Transformator
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Ein Transformator, kurz Trafo, ist ein Bauteil in der Elektrotechnik, das elektrische Energie oder Information zwischen induktiv gekoppelten Stromkreisen verlustarm überträgt. Transformatoren arbeiten mit Wechselspannung, Gleichspannung kann nicht direkt transformiert werden.
In der Energiewirtschaft wird er auch als ruhende elektrische Maschine bezeichnet, da er im Gegensatz zu motorisch betriebenen Spannungsumformern keine mechanisch bewegten Teile besitzt.
Die Spulen, oder Wicklungen, eines Transformators sind in der Regel galvanisch voneinander getrennt und nur magnetisch miteinander gekoppelt. Um diese Kopplung zu erhöhen, sind die Spulen meist auf einem gemeinsamen Eisen- oder Ferritkern angeordnet, dem Transformatorkern.
Die an der Primärwicklung angelegte Wechselspannung kann in der Sekundärwicklung erhöht oder verringert werden. Die Spannungsübersetzung richtet sich dabei nach dem Verhältnis der Windungszahlen der Wicklungen. Eingangs- und Ausgangsleistung sind aufgrund des in der Regel hohen Wirkungsgrades nahezu gleich.
Transformatoren zur Energieübertragung mit der Frequenz des Stromnetzes nennt man Umspanner (Bestandteil des Stromnetzes) oder Netztransformatoren (Bestandteil von Geräten und Anlagen, die am Stromnetz arbeiten). Transformatoren für messtechnische Zwecke sind Messwandler oder Stromwandler und jene für die Signalübertragung in der Nachrichtentechnik sowie auch in Schaltnetzteilen nennt man oft Übertrager.
Mit Transformatoren lässt sich elektrische Energie so umwandeln (hochtransformieren), dass sie über Hochspannungsleitungen über weite Strecken wirtschaftlich übertragen werden kann. In Netzteilen stellen sie Betriebsspannungen für elektronische Geräte zur Verfügung und sorgen für eine sichere Trennung vom Stromnetz. Bei der Übertragung von Signalen werden mit ihnen Impedanzen angepasst.
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Geschichte
Die Erscheinung der Magnetfelderzeugung aus dem elektrischen Stromfluss und umgekehrt der Stromerzeugung aus einem veränderlichen Magnetfeld war seit Michael Faradays Entdeckungen 1831 bekannt. Aber erst in den achtziger Jahren des selben Jahrhunderts wurde das Transformator-Prinzip entwickelt.
Die Ungarn Károly Zipernowsky und Miksa Déri ließen 1882 die selbsterregende Wechselstrommaschine eintragen und beide entwickelten 1884 den aus zwei Maschinen (Generator und Motor) kombinierten Einankerumformer (siehe Umformer), aus dem nach der Einbeziehung von Ottó Titusz Bláthy die gemeinsame Erfindung, der Transformator wurde.
1885 ließen sich die Ungarn Károly Zipernowsky, Miksa Déri und Ottó Titusz Bláthy ein Patent auf den Transformator erteilen. Dieser war mechanisch nach dem umgekehrten Prinzip der heutigen Transformatoren aufgebaut; die Leiterspulen waren um einen soliden Kern aus unmagnetischem Material gewunden, darüber wurden dicke Eisendraht-Lagen gelegt, die eine ferromagnetische Schale bildeten. Dieser Transformator wurde von der Firma Ganz & Cie in Budapest weltweit vertrieben.
Wesentlichen Anteil an der Verbreitung des Wechselstromsystems und mit ihm des Transformators hatte der US-Amerikaner George Westinghouse, der ansonsten durch die Erfindung der Druckluftbremse berühmt wurde. Westinghouse erkannte die Schwächen der damals von Edison betriebenen und favorisierten Gleichstrom-Energieverteilung und setzte vorrangig auf Wechselstrom. 1885 importierte Westinghouse eine Anzahl Gaulard-Gibbs-Transformatoren und einen Siemens-Wechselspannungsgenerator für die elektrische Beleuchtung in Pittsburgh. William Stanley führte im gleichen Jahr als Chefingenieur von Westinghouse in Pittsburgh wesentliche Verbesserungen an Lucien Gaulards und John Gibbs’ Gerät durch.
Westinghouse installierte 1886 in Great Barrington, Massachusetts, einen Wechselspannungsgenerator, dessen 500 Volt Wechselspannung zur Verteilung auf 3.000 Volt hochtransformiert und dann zum Betrieb der elektrischen Beleuchtung an den Anschlussstellen wieder auf 100 Volt heruntertransformiert wurde.
Der dann zunehmende Einsatz von Transformatoren führte in Verbindung mit der Schaffung von Wechselstrom-Stromnetzen zur weiten Verbreitung der Elektroenergie, weil nur Hochspannungsleitungen den Transport von den Energielieferanten über große Entfernungen ohne allzu große Energieverluste ermöglichen.
Physikalische Grundlagen
Für die Wirkweise eines Transformators sind zwei physikalische Erscheinungen wesentlich:
- Ein von elektrischem Strom durchflossener Leiter erzeugt ein Magnetfeld (Elektromagnetismus)
- Wenn sich der magnetische Fluss in einer Spule ändert, wird in ihr eine Spannung induziert.
Eine an die erste Spule („Primärspule“) im Primärstromkreis angelegte Wechselspannung erzeugt dem Induktionsgesetz folgend ein veränderliches Magnetfeld im Kern. Dieses Feld durchsetzt die zweite Spule („Sekundärspule“) in einem zweiten Stromkreis und erzeugt hier durch Induktion wiederum eine Spannung („Sekundärspannung“).
Eine primäre Wechselspannung wird dabei mit Hilfe des magnetischen Wechselfeldes in eine zu ihr proportionale sekundäre Spannung transformiert, wobei das Verhältnis zwischen Primär- und Sekundärspannung (im Idealfall) gleich dem Windungszahlverhältnis der beiden Spulen ist.
Da in der Sekundärspule nur dann eine Spannung induziert wird, wenn der sie durchsetzende magnetische Fluss sich ändert, ist das magnetische Wechselfeld und damit die primäre Wechselspannung als Betriebsspannung unerlässlich.
Soll eine Gleichspannung mittels Transformatoren auf eine andere Spannungsebene umgesetzt werden, ist die Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom mittels Wechselrichter nötig, um anschließend transformiert werden zu können. Diese Techniken finden beispielsweise bei Schaltnetzteilen Anwendung.
Die maximale Höhe der induzierten Spannung hängt neben der Eingangsspannung von der Windungszahl der Sekundärspule ab, die maximale Höhe des Stromes von deren Leiterquerschnitten und von den Kühlungsbedingungen.
In obiger Beschreibung wird kein (gemeinsamer) Eisenkern der Spulen erwähnt, trotzdem besitzen fast alle Transformatoren einen Kern aus Eisenblechen, Eisendrähten oder Ferrit. Der Grund liegt darin, dass bei tiefen Frequenzen (50 Hz) ohne Eisenkern extrem viele Windungen erforderlich wären, um den „Leerlaufstrom“ bei geringer Belastung ausreichend klein zu halten. Das würde erstens einen unwirtschaftlich hohen Kupferanteil erfordern, andererseits werden bei höheren Strömen in diesem sehr langen Draht enorme Ohmsche Verluste (= Erwärmung) erzeugt. Außerdem konzentriert der Eisenkern das Magnetfeld und verringert Streuverluste, die in der Praxis so gut wie immer dadurch auftreten, dass nicht alle Feldlinien des primären Magnetfeldes die Sekundärspule durchsetzen. Minimieren kann man diese durch ideal ineinander gewickelte Ringspulen (Toroidspulen), was aber nur bei speziellen Anwendungen Verwendung findet.
Beides kann man stark verringern, indem die Induktivität der Primärspule durch einen Eisenkern um ein Vielfaches vergrößert wird. Je höher die Betriebsfrequenz ist, desto kleiner kann der Eisenkern sein, bei einigen 100 kHz wie im Tesla-Transformator darf er vollständig entfallen.
Ausführungen von Netztransformatoren
Netztransformatoren werden vom Niederspannungs-Stromnetz gespeist. Sie unterscheiden sich von Umspannern dadurch, dass die Primärspannung (ca. 100 bis 400 Volt) und die übertragene Leistung (bis einige Kilowatt) geringer ist
Sicherheitstransformator
→ Hauptartikel: Sicherheitstransformator
Sie sollen eine Anlage oder Geräte zum Schutz gegen Berührung spannungsführender Teile mit einer Sekundärspannung versorgen, die galvanisch von der Spannung auf der Primärseite getrennt ist. Eine sichere galvanische Trennung von Primär- und Sekundärspannung muss gewährleistet sein. Die Schutzwirkung besteht darin, dass auf der Sekundärseite jeder der beiden Pole für sich ohne Stromschlag berührt werden kann. Die Sicherheit wird durch verstärkte oder doppelte Isolierung erreicht. Die Sekundärspannung darf im Leerlauf 50V eff nicht übersteigen.
Kleinspannungstransformator
Kleinspannungstransformatoren erzeugen geringe, ungefährliche Spannungen, siehe auch Kleinspannung, Schutzkleinspannung. Auch Klingeltransformatoren sind Kleinspannungstransformatoren.
Trenntransformator
→ Hauptartikel: Trenntransformator
Die Nennspannung auf der Sekundärseite des Trenntransformators darf nicht höher sein als 400 V, die Kurzschluss-Spannung darf den Wert 10 % nicht überschreiten. Es handelt sich um Einphasen-Transformatoren, bei denen eine sichere galvanische Trennung der Primär- und Sekundärwicklung vorhanden ist. Anwendung in Elektronik-Laboren, Reparaturwerkstätten und in der Medizintechnik.
Klingeltransformator
Klingeltransformatoren müssen kurzschlussfest sein (Uk = 40 %), die Leerlaufspannung auf der Sekundärseite darf 32 V nicht übersteigen. Die Ausgangsklemmen müssen zugänglich sein, ohne dass die Eingangsklemmen freigelegt werden müssen. Klingeltransformatoren besitzen besonders geringe Leerlaufverluste (<0,5 Watt).
Spielzeugtransformator
Spielzeugtransformatoren sind oft regelbare Sicherheitstransformatoren und erzeugen eine Schutzkleinspannung. Sie haben meistens eine Kurzschluss-Spannung von 20 %. Sie dienen der Speisung von Kinderspielzeug, müssen kurzschlussfest sein und dürfen auf der Sekundärseite höchstens eine Leerlaufspannung von 32 V aufweisen (Nennspannung bei Belastung der Sekundärseite: 24 V). Die Konstruktion eines Spielzeugtransformators ist dadurch gekennzeichnet, dass Kinder das Gerät auch mit Werkzeugen nicht öffnen können. Es muss für das Kind ungefährlich bleiben, den Trafo in den Mund zu nehmen oder durch entsprechende Größe unmöglich sein. Das netzseitige Kabel muss einem Biss standhalten.
Autotransformator
Autotransformatoren (auch Spartransformator, kurz Spartrafo genannt) besitzen nur eine Wicklung mit einer Anzapfung. Sie dienen ausschließlich der Transformation, da sie keine Potentialtrennung bieten. Sie sind kleiner und effizienter als andere Transformatoren, da der Primärstrom auch durch die Last fließt. Sie dienen als eigenständiges Gerät oder eingebaut in Anlagen zum Beispiel als Vorschalttransformator zur Anpassung an die weltweit unterschiedlichen Spannungen der Stromnetze.
Streufeldtransformator
→ Hauptartikel: Streufeldtransformator
Beim Streufeldtransformator ist eine lose magnetische Kopplung zwischen Primär- und Sekundärwicklung erwünscht, um den Ausgangsstrom zu begrenzen.
Steuertransformator
Steuertransformator ist die Bezeichnung für Netztransformatoren, die in Anlagen und Schaltschränken dazu dienen, die für die dort installierten Steuerungen (Relais, Schütze, Meldelampen usw.) erforderliche Hilfsspannung (zum Beispiel 24 V, 42 V, 110 V oder 220 V bzw. 230 V Wechselspannung) bereitzustellen. Sie werden aus dem Wechselstromnetz oft von zwei Außenleitern (in Europa 400 V) gespeist.
Anordnung der Spulen
Die Ausführung eines Transformators aus ausgestreckt nebeneinanderliegenden Leitern würde bewirken, dass ein großer Teil des Magnetfeldes als wirkungsloses Streufeld in der Umgebung entsteht. Dieses Streufeld würde einen großen Leerlauftsrom erfordern, der nicht für den eigentlichen Übertragungsvorgang zur Verfügung steht.
