Derby (Pferdesport)
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Der Begriff Derby im Sport beruht auf einem 1780 in Epsom (England) erstmals ausgetragenem Leistungsvergleich für 3-jährige Vollblutpferde. Die Derby Stakes wurden benannt nach Edward Smith Stanley, 12. Earl of Derby und sind bis heute auch ein hochkarätiges gesellschaftliches Ereignis. Das Derby ist das wichtigste der klassischen Rennen, bei denen 3-jährige unter gleichem Gewicht laufen, wobei Stuten allerdings ein etwas geringeres Gewicht zu tragen haben. Das englische System der Leistungsprüfungen für Vollblüter wurde weltweit übernommen und damit auch der Begriff Derby.
Das Derby für Stuten heißt in England und Irland »Oaks Stakes«, in Frankreich und Deutschland »Prix de Diane« / »Preis der Diana«.
Das Derby im Galopprennsport gab in Deutschland auch seinen Namen für entsprechende Leistungsprüfungen im Trabrennsport und im Springreiten. Im Bereich Pferderennen ist das Derby die wichtigste Zuchtprüfung der dreijährigen Pferde (sowohl der englischen Vollblüter als auch Traber und der Araber).
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[Bearbeiten] Deutsches Derby (Galopprennen, Gruppe I)
Das Galopp-Derby wird in Deutschland traditionell am ersten Sonntag des Monats Juli parallel zum Irischen Derby im Hamburger Stadtteil Horn ausgetragen, in England (Epsom Derby) und Frankreich meist im Juni, in den USA (Kentucky Derby) schon im Mai. Das deutsche, englische und irische Derby führen traditionell über 2400 m, das französische Derby seit 2005 über 2100 m (zuvor ebenfalls 2400 m), das Kentucky Derby über 1 1/4 Meilen, also ca. 2011 m.
[Bearbeiten] Geschichte des Deutschen Derbys
Nachdem der Norddeutsche Bund 1867 eine Verfassung erhalten hatte und bei Berlin die Rennbahn Hoppegarten unter Regie des Union-Clubs (benannt nach dem Union-Rennen einer seit 1834 ausgetragen Leistungsprüfung unter klassischen Bedingungen) entstanden war und in Wien seit 1868 der Preis des Jockey-Clubs (Österreichisches Derby) stattfand, wurde 1869 in Hamburg – quasi als gesellschaftliches Gegengewicht – das Norddeutsche Derby erstmals ausgetragen. Der erste Sieger trug den passenden Namen Investment.
Nur wenige Male wurde das Deutsche Derby (so seit 1889 genannt) nicht in Hamburg ausgetragen. Dies war 1919 in Berlin-Grunewald, 1943 und 1944 in Hoppegarten (Berlin), 1946 München und 1947 Köln. Lediglich 1945 wurde kein Derby ausgetragen.
Das Derby wurde 1940 bis 1944 als „Großer Deutschlandpreis der Dreijährigen“ ausgetragen und das Wiener Derby 1940–1944 als Großer Preis von Wien gelaufen. Das Derby kehrte 1948 nach Hamburg zurück und der Große Deutschlandpreis der Dreijährigen verblieb im Programm der sowjetischen Besatzungszone.
[Bearbeiten] Erfolgreich im Derby
Der erfolgreichste Trainer im Deutschen Derby war mit 9 Siegen George Arnull * Newmarket 1880 + Köln 1960, ein Neffe der beiden Hamburger Vereinstrainer William King Arnull und Ernest Nevill Arnull, deren Großvater Bill Arnull dreimal als Jockey das englische Derby gewann.
George Arnull errang alle Derbysiege als Privat-Trainer in Diensten des Gestüt Schlenderhan, das mit Adlerflug 2007 seinen 17. Erfolg buchen konnte - 99 Jahre nach dem ersten Sieger (1908 „Sieger“). An zweiter Stelle folgt mit 12 Erfolgen bis 1944 das staatliche Hauptgestüt Graditz.
Erfolgreichster Jockey ist Gerhard Streit (8 Siege), der wie Otto Schmidt (7 Siege) 28 klassische Rennen gewann. An dritter Stelle folgt Tom Busby der bis 1896 5x das Deutsche Derby gewann, dazu 3x das Derby in Wien und 2x in Kopenhagen.
