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LSD – Wikipedia

LSD

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel erläutert die psychedelische Substanz LSD; zu anderen Bedeutungen der Abkürzung LSD siehe LSD (Begriffsklärung)
Strukturformel
Strukturformel von LSD
Allgemeines
Freiname Lysergid
Andere Namen
  • D-(+)-Lysergsäurediethylamid
  • (5R,8R)-Lysergsäurediethylamid
  • 9,10-Didehydro-N,N-diethyl-6- methylergolin-8β-carboxamid
  • N,N-Diethyl-lysergamid
Summenformel C20H25N3O
CAS-Nummer 50-37-3
PubChem 5761
DrugBank DB04829
Kurzbeschreibung farblose, spitze Prismen [1]
Arzneistoffangaben
Wirkmechanismus

partieller Agonist an Serotonin-(5-HT2A)-Rezeptoren

Fertigpräparate
  • Delysid®
  • Lysergamid®
Eigenschaften
Molare Masse 323,42 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt

82–85 °C [1]

Siedepunkt

198–200 °C

pKs-Wert

7,8 [2]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser (2,1 mg/l bei 25 °C) [2]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [3]

T+
Sehr giftig
R- und S-Sätze R: 26/27/28-40
S: 22-28-26-45
LD50

1,8 mg·kg−1 (Vogel, peroral) [2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Lysergsäurediethylamid (LSD, auch LSD-25; im Slang Acid, „Säure“ genannt) ist ein halluzinogenes und entheogenes Mutterkornalkaloid. Pharmazeutisch gehört LSD zur Gruppe der serotoninverwandten psychedelischen Substanzen. Lysergsäurediethylamid ist eines der stärksten bekannten Halluzinogene. Dies gilt für D-LSD (das (5R,8R)-Stereoisomer). Daneben gibt es folgende drei Stereoisomere des D-LSDs: (D-iso-LSD (das (5R,8S)-Diastereomer), L-LSD (das (5S,8R)-Enantiomer) und L-iso-LSD (das (5S,8S)-Diasteromer)), die alle keine psychotropen Wirkungen zeigen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Chemiker Albert Hofmann stellte während seiner Forschungsarbeiten zum Mutterkorn Lysergsäurediethylamid erstmals 1938 her, und zwar mit dem Ziel, ein Kreislaufstimulans zu entwickeln. LSD wurde später unter dem Handelsnamen Delysid® vom Pharmakonzern Sandoz zur psychiatrischen Behandlung und zu Forschungszwecken bereitgestellt; weiter bekannt war das Präparat Lysergamid®, durch den tschechoslowakischen Konzern Spofa zwischen 1962 und 1974 hergestellt, das vor allem in die Ostblockstaaten (darunter auch die DDR) exportiert wurde. Chemisch gehört Lysergsäurediethylamid zur Strukturklasse der Ergoline. Die Bezeichnung „LSD-25“ rührt daher, dass es die 25. Substanz in der Reihe der synthetischen Lysergsäure-Abkömmlinge ist.[4]

Albert Hofmann
Albert Hofmann

Hofmann

Nachdem die erhoffte Wirkung als Kreislaufstimulans im Tierversuch nicht eingetreten war, verlor Hofmann zunächst das Interesse an LSD. Seine halluzinogene Wirkung entdeckte Hofmann am 16. April 1943 durch Zufall, nachdem er die Substanz vermutlich durch die Haut absorbiert hatte. Er wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943 durch die Einnahme von 250 Mikrogramm LSD. Verglichen mit der Wirksamkeit der damals bekannten Mutterkornalkaloide, entsprach das der kleinsten Menge, bei der man noch eine Wirkung hätte erwarten können. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Menge bereits dem Fünffachen der normal wirksamen Dosis (etwa 50 µg) von Lysergsäurediethylamid entsprach. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung der psychoaktiven Eigenschaften des LSD. Der Jahrestag wird von popkulturellen LSD-Anhängern als „Fahrradtag“ (Bicycle Day) gefeiert, da Hofmann am Beginn seines Rauscherlebnisses mit dem Fahrrad nach Hause fuhr. Hofmann setzte sich zeitlebens dafür ein, dass psychedelische Substanzen wie das LSD zu Forschungszwecken legalisiert werden sollen. Optimistisch äußerte er die Ansicht, die richtige Anwendung von LSD in der menschlichen Kultur sei eine Frage der Zeit.[5]