Daher werden die Leiter in Form von Spulen angelegt. Um den Verlust durch Streufelder möglichst klein zu halten, werden die Primär- und Sekundärspulen möglichst klein und eng ineinandergeschachtelt. Eine Nebenbedingung ist hierbei, dass die Leiter und auch die Spulen als Ganzes gegeneinander elektrisch isoliert sind, wozu meistens lackierte Drähte und die nachfolgende Lack- oder Gießharztränkung im Vakuum angewendet werden. Der Spulenkörper ist ein aus nichtmagnetischem Material, meistens aus Kunststoff bestehendes Formteil, das die Wicklungen aufnimmt, ihnen mechanische Stabilität gibt und sie nötigenfalls auch voneinander isoliert.
Die Spule für die Eingangsspannung wird Primärspule oder Primärwicklung genannt, die Spule, in der die Ausgangsspannung induziert wird, heißt Sekundärspule oder Sekundärwicklung. Das Verhältnis der Spannungen an den beiden Spulen ist theoretisch exakt das Verhältnis ihrer Windungszahlen, in der Praxis ist die Spannung an der Sekundärspule aufgrund von Streufeldern und Verlusten kleiner als der theoretische Wert.
- Beispiel
Ein Transformator mit 1.000 Windungen auf der Primärwicklung, 100 Windungen auf der Sekundärwicklung und 230 Volt Primärspannung erzeugt in der Sekundärwicklung eine Leerlaufspannung von 23 Volt. Diese Spannung entsteht im Leerlauf-Betrieb des Transformators. Die tatsächlich nutzbare Betriebs- oder Nennspannung sinkt jedoch mit zunehmender Belastung durch die Last, weil der Ausgangsstrom in den Spulen einen ohmschen Spannungsabfall bewirkt und sich das Streufeld erhöht.
Lufttransformator bzw. eisenloser Transformator
Die kernlose Ausführung (Lufttransformator) ist bei niedrigen Frequenzen nicht effizient bzw. realisierbar. Ursache ist, dass die Primärspule dann extrem viele Windungen besitzen müsste, um die erforderliche hohe Primärinduktivität zu erzeugen. Der dann erforderliche sehr lange Draht hätte aber so großen Widerstand, dass darin ein Großteil der zugeführten Leistung in Wärme verwandelt würde.
Das von einem stromdurchflossenen Leiter erzeugte Magnetfeld ist in der Luft oder im Vakuum mit einer Flussdichte von relativ geringer Stärke verbunden, magnetische Kopplung und Induktivität der Spulen sind gering und würden sehr hohe Betriebsfrequenzen erfordern.
Lufttransformatoren haben den Vorteil, in der Sekundärspule eine Spannung mit exakter Nachbildung der zeitlichen Veränderung des Primärstroms zu liefern, auch wenn der Primärwechselstrom relativ hohe Frequenzen enthält. Dies ist besonders dann vorteilhaft, wenn die Frequenzanteile des Stromes sich über eine große Bandbreite erstrecken. Daher werden für manche Zwecke Lufttransformatoren als Übertrager verwendet.
Beispiele sind der Teslatransformator, Koppel- und Anpassspulen in der Hochfrequenztechnik und die Rogowskispule.
Eisenkerntransformator
Es ist möglich, die Flussdichte erheblich zu steigern, indem das magnetische Feld der Spulen in einem geschlossenen magnetischen Kreis aus ferromagnetischem Material, bei Netztransformatoren z. B. Eisen – dem Transformatorkern – geführt wird. Für Netztransformatoren (Betriebsfrequenz 50 oder 60 Hz) verwendet man überwiegend Eisen-Silizium-Legierungen, kornorientertes Elektroblech (Texturblech) nach DIN EN 10107. Bei Signalübertragern werden auch die höherwertigen Eisen-Nickel-Legierungen und bei hohen Frequenzen (z. B. Schaltnetzteil-Übertrager) weichmagnetische Ferritkerne eingesetzt.
Die Steigerung der Flussdichte bei ferromagnetischen Werkstoffen beruht darauf, dass sich mit zunehmender Stärke eines von außen angelegten Magnetfeldes die regellos ausgerichteten magnetischen Kristallbereiche (Weiss-Bezirke) in eine gemeinsame Richtung umordnen. Diese magnetische Polarisation M des Werkstoffes liefert einen 1.000 bis 100.000 mal höheren Beitrag zur Flussdichte B als die magnetische Feldstärke H. Diese Verhältniszahl nennt man Magnetische Suszeptibilität χ, es gilt
Für die magnetische Flussdichte B gilt
und daraus schließlich
- ist die magnetische Feldkonstante.
Die dimensionslose Zahl μr = 1 + χ wird relative Permeabilitätskonstante oder Permeabilitätszahl genannt und ist werkstoffspezifisch.
Für die Leistungsübertragung im Stromnetz verwendete Transformatoren haben immer einen geschlossenen Eisenkern, auf den die Spulen aufgebracht werden. Der Querschnitt des Eisenkerns wird so gewählt, dass die Flussdichte möglichst im gesamten Eisen-Kern konstant ist und nicht zu nahe an die magnetische Sättigungsflussdichte kommt. Kerne für einphasige Transformatoren aus drei Schenkeln mit Primär- und Sekundärspule auf dem Mittelschenkel (M-Kerne) haben daher Außenschenkel mit dem halben Querschnitt des Mittelschenkels.
Die maximale Flussdichte liegt bei Eisen je nach Spezifikation bei 1,5…2 T. Bei Ferriten liegt sie bei etwa 400 mT.
Bei der Auslegung des Eisenkerns und der Windungszahl n sind folgende Zusammenhänge unter bestimmten Randbedingungen (sinusförmige Spannungsform, homogener luftspaltloser magnetischer Kreis) gültig:
- (1)
mit
- n – Windungszahl
- ΔB – Induktionsamplitude (Flussdichteänderung) in Tesla
- U – Effektivwert der Spannung in Volt
- AFe – magnetischer Kernquerschnitt in cm2
- f – Frequenz in Hz
An manche Transformatoren werden besonders hohe Anforderungen an die Linearität der Strom-Spannungs-Kennlinie gestellt oder sie dienen gleichzeitig der Zwischenspeicherung magnetischer Energie (Sperrwandler). Dies kann durch einen Luftspalt im magnetischen Kreis erreicht werden (quasi eine Mischform von Lufttransformator und Eisenkerntransformator). Der Feldstärkebedarf und damit der Magnetisierungsstrom steigen, die Kennlinie wird geschert bzw. linearisiert. Die im Luftspalt gespeicherte magnetische Energie vergrößert die Blindleistung, wird jedoch fast verlustfrei wieder abgegeben.
Luftspalte vergrößern den Streufluss, der möglicherweise anderswo, z. B. im Trafokessel, zu Verlusten und Störungen führt.
Luftspalte werden bei Gleichstrom-Anteilen im Primärstrom (siehe Ausgangsübertrager) und bei Sperrwandler-Übertragern benötigt.
Leistungstransformatoren für Frequenzen unterhalb von etwa 1 kHz haben meistens Kerne, die aus elektrisch gegeneinander isolierten Eisenblechen (Elektroblech) bestehen. Die Kerne müssen geblecht sein, weil unter dem Einfluss des Magnetfeldes im Eisen als leitendem Material genauso wie in der Sekundärspule Spannungen induziert werden, die im Vollmaterial zu Wirbelströmen führen. Diese Wirbelströme erzeugen Verluste, die umso höher sind, je besser die elektrische Leitfähigkeit des Kernes ist. Der Stromweg wird durch die Verwendung von dünnen Blechen, die voneinander isoliert sind, unterbrochen. Eine Beschädigung der Isolierung der einzelnen Blechpakete kann bei großen Transformatoren zu einer erheblichen lokalen Erwärmung des Paketes führen.
Der Eisenkern verursacht weiterhin Ummagnetisierungsverluste, die durch die fortwährende Umpolung der magnetischen Domänen (Weiss-Bezirke) entstehen und auch bei Leerlauf auftreten. Silizium-Eisen-Legierungen mit spezieller Textur haben bei Blechdicken von etwa 0,2 bis 0,3 mm bei 50 Hz Verluste von etwa 0,5 bis 1 W/kg je nach der Stärke des Magnetfelds, das durch die Spulen induziert wird.
Das Magnetisierungsverhalten des Eisens ist bis zur Sättigungsflussdichte weitgehend linear. Durch das lineare Verhalten bleibt der aufgenommene Leerlauf-Wechselstrom weitgehend sinusförmig. Bei der Transformation bleibt die Kurvenform der Eingangsspannung weitestgehend erhalten – lediglich Oberwellen werden aufgrund der Streuinduktivität gedämpft, was jedoch bei Netztransformatoren sogar erwünscht ist.
Eisen hat wie andere ferromagnetische Werkstoffe eine Grenze für die Linearität zwischen Feldstärke und magnetischem Fluss, die dann erreicht wird, wenn alle Weiss-Bezirke seiner Struktur einheitlich ausgerichtet sind. Bei dieser Sättigungsmagnetisierung kann das Eisen keiner weiteren Verstärkung der Feldstärke folgen, der Primärstrom steigt dann steil an. Bei der Konstruktion des Transformators muss daher der Kern möglichst exakt so bemessen werden, dass das Eisen sich auch bei Überspannungen im Stromnetz noch im linearen Bereich seiner Hysterese-Kennlinie befindet.
Ob ein Transformatorkern in die unerwünschte magnetische Sättigung gerät, hängt von der Höhe der Primärspannung ab – ist die Primärspannung in Bezug zu Kernquerschnitt bzw. Kernmaterial, Windungszahl und Frequenz zu hoch, gerät der Transformator in die Sättigung. Die Stromaufnahme steigt steil an. Die magnetische Sättigung setzt bei Belastung des Transformators bei etwas höherer Spannung ein, da die magnetische Feldstärke aufgrund des Spannungsabfalles am ohmschen Widerstand der Primärwicklung etwas abnimmt. Eine starke Belastung oder gar ein Kurzschluss der Sekundärseite führt zu einer wesentlich geringeren magnetischen Feldstärke im Kern und gleichzeitig zu einem starken Streufeld. Dieses kann zum Auslösen eines Kurzschlussschutzes (magnetische Sicherung) genutzt werden.
Die Hysterese-Kennlinie bildet den Zusammenhang zwischen Magnetfeldstärke und Erregerfeld bei dessen Anstieg und Rückgang ab. An ihr kann man sowohl die Sättigungsinduktion als auch die Ummagnetisierungsverluste erkennen.
Für Transformatoren für höhere Frequenzen werden für die Kerne statt Eisen auch andere weichmagnetische Werkstoffe wie z. B. Ferrite, amorphe Metallbandkerne oder Pulverkerne verwendet.
Kernbauformen
Ringkerntransformator
Transformatoren mit Ringkernen haben zumindest bei Teillast einen besonders hohen Wirkungsgrad, da aufgrund der geschlossenen, luftspaltfreien Ringkernform die Leerlaufverluste, davon hauptsächlich die Ummagnetisierungsverluste, minimal sind. Ringkerne bestehen aus einzelnen Blechlagen, die durch ein ringförmig aufgewickeltes Band gebildet werden. Das dünne Band aus Weicheisenblech, meist kornorientiert, wird wie ein "Rolladengurt" zu einem Ring aufgewickelt, so dass in der Mitte das Kernloch freibleibt. Die einzelnen Windungen einer Wicklung werden möglichst gleichmäßig verteilt auf den Eisenring gewickelt. Dazu wird der Drahtvorrat einer Wicklung auf ein "Schiffchen" gewickelt, welches dann maschinell zum Aufbringen der Wicklung, durch das Kernloch um den Kernring herum geführt wird.
Ringkerntransformatoren können mit höherer magnetischer Flussdichte und geringeren Hystereseverlusten arbeiten, wenn texturierte das heißt kornorientierte Blechbänder verwendet werden. Auch das trägt maßgeblich zur Verringerung der Baugröße bei. Anders als bei einem gestanzten Blechschnitt für zum Beispiel einen EI-Kern-Transformator, liegt die Kornorientierung dann für alle Teile des Kerns in der für die Magnetfeldlinien günstigen Vorzugsrichtung. Außerdem können Ringkerne auch aus Ferriten hergestellt werden, wenn sie für höhere Frequenzen benötigt werden.
Ringkerne werden auch für Stelltransformatoren verwendet, bei diesen kontaktiert ein drehbar gelagerter Schleifer die einzelnen Spulenwindungen. Zur Kontaktgabe für den Schleifer sind die Windungen der Spule an den Außenseiten freigelegt, d. h. die Lack-Isolation der Lackdrähte wird abgeschliffen. Aufgrund der nötigen, niederen Windungsspannung, sind auch die Einschaltströme reduziert. Die niedere Windungsspannung ist nötig, weil beim notgedrungenen Überbrücken von zwei Windungen durch den Schleifer, zwar ein Windungsschluss entsteht, der aber aufgrund der geringen Spannung zwischen den zwei überbrückten Windungen, keinen zu großen Primär-Stromanstieg verursacht. Wegen der hohen Remanenz, aufgrund der Luftspaltfreiheit des Kernes, sind die Einschaltströme dennoch größer als bei zum Beispiel EI Kern Transformatoren.
