Robert Vorhoelzer
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Robert Vorhoelzer (* 13. Juni 1884 in Memmingen; † 28. Oktober 1954 in München) war ein deutscher Architekt.
Der bayerische Architekt Robert Vorhoelzer gilt als Vertreter der ansonsten in Bayern eher unterrepräsentierten klassischen Moderne. Seine Haupttätigkeit entfaltete Vorhoelzer als Oberbaurat der Postverwaltung in Bayern. Zusammen mit Robert Poeverlein hat er die „Bayerische Postbauschule“ begründet. Während in der Frühphase seines Werks, etwa beim Postamt Penzberg oder an der Ismaninger Straße in München, der Einfluss des „Heimatstils“ erkennbar ist, zeichnete Vorhoelzer später für zahlreiche entschieden moderne und funktionale Postbauten (Postämter, Auslieferungslager, Wohnungsbauten für Postbedienstete u.a.) im Stil der Neuen Sachlichkeit verantwortlich. Zu diesen zählt beispielsweise das Postamt Tegernseer Landstraße („Tela-Post“) in München-Obergiesing, das Postgebäude am Goetheplatz oder das Postamt am Harras in München-Sendling (1931/32), mit einem von einer Rotunde abgeschlossenen, vorgelagerten weißen Amtsgebäude, hinter dem sich hohe Wohnblöcke erheben, die der Platzwand Tiefe geben. Der durchdachte Bezug, den diese Bauten auf die umgebende Stadtlandschaft nehmen, zeigt Vorhoelzer auch als klugen Stadtplaner. Insbesondere das Erscheinungsbild der Münchener Arnulfstraße wird von zahlreichen Vorhoelzer-Bauten geprägt.
1930 wurde Robert Vorhoelzer zum Professor an der TU München ernannt. Während des Dritten Reichs wurde ihm als vorgeblichem „Baubolschewisten“ bereits 1933 der Lehrstuhl entzogen, wenngleich er weiterhin als Architekt tätig war, zum Beispiel entstand in dieser Zeit (1936/37) unter seiner Leitung die Kirche „Maria Königin des Friedens“ ebenfalls in Obergiesing. 1939 emigrierte Vorhoelzer in die Türkei, von wo er aber 1941 wegen des Vorwurfs der Spionage für Deutschland ausgewiesen wurde.
Nach Kriegsende konnte er zunächst seinen Münchner Lehrstuhl wieder einnehmen, wurde aber 1947 nach NS-Vorwürfen, welche die Zeit des türkischen Exils betrafen, wiederum für ein halbes Jahr vom Dienst suspendiert, ehe er schließlich rehabilitiert wurde. In der Nachkriegsdiskussion um den Wiederaufbau Münchens wies Vorhoelzer darauf hin, dass Teile der Stadt bereits vor dem Krieg sanierungsbedürftig gewesen seien und plädierte für einen radikal neuen Bebauungsplan, der insbesondere auf Flachbau und Hochhaus setzte. Seiner Zeit voraus war er zudem mit der Forderung, die Diskussion um den Wiederaufbau „vor aller Öffentlichkeit“ zu führen. 1952 wurde Vorhoelzer emeritiert, zwei Jahre später starb er im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Operation.
Sein letztes großes Werk war die monumental angelegte Pfarrkirche St. Josef in Dingolfing, die nach seinem Tod 1954 bis 1956 ausgeführt wurde. Für diese Saalkirche entwickelte Vorhoelzer Motive fort, die er bereits bei der Giesinger Kirche „Maria Königin des Friedens“ eingesetzt hatte.
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1922-1924: Oberpostdirektion an der Arnulfstraße, München
- 1925-1926: Paketzustellamt an der Arnulfstraße, München
- 1926-1927: Postamt Ismaninger Straße, München
- 1926-1927: Postamt Agnesstraße (zusammen mit Franz Holzhammer und Walther Schmidt)
- 1928-1929: Versuchssiedlung des Bayerischen Post- und Telegraphenverbandes an der Arnulfstraße, München (zusammen mit Walther Schmidt und Hanna Loev)
- 1928-1929: Postamt an der Tegernseer Landstraße (zusammen mit Walther Schmidt)
- 1929: Umbau der Frauengebäranstalt an der Sonnenstraße, München, von Friedrich Bürklein zum Postscheckamt
- 1929-1931: Postamt und Wohngebäude an der Fraunhoferstraße, München (zusammen mit Walther Schmidt)
- 1931-1932: Postamt und Wohngebäude am Goetheplatz, München (zusammen mit Walther Schmidt und Franz Holzhammer)
- 1931-1932: Postamt und Wohngebäude am Harras, München (zusammen mit Hans Schnetzer)
- 1933-1934: Postamt Bad Tölz (zusammen mit Karl Schreiber und Hanna Löv)
- 1936-1937: Pfarrkirche Maria Königin des Friedens, München-Giesing (zusammen mit Walter Schetelig)
- 1946-1947: Wiederaufbau der Pfarrkirche Maria Königin des Friedens
- 1949-1954: Wiederaufbau des Hauptgebäudes der Technischen Universität München, Verwaltungsbau und Bibliothek.
[Bearbeiten] Literatur
- Florian Aicher (Hrsg.), Robert Vorhoelzer (III.): Robert Vorhoelzer – ein Architektenleben. Die klassische Moderne der Post. Ausstellung Münchner Stadtmuseum ; Deutsches Postmuseum, Frankfurt am Main. Callwey, München 1990. ISBN 3-7667-0960-7
- Katharina Blohm/Winfried Nerdinger: Architekturschule München 1868–1993. München 1993.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Robert Vorhoelzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Architekten-Portrait
- Die TU München zur Bedeutung Vorhoelzers
Direktor (1868–1903): Karl Maximilian von Bauernfeind | Wilhelm von Beetz | August von Kluckhohn | Karl Maximilian von Bauernfeind | Karl Ritter von Haushofer | Egbert Ritter von Hoyer
Rektor (1903–1976): Walther Ritter von Dyck | Friedrich von Thiersch | Moritz Schröter | Siegmund Günther | Heinrich Frhr. von Schmidt | Karl Lintner | Karl Heinrich Hager | Walther Ritter von Dyck | Jonathan Zenneck | Kaspar Dantscher | Johann Ossanna | Richard Schachner | Anton Schwaiger | Albert Wolfgang Schmidt | Lutz Pistor | Hans Döllgast | Georg Faber | Robert Vorhoelzer | Ludwig Föppl | Hans Piloty | August Rucker | Robert Sauer | Ernst Schmidt | Max Kneissl | Gustav Aufhammer | Franz Patat | Heinrich Netz | Gerd Albers | Horst Engerth | Heinz Schmidtke
Präsident (1976–1995): Ulrich Grigull | Wolfgang Wild | Herbert Kupfer | Otto Meitinger | Wolfgang A. Herrmann
Personendaten | |
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NAME | Vorhoelzer, Robert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 13. Juni 1884 |
GEBURTSORT | Memmingen |
STERBEDATUM | 28. Oktober 1954 |
STERBEORT | München |