Versuche LSD als Waffe für Geheimdienste einzusetzen

In den Fünfziger Jahren, in der Zeit des kalten Krieges, wurden sowohl in der Sowjetunion als auch in den USA Versuche mit dem Ziel der Bewusstseinskontrolle über Menschen durchgeführt. Teilziele waren Gehirnwäsche und die Entwicklung von Wahrheitsdrogen, die in Verhören von Gegnern diese zwingen sollten, alles was sie wussten, zu offenbaren. In den USA wurde im Rahmen dieser Forschungen auch LSD eingesetzt, näheres siehe für die Zeit 1951 und 1953 Operation Artischocke und für 1953 bis Mitte der 70er-Jahre MKULTRA.

LSD als in der Hippie-Ära propagiertes Mittel der Bewusstseinserweiterung

Frontansicht von Furthur
Frontansicht von Furthur

Im Rahmen eines Teilprojektes vom MKULTRA nahm auch Ken Kesey, der nach seiner Militärzeit einige Zeit als Pfleger in einer Nervenklinik arbeitete, dort als Versuchsperson an LSD-Experimenten teil. Berühmt wurde er unter anderem, weil er seine Erfahrungen in dieser Klinik in dem Buch „Einer flog über das Kuckucksnest” verarbeitete, nach dem später der gleichnamige Film gedreht wurde.[6]. Ken Kesey ging wie der Psychologe Timothy Leary in Berkeley (wo ebenfalls im Rahmen vom MKULTRA geforscht wurde) davon aus, dass LSD die Persönlichkeit von Menschen durch Bewusstseinserweiterung befreien und verbessern könnte und so auch die Gesellschaft positiv verändern könnte. Er gründete eine Hippie-Gruppe, die Merry Pranksters, die mit einem bunt bemalten Schulbus dem Furthur durch die USA fuhren und überall sogenannte Acid-Tests veranstalteten, bei denen zum Testen Lysergsäurediethylamid an das Publikum verteilt wurde. Bei diesen LSD-Happenings traten als Band die dafür ausgewählten Grateful Dead auf. Da LSD damals noch legal war, konnte so die Idee und die Praxis des LSD-Genusses stark die Hippieära der Endsechziger mitprägen. Die Fahrt der Merry Pranksters wurde vom Autor Tom Wolfe, der einige Zeit in dem Bus mitfuhr, in dem Buch Electric Kool-Aid Acid Test literarisch verewigt.[7]

Als Timothy Leary in den 1960er Jahren den Massenkonsum von LSD in den USA propagierte, übte Albert Hofmann starke Kritik. Nach dem Verbot von 1966 in den USA (in Deutschland gilt das Verbot seit 1971) wurde es als Droge weitgehend zurückgedrängt, da es für kriminelle Gruppen nicht die gleiche Anzahl stark abhängiger Konsumenten lieferte wie z.B. Heroin oder Kokain.

aktuelle Lage

Erst in den 1980er Jahren gewann LSD als Partydroge in der Technoszene wieder an Beliebtheit. Inzwischen ist Lysergsäurediethylamid im Vergleich zu anderen Drogen aufgrund der geringen "Partyfähigkeit" nahezu bedeutungslos geworden.[8]

Chemie

LSD ist eine chirale Verbindung mit zwei Stereozentren an den Kohlenstoffatomen C-5 und C-8. Somit existieren vier verschiedene Stereoisomere von LSD, die zwei Enantiomerenpaare bilden.

Die vier möglichen Stereoisomere von LSD.
Die vier möglichen Stereoisomere von LSD.

LSD, genauer D-LSD, besitzt die absolute Konfiguration (5R,8R). Das C-5 Isomer L-LSD existiert nicht in der Natur und wird auch bei der Synthese aus D-Lysergsäure nicht gebildet. Die beiden C-8 Isomere D-LSD (8R) und D-iso-LSD (8S) konvertieren rasch in Anwesenheit einer Base, wie etwa Diethylamin, das in der Synthese mit D-Lysergsäure oder deren funktionellen Derivaten kondensiert wird. Das nicht psychoaktive D-iso-LSD, das sich während der Synthese (je nach Methode in unterschiedlichem Anteil) bildet, kann mit Hilfe von chromatographischen Trennmethoden abgetrennt werden und (etwa durch Wirkung von verdünnter methanolischer Kaliumhydroxidlösung) zum aktiven D-LSD isomerisiert werden .

