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Marin Mersenne – Wikipedia

Marin Mersenne

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Marin Mersenne
Marin Mersenne

Marin Mersenne (* 8. September 1588 in Sountière bei Bourg d'Oizé (Maine/Frankreich); † 1. September 1648 in Paris) war ein französischer Theologe, Mathematiker und Musiktheoretiker.

Mersenne lernte von 1604 bis 1609 am Jesuitenkolleg von La Flèche zusammen mit René Descartes und studierte 1609 bis 1611 Theologie an der Pariser Sorbonne. Er wurde 1611 Franziskanermönch (Minorit) und gehörte ab 1609 in Paris zu deren Konvent L'Annonciade. Von 1620 an war er viel auf Reisen durch ganz West- und Südeuropa.

Während er zunächst einer engstirnigen Scholastik gefolgt war, wechselte er in der Mitte seines Lebens die Seiten. Als glühender Gegner des Aristotelismus sowie mystischer Lehren (Alchemie, Astrologie, Kabbala, Rosenkreuzer) unterstützte er die modernen Naturwissenschaften, die astronomischen Theorien eines Galilei und die Philosophie René Descartes’. Mersennes Bedeutung zu seiner Zeit war die, dass er ein wichtiger Vermittler von Informationen und Kontakten zwischen den zeitgenössischen Wissenschaftlern, insbesondere zwischen Mathematikern (z. B. Pierre Gassendi, Gilles Personne de Roberval, Blaise Pascal und Pierre de Fermat) war, weil er ab 1623 viel Korrespondenz mit führenden Gelehrten hatte bzw. sie persönlich aufsuchte (darunter Galilei und Descartes). Man sagte, Mersenne von einer Entdeckung zu informieren sei gleichviel wie diese im Druck zu veröffentlichen. Er regte Gassendi zu dessen Erwiderung auf Descartes’ Meditationen an; Huygens machte er auf die Verwendbarkeit des Pendels in der Zeitmessung aufmerksam (was zur Erfindung der Pendeluhr führte).

Nicht nur als Vermittler, auch als Forscher leistete Mersenne bedeutendes. So veröffentlichte er 1626 eine Textsammlung „Synopsis mathematica" zur Mathematik und Mechanik und lieferte Beiträge zur Akustik und Musiktheorie wie auch zur Optik. Weiter untersuchte er Zykloiden.

Berühmt ist seine Liste von Primzahlen Mp, von denen er vermutete, dass die Beziehung

Mp = 2p − 1

gilt, wobei p auch eine Primzahl ist. Zahlen mit dieser Eigenschaft nennt man heute Mersenne-Primzahlen. Die von ihm entworfene Liste enthielt jedoch Fehler und ist zudem nicht vollständig. Gleichwohl regte seine Formel Generationen von Zahlentheoretikern zu sehr viel weitergehenden Untersuchungen an.

In der Akustik untersuchte Mersenne den Zusammenhang von Frequenz und Tonhöhe. Er fand dabei heraus, dass die Frequenz einer schwingenden Saite direkt proportional der Quadratwurzel aus der Spannkraft F und umgekehrt proportional der Saitenlänge l und der Quadratwurzel des Querschnitts q ist:

 v \sim \frac{1}{l}\sqrt{\frac{F}{q\rho}}

Mersenne maß auch den ersten Wert für die Schallgeschwindigkeit in Luft (nach Ullmann 1996; S. 2), in dem er die Zeit zwischen der Sichtung eines Mündungsfeuers und der Wahrnehmung des Schusses maß. Er erhielt den (zu hohen) Wert 448 m/s. In der „Harmonie Universelle" von 1636 versuchte er erneut eine Messung mit einer anderen Methode: Er maß die Zeit, bis der Direktschall als Echo von einer in bekanntem Abstand stehenden Wand zurückkam, und erhielt so den Wert 316 m/s. Der korrekte Wert entspricht etwa 342 m/s.

Mersenne behandelte in seinem Buch „Traité de l’harmonie universelle“ (1636-37) die Musiktheorie („Affektenlehre“) und –praxis seiner Zeit – eine wertvolle Quelle von Informationen zur Musikgeschichte des 17. Jahrhunderts. Zu seinen Beiträgen zählt auch sein Vorschlag für den wohltemperierten Halbton, der präziser war als der von Vincenzo Galilei.

Zu seinen bekannteren Veröffentlichungen gehören auch Quaestiones celeberrimae in Genesim (1623), eine Streitschrift gegen mystische Lehren, und La Vérité dans les sciences (1625 – Die Wahrheit in den Wissenschaften).

[Bearbeiten] Schriften

  • Correspondance du P. Marin Mersenne, publiée et annotée par Cornelis de Waard, Bernard Rochot et Armand Beaulieu, 17 vol., Paris, CNRS, 1932-1988
  • Harmonicorum, libri XII: in quibus agitur de sonorum natura, causis, et affectibus; de consonantiis, dissonantiis, rationibus, generibus, modis, cantibus, compositione, orbisque totius harmonicis instrumentis. Reprint der Ausgabe Paris 1648; Ed. aucta - Genève: Minkoff, 1972 ISBN 2-8266-0368-X
  • Harmonie universelle: Contenant la théorie et la pratique de la musique, (Paris 1636), Reprint Paris: Centre nat. de la recherche scientifique, 1975
  • L'impiété des Déistes, athées et libertins de ce temps, (Paris 1624) Faks. Stuttgart-Bad Cannstatt 1975
  • La vérité des sciences: contre les sceptiques ou pyrrhoniens, EA Paris 1625, Éd. et annot. par Dominique Descotes, Paris: Champion, 2003, 1025 p.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hellmut Ludwig: Marin Mersenne und seine Musiklehre, Buchh. d. Waisenh., Halle/Saale 1935. 120 S. Notenbeispiele (Schriftenreihe: Beiträge zur Musikforschung 4)
  • Albrecht D. Stoll: Figur und Affekt: zur höf. Musik u. zur bürgerl. Musiktheorie d. Epoche Richelieu, 2., durchges. Aufl. Tutzing: Schneider, 1981. 242 S. Noten. (Frankfurt (Main), Univ., Dissertation 1974) ISBN 3-7952-0197-7
  • Ingo Negwer: Laute und Theorbe in Marin Mersennes Harmonie universelle: zur Aufführungspraxis frühbarocker Musik in Frankreich, Frankfurt am Main: Dt. Lautenges., 2000
  • Dieter Ullmann: Chladni und die Entwicklung der Akustik von 1750-1860, Birkhäuser Verlag, Basel, 1996, S. 1ff.

[Bearbeiten] Weblinks


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