Akzeleration (Biologie)
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Akzeleration bezeichnet eine Entwicklungsbeschleunigung.
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[Bearbeiten] Wachstumsakzeleration
In den Industrienationen nimmt die Körpergröße der Menschen von Generation zu Generation zu. So war z. B. der 95%-Mann im Jahr 1975 noch 184,1 cm groß, im Jahr 2000 jedoch schon 191,0 cm.
Diese Größenzunahme ist aus medizinischer Sicht insofern problematisch, als die Umwelt nicht auf diese Entwicklung eingestellt ist. Obsolet gewordene Normen führen zu ergonomischen Problemen und in der Folge beispielsweise zu Haltungsschäden.
Als problematisch erweist sich die Akzeleration in Fragen der ergonomischen Gestaltung beispielsweise von Kraftfahrzeugen. Bei der Fahrzeugauslegung werden in der Regel Personengrößen von der "5%-Frau" (nur 5 % aller Frauen sind kleiner) bis zum "95%-Mann" (nur 5 % aller Männer sind größer) berücksichtigt. Die Akzeleration liegt zwischen 1,4 mm bei der 5%-Frau und 2,3 mm pro Jahr beim 95%-Mann. Deren Körperlängendifferenz stieg dadurch von 331 mm im Jahr 1974 auf 350 mm im Jahr 1995. Dies macht es immer schwieriger, Fahrzeuge so zu konstruieren, dass alle Menschen gleichermaßen günstig im Fahrzeug untergebracht werden können.
Statistische Erhebungen, die man im Rahmen von Musterungen gewonnen hat, zeigen eine Abhängigkeit der Körpergröße von sozialer und regionaler Herkunft. Demnach sind Männer aus Norddeutschland größer als Männer im Süden. Der Nachwuchs der sozialen Oberschicht überragt in Bezug auf die Körpergröße den der Grundschicht signifikant.
Zur Erklärung dieser Beschleunigung wurde eine Vielzahl von Hypothesen aufgestellt:
- Ernährungtheorie von LENZ 1959: Veränderungen der Ernährung durch animalisches Fett und Eiweiß reicher Kost, die die Funktion wachstumsfördernder Drüsen steigert
- Erhöhte Reizzufuhr durch die städtische Zivilisation (Freizeitangebote...)
- Zeitlich begrenzte und dosierte Stresseinwirkung in der Kindheit
- Veränderte klimatische Bedingungen
[Bearbeiten] Entwicklungsakzeleration
Akzeleration liegt vor:
- wenn die individuelle Entwicklung der Person im Vergleich mit der jeweiligen Altersgruppe in der sie sich befindet, bzw.
- wenn die Entwicklung einer Generation im Vergleich mit früheren Generationen
vorverlagert oder beschleunigt ist. Ene besonders bedeutsame Entwicklungsakzeleration ist die sexuelle Akzeleration die dazu führt, dass die Pubertät (Menarche) früher einsetzt. Die verfrühte hormonale Umstellung bewirkt zum Beispiel:
- verstärkte Selbstbehauptungstendenzen bei Knaben
- erhöhtes Hingabe- und Zärtlichkeitsbedürfnis bei Mädchen
- Erotisierung der Umwelt
- eine Verlagerung der Interessen, weg von der Familie hin zum anderen Geschlecht
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter E. Zimmer: Immer größer, immer schneller groß In: Dieter E. Zimmer, Experimente des Lebens, Haffmans, Zürich 1989
- Brigitte Melzer/Bernward Meier: Die Bedeutung der Akzeleration für das Jugendmarketing, IJF Institut für Jugendforschung 1982