Pharmakologie

Die Verwendung von LSD zur Behandlung von psychisch Kranken war und ist stark umstritten. Unbestritten ist allerdings, dass Patienten, die aufgrund schwerer psychischer Erkrankungen unansprechbar waren, durch den therapeutischen Einsatz von Lysergsäurediethylamid teilweise wieder zugänglich wurden. LSD ist möglicherweise ein Mittel gegen Cluster-Kopfschmerz.[9]

Studien in den 1950er Jahren stellten bei der Behandlung von Alkoholismus mit LSD eine Erfolgsrate von 50 Prozent fest.[10] Die Erfolgsquote der Anonymen Alkoholiker liegt dagegen nur bei etwa 10 %.[11] Allerdings wurden einige LSD-Studien wegen methodischer Mängel kritisiert und unterschiedliche Gruppen hatten unterschiedliche Ergebnisse. In einem 1998 veröffentlichten Artikel wurden die Arbeiten zu dem Thema erneut untersucht. Man folgerte, dass die Frage der Effizienz von LSD in der Behandlung von Alkoholismus unbeantwortet bleiben wird.[12]

Im Dezember 2007 wurde dem Schweizer Psychotherapeut Peter Gasser bewilligt eine Studie zur psychotherapeutischen Behandlung mit LSD von Patienten mit Krebs im Endstadium durchzuführen.[13]

Pharmakodynamik

Das psychoaktive unter den vier möglichen Stereoisomeren wirkt als Partialagonist mit großer Affinität (Bindungsstärke) an einem speziellen Rezeptor des Serotoninsystems mit der Bezeichnung 5-HT2A, an den alle klassischen Halluzinogene andocken. Im Gegensatz zum Meskalin und Psilocin wirkt LSD zusätzlich direkt am Dopamin D2-Rezeptor.

Wirkung

Subjektives Erleben

LSD verändert durch seine pharmakologische Wirkung die individuelle Wahrnehmung so, dass sie dem Konsumenten als intensives Erleben erscheinen, das Zeitempfinden verändert wird und Umgebungsereignisse deutlicher hervortreten. Dies wird vom Konsumenten als Mehrerleben innerhalb einer kürzeren Zeitspanne registriert. Hinzu kommen optische, sensorische und akustische Halluzinationen. Diese müssen nicht unbedingt als Halluzination erfahren werden, sondern können auch als differenziertere Wahrnehmung gegenüber vergleichbaren Erfahrungen ohne LSD-Wirkung erscheinen. Reale Gegenstände können als plastischer empfunden und wie in Bewegung befindlich erlebt werden.

Bei manchen Konsumenten können auch lange nach der Einnahme von Lysergsäurediethylamid psychische Veränderungen auftreten, so genannte Flashbacks. Die beschriebene totale Ich-Auflösung ist eher auf ein Hängenbleiben in einem gerade erlebten Zeitelement zurückzuführen (siehe oben Zeitempfinden) und wird als ein möglicher Zustand im Zuge beschrieben. Die Probanden sind in den allermeisten Fällen klar und sich ihrer Situation bewusst, auch wenn sie selbst willentlich keinen direkten Einfluss auf ihre Wahrnehmung haben.

Die so hervorgerufenen Synästhesien sind gekennzeichnet durch psychedelisch ausgeprägte Bilder. Da Serotonin unter anderem für Körperfunktionen wie Verdauungstätigkeit, Herzfrequenz, Temperatur und Blutdruck zuständig ist, werden auch in diesen Bereichen Wirkungen wahrgenommen.

Der wahrnehmbare Trip dauert im Regelfall etwa acht bis höchstens zwölf Stunden, abhängig von der Dosierung und der Qualität der Droge – bei geringer Dosierung kann die letzte Phase, das „Runterkommen“ („Afterglow“, „Nachglühen“) oft nicht mehr wahrgenommen werden. Bei hohen Dosen wird der Trip auch nach dem Abklingen noch als vorhanden empfunden; gelegentlich kommt es auch zu Flashbacks. Eine euphorische Grundstimmung – ausgelöst beispielsweise durch eine als schön empfundene Landschaft und Musik – kann den ganzen Rausch über anhalten und den gesamten Verlauf der Erfahrung bestimmen. So können aber bestehende Ängste und Depressionen einen so genannten „Horrortrip“ hervorrufen, der als äußerst unangenehm und als vom Probanden nicht mehr steuerbar empfunden wird. Eine erfahrene und vertraute Person als „nüchterne“ Begleitung („Tripsitter“) kann durch geeignete Maßnahmen solche Erfahrungen verhindern oder abmildern und dadurch den Verlust der willentlichen Einflussnahme des Probanden kompensieren.