Trotz ihrer Vorteile kommen Ringkerntransformatoren für 50 Hz erst in den letzten Jahren mehr und mehr zum Einsatz, weil u. a. die Bewicklung eines geschlossenen Ringkerns aufwendiger ist. Inzwischen kann man jedoch Kerne bis zu 100 kW Leistung mit Automaten bewickeln.
Durch die Verteuerung der Materialien für den Kern und die Wicklung, welche alle Transformatoren seit einigen Jahren trifft, besitzt der Ringkerntransformator immer mehr Vorteile je teurer die Materialien werden, weil er die geringsten Materialmengen benötigt. Ringkerntransformatoren lassen sich auch gut als Energiespartransformatoren einsetzen, weil zum Beispiel mit einem Ringkern-Trafo mit der doppelten als der zu übertragenden Leistung, der zwar doppelte aber sehr geringe Leerlauf- und damit Standby-Strom nicht ins Gewicht fällt, die Wirk-Verlustleistung dann aber nur noch 1/4 so hoch ist wie bei einem Trafo der genau auf die Nennleistung ausgelegt ist. Ringkerntransformatoren verursachen aufgrund der hohen Remanenz im Kern, beim Einschalten große Stromspitzen, weil ihr Kern dabei leichter als bei anderen Transformatoren in Sättigung geraten kann. Dieser lässt sich jedoch inzwischen durch Transformator-Softstarter oder Trafoschaltrelais, Transformatorschaltrelais völlig vermeiden oder mit Einschaltstrombegrenzern eben begrenzen.
Schnittbandkern
Eine Kompromisslösung stellen Schnittbandkerne dar: ein Blechband (Dicke 0,025–0,3 mm) wird auf einen Dorn mit rechteckigem Querschnitt aufgewickelt und verklebt. Anschließend wird der Wickel in der Mitte quer zerteilt und die Trennflächen werden poliert. Die Hälften werden dann in die bewickelten Spulenkörper gesteckt und verklebt. Für Schnittbandkerne werden ebenfalls auch texturierte Blechbänder eingesetzt. Schnittbandkerne haben ähnlich gute Eigenschaften wie Ringkerne, jedoch ist die Wicklungsherstellung einfacher. Schnittbandkerne haben aufgrund ihrer Restluftspalte eine kleine Remanenz und damit kleinere Einschaltströme als Ringkerntransformatoren. Durch die beiden Rest-Luftspalte im Kern ist auch die Materialausnutzung nicht so hoch wie beim Ringkerntransformator. Außerdem ist die Schnittband Kernherstellung etwas teurer (Baureihen SM, SE, SU, SG, S3U siehe auch DIN 41309 und IEC 329).
Gestapelte Blechkerne
Die meisten Transformatoren für Netzfrequenz und bis etwa 400 Hz (bei Übertragern bis 20 kHz) bestehen aus gestapelten Eisenblechen. Folgende Formen sind gebäuchlich:
- EI-Kern: gleichsinnig (Luftspalt!) oder wechselseitig geschichteter Stapel aus Blechen in E- und I-Form; die Außenschenkel der E-Bleche sind halb so breit wie der Mittelschenkel; ein Wickel auf dem Mittelschenkel. Der Luftspalt (gleichsinnige Montage) ist bei der Montage durch Zwischenlagen variierbar.
- M-Kern: Blechform in der Form eines unten geschlossenen M, der Mittelteil ist am Ende unterbrochen, um die Bleche in den Wickel stapeln zu können, ein Wickel auf dem Mittelschenkel. M-Kerne bzw. -Bleche können einen Luftspalt aufweisen. Der Mittelschenkel ist doppelt so breit wie die Außenschenkel.
- UI-Kern: wechselseitig gestapelte Bleche in der Form eines U und eines I; zwei Spulenwickel auf den langen Seiten des U.
- LL-Kern: zwei L-förmige Bleche werden jeweils umgekehrt gegeneinander gelegt und wechselseitig orientiert gestapelt. Zwei Wickel auf den langen Seiten. LL-Kerne können eine Jochverstärkung aus rechteckigen Blechen neben den Wickeln aufweisen, wenn längs der Wickel texturierte (kornorientierte) Bleche zum Einsatz kommen.
- Drehstromtransformatoren: Dreiphasenwechselspannung lässt sich prinzipiell mit drei gleichen Einphasentransformatoren übertragen. Effizienter ist es jedoch, die drei getrennten Eisenkerne zu einem gemeinsamen Kern mit drei Schenkeln zusammenzufassen. Die Summe der Magnetflüsse ist hierbei in allen drei Schenkeln gleich. Die Schenkel sind hintereinander angeordnet und oben und unten mit einem gemeinsamen Eisenblech-Joch verbunden Die dazu verwendeten Bleche sind allesamt rechteckig oder bestehen aus E-förmigen Blechen gleicher Schenkelbreiten sowie zugehörigen I-Blechen für das Joch.
Drehstromtransformator
→ Hauptartikel: Dreiphasenwechselstrom-Transformator
In den Schenkelkernen sind die magnetischen Flüsse wirksam, die sich gemäß der jeweils zugeordneten Wechselstromphase verändern. Der Phasenwinkel zwischen den drei einzelnen Wechselströmen beträgt jeweils ±120°, sodass sich die jeweils in den Schenkeln induzierten Magnetfelder nach außen hin aufheben.
Drehstromtransformatoren werden mit Nennleistungen von etwa 100 VA bis 1.100 MVA gebaut.
Die Formel für das Übersetzungsverhältnis ü = n1 / n2 gilt für Drehstromtransformatoren nur bei gleicher Schaltung von Ober- und Unterspannungsseite wie etwa bei der Schaltgruppe Yy0. Die drei Phasenleiter der elektrischen Spannung werden üblicherweise in Europa mit den Buchstaben „L1“, „L2“ und „L3“ bezeichnet (früher als „R“, „S“ und „T“), die drei Wicklungsstränge von Drehstrommotoren und -transformatoren mit „U“, „V“ und „W“.
Bei besonders großen Transformatoren können zur besseren Transportierbarkeit drei Einphasentransformatoren zu einer „Drehstrombank“ zusammengesetzt werden. Hierbei müssen jedoch die Stufenschalter und viele Meldeeinrichtungen jeweils dreifach vorhanden sein, so dass diese Anordnung eher selten ausgeführt wird.
Mit Hilfe der sog. Scott-Schaltung wird der dreiphasige Drehstrom in ein zweiphasiges System gewandelt. Diese Art der Transformatoren wird gerne bei Heizungen eingesetzt, um eine symmetrische Belastung des Netzes zu erreichen. Auch in der Bahnstromversorgung wird diese Technik angewandt, um die einpolige Fahrleitung aus einem Drehstromnetz zu versorgen.
Auslegung der Spulenwicklungen
Wie schon oben erwähnt, ist die Ausgangsspannung der Transformator-Sekundärspule theoretisch exakt so groß, wie es das Windungszahlverhältnis zwischen den Wicklungen und die Primärspannung vorgeben.
Es gilt:
mit
- U1 – Primärspannung
- U2 – Sekundärspannung
- n1 – Primärwindungszahl
- n2 – Sekundärwindungszahl
Dies gilt jedoch nur für den Leerlauf bzw. den unbelasteten Zustand. Sobald in der Sekundärspule ein Strom zu einem äußeren Verbraucher fließt, teilt sich die Leerlaufspannung auf die inneren elektrischen Widerstände des Transformators und des Verbrauchers auf. Die Streuinduktivität führt ebenfalls zu einer Verringerung der Spannung.
Wenn also eine bestimmte Spannung bei einer bestimmten Leistung entnommen werden soll, muss die Windungszahl der Sekundärspule für eine entsprechend höhere Leerlaufspannung ausgelegt werden. Die Spannung, die der Spule bei Nennleistung entnommen werden kann, wird „Nennspannung“ genannt. Die Nennleistung ist die für den regulären Dauerbetrieb vorgesehene Abgabeleistung auf der Sekundärseite. Rechnerisch kann stattdessen auch mit dem Nennstrom gearbeitet werden.
Beispiel: Für einen Transformatortyp ist von der Größe und vom Material her ein Leistungsverlust bei der Übertragung von 10 % bekannt. Bei der vorgesehenen Nennleistung soll die Sekundärspule genau 240 Volt abgeben. Die Windungszahl wird daher für eine Leerlaufspannung von
ausgelegt.
Bei Nennleistung liefert die Sekundärspule dann eine Spannung von
Ein Transformator kann statt einer einzelnen auch mehrere getrennte Sekundärwicklungen für unterschiedliche Spannungen oder für getrennte Stromkreise haben. Die Sekundärwicklungen können eine oder mehrere Anzapfungen haben: so kann man auch mit einem Transformator mit nur einer Sekundärwicklung mehrere unterschiedlich hohe Sekundärspannungen erhalten.
Anzapfungen
Die Primärwicklung kann mehrere Anzapfungen haben; damit ist ein solcher Transformator für unterschiedlich hohe Primärspannungen geeignet, wobei dennoch auf gleiche Ausgangsspannungen transformiert wird.
Ein Transformator, der sowohl für den amerikanischen (120 Volt) als auch den europäischen Markt (230 Volt) einsetzbar sein soll, kann z. B. mit einer Anzapfung der Primärwicklung am Netztransformator und einem Umschalter versehen sein. Oft werden hierzu jedoch zwei Wicklungen für je 120 Volt aufgebracht, die wahlweise parallel oder in Reihe geschaltet werden können. Dadurch kann man die geringe Spannungsabweichung zugunsten des geringeren Kupferbedarfes meistens in Kauf nehmen. Auch die Sekundärwicklung kann Anzapfungen besitzen, um den Transformator zum Beispiel an unterschiedliche Belastungsfälle anzupassen oder mehrere Spannungen mit gleichem Bezug zu erzeugen.
Bei der Stromversorgung werden Netztransformatoren häufig mit schaltbaren Anzapfungen an der Primär- oder Sekundärwicklung ausgestattet. Die Anzapfungen können unter Last mit speziellen Lastschaltern je nach Erfordernis (Spannungs- oder Leistungsänderung) frei gewählt werden, beispielsweise bei elektrischen Lichtbogenöfen oder Bahnfahrzeugen. Eine Stromunterbrechung wird dabei durch kleine Hilfs-Stelltransformatoren vermieden.
Eine Sonderbauart ist der Spartransformator, der nur eine Spule besitzt, die eine oder mehrere zusätzliche Anzapfungen aufweist. Infolge Fehlens galvanischer Trennung der einzelnen Spannungsebenen ist seine Verwendung auf Spezialeinsätze beschränkt.
Beim Spartransformator ist nur eine einzige Wicklung mit einer oder mehreren Anzapfungen vorhanden – bei dieser Bauform ist nur Spannungsanpassung, jedoch keine galvanische Trennung zwischen Ein- und Ausgangsspannung gegeben. Sein Vorteil ist die bei gleicher Übertragungsleistung geringere Masse – Eisen- und Kupferbedarf sind bei gleicher Nennlast wesentlich geringer.
Mittenanzapfung
Wird die Wicklung der Sekundärseite nach der Hälfte der Gesamtanzahl der Windungen aufgetrennt und nach außen geführt, so wird dies als Mitten- oder Mittelanzapfung bezeichnet. So stehen drei Spannungen im Verhäkltnis 1:1:2 zur Verfügung. Solche Transformatoren werden als Treiber- oder Ausgangsübertrager von Gegentakt-Endstufen sowie zur Speisung einer Zweiwege-Gleichrichtung eingesetzt. Eine solche „Mittelanzapfung“ kann man auch schaffen, indem man zwei Wicklungen mit gleicher Anzahl von Windungen auf die Sekundärseite aufbringt und diese polrichtig in Reihe schaltet. Dadurch erhält man zwei gleiche Spannungen, die sich addieren.
Wicklungsanordnung
Bei Netztransformatoren mit nur einer Wickelkammer ist die Primärwicklung meist zuunterst gewickelt – bei niedrigeren Ausgangsspannungen schützt so der meist dickere Draht der Sekundärwicklung den dünnen Draht der Primärwicklung. Bei hoher Ausgangsspannung wird durch diesen Wicklungsaufbau die Isolation zum Kern erleichtert.
Audio-Transformatoren (Übertrager und Ausgangstransformatoren) haben oft ineinander greifende (sog. verschachtelte) Wicklungen, um die Streuinduktivität zu verringern und so die Übertragung hoher Frequenzen zu verbessern.
Bei Sicherheitstransformatoren sind Primär- und Sekundärwicklung in getrennten Kammern des aus Isolierstoff bestehenden Wickelkörpers untergebracht, um sie sicher voneinander zu isolieren.
