Christherre-Chronik
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Die Christherre-Chronik ist eine anonyme Weltchronik in mittelhochdeutschen Reimpaaren. Genannt ist sie nach ihrem ersten Vers: Crist herre keiser uber alle craft. Sie wurde in Thüringen am Hofe Heinrichs des Erlauchten (reg. 1247–1288) verfasst, vermutlich von einem Geistlichen im Dienst dieses Herrschers. Daher heißt sie in älterer Sekundärliteratur auch „Thüringische Weltchronik“, was jedoch zu Verwechslungen führen kann. Nach einem langen stark theologisch geprägten Prolog erzählt sie die Geschichte des Alten Testaments von der Schöpfung bis zum Buch der Richter, wo sie nach 24330 Versen abbricht.
Mehrere Anspielungen auf die „Weltchronik“ Rudolfs von Ems – darunter auch der Eingangsvers (Rudolf hat Richter Got, herre ubir alle kraft) – lassen vermuten, dass der Christherre-Dichter bewusst eine geistliche Antwort auf den höfischen Rudolf bieten wollte.
Im späten 13. Jahrhundert wurde die Christherre-Chronik durch Teile aus anderen Werken fortgesetzt, darunter ironischerweise aus der Chronik Rudolfs. Auch mit der „Weltchronik“ Jans des Enikels wurde sie in Kompilationen zusammengesetzt. Ein Beispiel dafür bietet der Codex Palatinus Germanicus 146.
Im 14. Jahrhundert bietet sie wichtige Bestandteile der Weltchronikkompilationen Henrichs von München. Überliefert ist sie allein in solchen Verbindungen, nie in einer „reinen Textgestalt“.
Eine Ausgabe wird derzeit in Trier vorbereitet.
[Bearbeiten] Literatur
- Graeme Dunphy (Hg.): History as Literature. German World Chronicles of the Thirteenth Century in Verse, Kalamazoo 2003
[Bearbeiten] Weblinks
- Text der Göttinger Handschrift 2o Cod. Ms. philol. 188/10 Cim. (olim Gotha, Membr. I 88) Transkription von Monika Schwabbauer
- dass.: Teiledition Zeilen 7161–12450 mit Anmerkungen und Einleitung
- Linzer Weltchronik-Kompilation Sog. erweiterte Christherre-Chronik, als digitales Faksimile