LSD wirkt bereits in geringen Mengen. Die normale Dosis liegt bei 50 bis 100 Mikrogramm. Allerdings ist die Wirkung von Set und Setting und den damit individuell hervorgerufenen Eindrücken abhängig, so dass nicht allein die Dosis für einen starken oder schwachen „Trip“ ausschlaggebend ist.

Körperliche Symptome bei LSD-Konsum sind geweitete Pupillen, ein höherer Blutdruck, höhere Körpertemperatur, manchmal Appetitverlust und während der Wirkung Schlaflosigkeit.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Psychose

LSD versetzt viele Konsumenten in einen Zustand, der dem einer Psychose ähnlich sein kann (Modellpsychose). Es werden beispielsweise Töne gehört und Bilder gesehen, die von anderen nicht oder anders wahrgenommen werden. Im Unterschied zur Psychose ist sich der Konsument in der Regel allerdings bewusst, dass diese Wahrnehmungen nicht der Realität entsprechen. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn das Bewusstsein für den Rausch fehlt und die im folgenden Abschnitt erwähnten Phänomene auftreten. Hilfreich kann es hier sein, dem Konsumenten gut zuzureden und ihm seine Lage zu erklären.

Die Betroffenen können etwa denken, Wände würden sich bewegen oder die Decke würde sich herabsenken, woraus panikartige Reaktionen wie etwa Flucht resultieren können, die den Konsumenten unter Umständen in real gefahrvolle Situationen bringen kann (siehe auch Risiken).

Psychiater im Selbstversuch

In den 50er und 60er Jahren wurde von Pharmakonzernen vielen Psychiatern empfohlen, selbst LSD zu nehmen, um sich in den Zustand psychotischer Patienten besser hineindenken zu können. Beispielsweise wird auf diese Möglichkeit der Anwendung auf dem Beipackzettel von Delysid hingewiesen. (Textauszug Indikation: „(a) In der analytischen Psychotherapie zur Förderung seelischer Entspannung durch Freisetzung verdrängten Materials... (b) Experimentelle Studien über das Wesen der Psychose: Indem der Psychiater selbst Delysid einnimmt, wird er in die Lage versetzt, eine Einsicht in die Welt der Ideen und Wahrnehmungen psychiatrischer Patienten zu gewinnen.“)

Konsumformen

LSD-Tickets als Bogen (LSD blotter paper)
LSD-Tickets als Bogen (LSD blotter paper)

Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, sogenannte Tickets, Pappen oder Trips, die dann gelutscht oder geschluckt werden. Man kann LSD aber auch als Lösung in Wasser (so genanntes Liquid oder auch Drops [= mit Pipette getropft]), auf Würfelzucker, als Kapsel- oder in Tablettenform einnehmen (spezielle Tabletten sind kleine Krümelchen, die eine gewünschte Dosis enthalten und als „Mikro“ bezeichnet werden. Die Gelatinekapseln sind leer, nur die Kapselhülle selbst wird mit LSD-Lösung benetzt und getrocknet). Mikros werden in der Regel in einer Flasche (1–1,5 l) mit beliebiger Flüssigkeit (Cola, Eistee, Wasser usw.) aufgelöst und mit mehreren Leuten getrunken, da sie viel stärker als die üblichen Trips oder Pappen sind. Ein einzelnes Mikrokügelchen kann bis zu 800 µg LSD enthalten, wogegen ein normaler Trip nur 25–250 µg LSD enthält.

LSD und Ecstasy („Candyflip“): Diese Kombination kann zu starken Wahrnehmungsveränderungen führen mit optischen und akustischen Halluzinationen. Die psychoaktive Wirkung beider Substanzen kann sich gegenseitig verstärken. Dabei kann es zu erwünscht angenehmen Erlebnissen kommen, aber auch die Gefahr einer drogeninduzierten Psychose ist erhöht.