Anwendungen
Spannungsanpassung
Die Spannungstransformation wird angewendet, um Spannungen auf den gewünschten Wert umzuformen (zu transformieren). Beispiel: 230 Volt aus dem öffentlichen Stromnetz in 12 Volt für eine Halogenlampe. Bei kleinen und mittleren Leistungen sind häufig die Wicklungen zusammen mit dem Kern in Gießharz vergossen.
Zur reinen Spannungsanpassung (beispielsweise von 230 V auf 115 V) werden so genannte Spartransformatoren mit nur einer gemeinsamen Wicklung verwendet. Die veränderte Ausgangsspannung wird durch eine Anzapfung (falls sie kleiner als die Eingangsspannung sein soll) oder einen zusätzlichen Wicklungsanhang (für eine Spannung größer als die Eingangsspannung) gewonnen. Dabei muss der Transformator nur einen Teil der benötigten Leistung (im Beispiel 230/115 V die Hälfte zuzüglich der transformatoreigenen Verlustleistungen) übertragen und lässt sich entsprechend kleiner bauen.
Klingeltransformatoren z. B. haben die Aufgabe, die für die Türklingel erforderliche Spannung von 8 Volt aus der Netzspannung von 230 V zu erzeugen, sie sind in der Regel kurzschlussfest ausgeführt und weisen besonders geringe Leerlaufverluste auf.
Energietransport
Zur verlustarmen Energieübertragung in Hochspannungsleitungen werden Spannungen auf hohe Werte transformiert. Dabei wandelt der Maschinentransformator des Kraftwerkes die Generatorspannung, bei großen Kraftwerken etwa 10 kV bis 30 kV, auf die Hochspannung von etwa 110 kV bis 400 kV um, wodurch im Verbundnetz die Transportverluste geringer ausfallen und größere Leistungen übertragen werden können. Die Transformationsverluste sind bei Hochspannungstrafos vergleichsweise gering und liegen meist bei 0,1 % der übertragenen Leistung. Der geringere Strom auf der Hochspannungsseite bei konstanter übertragener Leistung führt dazu, dass weniger Verlustwärme am ohmschen Widerstand der Leitung entsteht. Allerdings ist der Strom auf Hochspannungsleitungen im Normalbetriebsfall relativ hoch und betragsmäßig sogar höher als bei niedrigeren Spannungsebenen wie dem Mittelspannungsnetz. Der Strom auf 400-kV-Leitungen liegt im Bereich von 1 kA pro Außenleiter, im Vergleich dazu auf 110-kV-Leitungen „nur“ in der Größenordnung von 500 A, jeweils im normalen Betriebsbereich. Der Grund für den Betrieb von Hochspannungsleitungen ist, die übertragbare Gesamtleistung zu steigern, ohne den Leiterstrom wesentlich erhöhen zu müssen.
Bei richtiger Übertragungsspannung heben sich induktive und kapazitive Blindleistung auf (Wellenwiderstand 240…300 Ohm). Das gilt jedoch nur beim Übertragen der so genannten natürlichen Leistung Pn. Für das Mittelspannungsnetz werden die Hochspannungen in Umspannwerken wieder auf 10 kV bis 36 kV heruntertransformiert.
Große Leistungstransformatoren werden zur Abführung der Verlustwärme und zur Isolation in Behälter eingebaut, die mit Transformatorenöl gefüllt sind (Öltransformatoren). Die Ölkühlung wird gegebenenfalls mit Kühlrippen und Umwälzpumpen forciert (siehe Bild mit Leistungstransformatoren).
Aufgrund der isolierenden Eigenschaften des Öls reicht die Lackisolierung der Kupferleiter je nach Spannung aus, um das Tränken bzw. den Verguss der Wicklungen mit isolierenden Stoffen entfallen zu lassen. Große Transformatoren hingegen enthalten immer Feststoffisolationskomponenten auf Zellulosebasis. Durch die Alterung des Öls und Wasseraufnahme der Zellulose werden die Isolationseigenschaften mit steigender Betriebszeit allerdings schlechter. In den 1970er Jahren bis Anfang der 1980er Jahre wurden daher oft die giftigen, jedoch stabileren polychlorierte Biphenyle (PCB) verwendet. Zur Überwachung der Ölfüllung auf durch Isolationsfehler entstehende Gase dient der Buchholzschutz.
Die Spannungsanpassung bei Netz-Belastungssschwankungen und die Abstimmung beim Parallelschalten großer Leistungstransformatoren geschieht über mit in den Kessel eingebaute Stufenschalter. Zu diesem Zwecke sind die entsprechenden Wicklungen mit Anzapfungen versehen.
Im Bild sind oberhalb des Transformators die drei gießharzisolierten, zylinderförmigen Rundsteuer-Einspeisetransformatoren erkennbar, die in Reihe zur unterspannungsseitigen Wicklung liegen und das nachgeschaltete Netz mit tonfrequenten Steuerimpulsfolgen der Rundsteueranlage beaufschlagen.
Getaktete Netzteile / Schaltnetzteil
An Netzfrequenz mit 50 bzw. 60 Hz arbeitende Netztransformatoren sind relativ groß und schwer. Da die Änderungsgeschwindigkeit der Magnetfeldstärke die in den Wicklungen induzierte Spannung bestimmt, kann ein bei höherer Frequenz betriebener Transformator auch mehr Leistung übertragen.
Mit steigender Frequenz kann die Windungszahl und/oder der Kernquerschnitt (Kernvolumen) abnehmen, ohne dass sich die Spannung verändert; siehe Formel (2). In Schaltnetzteilen werden zu diesem Zweck mit Halbleiterschaltern für den Transformator Eingangsspannungen mit Frequenzen von etwa 20 kHz bis 2 MHz erzeugt. Damit können erheblich leichtere Netzteile bzw. Stromversorgungen gebaut werden.
Die Transformatorkerne von Schaltnetzteilen werden zur Verringerung der Hysterese- und Wirbelstromverluste meist aus Ferrit (ferromagnetische Keramik) oder aus Eisenpulver gefertigt. Auch die Wicklungen werden bei höheren Frequenzen wegen des Skineffektes häufig als flaches Kupferband oder mittels Hochfrequenzlitze (parallelgeschaltete dünne Drähte) ausgeführt. Trotz der gegenüber Eisen geringeren Sättigungsinduktion von Ferriten ist die Verringerung der Masse erheblich. Ein zur Übertragung von 4000 Watt geeigneter Transformator wiegt beispielsweise:
- bei 50 Hz etwa 25 kg
- bei 125 kHz dagegen nur 0,47 kg.
Die schnellen Strom- und Spannungsänderungen der Schaltnetzteile führen zu Hochfrequenz-Störungen, die meist mit Netzfiltern, Abschirmungen und Ausgangsfiltern verringert werden müssen.
Mittelfrequenz-Transformatoren
Die Formel für den Zusammenhang zwischen Windungszahl, Eisenquerschnitt und Spannung lautet
- mit
- N: Windungszahl
- ΔB als Induktionsamplitude (Flussdichteänderung) in Tesla
- U: Effektivwert der Spannung in Volt
- AFe: magnetischer Kernquerschnitt in cm2
- f: Frequenz in Hz.
Auf den Eisenquerschnitt umgestellt zeigt sich, dass der Eisenquerschitt mit zunehmender Frequenz kleiner bemessen werden kann:
Für bestimmte Anwendungsfälle wird daher eine höhere als die übliche Netzfrequenz verwendet, um kleinere Transformatoren zu bauen.
Beispiele sind u. a.:
- in Flugzeugen konnten die in den früher üblichen Röhrengeräten (RADAR, Bordfunk usw.) erforderlichen verschiedenen Spannungen massesparend mit kleinen Transformatoren mit 400-Hz-Drehstrom erzeugt werden.
- in Punktschweiß-Zangen werden oft Mittelfrequenz-Transformatoren eingebaut, um dicke Strom-Zuführungen (erforderlich sind einige tausend Ampere) zu vermeiden und die Zangen (z. B. an Roboterarmen in der Automobilfertigung) dennoch leicht und beweglich zu halten.
Gegenüber einer Betriebsfrequenz von 50 Hz sind dabei große Gewichtseinsparungen erreichbar. Bei Frequenzen bis zu einigen kHz („Mittelfrequenz“) können Leistungs-Transformatoren noch mit geblechten (Eisen-)Kernen gefertigt werden, doch muss die Blechdicke zur Vermeidung höherer Wirbelstromverluste geringer sein (etwa 0,1 mm gegenüber etwa 0,5 mm bei 50 Hz). Die Hystereseverluste halten sich dann noch in Grenzen.
Galvanische Trennung
Stromversorgung
Aus sicherheitstechnischen Gründen (u. a. Blitzschlag) wird ein Anschluss der öffentlichen Stromversorgung auf Erdpotenzial bezogen. Um nun unter allen Umständen (z. B. zwischengeschaltete Kabel) zu verhindern, dass eine frei zugängliche, leitende Stelle des Gerätes Netzpotenzial führt und damit für den Benutzer die maximale Schutzkleinspannung überschritten wird, muss eine galvanische Trennung mit verstärkter Isolation oder eine Schutzerdung leitfähiger berührbarer Teile vorgenommen werden. Transformatoren mit getrennten, voneinander isolierten Wicklungen bieten diese galvanische Trennung. Die so genannte „sichere elektrischen Trennung“ (Schutzklasse II) ist in Normen (IEC, VDE, UL) definiert und verlangt besonders hohe elektrische Isolationsfestigkeit zwischen Primär- und Sekundärseite. Dafür geeignete Transformatoren haben oft getrennte, gekapselte Isolierstoff-Kammern für die Primär- bzw. Netzspannungswicklung.
Aus einem geerdeten Netz kann man mit so genannten Trenntransformatoren (Übersetzungsverhältnis 1:1) ein gegen Erde isoliertes Netz schaffen. In Krankenhäusern ist eine solche Netztrennung für viele Geräte gefordert. Bei einem Körperschluss an einem Gerät, das mit Menschen in Kontakt kommt, kann so kein Erdstrom fließen. Vielmehr wird das Netz überwacht und der Fehler kann behoben werden. Eine Abschaltung ist nicht nötig solange kein zweiter Fehler auftritt.
Reparaturarbeiten an netzbetriebenen Geräten (z. B. Fernseher) müssen ebenfalls an mittels Trenntransformator isolierter Netzspannung stattfinden. Gegen die Berührung der Bildröhren-Anodenspannung von 17 … 27 kV bieten übliche Trenntransformatoren jedoch keinen Schutz: selbst ohne Berührung kann man bei Annäherung innerhalb der Schlagweite einen Stromschlag erleiden, da die Isolationsfestigkeit eines üblichen Trenntransformators nur etwa 4 kV beträgt.
Signalübertragung
Signal-Trenntransformatoren (Hochfrequenz, Audiofrequenz) werden zum Beispiel als Mantelstromfilter zur Beseitigung von Störungen in Form von Mantelströmen verwendet. So können auch Erdschleifen vermieden werden.
Auch zur Signal-Potentialtrennung zwischen Steuerungen und netzspannungsbezogener Leistungselektronik werden Übertrager eingesetzt. Beispiele sind die Zündimpuls-Übertragung zur Ansteuerung von Thyristoren oder die Übertragung von Rechteckspanungen zu Transistoren in Schaltnetzteilen.
Weiterhin werden kleine Transformatoren bzw. Übertrager zur Verbesserung der Störspannungsfestigkeit in Datennetzen, z. B. Ethernet, verwendet.
Messwandler
Für die Messung hoher Wechselströme und -spannungen werden Messwandler verwendet, mit denen die Spannung bzw. der Strom auf niedrige und für das Messgerät konforme Werte heruntertransformiert werden.
Strommesswandler: Als Durchsteckwandler ausgeführte Stromwandler bestehen nur aus der Sekundärspule und dem Kern (Zangenamperemeter). Die Primärwicklung wird durch eine durchgesteckte Leitung des Leistungsstromkreises gebildet. Sie hat dann eine Windung. Die Leitung kann ggf. für kleinere zu messende Ströme auch mehrmals durch den Messwandler geführt werden, um den Messbereich gemäß den folgenden Formeln anzupassen:
- .
Besonders hohe Anforderungen werden an Mess-Stromwandler und -spannungswandler für Energiezähler gestellt. Mit ihnen transformiert man den zu messenden Primärstrom auf die z. B. für 5 A ausgelegte Stromspule eines mechanischen Zählers oder man erzeugt mit einem an der Sekundärwicklung angeschlossenen Lastwiderstand eine kleine Messspannung für die Auswerteelektronik eines elektronischen Zählers. Durch die Verwendung spezieller Legierungen für den Ringkern sind gute Linearität und ein geringer Phasenfehler erreichbar. Ein Stromwandler muss aus mehreren Gründen immer an eine(n) niederohmige Bürde, (Lastwiderstand oder ein weiterer Strom-(Summen)- Wandler angeschlossen werden und dürfen nie offen betrieben werden. Erstens würden bei schnellen Stromänderungen hohe Spannungen am Ausgang entstehen, welche die Isolation seiner Wickeldrähte durchschlagen könnte und zweitens würde beim Normalbetrieb mit einem zu hochohmigen Abschluss die Ausgangsspannung den Kern schon vor dem Ende einer Stromhalbwelle am Eingang, in Sättigung bringen und die Messung verfälschen.
