlrohre ergänzt wurde, ohne dass diese Maßnahme in den Archiven verzeichnet wurde

[Bearbeiten] Siehe auch

Commons
 Commons: Torre di Pisa – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 43° 43' 23" N, 10° 23' 47" O


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