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Der alte Mann und das Meer – Wikipedia

Der alte Mann und das Meer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Marlin
Ein Marlin

Der alte Mann und das Meer“ ist eine Novelle von Ernest Hemingway. Sie wurde 1951 auf Kuba geschrieben und im Jahr 1952 unter dem englischen Titel The Old Man and the Sea veröffentlicht. Die Novelle ist das letzte Werk des Autors, das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde, und sein bekanntestes Werk überhaupt. Im Zentrum der Handlung steht ein kubanischer Fischer namens Santiago, der mit einem gigantischen Marlin ringt. Obwohl das Werk Gegenstand einer harten Kritik war, gilt es als eines der bedeutsamsten Werke in der Literatur des 20. Jahrhunderts, wie auch der Werke Hemingways. Der alte Mann und das Meer bestätigte noch einmal Hemingways Bedeutung für die Weltliteratur und trug dazu bei, dass ihm 1954 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zusammenfassung der Handlung

Der alte Mann und das Meer erzählt einen epischen Kampf zwischen einem alten, erfahrenen Fischer und einem gigantischen Marlin, wahrscheinlich der größte Fang seines Lebens, allgemein zwischen den Menschen und der Gewalt der Natur.

Die Novelle beginnt mit der Eröffnung, dass der Fischer namens Santiago seit 84 Tagen ohne Fang ausgefahren ist. Er ist dermaßen vom Pech verfolgt, dass die Eltern seines Gehilfen Manolin diesem verboten haben, weiterhin mit ihm auszufahren und ihn stattdessen mit erfolgreicheren Fischern ausschicken. Noch immer mit Santiago verbunden, schleicht sich Manolin aber jeden Abend in dessen Hütte, schleppt dessen Netze und bringt ihm Essen. Oft unterhalten die beiden sich über den US-amerikanischen Baseball, vor allem über Joe DiMaggio, Santiagos Idol. Eines Tages erklärt Santiago dem Jungen, er werde am nächsten Morgen weit in den Golf hinaus fahren, zuversichtlich, dass seine Pechsträhne dort ein Ende haben werde.

So fährt Santiago am 85. Tag allein weit in den Golf hinaus. Er legt seine Leinen aus. Gegen Mittag des ersten Tages beißt ein großer Fisch an, von dem er sicher ist, dass es sich um einen Marlin handelt. Santiago kann den großen Fisch nicht in das Boot ziehen, stattdessen zieht der Fisch das Boot. So vergehen zwei Tage und zwei Nächte des Kampfes, in denen der alte Mann den Zug des Fisches und das schneidende Seil allein mit seinen Händen hält. Trotz der Wunden und des Schmerzes, den der Marlin ihm zufügt, findet Santiago eine Bindung zu dem Fisch, den er seinen Bruder zu nennen beginnt.

Am dritten Tag des Leidenswegs beginnt der Fisch das Schiff zu drehen, was dem Fischer seine Erschöpfung anzeigt. Santiago, völlig erschöpft und im Delirium, schafft es, seine Harpune zu greifen und den Fisch zu töten.

Er bindet den Fisch an sein Boot und macht sich auf den Heimweg, während er über den hohen Preis, den der Fisch erzielen wird, und die vielen Menschen, die er ernähren wird, nachdenkt. Dabei stellt Santiago fest, dass der Fisch eine so große Würde verkörpert, dass es niemanden gibt, der es wert wäre, ihn zu essen.

Während des weiteren Heimwegs werden eine Vielzahl von Haien von dem Blut angezogen, das der Marlin verliert. Den ersten von ihnen, einen großen Makohai, kann Santiago mit seiner Harpune töten, die er dabei aber verliert. Ohne Harpune tötet er drei weitere Haie mit Hilfe seines Messers, das dann aber zerbricht. Mit einem Knüppel versucht er die folgenden Haie zu erschlagen, was aber nur bedingt glückt. Nachts jedoch reißen die Haie alles Fleisch vom Körper des Marlin, Santiago bleibt nur das blanke Skelett. Schließlich erreicht er vor der Morgendämmerung des vierten Tages den Hafen. Santiago geißelt sich selbst dafür, den Marlin verloren zu haben, und trägt den schweren Mast seines Schiffes auf seinen Schultern zu seiner Hütte. Dort fällt er sofort in einen tiefen Schlaf.