Spannungsmesswandler: Oft muss auch die Spannung heruntertransformiert werden, um sie messen zu können. Die dazu verwendeten Spannungswandler sind für Messungen gegen Erde/Neutralleiter oder auch zur Messung der Spannung zwischen den Außenleitern ausgeführt. Solche Spannungswandler dienen oft auch der Stromversorgung von Schaltanlagen mit einer Steuerspannung.
Gängige Nenn-Sekundärwerte von Stromwandlern sind 5 A, von Spannungswandlern 100 V.
Impedanztransformation
Eine Impedanzanpassung mittels Übertragern wird angewendet, um Verbraucher und Quellen hinsichtlich ihre Impedanz oder Wellenwiderstandes anzupassen, zum Beispiel eine Ferritantenne an die Eingangsstufe des Radios oder einen Lautsprecher mit einer Impedanz von 4 Ohm an den Ausgang eines Röhrenverstärkers mit einer Impedanz von einigen 1000 Ohm. Bei Transformation auf den richtigen Wert wird die maximal mögliche Leistung übertragen. Prinzipiell transformiert jeder Transformator die Impedanzen im Verhältnis des Quadrates des Windungszahlenverhältnisses.
Für den elektrischen Widerstand R einer Baugruppe gilt das ohmsche Gesetz
Wendet man diese Beziehung auf die Primär- und Sekundärwicklung eines Transformators an, so folgt
Für das Verhältnis von Primär- und Sekundärwiderstand errechnet sich daraus mit U~N und I~1/N das erforderliche Verhältnis der Windungszahlen:
Durch ein Windungszahlverhältnis von 2 zu 1 wird also eine Widerstandstransformation von 4 zu 1 erreicht.
Durch die Umrechnung des Widerstandes kann man beide Widerstände im Längszweig des Ersatzschaltbildes nun von nur einer Seite betrachten. Die Impedanz auf der nicht interessierenden Seite ist nun auf die Bezugsspannungsebene transformiert. Durch die Summe erhält man die Kurzschlussimpedanz. Alle Leistungs- und Kurzschlussberechnungen können damit auf eine Spannung bezogen werden.
Modellbetrachtungen
Idealer Transformator (Übertrager)
Definition
Ein idealer Transformator (Übertrager) ist ein elektrischer Vierpol mit den Eingangsgrößen u1(t) und i1(t), den Ausgangsgrößen u2(t) und i2(t) sowie dem Übertragungsfaktor , für den gilt:
Die Größen u1(t) und i1(t) heißen Primärgrößen des Transformators. Die Größen u2(t) und i2(t) heißen Sekundärgrößen des Transformators. Für γ > 0 heißt der Transformator „gleichsinnig gewickelt“, für γ < 0 heißt er „gegensinnig gewickelt“.
Primär- und Sekundärseite sind galvanisch getrennt. Für die Richtungen von Strömen und Spannungen gelten im Zusammenhang mit den Formeln die rechts abgebildeten Zählpfeile.
Definitionsgleichungen bei komplexer Rechnung
Bei Zeigerrechnung lauten die Gleichungen entsprechend
Erläuterung
Die Begriffe Transformator bzw. Übertrager können einerseits ein elektrotechnisches Bauelement bedeuten oder ein Modell dieses Bauelements. Die Bedeutung ergibt sich jeweils aus dem Zusammenhang.
Der ideale Transformator ist ausschließlich durch den Übersetzungsfaktor von Strom, Spannung und Impedanz gekennzeichnet. Er enthält keine frequenzabhängigen Glieder und arbeitet verlustfrei und ohne Verzögerung.
Der Übertragungsfaktor γ des Modells ist zunächst eine reelle Zahl, die als Parameter eines reinen Netzwerkmodells keine direkte physikalische Bedeutung hat. Modelliert man reale Transformatoren mithilfe des Modells des idealen Transformators, so entspricht der Faktor γ dem Wicklungsverhältnis der Wicklungszahlen auf Primär- und Sekundärseite bzw. (in allgemeinerer Darstellung) der Wurzel des Verhältnisses der Eigeninduktivitäten von Primär- und Sekundärspule. Dabei geht man jeweils von gleichsinnigen Wicklungen auf Primär- und Sekundärseite aus.
Die Indizierung γ = n1 / n2 (statt der intuitiveren Reihenfolge: γ = n2 / n1) entspricht der Konvention in der einschlägigen Literatur. In der deutschsprachigen Literatur wird anstelle von γ häufig der Buchstabe verwendet.
Beide Seiten des Transformators werden im Verbraucherzählpfeilsystem aufgezeichnet. Diese Konvention ist physikalisch nicht intuitiv, da die Primärseite des Transformators hinsichtlich des folgenden Netzwerk meistens die Rolle eines Erzeugers spielt. Die Darstellung wurde gewählt, um eine mit der allgemeinen Zweitortheorie (früher: Vierpoltheorie) übereinstimmende Darstellung zu gewährleisten. Zur Vermeidung der negativen Vorzeichen in den Formeln wird in der Praxis die Sekundärseite des Transformators häufig abweichend von der hier gewählten Konvention im Erzeugerzählpfeilsystem bepfeilt.
Das Modell des idealen Transformators berücksichtigt eine wesentliche Eigenschaft, wegen der Transformatoren eingesetzt werden und vernachlässigt Randeffekte, die in der Praxis zusätzlich zu berücksichtigen sind. Er wird zur Modellierung realer Transformatoren in einem Ersatzschaltbild verwendet. Insofern stellt das Modell ein effektives Mittel zur Analyse und Synthese elektrischer Transformatorschaltungen dar.
Das Modell erlaubt in dieser Form auch die Wandlung von Gleichgrößen (Gleichspannung und Gleichstrom). Das ist bei einem realen Transformator natürlich nicht möglich und wird im Ersatzschaltbild des realen Transformators durch zusätzliche Widerstände, Induktivitäten und Kapazitäten verhindert.
Transformatoren werden allgemein zur Energiewandlung und speziell zur Spannungstransformation, zur Stromtransformation oder zur Widerstandstransformation eingesetzt.
Energiewandlung
Der ideale Transformator ist ein reiner Energiewandler ohne Energiespeicher. Die primärseitig in den Transformator eingespeiste Leistung ist zu jedem Zeitpunkt identisch mit der dem Transformator sekundärseitig entnommenen Leistung , so dass gilt:
Das negative Vorzeichen ist notwendig, da beide Transformatorseiten der inzwischen üblichen Konvention entsprechend im Verbraucherzählpfeilsystem bepfeilt sind, die Sekundärseite jedoch als Erzeuger aufgefasst wird.
Die Leistungsbilanzgleichung ist die Grundlage für die Strom-, Spannungs- und Widerstandstransformation eines Transformators. Sie wird bei einem realen Transformator nur näherungsweise erreicht.
In der Zeigerrechnung lautet die Leistungsbilanz:
Hierbei deutet der Stern * an, dass das Konjugiert-Komplexe der bezeichneten Größe zu verwenden ist.
Da und gemäß der Vereinbarung mit reellem γ in Phase sind, kann man die Leistungsbilanzgleichung mit multiplizieren, so dass sich die folgende Vereinfachung ergibt:
Spannungs- und Stromtransformation
Aus den Definitionsgleichungen ergibt sich unmittelbar:
Auf der Seite mit dem höheren Strom herrscht also die geringere Spannung und umgekehrt. Beim realen Transformator gilt entsprechend: Auf der Seite mit der hohen Wicklungszahl herrscht die hohe Spannung und der kleine Strom.
Widerstandstransformation
Beschaltet man die Sekundärseite des Transformators mit einer Impedanz , so legt diese das Verhältnis von Sekundärspannung zu Sekundärstrom fest, und es gilt:
Mithilfe der Transformationsgleichungen ergibt sich für das Verhältnis von Primärspannung zu Primärstrom:
Das Verhältnis von Primärspannung und Primärstrom ist die Impedanz, die der Transformator zusammen mit der sekundärseitigen Impedanz hat. Die sekundärseitige Impedanz wird also mit dem Faktor γ2 auf die Primärseite des Transformators übertragen.
Beispiele zur Widerstandstransformation und Leistungsanpassung
1. Eine Wechselspannungsquelle ohne Innenwiderstand treibt einen Transformator mit dem Wicklungsverhältnis 1:3 und dem sekundärseitigen Widerstand .
Dem Windungsverhältnis entsprechend gilt . Nach dem Bauelementgesetz für den ohmschen Widerstand ergibt sich:
- .
Entsprechend dem Wicklungsverhältnis beträgt der Primärstrom somit:
- .
Die Spannung erhöht sich bei der Transformation um den Faktor 3, der Strom vermindert sich um den Faktor 3. Daher „sieht“ die Quelle U1 nur ein neuntel der auf der Sekundärseite anliegenden Impedanz.
2. Eine Spannungsquelle mit dem Innenwiderstand treibt über einen Transformator mit dem Wicklungsverhältnis 1:3 eine Last R. Wie groß ist die Last zu wählen, damit eine maximale Leistung übertragen wird?
Die Last R beträgt auf der Primärseite nur R/9. Um Leistungsanpassung zu gewährleisten, muss gelten, also .
Auf der Seite mit den hohen Wicklungszahlen ist demnach nicht nur die hohe Spannung, sondern auch der hohe Widerstand.
Reale Transformatoren
Ein realer Transformator besteht typischerweise aus zwei oder mehr Spulen bzw. Leiterschleifen, die magnetisch eng gekoppelt sind. Das rechte Bild zeigt eine Anordnung aus zwei Spulen mit den Induktivitäten L1 und L2, die mit dem Kopplungsfaktor M miteinander magnetisch verkoppelt sind.
Im Idealfall gelten die folgenden Bedingungen:
- Die Permeabilität des Magnetwerkstoffes (die Fähigkeit, das durch eine Spule induzierte Magnetfeld zu führen) geht gegen Unendlich, und die Wicklungen liegen eng an kein Streufeld
- die elektrische Leitfähigkeit des Magnetwerkstoffes geht gegen null keine Wirbelströme
- der Magnetwerkstoff hat keine Ummagnetisierungsverluste (Fläche der Hystereseschleife des Magnetwerkstoffes geht gegen null)
- die Permeabilität der Luft geht gegen null (eigentlich μr = 1) kein Streufeld
- die elektrische Leitfähigkeit der Wicklungen geht gegen Unendlich keine Wicklungsverluste
- die Kapazität der Wicklungen geht gegen Null
Die physikalische Idee
Sind n1 und n2 die Wicklungszahlen der Spulen auf Primär- und Sekundärseite und herrscht in beiden Spulen derselbe magnetische Fluss Φ, so gilt mithilfe des Induktionsgesetzes:
Liegen Gleichgrößen vor, so sind beide Gleichungen identisch null. Der Transformator überträgt keine Energie.
Liegen Wechselgrößen vor, so kann man für alle Zeiten t mit beide Gleichungen miteinander dividieren, und es ergibt sich:
Diese einfache Gleichung gilt jedoch nur für ideal gekoppelte Spulen ohne weitere parasitäre Effekte.
Der verlustlose Transformator
Die Voraussetzung, dass die magnetische Flussdichte in beiden Teilspulen identisch ist, wird wegen des endlich großen magnetischen Widerstands des Magnetmaterials und der nicht ganz idealen Ausführung der Wicklungen nur näherungsweise erreicht.
Das nebenstehende Bild zeigt die Zählpfeile der verwendeten Größen und den Richtungssinn der Spulenwicklungen. Der Zählpfeil Φ soll für alle magnetischen Flüsse gleichermaßen gelten. Er ist rechtshändig mit den entsprechenden Strömen gekoppelt.
Nimmt man gleichsinnig gewickelte Spulen an und bezeichnet man mit
- Φ11 den Fluss, den die Primärspule erzeugt
- Φσ1 den Streufluss der Primärspule, d. h. der Fluss der Primärspule, der nicht in die Sekundärspule gelangt
- Φ21 der Fluss, der von der Primärspule in die Sekundärspule gelangt
- Φ22 der Fluss, den die Sekundärspule selbst erzeugt
- Φσ2 der Streufluss der Sekundärspule, d. h. der Fluss der Sekundärspule, der nicht in die Primärspule gelangt
- Φ12 der Fluss, der von der Sekundärspule in die Primärspule gelangt
so herrschen in Primär- und Sekundärspule die Flüsse
- Φ1 = Φ11 + Φ12 bzw.