Pferde können das Derby nur einmal gewinnen, es sei denn, sie laufen noch in einem anderen Land. Bereits das Derby in Wien hatten vorher gewonnen 1883 Tartar, 1887 Zsupan, 1905 Patience, 1942 Ticino, 1943 Allgäu, 1944 Nordlicht, 1954 Kaliber
Birkhahn gewann 1948 in Hamburg (Deutsches Derby) und Hoppegarten (Großer Preis der Dreijährigen - Derby der DDR)
Erfolgreiche Deckhengste
Name | Vater der Derbysieger |
---|---|
Hannibal (St.Leger 1894) | 1906 Fels, 1908 Sieger, 1909 Arnfried, 1912 Gulliver II |
Neckar (Derby 1951) | 1958 Wilderer, 1964 Zank, 1965 Waidwerk |
Orsini (Derby 1957) | 1966 Ilix, 1968 Elviro, 1969 Don Giovanni, 1974 Marduk |
Ticino (Derby 1942) | 1950 Niederländer, 1951 Neckar, 1955 Lustige, 1957 Orsini |
Surumu (Derby 1977) | 1985 Acatenango, 1989 Mondrian, 1991 Temporal, (2003 Osorio im Ital. Derby) |
Monsun (Derbyzweiter 1993) | 2000 Samum, 2004 Shirocco, 2006 Schiaparelli |
Acatenango (Derby 1985) | 1993 Lando, 1997 Borgia, 2005 Nicaron (2. Night Tango), (2004 Blue Canari im Frz. Derby) |
[Bearbeiten] Schnellste Zeiten
1999 stellte Belenus im Derby die derzeitige in Deutschland über 2400 m gültige Rekordzeit von 2:25,1 Minuten auf. Die 10 schnellsten Zeiten im Derby waren (Derbysieger fett)
- 2:25,1 (59,55 km/h) 1999 Belenus v. Lomitas - Beaute (Lord Udo)
- 2:26,8 (58,86 km/h) 1996 Lando v. Acatenango - Laurea (Sharpman)
- 2:28,4 (58,22 km/h) 1994 Laroche v. Nebos - Laurea (Sharpman)
- 2:28,8 (58,06 km/h) 1936 Nereide v. Laland oder Graf Isolani - Nella Da Gubbio (Grand Parade)
- 2:28,8 (58,06 km/h) 1973 Athenagoras v. Nasram - Avenida (Neckar)
- 2:29,1 (57,95 km/h) 1977 Stuyvesant v. Priamos - Sabeera (Fast Fox)
- 2,29,4 (57,95 km/h) 1961 Baalim v. Mangon - Blaue Adria (Ladro)
- 2,29,4 (57,83 km/h) 1985 Acatenango v. Surumu - Aggravate (Aggressor)
- 2,29,7 (57,72 km/h) 1977 Surumu v. Literat - Surama (Reliance)
- 2:29,8 (57,68 km/h) 1975 Königssee v. Soderini - Königsbirke (Birkhahn)
[Bearbeiten] Aktuelles
Im Jahr 2007 fand das 138. Deutsche Derby am 1. Juli 2007 am gewohnten Austragungsort in Hamburg Horn statt. Auf Grund der schlechten Bodenverhältnisse starteten nur 15 von maximal 20 möglichen Teilnehmern. Überlegener Sieger war der dreijährige Schlenderhaner Hengst Adlerflug unter Frederik Johansson.
[Bearbeiten] Siegerliste[1]
Jahr | Pferd | Trainer | Jockey |
---|---|---|---|
2007 | Adlerflug | Jens Hirschberger | Frederik Johansson |
2006 | Schiaparelli | Peter Schiergen | Andrasch Starke |
2005 | Nicaron | Horst Steinmetz | Davy Bonilla |
2004 | Shirocco | Andreas Schütz | Andreas Suborics |
2003 | Dai Jin | Andreas Schütz | Olivier Peslier |
2002 | Next Desert | Andreas Schütz | Andrasch Starke |
2001 | Boreal | Peter Schiergen | John Reid |
2000 | Samum | Andreas Schütz | Andrasch Starke |
1999 | Belenus | Andreas Wöhler | Kevin Darley |
1998 | Robertico | Andreas Schütz | Andrasch Starke |
1997 | Borgia | Bruno Schütz | Olivier Peslier |
1996 | Lavirco | Peter Rau | Torsten Mundry |
1995 | All My Dreams | Harro Remmert | Kevin Woodburn |
[Bearbeiten] Traber-Derby
Mit über hundertjähriger Tradition findet seit 1954 in Deutschland das Traber-Derby am ersten Sonntag im August auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf statt.
[Bearbeiten] Derby im Springsport
Als Derby werden im Springsport solche Springen bezeichnet, die sich von den üblichen Parcours durch eine besonders lange Strecke und den Einsatz naturnaher Sprünge und vieler Geländehindernisse (Wälle, Senken, Ricks mit Gräben) unterscheiden. Sie stellen weniger technische als psychologische Anforderungen an Pferd und Reiter. Sie führen grundsätzlich über Grasböden. Bekannt und von langer Tradition sind u. a. das Englische Derby in Hickstead, das Niederländische in Valkenswaard und das seit 1920 ausgetragene Deutsche Spring Derby in Hamburg-Klein Flottbek.