Am nächsten Tag treffen viele Fischer um Santiagos Boot ein, an dem immer noch das Skelett des Marlins festgebunden ist. Touristen aus einem nahen Cafè halten es für ein Haiskelett. Nur Manolin sorgt sich um den alten Mann und bricht in Tränen aus, als er ihn sicher schlafend findet. Dann bringt er die Zeitung und Kaffee. Nach Santiagos Erwachen versprechen sich die beiden, wieder zusammen zu fischen. Santiago schläft vorerst aber weiter und träumt von Löwen an einem afrikanischen Strand.

[Bearbeiten] Hintergründe und Publikation

Die meisten Biographen sind sich einig, dass die Werke Hemingways, die nach Wem die Stunde schlägt erschienen, also nach 1940 und bis 1952, die schwächsten seiner Karriere sind. Vor allem die Novelle Über den Fluss und in die Wälder von 1950 wurde von der Kritik nahezu einmütig als Selbstparodie beurteilt. Offenbar führte seine Teilnahme am Zweiten Weltkrieg als alliierter Kriegsberichterstatter nicht zu einer ebenso fruchtbaren Schaffensphase, wie sie seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg (In einem Anderen Land, 1929) oder im Spanischen Bürgerkrieg (Wem die Stunde schlägt) nach sich gezogen hatten.

Bereits 1936 erschien in der Zeitschrift Esquire die Kurzgeschichte „On the Blue Water“. Hemingway hatte ursprünglich geplant, diese Geschichte von Santiago dem Fischer, aus der sich später Der alte Mann und das Meer herausbildete, als Teil eines großen Werks, das er The Sea Book nennen wollte, zu verwenden. Einige Aspekte dieses geplanten Buchs finden sich in dem postum veröffentlichten Roman Inseln im Strom. Positive Resonanz auf die Santiago-Geschichte veranlasste Hemingway aber dann doch, ein selbstständiges Werk zu verfassen.

Die 26.500 Wörter[1] umfassende Novelle erschien zuerst ungekürzt am 1. September 1952 im Life Magazin. Von der Ausgabe wurden 5,2 Millionen Hefte binnen zwei Tagen verkauft. Gewidmet hat Hemingway das Buch seinem Verleger Charles Scribner und Lektor Max Perkins.

Das Echo der Kritik war überaus positiv, im Gegensatz zu vorherigen Kritiken zu Hemingways Arbeiten.

Ins Deutsche wurde die Novelle von Annemarie Horschitz-Horst übersetzt. Diese bislang[2] einzige deutschsprachige Version erschien zuerst 1952 gleichzeitig im Steinberg-Verlag in Zürich und im Rowohlt-Verlag in Hamburg. Kurioserweise war bei einem Teil der frühen Ausgaben der Originaltitel falsch geschrieben als The Old Men and the Sea, zu deutsch Die alten Männer und das Meer. Das Buch ist mit ca. 1.000.000 Exemplaren[3] auch in Deutschland ein Bestseller.

[Bearbeiten] Die Inspiration für die Hauptfigur

Zum Vorbild für die Figur des alten Fischers befragt, sagte Hemingway zu einem Journalisten: „Es ist der Kampf eines Menschen mit einem Fisch […] Der alte Mann ist keine bestimmte Person ... Eine Menge Leute haben behauptet, dieser oder jener sei der alte Mann, und jemand anderes sei das Kind. Es ist eine große Eselei! Ich schrieb diese Geschichte auf Grund meiner Erfahrungen im Fischfang, die ich im Laufe von dreißig Jahren in diesen Gewässern und auch schon vorher machte. Die meisten Fischer aus Cojimar haben ähnliche Erfahrungen gemacht ... Wenn der alte Mann jemand ist, so ist er der Vater des Chago, der vor vier Jahren gestorben ist. Ich habe oft mit ihm gefischt.“[4]

Die Biographen sind sich jedoch weitgehend einig, dass als Vorlage für die Figur des Santiago der kubanische Fischer Gregorio Fuentes diente, der vor allem unter seinem Spitznamen Goyo bekannt geworden ist.

Fuentes wurde 1897 auf Lanzarote geboren und wanderte im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Kuba aus. Dort lernte er 1928 Hemingway kennen, um dessen Boot er sich in den folgenden Jahren gegen ein Entgelt kümmerte. Hemingway selbst lebte ab 1940 zusammen mit seiner dritten Frau Martha Gellhorn auf Kuba. Eine seiner liebsten Beschäftigungen dort war es, mit seinem Boot, das er Pilar getauft hatte, zu segeln und zu fischen.

