Amur-Jakutische Magistrale
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Die Amur-Jakutische Magistrale (russisch Амуро-Якутская магистраль; Abk. AJAM, АЯМ) ist eine Eisenbahnstrecke in Sibirien, Russland, welche die Transsibirische Eisenbahn (Transsib) und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) mit dem Süden der Republik Sacha (Jakutien) verbindet.
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[Bearbeiten] Bezeichnung
Bei der Bezeichnung „Amur-Jakutische Magistrale“ handelt es sich um eine inoffizielle Bezeichnung, die jedoch auch von offiziellen Vertretern der russischen Bahnen verwendet wird; es gibt keine staatliche oder privatwirtschaftliche Bahnverwaltung mit diesem Namen, so wie es in diesem Sinne auch nie eine Transsibirische Eisenbahn gab und seit Juli 1996 keine Baikal-Amur-Magistrale mehr gibt. Der südliche Teil der Strecke bis Nerjungri wird von der Fernost-Eisenbahn (russisch: Дальневосточная железная дорога, Dalnewostotschnaja schelesnaja doroga), der Abschnitt Berkakit/Nerjungri - Tommot von der AG Eisenbahnen Jakutiens (russisch ОАО АК Железные дороги Якутии, OAO AK Schelesnyje dorogi Jakutii) betrieben.
[Bearbeiten] Streckenführung
Momentan ist die Strecke 767 km lang. Sie zweigt bei der Station Bamowskaja im Westen der Oblast Amur von der Transsib in Richtung Norden ab (Streckenkilometer 7273 ab Moskau). Auf den 179 Kilometern bis Tynda wird das Tukuringragebirge überquert. Nach einem 27 km langen gemeinsamen Abschnitt mit der BAM bis Bestuschewo wendet sich die Strecke wieder nach Norden. In diesem Bereich wird der Fluss Giljui zweimal überquert. Kurz nach Erreichen des Territoriums der Republik Sacha wird die Passhöhe des Stanowoigebirges bei ca. 1040 m ü. NN mit dem 1300 m langen Nagorny-Tunnel unterquert. Weiter verläuft die Strecke durch das Aldanhochland, wobei die maximale Höhe von ca. 1200 m ü. NN erreicht wird. Mehrere größere Flüsse, wie die Iengra und der Tschulman, werden - teils mehrfach - überquert. Das Kohlebergbaugebiet um Berkakit und Nerjungri wird um den Streckenkilometer 400 erreicht, das Regionalzentrum Aldan bei Kilometer 686 und der vorläufige offizielle Endpunkt Tommot bei Kilometer 767. Der Bahnhof von Tommot befindet sich am westlichen Ufer des Flusses Aldan, der von der längsten Brücke der Strecke überquert wird. 2006 wurde der provisorische Güterverkehr bis Werchnjaja Amga (Station Amga, Kilometer 869) aufgenommen, wo der gleichnamige Fluss überquert wird. Bauzüge verkehren bereits bis Charbychan (Kilometer 932).
Station | Strecken- kilometer |
Bemerkung |
---|---|---|
Bamowskaja | 0 | bei der Siedlung Bam, Abzweig von der Transsib (km 7273) |
Tynda | 179 | zweitgrößte Stadt im Streckenverlauf, sog. „Hauptstadt der BAM“, Kreuzung mit der BAM (km 2349 ab Taischet) |
Nerjungri | 408 | größte Stadt im Streckenverlauf, Zentrum des Kohlebergbaus und der Energieerzeugung (Kohlekraftwerke), allerdings ist die Erschöpfung der Lagerstätten absehbar |
Tschulman | 430 | eine weitere Stadt im Bergbaugebiet um Nerjungri; Kraftwerk |
Aldan | 686 | Bergbauzentrum (Gold, Eisenerz) im Aldanhochland |
Tommot | 767 | Stadt, vorläufiger offizieller Endpunkt der Strecke, Endstation für Personenverkehr |
Amga | 869 | Endstation für (provisorischen) Güterverkehr |
Charbychan | 932 | bis hier wurden 2006 Gleise verlegt, Bauzugverkehr |
Die Strecke ist nicht elektrifiziert und größtenteils eingleisig. Zweigleisig ist nur der gemeinsame Abschnitt mit der BAM Tynda - Bestuschewo.