Risiken

Persistente Drogenpsychose

Lysergsäurediethylamid kann schon bei einmaligem Konsum eine schwere Psychose – die so genannte drogeninduzierte Psychose – auslösen, die unter Umständen unheilbar ist. Es kommt vor, dass die von einer Drogenpsychose Betroffenen unfähig werden, ihr Leben ohne Hilfestellung zu leben. Im Jargon ausgedrückt: „Jemand ist auf dem Trip hängengeblieben“ (siehe dazu auch HPPD). Der derzeitige Stand der Forschung geht davon aus, dass hierzu eine entsprechende Veranlagung vorliegen muss. Insbesondere Personen, die in ihrer Vergangenheit bereits unter psychischen Problemen litten oder die psychisch labil sind, muss vom Konsum von LSD dringend abgeraten werden. In einer 1971 veröffentlichten Erhebung lag die Häufigkeit derjenigen die an einer Psychose erkrankten, welche länger als 48 Stunden anhielt, bei 9 von 1000 (von denen sich etwa zwei Drittel vollständig erholten).[14]

Unfallgefahr

Die unter Einfluss von LSD als völlig verändert erscheinende Umwelt kann für den Konsumenten zur großen Gefahr werden, da er zur Gefahreneinschätzung oft kein Gefühl mehr hat. Dadurch kann es zu einem Verlust der Selbstkontrolle im häufig psychoseartigen Rauschzustand kommen. Auch Menschen mit nicht durch Drogen ausgelösten Psychosen stellen häufig eine Gefahr für sich und andere dar, wegen der Halluzinationen und weil Ereignisse oft nicht mehr richtig einzuordnen sind und dadurch die Fähigkeit fehlt, angemessen zu reagieren.

Hofmann warnt, dass selbst Menschen mit einer stabilen Persönlichkeit und guter Vorbereitung eine LSD-Psychose erleiden können. Durch gründliche Vorbereitung lassen sich laut Hofmann die vielfältigen Gefahren für Gesundheit und Leben, die vor allem durch die Halluzinationen und dem Realitätsverlust ausgehen, deutlich vermindern, aber nicht ausschließen:

„[Im] manischen, hyperaktiven Zustand kann das Gefühl der Allmacht oder der Unverletzlichkeit schwere Unglücksfälle zur Folge haben. Solche haben sich ereignet, wenn ein Berauschter in seiner Verwirrung sich vor ein fahrendes Auto stellte, weil er unverwundbar zu sein meinte, oder im Glauben, fliegen zu können, aus dem Fenster sprang. Die Zahl derartiger LSD Unglücksfälle ist aber nicht so groß, wie man nach den Meldungen, die von den Massenmedien sensationell aufgearbeitet werden, annehmen könnte. Trotzdem müssen sie als ernste Warnungen dienen.“[4]

Als Paradebeispiel für die Gefahren von LSD diente jahrelang der angeblich von A. Hofmann berichtete und von der CIA bestätigte Unfall, in dem tatsächlich ein Mensch aus dem Fenster sprang: Ein CIA-Mitarbeiter verabreichte dabei einem Bekannten auf einer Party ohne dessen Wissen LSD. Dieser geriet dadurch in einen Angstzustand und stürzte sich aus dem Fenster. Allerdings haben spätere Untersuchungen gezeigt, dass der angeblich Verunglückte wahrscheinlich ermordet und aus dem Fenster geworfen wurde.[15] Viele LSD-Horrorgeschichten beruhen auf Legenden, die in den 1960ern und 1970ern von US-Regierungsbehörden in die Welt gesetzt wurden (ähnliche Geschichten wurden über die Folgen des Marihuanakonsums kolportiert), um den LSD Konsum zu diskreditieren.

Von der Bedienung von Maschinen oder der Teilnahme am Straßenverkehr – auch als Fußgänger – ist unbedingt abzuraten, weil die oben beschriebenen Wahrnehmungsphänomene eine große Gefährdung darstellen können.

Angaben zur Giftigkeit

In der Literatur finden sich unterschiedliche Aussagen zur Lebensgefahr durch direkte körperliche Folgen der LSD-Einnahme. Albert Hofmann schreibt: „Meines Wissens sind noch keine Todesfälle als direkte Folge einer LSD-Vergiftung bekannt geworden.“[4] Der Arzt und Buchautor Bernhard van Treeck sieht die Gefahr einer Atemlähmung durch LSD: „Außerdem kann es zu Gefäßkrämpfen, einer Überzuckerung oder zu Blutdruckabfall kommen. Herzstillstände sind möglich. Unter LSD-Einfluss kann, wie bei anderen Drogen, unter Umständen eine Atemlähmung auftreten.“[16] Bekannte Todesfälle durch LSD-Gebrauch erwähnt van Treeck nicht.