Zwischen den beiden Männern entstand eine enge Freundschaft. Fuentes arbeitete über 30 Jahre lang als Kapitän der Pilar, dies schließt die Zeiten ein, ein der sich Hemingway nicht auf Kuba aufhielt.[5]

Fuentes selbst gab an, dass die Geschichte nicht direkt auf ihn zurückgeht. Vielmehr basiert sie auf einer Begegnung Hemingways während einer Ausfahrt zum Fischen. Er und sein Freund Carlos Gutierrez trafen einen alten Fischer und einen Jungen als Begleiter, die auf einem wackeligen Holzboot gegen einen großen Fisch kämpften. Hemingway und Gutierrez baten den beiden ihre Hilfe an, die aber vehement zurückgewiesen wurde.[6]

Fuentes starb 2002 im Alter von 104 Jahren an Krebs. Kurz vor seinem Tod spendete er die Pilar der kubanischen Regierung, die das Boot vor dem ehemaligen Haus Hemingways in Havanna ausstellt.[5] Der alte Mann und das Meer hat er angeblich nie gelesen.

[Bearbeiten] Reaktion und kritische Analyse

Der alte Mann und das Meer belebte Hemingways literarische Reputation erneut und führte zu einer Neubewertung seines ganzen Werks. Die Novelle wurde schnell sehr populär und schuf ein neues Vertrauen der Leser in Hemingways Talent. Der Verleger Charles Scribner nannte die Novelle Neue Klassik und verglich sie mit William Faulkners Der Bär von 1942 und Herman Melvilles Moby Dick von 1851.

Die Kritik wechselte schnell vom positiven Bild, das bis zur Verehrung der vorsichtigen Mystik und pseudoreligiösen Intonation reichte, zur Reduktion auf bloße Täuschung. Letzteres mit dem Hinweis darauf, dass Hemingway, einst ein hingebungsvoller Schüler des Realismus, sich in einer Schilderung Santiagos als übernatürliche, fast hellseherische Unmöglichkeit verliere und scheitere. Somit folgte einer zuerst außerordentlich positiven Kritik eine Interpretation der Novelle als enttäuschendes kleineres Werk. Erwähnenswert in Bezug auf diesen Wechsel ist vor allem der Kritiker Philip Young. 1952, gleich nach dem Erscheinen der Novelle, schrieb dieser: „[Es ist das Buch], in dem [Hemingway] das feinste einzelne Ding, das er je ausdrückte und das er je auszudrücken hoffen kann, ausdrückt.“ 1966 bemerkte derselbe Autor, dass in „der verfehlten Novelle“ Hemingway sich zu oft „selbst verliert“.

Eine gängige Interpretation lässt sich kurz wie folgt formulieren: Ein Mann kann besiegt, aber nicht vernichtet werden.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

Der alte Mann und das Meer wurde mehrfach ausgezeichnet. Am 4. März 1953 erhielt Hemingway für die Novelle den Pulitzer-Preis für Literatur in der Kategorie Roman. Im selben Jahr wurde ihm von der American Academy of Letters die Award of Merit Medal for the Novel verliehen. Schließlich erhielt Hemingway 1954 den Nobelpreis für Literatur, „für seine Meisterschaft in der Kunst des Erzählens, erst gerade demonstriert in ‚Der alte Mann und das Meer‛, und für seinen Einfluss, den er auf den heutigen Stil hatte.“[7]

[Bearbeiten] Hörbücher

Es gibt zwei deutschsprachige Lesungen, die auch beide auf CD veröffentlicht wurden:

[Bearbeiten] Verfilmungen

Die Novelle wurde mehrfach verfilmt. Bereits 1958 entstand die Verfilmung mit Spencer Tracy als Santiago und Felipe Pazos als Manolin. Das Drehbuch wurde von Peter Viertel adaptiert. Regie führten John Sturges, Henry King (uncredited) und Fred Zinnemann (uncredited). Der Film gewann den Academy Award für die beste Musik und war nominiert in den Kategorien „Bester Hauptdarsteller“ und „Beste Kamera“. Der film-dienst bezeichnet den Film als eine „textgetreue, aber der Atmosphäre und dem literarischen Rang nur teilweise gerecht werdende Verfilmung von Hemingways gleichnamigem Kurzroman; in der Verkörperung der Hauptperson vorzüglich, überdenkenswert in den spirituellen Dimensionen.“[8]

1989 entstand als Neuverfilmung ein Fernsehfilm mit Anthony Quinn in der Rolle des Santiago. In dieser Version tauchen zwei Charaktere, die nicht in der Novelle vorkommen, auf: Tom und Mary Pruitt, gespielt von Gary Cole und Patricia Clarkson. Regie führte Jud Taylor nach dem Drehbuch von Roger O. Hirson.