Beim Bau und Betrieb gab und gibt es die für Eisenbahnen in den meisten Teilen Sibiriens üblichen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Permafrostböden und großem Temperaturgefälle zwischen Winter (unter –50°C) und Sommer (über +30°C), hier in Verbindung mit teils komplizierten topographischen Bedingungen besonders im Bereich des Aldanhochlandes.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte der Bahnstrecke beginnt in den 1930er Jahren, als im Rahmen des geplanten Baus der Baikal-Amur-Magistrale die Stichbahn Bamowskaja - Tynda (damals Tyndinski) errichtet wurde. Dieser Abschnitt wurde 1935 in Betrieb genommen, jedoch 1941/42 wieder demontiert, als wegen des Krieges der Bau der BAM vorläufig eingestellt und die Schienen für den Neubau frontnaher Strecken („Wolga-Rochade“) benötigt wurden.
Schon bevor die sowjetische Führung die Neuaufnahme des Baus der BAM Anfang 1974 propagandistisch überhöht („Bau des Jahrhunderts“) offiziell proklamierte, begannen am 5. April 1972 die Arbeiten zur Rekonstruktion des Abschnittes Bamowskaja - Tynda. Die Aufnahme des provisorischen Betriebes auf dieser nun „Kleine BAM“ genannten Strecke erfolgte im November 1976, der reguläre Betrieb begann im Oktober 1977. Zeitgleich wurde die Strecke Richtung Norden weiter gebaut, der Betrieb bis Berkakit im Oktober 1979, später auch bis Nerjungri aufgenommen.
Ab 1989 erfolgte der Bau der Fortführung der Strecke von Nerjungri zunächst in Richtung Tschulman. Seit dieser Zeit wird die Bezeichnung „Amur-Jakutische Magistrale“ für die Strecke in Anlehnung an die „Baikal-Amur-Magistrale“ sowie die Straßenverbindung Newer - Jakutsk, die „Amur-Jakutische Automagistrale“ (inoffiziell; offiziell Föderale Automagistrale M56 „Lena“) verwendet und auch auf die „Stammstrecke“ Bamowskaja - Tynda - Nerjungri, die ehemalige „Kleine BAM“, ausgedehnt. Ausgangspunkt der Fortsetzung ist eine Abzweigung wenige Kilometer vor dem vorherigen Endpunkt Nerjungri Grusowaja (Güterbahnhof). Schrittweise wurde der Verkehr bis Tschulman, Aldan und schließlich bis Tommot aufgenommen (zuerst jeweils Bau- und Güterverkehr, danach Personenverkehr). Die Übergabe in den provisorischen Betrieb der Gesamtstrecke bis Tommot erfolgte am 24. August 2004. Seitdem (nach anderen Angaben bereits seit 2003) verkehrt ein tägliches Personenzugpaar Nerjungri - Tommot. Für diesen 368 Kilometer langen Abschnitt werden gut 8 Stunden benötigt. Zum 22. Mai 2006 wurde der reguläre Betrieb auf der Strecke freigegeben (im Personenverkehr: bis Aldan). Seit 2005
Die Brücke über den neben der Lena im Einzugsgebiet der Strecke größten und hier etwa 400 m breiten Fluss Aldan in Tommot wurde in den 1990er Jahren errichtet, jedoch vorerst nicht in Betrieb genommen. Ein ca. 60 km langer Abschnitt darüber hinaus war im Bau, bevor der Weiterbau hauptsächlich wegen nicht geklärter Verteilung der Finanzierung zwischen der als AG - wenn auch staatlich - geführten Russischen Eisenbahn, dem staatlichen föderalen Budget Russlands (dem „Investitionsfonds“), Eigenmitteln der Republik Sacha und möglichen privaten Investoren unterbrochen wurde.
