Ghoti
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Ghoti ist ein fiktives Wort aus der englischen Sprache. Die Erfindung wird dem irischen Schriftsteller George Bernard Shaw zugeschrieben. Das Wort soll die fehlende Logik der englischen Schriftsprache, beziehungsweise deren verstümmelte Phonem-Graphem-Korrespondenz persiflieren, denn „Ghoti“ wird wie das englische Wort „fish“ [fɪʃ] (dt.: „Fisch“) ausgesprochen.
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[Bearbeiten] Zusammensetzung
- Das <gh> soll wie in „laugh“ oder „cough“ als [f] ausgesprochen werden,
- das <o> wie in „women“ entspräche einem [ɪ]
- und das <ti> würde als [ʃ] wie in den Worten „nation“ oder „martial“ ausgesprochen
[Bearbeiten] Kritik
Obwohl dieses Konstrukt als beliebtes Argument für eine englische Rechtschreibreform gilt, so hat es doch seine Haken:
- <gh> wird am Anfang eines Wortes immer als [g],
- <o> wird ausschließlich beim Wort „women“ (Plural von „woman“) als [ɪ], und
- <ti> wird am Ende eines Wortes nie, sonst nur bei nachfolgendem Vokal, meist in lateinischen Lehnwörtern als [ʃ] ausgesprochen.
Somit kann das Wort nur als goatee (= Ziegenbart) [gəʊ̯tiː] ausgesprochen werden.
Durch eine Rechtschreibreform in Richtung einer Lautschrift würde außerdem viel etymologische Information verloren gehen. Sämtliche Argumente können allerdings nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die gegenwärtige Rechtschreibung der englischen Sprache ein – im Vergleich zu anderen Sprachen – sehr hohes Fehlerpotenzial birgt (sowohl bei Menschen, die die Sprache als Fremdsprache lernen, als auch bei Muttersprachlern).
[Bearbeiten] Neuere Lesart
Eine andere Lesart, die bekannt geworden ist, setzt sich folgendermaßen zusammen:
- Das <gh> wird hier wie in „night“ oder „fight“,
- das <o> wie in „people“,
- das <t> wie in „ballet“ oder „gourmet“,
- das <i> schließlich wird wie in „business“ ausgesprochen.
Demnach dürfte man das Wort „Ghoti“ also überhaupt nicht aussprechen, da kein genanntes Graphem in diesen Wörtern einen eigentlichen Laut repräsentiert.
[Bearbeiten] Weitere Persiflagen
Neben „Ghoti“ gibt es noch andere Persiflagen, deren Ursprung unbekannt ist:
Wenn
- <gh> wie [p] in „hiccough“,
- <ough> wie [oʊ] in „dough“,
- <phth> wie [t] in „phthisis“,
- <eigh> wie [eɪ] in „neighbour“,
- <tte> wie [t] in „gazette“,
- und <eau> wie [oʊ] in „plateau“ ausgesprochen wird,
dann sollte es möglich sein das englische Wort „potato“ (dt.: „Kartoffel“) ghoughphtheightteeau zu schreiben.
Wenn
- <ti> wie [ʃ] in „nation“,
- <o> wie [ɪ] in „women“,
- und <gh> wie [p] in „hiccough“ ausgesprochen wird,
dann sollte es möglich sein, das Wort „ship“ (dt.: „Schiff“) tiogh zu schreiben.
Der Entwickler der Star-Trek-Sprache „Klingonisch“, Marc Okrand, hat bewusst für „Fisch“ das Wort ghotI' [ɣotɪʔ] gewählt.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Shaw-Alphabet – Versuch eines englischen phonologischen Alphabets
[Bearbeiten] Literatur
- Holroyd, Michael, Bernard Shaw: Volume III: 1918-1950: The Lure of Fantasy, Random House, 1994. ISBN 0517130351
[Bearbeiten] Weblinks
- „How to pronounce ‚ghoti‘“ (englisch)
- „Hau tu pranownse Inglish“ – Mark Rosenfelder – eine kurze Untersuchung zur Aussprache der englischen Schriftsprache (englisch)
- „What is ghoti?“ – Jim Scobbie (englisch)
- Informationen zum Shaw-Alphabet (englisch)