Im Jahr 1999, dem 100. Geburtsjahr Hemingways, erschien ein aus 29.000 handgemalten Einzelbildern bestehender Großbildanimationsfilm von Alexandr Petrov. Das Projekt war 1995 begonnen worden, nachdem Petrov die kanadische Animationsfilmfirma Productions Pascal Blais getroffen hatte. Dieser Film gewann den Oscar als bester animierter Kurzfilm.

[Bearbeiten] Wirkungsgeschichte

Zahlreiche Anspielungen in der Popkultur verweisen auf Hemingways Novelle, z.B. in einzelnen Folgen der Fernsehserien Arrested Development, Family Guy, Simpsons und South Park und anderen.[9] Der Titel der Novelle war Inspiration für den Namen der dänischen Prog-Rock-Band The Old Man & The Sea. Auf dem 1981 erschienen ersten Album der Schlagersängerin Nicole ist ein Lied mit dem Titel Der alte Mann und das Meer enthalten, das im selben Jahr auch als Singel ausgekoppelt wurde und bis auf Platz 41 der deutschen Charts stieg.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Diese Angabe bezieht sich auf die amerikanische Erstausgabe
  2. Stand Mai 2008
  3. 1999 erschien im Rowohlt-Taschenbuch-Verlag das 949.-968. Tsd., hinzukommen eine Vielzahl von Sonderausgaben
  4. zitiert nach: Georges-Albert Astre: Ernest Hemingway in Selbstzeugnissen un Bilddokumenten. rowohlts monographien 73, Rowohlt Verlag, 3. Auflage 1964, S. 142-143.
  5. a b BBC News (Hrsg.): Hemingway's 'Old Man' dies in Cuba. 14. Januar 2002 (Stand: 7. Mai 2008).
  6. David Galens (Hrsg.): The Old Man and the Sea Study Guide. BookRags, Farmington Hills 2002 (Online ; Stand: 7. Mai 2008).
  7. Originalzitat: „for his mastery of the art of narrative, most recently demonstrated in ‚The Old Man and the Sea‛, and for the influence that he has exerted on contemporary style“ - zitiert und übersetzt nach: The Nobel Prize in Literature 1954 - abgerufen am 5. Mai 2008
  8. vgl. Lexikon des internationalen Films 2000/2001 (CD-ROM)
  9. South Park - Folge 159: D-Yikes! (Originaltitel, noch kein dt. Titel bekannt)
    Family Guy - Folge 29: Der schmale weiße Grat
    Simpsons - Folge 174: Der alte Mann und Lisa / Eine weitere Anspielung findet sich in Simpsons Comics 138 unter dem Titel Der kahle Mann und das Meer.

[Bearbeiten] Literatur

  • Ernest Hemingway: Der alte Mann und das Meer. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-499-22601-4
  • Ernest Hemingway: The Old Man and the Sea. Reclams Universal-Bibliothek Fremdsprachentexte, Herausgegeben von Hans-Christian Oeser, Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2000. ISBN 3-15-009075-X
  • Poppe, Reiner: Ernest Hemingway: Der alte Mann und das Meer (The Old Man and the Sea). Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 256). Hollfeld: Bange Verlag 2005. ISBN 978-3-8044-1723-6
  • Philip Young: Ernest Hemingway. Holt, Rinehart & Winston, New York 1952, ISBN 0-816-60191-7
  • Joseph Waldmeir: Confiteor Hominem: Ernest Hemingway's Religion of Man. Papers of the Michigan Academy of Sciences, Arts ans Letters XLII, 1957, Seiten 188-192
  • Katherine T. Jobes (Hrsg.): Twentieth Century Interpretations of The Old Man and the Sea. Prentice Hall, Englewood Cliffs (New Jersey) 1968, ISBN 0-136-33917-4

[Bearbeiten] Weblinks

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