- Φ2 = Φ22 + Φ21
Nach dem Induktionsgesetz gilt dann:
Mithilfe der Selbstinduktivität L1 der Primärspule, der Selbstinduktivität L2 der Sekundärspule und der Koppelinduktivitäten M12 bzw. M21 kann die Magnetfelder über die zugehörigen Ströme auf Primär- und Sekundärseite ausdrücken. Dabei wird implizit der Durchflutungssatz angewendet. Es ergibt sich:
Die Koppelinduktivitäten M12 und M21 sind identisch, so dass man den gemeinsamen Buchstaben M: = M12 = M21 verwenden kann.
Es ergibt sich:
Durch eine Laplacetransformation mit s = jω geht d / dt in jω über, und es ergibt sich in Zeigerrechnung:
Diese Gleichungen bilden die Grundlage für das Ersatzschaltbild mit stromgesteuerten Spannungsquellen.
Das Ersatzschaltbild mit gesteuerten Spannungsquellen kann in ein Ersatzschaltbild mit einem idealen Transformator überführt werden.
Dabei ist Lσ1 die Streuinduktivität der Primärseite, Lσ2 die Streuinduktivität der Sekundärseite und Lh1 die Hauptinduktivität der Primärseite. Die Hauptinduktivität Lh1 wirkt wegen der Übertragungseigenschaften des idealen Transformators sowohl auf der Primär- als auch auf der Sekundärseite.
Für die Induktivitäten gilt:
Dabei ist k die sogenannte Kopplungskonstante. Die Kopplungskonstante ist ein Maß dafür, wie gut das Feld der Primärspule in die Sekundärspule gelangt bzw. umgekehrt. Sie wird über die Gleichung:
definiert, wobei k bei gleichem Wicklungssinn positiv und bei gegensinnigem Wicklungssinn negativ ist.
k = 1 bedeutet perfekte Kopplung in dem Sinne, dass das gesamte Feld der Primärspule in die Sekundärspule eindringt.
k = − 1 bedeutet ebenfalls eine perfekte Kopplung, jedoch sind die Wicklungen gegensinnig.
k = 0 bedeutet, dass Primär- und Sekundärspulen magnetisch nicht gekoppelt sind, das heißt, das Feld der Primärspule tritt nicht in die Sekundärspule ein, und umgekehrt tritt das Feld der Sekundärspule nicht in die Primärspule ein.
Besonders einfach wird das Ersatzschaltbild, wenn man die Sekundärgrößen des idealen Transformators mithilfe der Formeln zur Spannungs-, Strom- und Widerstandstransformation auf die Primärseite transformiert:
Abschließend soll eine verbale Beschreibung der verwendeten Bauelemente sowie die Betrachtung verschiedener Randbedingungen vorgenommen werden:
- Die Streuinduktivitäten berücksichtigen, dass nicht der gesamte magnetische Fluss der Primärspule durch die Sekundärspule tritt bzw. umgekehrt. Streuinduktivitäten wirken wie normale, d. h. nichtgekoppelte, Spulen.
- Die Hauptinduktivität ist dem idealen Transformator parallelgeschaltet. Durch die Hauptinduktivität fließt ein Blindstrom, der alleine aufgrund der induktiven Wirkung der Spulenanordnung entsteht. Dieser sogenannte Magnetisierungsstrom liefert die im Trafokern gespeicherte Energie des Magnetfeldes. Der Magnetisierungsstrom (Blindstrom) überträgt keine Leistung, sondern nimmt kurzzeitig Leistung auf und gibt sie wieder an die Speisespannung ab.
- Die Primär- und Sekundärwicklungen wirken bei Gleichstrom (f = 0) als Kurzschluss, der parallel zum idealen Transformator liegt. Formal berücksichtigt das Modell des idealen Transformators diese Tatsache nicht.
Der verlustbehaftete Transformator
Ein realer Transformator weist Übertragungsverluste durch den ohmschen Widerstand der Wicklung und durch Ummagnetisierungsverluste (= Wirbelstrom- und Hystereseverluste) im Kern auf.
Die Übertragungsverluste in den Wicklungen werden im Ersatzschaltbild durch die Wicklungswiderstände R1 und R2 von Primär- und Sekundärspule, die sogenannten Kupferverluste, berücksichtigt.
Die Ummagnetisierungsverluste, häufig auch Eisenverluste genannt, sind Verluste, die im magnetischen Leiter (Ferritkern, Eisenkern) entstehen. Sie sind bei über die Luft gekoppelten Transformatoren nicht vorhanden. Es handelt sich dabei um die nichtlinearen Wirbelstromverluste und die ebenso nichtlinearen Hystereseverluste. Sie werden im Sinne einer einfachen Netzwerkberechnung in diesem Fall als das lineare Bauelement RFe (Fe für lateinisch „ferrum“, Eisen) modelliert.
Nicht berücksichtigt ist in diesem Modell die kapazitive Kopplung zwischen Primär- und Sekundärseite, die durch die sich gegenüberstehenden Wicklungen von Primär- und Sekundärseite auftreten.
Bei großen Transformatoren muss die Verlustleistung gegebenenfalls durch geeignete Kühlung abgeführt werden. Bei langdauernder Überlastung kann sich ein Transformator überhitzen, und die Isolation kann durchbrennen.
Die Größen im Ersatzschaltbild haben die folgende Bedeutung:
- Lh1 ist die Wicklungsinduktivität, sie erzeugt den Magnetisierungsstrom, der etwa dem Leerlaufstrom entspricht
- RFe repräsentiert die Hysterese- und Wirbelstromverluste, RFe ist meistens groß gegenüber der Lastimpedanz Z
- R1 und R2 sind die ohmschen Widerstände der Wicklungen, sie verursachen die Stromwärmeverluste. Sie sind meistens gegenüber der Last Z niederohmig.
- Lσ1,2 sind die Streuinduktivitäten.
Hystereseverluste und Wirbelstromverluste sind im Eisen begründet und werden deshalb als Eisenverluste bezeichnet. Die Stromwärmeverluste in den Wicklungen heißen Kupferverluste, da Transformatoren oft mit Kupferleitern gewickelt werden. Die Streuverluste ergeben sich aus den magnetischen Streuflüssen der Streuinduktivitäten. Sie wirken rein induktiv und verursachen einen Spannungsabfall, jedoch keine Wärme. Die Streuinduktivitäten sind maßgeblich verantwortlich für das Tiefpassverhalten eines Transformators.
Die gestrichenen Größen im Ersatzschaltbild müssen entsprechend dem Übersetzungsverhältnis des Transformators (also dem Windungsverhältnis der beiden Spulen zueinander) umgerechnet werden:
- , ,
- ,
- mit n;1,2 – Windungszahlen der Primär- bzw. Sekundärwicklung
Der reale Transformator als Bandpass
Jeder reale Transformator weist dem Ersatzschaltbild entsprechend eine Bandpass-Charakteristik auf.
Die Hauptinduktivität LH realisiert dabei den Hochpass, wobei Signale niedriger Frequenz über die Hauptinduktivität kurzgeschlossen werden.
Die Streuinduktivitäten Lσ1 und Lσ2 realisieren den zugehörigen Tiefpass. Sie sind für Signale hoher Frequenzen hochohmig und verhindern ebenfalls eine Signalübertragung.
Netztransformatoren für 50 bzw. 60 Hz Betriebsfrequenz haben eine relativ hohe Windungszahl. Bei niedrigen Frequenzen ist eine hohe Hauptinduktivität erforderlich, damit sie einen nur geringen Magnetisierungsstrom hervorruft.
Hochfrequenztransformatoren (Schaltnetzteile, Sendeanlage) weisen dagegen geringere Hauptinduktivitäten auf. Wegen der sehr viel größeren Frequenzen sind bei Hochfrequenztransformatoren alle Induktivitäten deutlich hochohmiger als bei Netzfrequenztransformatoren, denn die Impedanz steigt entsprechend der Formel proportional mit der Frequenz f und quadratisch zur Windungszahl. Hochfrequenztransformatoren erfordern möglichst niedrige Streuinduktivitäten, damit auch bei hohen Frequenzen eine gute Signalübertragung gewährleistet wird.
Der Innenwiderstand eines realen Transformators
Zur Berechnung des Innenwiderstands einer Quelle schaut man in Gedanken durch die Klemmen „von außen“ in die Quelle hinein und betrachtet, welcher Widerstand ein von außen eingeprägter Strom in der Quelle erfährt. Dabei werden ideale Spannungsquellen als Kurzschlüsse und ideale Stromquellen als Leerläufe angesehen. Beim Transformator ist zusätzlich die Widerstandstransformation des idealen Übertragers zu berücksichtigen.
Bei der Berechnung wird angenommen, dass der Transformator primärseitig mit der Spannungsquelle mit dem Innenwiderstand Rq1 gespeist wird. Die sekundärseitige Last des Transformators spielt bei der Berechnung des Innenwiderstands keine Rolle, da sie als externe Last nicht zum Transformator gehört.
Entsprechend dem Schaltbild ergibt sich der Innenwiderstand des realen Transformators als der Widerstand zwischen den Klemmen 2 und 2' zu:
Hierbei bezeichnet γ den Übertragungsfaktor des Transformators mit .
Das Zeichen bedeutet die Parallelschaltung der betreffenden Impedanzen.
Verlustursachen
Wirbelstromverluste
Die Wirbelstromverluste entstehen durch Induktion: Durch die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses ( = Flussdichte mal Kernquerschnitt) werden im elektrisch leitenden Kern Wirbelspannungen induziert. Mit diesen sind Wirbelströme verbunden, deren Größe durch die elektrischen Leitfähigkeit des Kernmaterials bestimmt wird. Das Produkt aus Spannung und Strom ergibt die den Kern erwärmende Wirbelstromverlustleistung. Zur Reduktion der Wirbelstromverluste verwendet man bei metallischen Werkstoffen geblechte Kerne. Dadurch bleibt die Länge des Wirbelstrompfads (= doppelte Kernbreite) groß, während der Fluss im einzelnen Blech ( = Flussdichte mal Blechquerschnitt) nun eine Wirbelspannung induziert, die umgekehrt proportional zur Anzahl der Bleche abnimmt und auch nur einen entsprechend kleinen Wirbelstrom hervorruft. Zur Widerstandserhöhung wird bei großen Transformatoren Elektroblech, eine Eisen-Silicium-Legierung mit hohem spezifischen elektrischen Widerstand, verwendet. Die bei hohen Frequenzen verwendeten Ferritkerne haben als keramische Werkstoffe eine um mehrere Größenordnungen kleinere elektrische Leitfähigkeit.
Hystereseverluste
Hystereseverluste entstehen durch das Magnetisieren des Magnetmaterials. Ein Teil der Energie, die zur Verschiebung der Blochwände und für das Umklappen der Molekularmagnete erforderlich ist, geht irreversibel in Wärme über. Der Zusammenhang von B- und H-Feld kann nicht durch eine Funktion beschrieben werden, sondern durch eine geschlossene Kurve. Das Material weist ein „Gedächtnis“ auf. Bei jeder Magnetisierung entstehen Wärmeverluste, die dem Umlaufintegral zwischen B- und H-Kurve (d. h. der Fläche zwischen beiden Kurven) proportional sind. Die Hystereseverluste nehmen linear mit der Frequenz zu und zeigen eine starke Abhängigkeit vom maximal erreichten B.
Sättigung des Kerns und Clipping
Sättigung bedeutet beim Transformatoreisenkern immer, dass die Hysteresekurve durch die treibenden Spannungszeitflächen weiter als vorgesehen ausgesteuert wird. Die Bloch-Wände sind dann alle ausgerichtet und es kann der Kern nicht mehr weiter aufmagnetisiert werden. Der aufgenommene Blindstrom steigt dann nichtlinear sehr stark an. Sättigung tritt im Dauerbetrieb am Ende der Spannungshalbwellen dann auf, wenn die Spannungszeitfläche, welche auf die Primärspule einwirken, größer sind, als sie für die Trafoauslegung zugrundegelegt wurden. Siehe untenstehendes Bild vom Clipping und Hysteresekurve. Sättigung tritt aber auch beim Einschalten auf, wenn die Magnetisierung durch zum Magnetfluß asynchrones Einschalten über den Verlauf der Hysteresekurve hinausgetrieben wird. Siehe Einschaltstrom. Sättigung tritt auch dann auf, wenn zum Beispiel die Netzfrequenz erniedrigt wird und die Spannung dann breitere und damit pro Halbwelle größere Spannungszeitflächen besitzt oder wenn die Netzspannung erhöht wird und deshalb größere Spannungszeitflächen auf die Trafoprimärseite einwirken. Sättigung kann aber auch durch Oberwellenanteile in einer nicht mehr sinusförmig verlaufenden Netzspannung im Transformator erzeugt werden. Hierbei kann man die Vergrößerung der Spannungszeitflächen durch eine Formänderung der Spannung in Richtung Rechteckform verstehen. Transformatoren geraten dadurch in Überhitzung, was bei deren Auslegung berücksichtigt werden muss. Die Überhitzung entsteht, weil der große Sättigungs-Blindstrom am Kupferwiderstand der Primärspule eine zusätzliche Verlustleistung erzeugt. Oberwellen können auch durch Filter vom Transformator ferngehalten werden.