Lysergsäurediethylamid weist nur eine schwache Toxizität auf.[17] Tierversuche lassen vermuten, dass das Verhältnis von Wirkdosis zu tödlicher Dosis bei etwa 1:1000 liegt, d. h. die tausendfache Dosis eines „normalen“ Trips würde beim Menschen zu tödlichen Vergiftungen führen. Zum Vergleich: Bei Alkohol und Nikotin liegt dieser Wert bei etwa 1:8. Pharmazeuten gehen von einer therapeutischen Breite von 280 aus, damit wäre LSD ein sehr sicheres Medikament.[18] Direkte Todesfälle sind bisher nur bei Tierversuchen bekannt, bei denen bewusst Tieren eine Überdosis intravenös gespritzt wurde.[4]

Unbekannte Dosierung von Schwarzmarktware

Ein weiterer Gefahrenpunkt ist die durch die Illegalität bedingte „Schwarzmarktware“, deren Zusammensetzung oder Dosierung nie genau zu erkennen ist. So können zwei vom selben Dealer erworbene Trips, die sich optisch gleichen, völlig unterschiedlich dosiert sein. Dass Strychnin enthalten sein kann, hat sich jedoch als Mythos erwiesen. Ein solcher Fall ist noch nie bestätigt worden. Trägermaterialien von nur geringer Größe (Beispiel Löschpapiertrip, Micros) nehmen keine wirkungsrelevante Strychninmenge auf. Gleiches gilt für weitere Substanzen, da einzig LSD – als das potenteste bekannte Halluzinogen – in einer wirkungsrelevanten Menge aufgenommen wird.

Die oft bunten, lustigen Bildchen auf den Löschpapiertrips und auf Pillen – häufig dienen Comicfiguren als Vorlage – können besonders jungen Menschen einen harmlosen Eindruck vermitteln und über die Risiken von LSD hinweg täuschen.

Abhängigkeitspotential

Missbrauch und Abhängigkeit von Psychedelika wie LSD sind als Diagnosekategorie im DSM-IV aufgenommen. LSD hat zwar kein körperliches Abhängigkeitspotential, es besteht aber die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit durch das Verlangen, das Erlebte zu wiederholen oder den „Trip“ wiederzuerleben.

Das NIDA sieht LSD nicht als abhängigkeitserzeugende Substanz an, da LSD kein zwanghaftes “drug-seeking behaviour” erzeugt (wie es etwa Kokain, Amphetamin, Heroin, Alkohol oder Nikotin tun). Außerdem verringern viele LSD-Konsumenten ihren Gebrauch mit der Zeit freiwillig oder stellen ihn ganz ein.[19]

Es gibt Quellen, die davon ausgehen, dass die Gefahr der Abhängigkeit im Vergleich mit anderen gängigen Rauschdrogen wenig wahrscheinlich ist. Die hohe Toleranzentwicklung macht einen durchgehenden Konsum praktisch unmöglich.

Toleranzbildung

LSD baut schnell eine Toleranz auf, was dazu führt, dass eine identische Dosierung bei schnell aufeinanderfolgenden Einnahmen schwächer wirkt. Die Dosierung für ein ähnlich starkes Erleben beträgt am Tag danach etwa das Zweifache der Erstdosis. Von einem solchen Konsum geht eine Gefahr aus, da die Wirkung nicht eingeschätzt werden kann. Diese Toleranz ist nach ein bis zwei Wochen verschwunden.

Die Toleranzbildung des LSD wirkt sich auch auf die Toleranz gegenüber anderen verwandten Stoffen aus. So sind LSD, Psilocybin/Psilocin und Meskalin jeweils zueinander kreuztolerant. Die Toleranz gegenüber einem der Stoffe wirkt auch gegenüber einem der anderen genannten Stoffe.

Rechtsstatus

LSD ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 1 BtMG ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Mit der vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung (4. BtMGlV)[20] vom 21. Februar 1967, in Kraft getreten am 25. Februar 1967, wurde LSD in der Bundesrepublik Deutschland den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes, dem Vorläufer des heutigen BtMG, unterstellt.

