Ernst von Rüchel
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Ernst Wilhelm Friedrich Philipp von Rüchel (* 21. Juli 1754 in Ziezeneff, Kreis Belgard; † 14. Januar 1823 auf seinem Gut Haseleu) war ein preußischer General der Infanterie. .
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[Bearbeiten] Leben
Als Schützling des Generals Friedrich Christoph von Saldern wurde Rüchel 1782 in den Quartiermeisterstab nach Potsdam versetzt, wo ihn König Friedrich II. persönlich in Strategie und Taktik unterrichtete. Rüchel galt als Lieblingsschüler Friedrichs des Großen. Auch deshalb übertrug ihm König Friedrich Wilhelm II. 1790 die Reform des Militärbildungswesens. Durch philanthropische Grundsätze beeinflusst, reorganisierte Rüchel die Militärakademie, indem er u. a. neue Lehrpläne einführte und angesehene Fachleute (Erman, Ancillon) für den Unterricht gewann. Das Kadettenkorps gestaltete er von einer Versorgungs- in eine Bildungsanstalt um, die trotz Scharnhorsts Reformen bis ins 20. Jahrhundert neben Fachwissen auch adeligen Kastengeist vermittelte. Rüchel führte darüber hinaus Invalidenkompanien, eine Offizierswitwenkasse und Erziehungsgeld für Soldatenkinder ein.
Im Revolutionskrieg sicherte er 1792 den Rückzug der Hauptarmee aus der Champagne, leitete den Sturm auf Frankfurt am Main, kommandierte 1793 während der Belagerung von Mainz ein gemischtes Korps an der sog. Mainspitze (Vorgesetzter Friedrich Christian Laukhards und Heinrich von Kleists), befehligte die Blockade Landaus und siegte in mehreren Gefechten. Bekannt wurde er aber schon 1792 durch die Eilmärsche, mit denen er während des preußischen Rückzugs aus Frankreich den Franzosen bei der Besetzung von Koblenz zuvorkam. Zudem übernahm er diplomatische Aufgaben an den Höfen in Mannheim, Darmstadt und Kassel, später auch bei Zar Paul I. in Sankt Petersburg. Nach dem Frieden von Basel entwickelte Rüchel den ersten Flottenplan der preußischen Geschichte. 1797 ernannte ihn Friedrich Wilhelm III. zum Inspekteur sämtlicher Militärbildungsanstalten, Chef der Potsdamer Inspektion und Kommandeur des Regiments Garde (Vorgesetzter Heinrich von Kleists).
Rüchels Instruktionen für die Finanzreform- und für die Militär-Organisations-Kommission stellten bis 1806 innen- wie militärpolitische Weichen. Mit der Militärischen Gesellschaft (gegründet vor allem durch Scharnhorst) leitete er einen Verein gelehrter Offiziere, dem u. a. Scharnhorst, Boyen und Clausewitz angehörten. Rüchel befehligte die Potsdamer Großmanöver und förderte Knesebeck, Müffling, Yorck und Gneisenau (Ernennung Gneisenaus zum Kommandanten von Kolberg). 1805 schloss er sich der „Kriegspartei“ an, die zum Kampf gegen Napoleon drängte. Preußens Mobilmachung verhinderte 1806 die von Rüchel geplante Aufstellung einer Landmiliz. Östlich von Kapellendorf verlor er am 14. Oktober 1806 das letzte Teilgefecht der Schlacht bei Jena. Sein spätes Eintreffen in dieser Schlacht wurde ihm nachher von seinen Feinden, insbesondere von dem selbst in die Kritik geratenen Generalquartiermeisterleutnant Oberst Christian von Massenbach, öffentlich zum Vorwurf gemacht. Der „Generalleutnant-von-Rüchel-Weg“ erinnert heute an den letzten Marsch der Teilarmee Rüchels vom Webicht in Weimar nach Kapellendorf.