Ab 2005 wurde der Weiterbau dann wieder aufgenommen. Die Gleise sind jetzt (Stand: Anfang 2007) bis Charpychan verlegt (Bauzugverkehr); der momentan noch provisorische Güterverkehr endet in Amga.
[Bearbeiten] Perspektiven
Die Planung und Projektierung der Weiterführung bis kurz vor Jakutsk sind abgeschlossen.
Nicht entschieden ist bisher nur, ob die Strecke am rechten Ufer der Lena bei der Siedlung Nischni Bestjach enden oder eine Brücke über den Fluss gebaut werden soll. Zur Zeit gibt es dort auch keine Straßenbrücke, und die Hauptstadt der Republik Sacha Jakutsk und größte Stadt Nordostsibiriens ist mit der „Außenwelt“ nur mit einer Fähre verbunden (Überfahrt dauert 40 bis 60 Minuten; während des Eisganges im Frühjahr und Gefrierens im Herbst nicht möglich; im Winter Überfahrt über den gefrorenen Fluss). Bei der Entscheidung für oder gegen eine Brücke in nächster Zukunft spielen sowohl die Kostenfrage als auch technische Schwierigkeiten eine Rolle: die Lena ist hier über 2 km breit, hat aber außerdem Nebenarme und überschwemmt während der Schneeschmelze im Frühjahr das Tal auf einer Breite von bis zu 10 km.
Momentan (2006) ist wieder die Errichtung einer kombinierten Eisenbahn- und Autobrücke über die Lena bei Jakutsk oder etwa 70 km flussaufwärts, wo das Tal schmaler ist, im Gespräch. Diese könnte bis 2011 fertiggestellt werden, was dann auch der späteste Termin für die Fertigstellung der Strecke ab Tommot wäre. Optimistische Schätzungen geben auch 2008 für die mögliche Fertigstellung bis an das rechte Lenaufer (ohne Brücke) an.
Für die weitere Zukunft gibt es Ideen zur Weiterführung der Strecke nach Osten bis ins Kolymagebiet und weiter nach Tschukotka mit Abzweigungen z. B. nach Magadan, die aber aus heutiger Sicht utopisch sind.
[Bearbeiten] Literatur
- Transport Strany Sowetow (dt. Verkehr des Sowjetlandes), Moskau Transport 1987, (russisch)
- Jewgeni Koslowski. BAM: Kak wsjo natschinalos [dt. Die BAM: Wie alles begann]. Zeitschrift Promyschlennyje wedomosti, Juli 2002 (russisch)
- Sowjetische Topographische Karten 1:200.000 (Blätter N-51-V, N-51-XI, N-51-XII, N-51-XVI, N-51-XVII, O-52-VII, O-51-XII, O-51-XVIII, O-51-XXIII, O-51-XXIX, O-51-XXXV)
- Befehl Nr. 54 vom 2. Mai 2006 der Föderalen Agentur für Eisenbahnverkehr (ROSSCHELDOR) (Федеральное Агентство железнодорожного транспорта (РОСЖЕЛДОР))
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Allgemeine Informationen
- Fahrpläne und Streckenkilometrierung auf einer russischen Eisenbahnwebseite (russisch und englisch)
- Streckenkilometrierung Transsib und BAM auf der Transsib-Webseite (russisch, teilweise englisch)
- Föderale Automagistrale M56 (auf Grundlage von Reiseberichten, russisch)
[Bearbeiten] Entwicklung der letzten Jahre und Perspektive
- Die Bahn nach Norden (in Gudok, 24. Dezember 2003, russisch)
- Dreißig Jahre „Enthaltsamheit“ (in Dalnewostotschny Kapital, Juli 2004, russisch)
- Brücke bis 2011? (in Gudok, 15. September 2006, russisch)
- Artikel über Vorschläge des GIPROTRANSTEI zum Eisenbahnbau bis 2020 (in Gudok, 12. April 2006, russisch)