Clipping, Begrenzung der zu übertragenden Spannung tritt beim Transformator dann auf, wenn der Eisenkern in Sättigung gerät. Das heißt, der Effektivwert der Ausgangsspannung ist dann kleiner als die Eingangsspannung und das Windungsverhältnis vorgegeben. Der Scheitelwert muss davon aber nicht beeinflusst werden, siehe das Bild vom Clipping. Das Clipping kann, wie es schon bei der Sättigung beschrieben wurde, mehrere Ursachen haben. Nebenstehende Bilder zeigen eine Demonstration wie Clipping bei einer Sinusförmigen Überspannung am Eingang eines kleinen 230-V-Ringkerntransformators mit 100 W wirkt, der sich zum Clippen sehr gut eignet, aufgrund seiner oben fast waagerecht verlaufenden Hysteresekurve. Das Clipping wirkt hier erst am Ende der sinusförmigen Spannungshalbwellen und kann deshalb nur bedingt als Überspannungsschutz benutzt werden, indem zum Beispiel eine Sicherung vor dem Transformator durch den einhergehenden Überstrom zum Auslösen gebracht wird. Was dann eher als Überlastungsschutz vor länger einwirkender Überspannung dient und keine plötzlich auftretenden Spannungsspitzen clippen kann, wie es zum Beispiel Varistoren können.
Kupferverluste
Die Kupferspulenwicklung besitzt einen ohmschen Widerstand, der als Wirkwiderstand mit dem Blindwiderstand der Spule in Reihe liegt. Durch diesen ohmschen Widerstand erwärmt sich der Draht bei Stromfluss. Die verlorene Leistung ist proportional zur Stromstärke im Quadrat. Wegen den Kupferverlusten kann die Stromdichte im Wickeldraht, abhängig von der Bauform nur zwischen 2-5 A/mm² liegen, damit sich die Spule nicht überhitzt und verbrennt. Beim isolierten Leiter der in der Luft verlegt ist kann die Stromdichte 10 A/mm² sein. Für solche Transformatoren, die eine kompakte Bauform und niedrigste Herstellkosten haben müssen, werden Wickeldrähte benutzt, deren Lackschicht 200 Grad Celsius aushält, weil sich diese Transformatoren auf Grund der höheren Stromdichte im Draht stark erwärmen. Natürlich sind diese heißen Transformatoren keine Energiespartransformatoren. Diese werden mit so wenig wie möglich Kupferverlusten gebaut und erwärmen sich kaum.
Nachwirkungsverluste
Der im Eisen enthaltene Kohlenstoff nimmt je nach Richtung des Magnetfeldes bestimmte Zwischengitterplätze ein und stabilisiert die Blochwände. Damit sind die Blochwände bei weiteren Ummagnetisierungen schwerer zu bewegen.
Skineffekt und Proximity-Effekt (Nahe-Effekt)
Der Skineffekt tritt vorwiegend bei hohen Signalfrequenzen in Erscheinung. Er bewirkt, dass nur noch das Äußere des Leiters zum Stromfluss beiträgt. Der Skineffekt beruht auf der Abschirmungswirkung elektrisch leitfähiger Materialien gegenüber elektromagnetischen Feldern. Nach Küpfmüller, Mathis, Reibiger: Theoretische Elektrotechnik ist dieser Effekt nicht wie häufig beschrieben auf Wirbelströme zurückzuführen. Vielmehr handelt es sich um eine Felddiffusion in den Leiter, bei der die Eindringtiefe begrenzt ist und somit ein Eindringmaß definiert werden kann. Ein metallischer magnetisch neutraler Leiter wirkt für Hochfrequenzfelder wie ein magnetisch undurchlässiger Stoff mit der Permeabilität null. Der Skineffekt kann durch die Verwendung von Hochfrequenzlitze weitgehend unterbunden werden. Bei HF-Litze wird ein Leiter durch die Parallelschaltung von gegeneinander elektrisch isolierten und miteinander verwobenen Einzelleitern ersetzt.
Der Proximity-Effekt beruht auf der Wechselwirkung des Stromes mit den elektromagnetischen Feldern benachbarter Leiter. Insbesondere dann, wenn benachbarte Leiter entgegengesetzt gerichtete Ströme aufweisen, sorgt der Proximity-Effekt für eine verminderte effektive Querschnittsfläche des Leiters.
Siehe dazu auch: http://www.tu-dresden.de/etieeh/Lehre/vorlesungen_eet/Hochspannungsgeraete/G7.pdf
Betriebszustände
Leerlauf bzw. „Unbelasteter Transformator“
Wenn bei angelegter elektrischer Spannung an der Primärspule kein Strom aus der Sekundärspule des Transformators entnommen wird, wird dies als „Leerlauf“ oder „unbelasteter Betrieb“ bezeichnet.
Im Leerlauf verhält sich die Primärspannung in sehr guter Näherung wie die Windungszahlen.
Dabei sind und die Primär- und Sekundärspannung sowie n1 und n2 die Primär- und Sekundärwindungszahl.
In der Primärspule fließt bei Leerlauf dem T-Ersatzschaltbild entsprechend nur ein geringer Strom. Der Strom teilt sich auf in den Strom durch die Hauptinduktivität LH und den Strom über den Widerstand RFe.
Der Strom über die Hauptinduktivität ist der Magnetisierungsstrom, der dem Durchflutungssatz entsprechend für den Aufbau des H-Feldes im Magnetkern benötigt wird. In den meisten Anwendungen ist der Magnetisierungsstrom unerwünscht, da er nur indirekt zur Leistungs- bzw. Signalübertragung beiträgt. Der Magnetisierungsstrom ist umso geringer, je größer die Induktivität der Spulen auf Primär- und Sekundärseite ist und je größer die Signalfrequenz ist.
Der größte Teil des Stromes auf der Primärseite fließt über den Widerstand RFe. Dieser Widerstand modelliert die Hystereseverluste und die Wirbelstromverluste (Eisenverluste).
Hysterese- und Wirbelstromverluste sind weitgehend unabhängig von dem mit dem Transformator übertragenen Strom. Im Leerlauf kann man die Eisenverluste direkt messen, da die sonstigen Verluste wegen der nur geringen Ströme im Leerlauf vernachlässigbar klein sind.
Der Transformator verhält sich im Leerlauf wie die Primärinduktivität L1. Es ist dabei belanglos, ob eine Sekundärspule vorhanden ist oder wie sie ausgeführt ist.
Kurzschlussbetrieb
Der Transformator befindet sich im Kurzschluss, wenn der Ausgang kurzgeschlossen wird, so dass gilt. Im Kurzschlussbetrieb wird der primärseitige Strom bei eingeprägter Spannung ausschließlich durch die Streuinduktivitäten Lσ1 und Lσ2' und die Wicklungswiderstände R1 und R2' begrenzt. Die an den Wicklungswiderständen auftretenden energetischen Verluste heißen Kupferverluste. Im Kurzschlussbetrieb können die Eisenverluste gegenüber den Kupferverlusten vernachlässigt werden. Der magnetische Fluss sinkt etwa auf die Hälfte ab.
Belasteter Transformator
Ist der Transformator sekundärseitig belastet, so bewirkt der Sekundärstrom im Eisen ein zusätzliches magnetisches Wechselfeld. Nach der lenzschen Regel muss die durch den Sekundärstrom verursachte Magnetfeldänderung derjenigen, die durch den Primärstrom verursacht wird, entgegengerichtet sein. Die effektive Magnetfeldänderung ist bei Belastung somit in der Primärspule geringer als im unbelasteten Fall – die Flussdichte sinkt etwas.
Dadurch wird auch die Selbstinduktionsspannung in der Primärwicklung Uip kleiner. Die Spannung an der Primärwicklung bleibt jedoch gleich, als Folge davon wächst der Primärstrom.
Für die Scheinleistung S eines idealen (verlustfreien) Transformators gilt:
Da S das Produkt aus Spannung U und Stromstärke I ist, gilt:
und es folgt für die Beträge der Ströme:
Da sich die Spannungen wie die Windungszahlen verhalten, verhalten sich folglich die Ströme (bzw. deren Beträge) umgekehrt wie die Windungszahlen:
Der entnommene Strom wird also mit dem reziproken Windungszahlverhältnis auf die Primärseite transformiert. In kleinen Sekundärwindungszahlen lassen sich daher hohe Ströme erzeugen, sofern der Drahtquerschnitt ausreichend groß ist. Beispiel: Widerstandsschweißen.
Nennlastbetrieb
Wenn an der Sekundärwicklung des Transformators die dauerhaft max. zulässige Leistung entnommen wird, heißt das, es wird Nennleistung entnommen, dies wird als Nennlastbetrieb bezeichnet. In diesem Fall liegt an der Sekundärspule die Nennspannung an. Die Nennspannung ergibt sich aus der Leerlaufspannung abzüglich der Spannung, die an den inneren Widerständen des Transformators abfällt, bzw. aufgebracht werden muss, um den Strom durch die Innenwiderstände zu treiben. Es ist:
mit
- Un – Nennspannung
- Uo – Leerlaufspannung
- Ui – Spannungsabfall am Innenwiderstand des Transformators
- Ui ist die Summe aus dem Spannungsabfall an der Sekundärwicklung und dem mit dem Windungszahlverhältnis transformierten Spannungsabfall der Primärwicklung. Hinzu kommt ein Spannungsabfall aufgrund der Streuinduktivität, der bei Belastung aufgrund von Feldverdrängung ebenfalls ansteigt.
Die Kurzschlussspannung ist die Spannung, die bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung an der Primärwicklung liegen muss, damit die Primärwicklung den Nennstrom aufnimmt. Indem man diese bestimmt, kann man einen Transformator hinsichtlich seines Innenwiderstandes und seiner Effizienz testen und charakterisieren. Die Kurzschlussspannung ist eine Kenngröße von Leistungstransformatoren und wird in Prozent der Primär-Nennspannung angegeben. Sie soll in der Regel möglichst klein sein, damit auch bei hoher Last die Spannung an der Sekundärspule nur geringfügig abfällt.
Bei Klingel- und Streufeldtransformatoren (Leuchtreklame, Schweißtransformator) ist die Kurzschlussspannung dagegen hoch, denn diese Transformatoren sollen kurzschlussfest sein bzw. dienen der Strombegrenzung.
Eine weitere Ausnahme stellen Transformatoren bei Hoch- und Höchstspannungsnetzen (ab 220 kV) dar. Damit die Kurzschlussströme in diesen Netzen keine astronomisch hohen Werte annehmen liegen deren Kurzschlussspannungen ebenfalls etwas höher (8–15 %)
Bei parallel geschalten Transformatoren gleicher Leistung sollten die Kurzschlussspannungen möglichst gleich sein, so dass der Trafo mit der kleineren Kurzschlussspannung nicht stärker belastet wird, als es dem Verhältnis der Nennleistungen entspricht.
Lastbetrieb allgemein
Bei Lastbetrieb wird das Übersetzungsverhältnis vom Leerlauf nicht mehr exakt eingehalten. Gründe sind:
- die magnetische Streuung kommt zum Tragen (Kopplungsfaktor < 1)
- die ohmschen Spannungsabfälle an den Wicklungen erhöhen sich
Der durch die äußere Belastung fließende Strom in der Ausgangswicklung erzeugt einen entgegengesetzten magnetischen Fluss, dadurch wird das Magnetfeld der Eingangswicklung geschwächt. In die Eingangswicklung wird dadurch weniger Spannung induziert, was wiederum zu einer erhöhten Stromaufnahme führt.
Der entgegengesetzt gerichtete magnetische Fluss bewirkt auch, dass der magnetische Fluss der Eingangswicklung als nicht nutzbarer Streufluss teilweise das Eisen verlässt und nicht die gesamte Sekundärwicklung durchdringt.
Die Ausgangsspannung eines Transformators sinkt mit steigender Belastung ab. Die zur Induktion zur Verfügung stehende bzw. die induzierte Spannung verteilen sich zunehmend gemäß dem ohmschen Gesetz auch auf die ohmschen Widerstände der Kupferwicklungen.
Überlast und Kurzschlussimpedanz
Wenn an der Sekundärwicklung des Transformators erheblich mehr als die Nennleistung entnommen wird, liegt der sogenannte Überlast-Betrieb vor. Dies führt zum Zusammenbruch der Sekundärspannung, diese verringert sich erheblich.