Rüchel floh verwundet über Stettin nach Königsberg, übernahm dort das Amt des Generalgouverneurs, entwarf Pläne für einen Volksaufstand, förderte das Marwitzsche Freikorps, entwickelte eine enge Beziehung zur Königin Luise und leitete die Hartungsche Zeitung (Entlassung Fichtes als Zensor). Im Ringen um die Verantwortlichkeit der Minister unterstützte er Hardenberg und Stein durch mündliche wie schriftliche Stellungnahmen beim König. Auf Druck Napoleons entlassen, besuchte Rüchel 1809 inkognito den Kurfürsten von Hessen-Kassel in dessen Prager Exil, um finanzielle Unterstützung für einen Volksaufstand zu erbitten. Obwohl Rüchel zunächst Hardenbergs „Rigaer“ und Steins „Nassauer“ Denkschrift gebilligt hatte, widersetzte er sich 1810 dem „Finanzedikt“, das Steuervorrechte des Adels beseitigte.
Als 1813 der „Freiheitskrieg“ begann, verweigerte ihm der preußische König ein Kommando, wohl auch aus Misstrauen wegen Rüchels Verbindung zum Rebellenführer von Schill (Rüchels Tochter war 1809 mit Schill verlobt gewesen), hauptsächlich aber, weil Rüchel seit 1807 inaktiv gewesen war und daher die reorganisierte preußische Armee und das neue taktische System nur vom Hörensagen kannte. Da er aber sogar dienstälter als Blücher war, hätte er in einer hohen Position verwendet werden müssen. Eine untergeordnete Position, die Rüchel sich stattdessen erbat, kam für den König nicht in Frage, da dies dem Status eines Generals der Infanterie nicht entsprochen hätte. Die letzten Jahre verbrachte er abgeschieden auf Gut Haseleu in Pommern. Dort starb Ernst Wilhelm Friedrich von Rüchel am 14. Januar 1823. Nach seinem Tod widmete ihm Fouqué, mit Rüchel persönlich bekannt, eine Biografie.
[Bearbeiten] Historische Einordnung
Rüchel galt als Meisterschüler Friedrichs des Großen sowie als Kronwächter friderizianischer Überlieferung. Tatsächlich war er von 1797 bis 1806 neben Möllendorff der überragende Vertreter des altpreußischen Heeres. Einige Zeitgenossen bewunderten ihn als „Preußens Napoleon“, andere wie etwa Clausewitz, charakterisierten ihn als eine „aus lauter Preußentum gezogene konzentrierte Säure“. Mit Recht hielt ihn die Mehrheit für einen konservativen, adelsstolzen Bürgerfeind, lastete Rüchel aber zu einseitig die angebliche „Erstarrung“ des Heeres an. Zwar verteidigte er Vorrechte des Adels und verzögerte wichtige Neuerungen (z. B. durch den Streit mit Scharnhorst in der "Militärischen Gesellschaft" um die Einführung der Divisionsgliederung), trug aber zugleich auch dazu bei, die Armee für das Gedankengut der Aufklärung zu öffnen. Die nachhaltigsten Wirkungen entfalteten Rüchels Sozialreformen (Aufstellung der Invalidenkompanien, Gründung der Offizierswitwenkasse, Einführung des Kindergeldes für Soldatenfrauen) und vor allem die Erneuerung des preußischen Militärbildungswesens, das sich trotz der durch Scharnhorst in die Wege geleiteten Heeresreform zu einer Insel altpreußischer, konservativer, ständisch geprägter Überlieferung entwickeln konnte.
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich de La Motte Fouqué: Ernst Friedrich Wilhelm Philipp von Rüchel, Königlich Preußischer General der Infanterie. 2 Bd., Berlin, Maurer, 1826
- Olaf Jessen: "Preußens Napoleon"? Ernst von Rüchel (1754-1823). Krieg im Zeitalter der Vernunft, Paderborn: Schöningh 2007 ISBN 3-506-75699-0 Inhalt
[Bearbeiten] Weblinks
- Ernst von Rüchel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 29, Leipzig 1889, S. 434.
Personendaten | |
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NAME | Rüchel, Ernst Wilhelm Friedrich von |
KURZBESCHREIBUNG | preußischer General der Infanterie |
GEBURTSDATUM | 21. Juli 1754 |
GEBURTSORT | Ziezeneff, Kreis Belgard |
STERBEDATUM | 14. Januar 1823 |
STERBEORT | Haselau |