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Peter Lorenz – Wikipedia

Peter Lorenz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Peter Lorenz (* 22. Dezember 1922 in Berlin; † 6. Dezember 1987 ebenda) war ein deutscher Politiker (CDU).

Er war 1969 bis 1981 Landesvorsitzender der Berliner CDU und 1982 bis 1987 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeskanzler und Bevollmächtigter der Bundesregierung in Berlin. 1975 wurde er von Mitgliedern der Bewegung 2. Juni entführt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ausbildung und Beruf

Nach dem Abitur 1941 leistete Lorenz den Reichsarbeitsdienst und den Wehrdienst ab. Als Soldat überlebte er die Schlacht von Stalingrad. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Sachbearbeiter beim Magistrat von Berlin und dann ab 1947 als freier Journalist. Er absolvierte schließlich ein Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin, welches er 1952 mit dem ersten und 1956 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. In der Freien Universität Berlin war er zeitweise Vorsitzender des Studentenparlaments. Seit seinem Abschluss war er als Rechtsanwalt zugelassen. Seit 1965 war er auch Notar. Von 1967 bis 1977 arbeitete er als Justitiar des RIAS Berlin.

1949 war Peter Lorenz als stiller Teilhaber des US-Nachrichtendienstes CIC Lizenzträger der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit.

[Bearbeiten] Familie

Peter Lorenz war verheiratet und hatte zwei Kinder.

[Bearbeiten] Partei

Seit 1945 war er Mitglied der CDU. Hier engagierte er sich zunächst in der Jungen Union, deren erster Landesvorsitzender in Berlin er von 1946 bis 1949 war. 1953 übernahm er das Amt erneut für kurze Zeit. Von 1950 bis 1953 war er außerdem stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union.

Er setzte sich Ende der 40er Jahre für die Gründung der Freien Universität Berlin ein, nachdem es den kommunistischen Machthabern im Osten der Stadt gelungen war, die Humboldt-Universität zu Berlin unter ihren Einfluss zu nehmen und dagegen protestierende Studenten und Lehrkräfte mit verschiedenen Methoden auszuschalten.

1961 wurde er zum Zweiten Vorsitzenden der Berliner CDU gewählt und war dann von 1969 bis 1981 schließlich Landesvorsitzender der CDU in Berlin. Von 1971 bis 1981 war er außerdem Mitglied im CDU-Bundesvorstand.

1971 und 1975 war er als Spitzenkandidat Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz (SPD), konnte sich jedoch trotz deutlicher Stimmengewinne nicht gegen ihn durchsetzen (siehe auch unten „Entführung“).

[Bearbeiten] Abgeordneter

Lorenz gehörte von 1954 bis 1980 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. Hier gehörte er sogleich dem Vorstand der CDU-Fraktion an und war dann von 1967 bis 1975 Vizepräsident und von 1975 bis 1980 Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin.

Von 1976 bis 1977 sowie von 1980 bis zu seinem Tode war er als Berliner Abgeordneter Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1980 bis 1982 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Innerdeutsche Beziehungen und Berlinfragen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

[Bearbeiten] Entführung

Für die Abgeordnetenhauswahl 1975 war Peter Lorenz zum zweiten Mal Spitzenkandidat der Berliner CDU für das Amt des Regierenden Bürgermeisters. Am 27. Februar 1975, drei Tage vor der Wahl, zwangen Terroristen der Bewegung 2. Juni Lorenz' Chauffeur, der den Politiker mit einem Mercedes-Dienstwagen ins Büro bringen sollte, mit einem die Straße blockierenden Lastwagen zum Halten. Nur 1500 Meter von dessen Haus entfernt rammten sie den Wagen des Politikers mit einem FIAT. Der Fahrer wurde niedergeschlagen, Lorenz entführt und in einem Kellerraum in Berlin-Kreuzberg festgehalten. Am nächsten Tag erhielt die Deutsche Presse-Agentur ein Polaroid-Foto, das Lorenz mit einem Plakat zeigt: „Gefangener der Bewegung 2. Juni“. Die Entführer verlangten die Freilassung und Ausreise der sechs inhaftierten Gesinnungsgenossen Horst Mahler, Verena Becker, Gabriele Kröcher-Tiedemann, Ingrid Siepmann, Rolf Heißler und Rolf Pohle in ein Land ihrer Wahl.

Die Bundesregierung entschloss sich, auf die Forderung der Entführer einzugehen. Bis auf Horst Mahler, der einen Austausch abgelehnt hatte, wurden die Gefangenen am 3. März 1975 mit einer Boeing 707 nach Aden im Jemen ausgeflogen. Nachdem Pastor Heinrich Albertz, der die Gefangenen auf diesem Flug begleitet hatte, die festgelegte Losung („So ein Tag, so wunderschön wie heute“) im Fernsehen bekanntgab, wurde Peter Lorenz am 4. März freigelassen. Bei der Wahl vom 2. März war die CDU mit 43,9 % der Stimmen erstmals stärkste Partei geworden. Bürgermeister blieb jedoch der bisherige Amtsinhaber Klaus Schütz, der eine sozialliberale Koalition führte.

Die Entführung von Peter Lorenz war der einzige und zugleich erfolgreiche Versuch der Bewegung 2. Juni, Strafgefangene für eine Geisel auszutauschen. Die Tatsache, dass einige der freigelassenen Gefangenen später wieder terroristisch tätig und wahrscheinlich auch für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich waren, bestärkte die Bundesregierungen wohl, nicht noch einmal den Forderungen von Entführern bedingungslos nachzugeben.

Für Peter Lorenz selbst wurde die Entführung zu einer erschütternden Erfahrung. Lorenz habe, so Helmut Kohl, hierdurch viel von seinem Elan verloren. In seinen Memoiren bezeichnet Altbundeskanzler Kohl die Tat der Terroristen als eine der „furchtbarsten Erlebnisse“ seines Lebens, schließlich verband die beiden Politiker der CDU eine intensive Freundschaft.

[Bearbeiten] Öffentliche Ämter

Nachdem Helmut Kohl am 1. Oktober 1982 zum Bundeskanzler gewählt worden war, wurde Lorenz zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundeskanzler und Bevollmächtigten der Bundesregierung in Berlin ernannt. Nach der Bundestagswahl 1987 schied er am 12. März 1987 aus dem Amt.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Quellen / Literatur

  • konkret Zeitschrift Nr. 18 vom 25. August 1969; Kolumne: Geheimdienste – Genügend Gift für ganz Berlin – von Reinhard Strecker
  • Helmut Kohl: Erinnerungen 1982- 1990. Droemer Verlag, München 2005.
  • Matthias Dahlke: „Nur eingeschränkte Krisenbereitschaft“. Die staatliche Reaktion auf die Entführung der CDU-Politikers Peter Lorenz 1975, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 55 (2007), Heft 4, S. 641-678.

[Bearbeiten] Weblinks


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