Zunehmende Stromentnahme bedeutet Abnahme des Verbraucherwiderstandes, die Sekundär- bzw. Leerlaufspannung verteilt sich nun auf den Innenwiderstand des Transformators und den Verbraucherwiderstand zugunsten Ersterem:
mit
- Ri – wirksamer Innenwiderstand des Transformators
- Rv – Verbraucherwiderstand
Daraus folgt:
mit
- Uo – Leerlaufspannung
- Uv – Spannung am Verbraucher
- Ui – Spannungsabfall am insgesamt wirksamen Innenwiderstand des Transformators
Wird – bei konstantem Innenwiderstand des Transformators – der Verbraucherwiderstand immer kleiner, dann verschiebt sich somit die Spannungsverteilung hin zu einem kleineren Anteil der Verbraucherspannung. Sind Uv und Ui gleichgroß, liegt sog. Leistungsanpassung vor, die Verlustleistung gleicht der Ausgangsleistung, die Leistungsabgabe des Transformators erreicht ihr Maximum, der Wirkungsgrad beträgt 50 %. Nur sehr kleine Transformatoren können dauernd in diesem Bereich betrieben werden, ohne thermisch überlastet zu werden.
Bei höherer Stromentnahme auf der Sekundärseite wird zwangsläufig auch der Strom auf der Primärseite höher.
Die Zunahme des Primärstroms bei Be- oder Überlastung führt im Eisenkern zu einer Verringerung der Erregerfeldstärke (nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, zu einer Erhöhung). Der Grund ist die durch den ohm’schen Spannungsabfall in der Primärwicklung verringerte wirksame Spannung. Dadurch sinkt auch der durch die Primärinduktivität bestimmte Blindstrom. Der höhere primärseitige Wirkstrom wird dagegen durch den Sekundärstrom kompensiert und trägt nicht zur Magnetisierung bei.
Im Unterschied zu einem direkten Kurzschluss wirkt ein Transformator bei sekundärseitigem Kurzschluss primärseitig eher wie eine Drossel.
Ein idealer Kurzschluss auf der Sekundärseite eines Transformators führt am Primäranschluss zu einer sich aus den Streuinduktivitäten und ohmschen Verlusten ergebenden Kurzschluss-Impedanz Zk:
mit
- R'2 – mit dem Quadrat des Windungszahlverhältnisses transformierter Sekundär-Kupferwiderstand
- R1 – Primär-Kupferwiderstand
- Lσ1 – Streuinduktivität der Primärwicklung
- L'σ2 – mit dem Quadrat des Windungszahlverhältnisses transformierte Streuinduktivität der Sekundärwicklung
- f – Arbeitsfrequenz des Transformators
Die Kurzschluss-Impedanz des Transformators verhält sich wie eine verlustbehaftete Induktivität, die jedoch wesentlich kleiner als die Eigeninduktivität der Primärseite im Leerlauffall ist. Auch bei guter Kopplung der Wicklungen hat die Kurzschluss-Impedanz einen signifikanten induktiven Anteil. Größere Transformatoren haben generell einen höheren induktiven Anteil der Kurzschlussimpedanz.
Aus der Kurzschlussimpedanz lässt sich der Kurzschlussstrom Ik errechnen:
Seine relative Größe kann durch Luftspalte, zusätzliche Schenkel im Kern, durch einen dünnen Kern und durch lockere Packung der Windungen (dünne Drähte, großer Abstand der Wicklungen voneinander und zum Kern) verringert werden, um die Kurzschlussfestigkeit zu erhöhen.
Transformatoren, die typischerweise kurzzeitig überlastet betrieben werden, sind in Elektroloks, Lötpistolen und Punktschweißgeräten zu finden. Auch bei der elektrischen Stahlerzeugung mit Lichtbogenöfen werden besonders be- und überlastbare Transformatoren eingesetzt.
Aufgrund der erheblichen Wärmeentwicklung bei fortdauerndem Überlastbetrieb droht Zerstörung der Isolation (Windungsschluss) oder sogar Brände und Explosionen durch die sich aus der Isolation entwickelnden Gase.
Aus den magnetischen Kräften eines kurzgeschlossenen Transformators ergeben sich enorme mechanische Spannungen, durch die bei großen Transformatoren die Wicklungsdrähte zerreißen und nach außen geschleudert werden können.
Die Kurzschlussspannung ist dagegen diejenige Spannung, die bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung an der Primärwicklung liegen muss, damit die Primärwicklung den Nennstrom aufnimmt. Die Kurzschlussspannung ist eine wichtige Kenngröße von großen Transformatoren und wird in Prozent der Primär-Nennspannung angegeben. Parallelgeschaltete Transformatoren sollen sich hinsichtlich ihrer Kurzschlussspannung möglichst wenig unterscheiden, damit sie bei Belastung anteilige Leistung übertragen.
Einschaltstromstoß
→ Hauptartikel: Einschalten des Transformators
Das Einschalten eines Eisenkern-Transformators, also zum Beispiel eines Netztransformators, erzeugt meistens einen Einschaltstromstoß. Dabei gerät das Transformatoreisen mehr oder weniger in Sättigung und kann durch die anliegende Netzspannung für den Rest der Spannungshalbschwingung nicht mehr weiter magnetisiert werden. Der Strom, der dann zum Beispiel bei einem Einphasentransformators in die Primärspule hineinfließt, wird dann nur noch durch den Kupferwiderstand derselben begrenzt und kann dann einige Perioden lang einen erhöhten Wert und zu Beginn das etwa fünf- bis achtzigfache des Nennstromes betragen. Je höher die Effizienz des Transformators, desto höher kann dieser Wert sein.
Beim Einphasentransformator ist der Einschaltstrom davon abhängig, ob der Eisenkern einen technologisch bedingten Luftspalt hat oder nicht. Bei einem deutlichen Luftspalt im Eisenkern, wie zum Beispiel bei geschweißten EI-Kernen, ist die Hysteresekurve des Transformators so ausgebildet, dass sie die senkrechte Achse bei Feldstärke Null mit der oberen und der unteren Kurve fast bei der Induktionsdichte B = Null schneidet. Die Remanenz, bleibende Magnetisierung, ist damit fast Null. Das Einschalten im Scheitel der Netzspannung ist nur für solche Transformatoren ein geeigneter Einschaltzeitpunkt, um Einschaltstromstöße zu vermeiden.
Bei einem geschachtelten Transformator oder erst recht bei einem Ringkerntrafo ist kaum oder gar kein Luftspalt vorhanden. Die Remanenz kann folglich, je nach dem zu welchem Zeitpunkt der Transformator ausgeschaltet wurde, sehr hoch sein. Beim Ausschalten zum Ende einer positiven Netzhalbwelle ist die Remanenz auf dem maximalen positiven Punkt der Achse bei Feldstärke Null. Beim Einschalten zum Beginn einer positiven Netzhalbwelle trifft der Magnetisierungsstrom dann auf die schon maximale positive Remanenz und kann den Kern nur noch bis zum positiven Wendepunkt der Hysteresekurve wenig aufmagnetisieren. Dafür ist bei einem Ringkerntranformator nur eine geringe Spannungszeitfläche von wenigen Milli-Volt-Sekunden nötig; siehe Hysteresekurve eines Ringkerntrafos. Für den Rest der positiven Spannungshalbwelle zieht der Transformator dann einen großen Sättigungsstrom aus dem Netz und löst oft die Absicherung aus. Wird der positiv gepolte Transformator dagegen andersherum mit dem Beginn der negativen Spannungshalbwelle eingeschaltet, so entsteht nur ein sehr geringer Einschaltstromstoß. Es gibt viele Varianten, den Einschaltstrom zu begrenzen. Am vollkommendsten gelingt das mit so genannten Trafoschaltrelais, die dem Transformator vorgeschaltet sind und dessen Kern vor dem Voll-Einschalten zuerst in der richtigen Dosis vormagnetisieren. Weitere Maßnahmen zur Einschaltstrombegrenzung bei Netztransformatoren sind:
- Reihenschaltung eines Widerstandes, der nach kurzer Zeit mit einem Relais oder Triac kurzgeschlossen wird
- Vorschalten eines NTC (Heißleiter)
- Anlassvorrichtung mit Thyristoren bzw. Triacs („Hochdimmen“); siehe auch Sanftanlauf
Beim Drehstromtransformator ist der Vorgang durch die Beeinflussung des Eisenkernes durch alle drei Primärspulen komplexer. Mit einem Transformatorschaltrelais für Drehstromtransformatoren kann ein leerlaufender Dy5-Trafo mit nur dem Leerlaufstrom eingeschaltet werden.
Normen und geltende Richtlinien für Transformatoren
Ein Transformator, der mit Spannungen bis 1000 Volt betrieben wird, darf innerhalb der Europäischen Union nur dann in den Handel und in den Betrieb gebracht werden, wenn er entsprechend der europäischen Niederspannungsrichtlinie beschaffen ist. In Deutschland wird dies mit der Anwendung der Ersten Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz umgesetzt.
Neben der allgemein für alle elektrische Geräte geltenden Niederspannungsrichtlinie muss ein Transformator in Europa noch mit weiteren spezielleren Regelungen übereinstimmen, speziell der jeweiligen nationalen Fassung der Norm EN 61558 IEC 61558.
Die Übereinstimmung des Transformators mit den europäischen Richtlinien wird mit der CE-Kennzeichnung dokumentiert. Der Transformator kann dann ohne weitere Kontrollen und Prüfungen innerhalb der EU in den Verkehr gebracht werden. In Teil 1 der EN 61558 IEC 61558 werden allgemeine Anforderungen und Prüfungen beschrieben. Im Teil 2 sind die speziellen Transformatortypen wie z. B. Sicherheitstransformatoren (Teil 2–6) oder Schaltnetzteiltransformatoren (Teil 2–17) jeweils als eigene Norm aufgeführt, die sich jedoch auf Teil 1 für die grundlegenden Anforderungen beziehen.
Deutsche DIN-Fassung der Europäischen Norm EN 61558 IEC 61558 (bzw. die entsprechenden VDE-Richtlinien-Dokumente) für Transformatoren sind:
- DIN EN 61558-2-1 (VDE 0570 Teil 2-1): 1998-07, Sicherheit von Transformatoren, Netzgeräten, Besondere Anforderungen an Netztransformatoren für allgemeine Anwendungen
- DIN EN 61558-2-2 (VDE 0570 Teil 2-2): 1998-10, Besondere Anforderungen an Steuertransformatoren
- DIN EN 61558-2-3 (VDE 0570 Teil 2-3): 2000-09, Besondere Anforderungen an Zündtransformatoren für Gas- und Ölbrenner
- DIN EN 61558-2-4 (VDE 0570 Teil 2-4): 1998-07, Besondere Anforderungen an Trenntransformatoren für allg. Anwendungen
- DIN EN 61558-2-6 (VDE 0570 Teil 2-6): 1998-07, Besondere Anforderungen an Sicherheitstransformatoren für allgemeine Anwendungen
- DIN EN 6158-2-8 (VDE 0570 Teil 2-8): 1999-06, Besondere Anforderungen an Klingel- und Läutewerkstransformatoren
- DIN EN 61558-2-13 (VDE 0570 Teil 2-13): 2000-08, Besondere Anforderungen an Spartransformatoren für allg. Anwendungen
- DIN EN 61558-2-15 (VDE 0570 Teil 2-15): 2001-11, Anforderungen für Trenntransformatoren zur Versorgung medizinischer Räume
- DIN EN 61558-2-17 (VDE 0570 Teil 2-17): 1998-07, Besondere Anforderungen an Transformatoren für Schaltnetzteile
- DIN EN 61558-2-19 (VDE 0570 Teil 2-19): 2001-09, Besondere Anforderungen an Störminderungstransformatoren
- DIN EN 61558-2-20 (VDE 0570 Teil 2-20): 2001-04, Besondere Anforderungen an Kleindrosseln
Siehe auch
Spezielle Transformatoren
Bestandteile und Zubehör
Kern: Magnetostriktion
Literatur
- Hans-Ulrich Giersch, Hans Harthus, Norbert Vogelsang: Elektrische Maschinen. 5 Auflage. Teubner Verlag, 2003, ISBN 3-519-46821-2.
- Rudolf Janus: Transformatoren. VDE-Verlag, ISBN 3-8007-1963-0.
- Helmut Vosen: Kühlung und Belastbarkeit von Transformatoren. VDE-Verlag, ISBN 3-800-72225-9.
- Rolf Fischer: Elektrische Maschinen. 12 Auflage. Hanser, ISBN 3-446-22693-1, S. 408.
- Adolf J. Schwab: Elektroenergiesysteme – Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie. Springer-Verlag, 2006, ISBN 3-540-29664-6.
Weblinks
- Versuche und Aufgaben zum Transformator
- Lernprogramm Transformator
- Informationsseite mit interaktiven Übungen zum Transformator
- Simulation eines Transformators (engl.)
- Lehrgang „Grundlagen der Elektrotechnik, Transformator“ der Uni-Dortmund von 2003
- Auswahl und Berechnung von Klein-Transformatoren
- Erklärung der Vorgänge im Transformator und der Transformator Physik, die mittels Messkurven anschaulich belegt wird
- Wikobook von emeko, „Vom Umgang mit Einphasentransformatoren“