1966 wurde Lysergsäurediethylamid in den USA verboten.

Lysergsäurediethylamid fällt außerdem unter das Verbot der entsprechenden UN-Konventionen („Convention on Psychotropic Substances“, 1971) und das Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel (1961).

Sonstiges

Zu den Wissenschaftlern, die mit LSD experimentiert haben, gehören John C. Lilly, Timothy Leary und Stanislav Grof. In den 1970er Jahren wurde Lysergsäurediethylamid als nicht verkehrsfähiger Stoff eingestuft und die Forschung damit oder dessen therapeutische Nutzung (etwa in der Psychotherapie) nahezu komplett verboten.

Bei dem Beatles-Song Lucy in the Sky with Diamonds hält sich hartnäckig das Gerücht, dass er eine Anspielung auf das Thema LSD darstellen soll, obwohl dies von den Beatles selbst stets bestritten wurde. Gleiches gilt für den Song Liquid Soul Dimension der Schweizer Band Samael, für das Best-Of-Album Love Sensuality Devotion der Gruppe Enigma sowie das Album Love's Secret Domain von Coil (inklusive gleichnamigem Song).

Quellen

  1. a b Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2007.
  2. a b c LSD bei ChemIDplus
  3. www.sigmaaldrich.com: Lysergsäurediethylamid
  4. a b c d Albert Hofmann: LSD – mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer „Wunderdroge“. DTV, 2006. PDF
  5. Video-Dokumentation „Hofmann's Potion“ von Connie Littlefield, 2002; Hofmann's Potion in der Internet Movie Database (englisch)
  6. Bennett Huffman, Concordia University: Ken Kesey. The Literary Encyclopedia, 17. Mai 2002
  7. http://www.gradesaver.com/classicnotes/authors/about_tom_wolfe.html
  8. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Drogen- und Suchtbericht. Mai 2005. PDF
  9. Sewell, R.A. et al. (2006): Response of cluster headache to psilocybin and LSD. In: Neurology. Bd. 66, S. 1920–1922. PMID 16801660 PDF
  10. Maclean, J.R.; Macdonald, D.C.; Ogden, F.; Wilby, E., „LSD-25 and mescaline as therapeutic adjuvants.“ In: Abramson, H., Ed., The Use of LSD in Psychotherapy and Alcoholism, Bobbs-Merrill: New York, 1967, S. 407–426; Ditman, K.S.; Bailey, J.J., “Evaluating LSD as a psychotherapeutic agent,” S. 74–80; Hoffer, A., „A program for the treatment of alcoholism: LSD, malvaria, and nicotinic acid,“ S. 353–402.
  11. Minogue, S.J. (1948): Alcoholics Anonymous. In: The Medical Journal of Australia. Bd. ???, S. 586–587.
  12. Mangini M: Treatment of alcoholism using psychedelic drugs: a review of the program of research. In: J Psychoactive Drugs. 30, Nr. 4, 1998, S. 381–418. PMID 9924844
  13. Peter Gasser: LSD-unterstützte Psychotherapie bei Personen mit Angstsymtomatik in Verbindung mit fortgeschrittenen lebensbedrohenden Erkrankungen
  14. Malleson, N. (1971): Acute Adverse Reactions to LSD in Clinical and Experimental Use in the United Kingdom. In: Brit. J. Psychiat. Bd. 118, S. 229–230. PDF
  15. http://de.wikipedia.org/wiki/MKULTRA#Die_Olson-Aff.C3.A4re
  16. Bernhard van Treeck: Partydrogen. S. 220
  17. Robert M. Julien: Drogen und Psychopharmaka. Spektrum Verlag, 1997, Seite 336
  18. Zitiert aus: Robert M. Julien: Drogen und Psychopharmaka. Spektrum Verlag, 1997. Quelle: Gable, R.S. (1993): Toward a Comparative Overview of Dependence Potential and Acute Toxity of Psychoactive Substances Used Nonmedically. In: American Journal of Drug and Alcohol Abuse. Bd. 19, S. 263–281
  19. National Institute on Drug Abuse: InfoFacts: LSD. PDF
  20. 4. BtMGlV vom 21. Februar 1967

Literatur

Siehe auch

Weblinks


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