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Peter Altenberg – Wikipedia

Peter Altenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Peter Altenberg 1907 im Café Central
Peter Altenberg 1907 im Café Central
Peter Altenberg (re.) mit Adolf Loos (li.), Um 1905
Peter Altenberg (re.) mit Adolf Loos (li.), Um 1905

Peter Altenberg (* 9. März 1859 in Wien; † 8. Jänner 1919 in Wien; eigentlich Richard Engländer) war ein österreichischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Am 9. März 1859 in Wien als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren (im März bzw. April 1900 „aus der israelitischen Religionsgemeinschaft ausgetreten“, blieb dann viele Jahre konfessionslos und ließ sich schließlich im Jahr 1910 in der Karlskirche taufen, sein Taufpate war der berühmte Architekt Adolf Loos), war Altenberg schon zu Lebzeiten eine stadtbekannte Figur, um die sich die Legenden rankten. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, ein normales Berufsleben zu beginnen, attestierte ihm ein Arzt die Unfähigkeit einen Beruf auszuüben wegen einer Überempfindlichkeit des Nervensystems. Seither führte er das Leben eines Bohèmiens und verbrachte die meiste Zeit im Kaffeehaus. Von kurzen Eindrücken, flüchtigen Begegnungen und zufällig mitgehörten Gesprächen inspiriert, schrieb Altenberg als Gelegenheitskünstler kleine Prosastücke. Diese stellen eine impressionistische Studie des Wiener Lebens und der Gesellschaft dar. Er selbst beschreibt den Prozess der Entstehung dieser Texte in einem Brief an Arthur Schnitzler folgendermaßen:

Wie schreibe ich denn?!
Ganz frei, ganz ohne Bedenken. Nie weiß ich mein Thema vorher, nie denke ich nach. Ich nehme Papier und schreibe. Sogar den Titel schreibe ich so hin und hoffe, es wird sich schon etwas machen, was mit dem Titel im Zusammenhang steht. Man muss sich auf sich verlassen, sich nicht Gewalt antun, sich entsetzlich frei ausleben lassen, hinfliegen –. Was dabei herauskommt, ist sicher das, was wirklich und tief in mir war. Kommt nichts heraus, so war eben nichts wirklich und tief darin und das macht dann auch nichts.
(Lit.: Altenberg, Brief an Arthur Schnitzler)

Stilistisch wirken seine Texte oberflächlich, monoton, teilnahms- und bezugslos. Der Autor scheint ausschließlich zu beobachten. Für den Leser lässt sich keine durchgehende Handlung erkennen, weil keine Hauptpersonen vorhanden sind. Auch die Botschaft sowie Verknüpfungen fehlen.

Das Werk Peter Altenbergs besteht ausschließlich aus diesen kurzen Prosatexten, die sich nur schwer einer der kanonisierten literarischen Formen zuordnen lassen. Sie werden meistens als Prosaskizzen oder „Prosagedichte“ bezeichnet. Es sind Momentaufnahmen, die in konzentrierter Form das Leben, die Gesellschaft Wiens um die Jahrhundertwende zeigen. Die Kunst Peter Altenbergs besteht darin, mit wenigen „literarischen Pinselstrichen“ ein umfassendes Bild zu schaffen; mit Hilfe von kurzen Andeutungen vor dem Leser, der bereit ist, auch zwischen den Zeilen zu lesen, ein ganzes Panorama der Gesellschaft, ein ganzes Netz von Beziehungen auferstehen zu lassen.

Altenberg versucht nicht, das Leben auf einen ideologischen Nenner zu bringen, sondern zeigt es in seiner ganzen Buntheit, seiner oft widersprüchlichen Vielfalt. Eine wichtige Rolle in seinen Skizzen spielen sinnliche Eindrücke – Farben, Gerüche, Stimmungen. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Impressionismus.

Auf der anderen Seite sind seine kurzen Texte teilweise auch für das Brettl (die Bühne) geeignet – so trägt z. B. einer seiner Freunde, der Schriftsteller Egon Friedell, der auch als Kabarettist und Conférencier tätig war, immer wieder auch Texte Altenbergs öffentlich vor. Teile aus Friedells Gesprächen mit Altenberg erschienen späterhin als Anekdoten, für die allerdings Friedell als Verfasser verantwortlich zeichnet. Einige seiner Texte wurden von Alban Berg vertont.

Trotz Erfolges blieb Altenberg von Spenden abhängig, zu denen seine Freunde – u.a. Karl Kraus und Adolf Loos – aufriefen. Nachdem er seine letzten zehn Lebensjahre zu einem großen Teil in Alkoholentzugs- und Nervenheilanstalten verbracht hatte, starb er 1919. Er wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet (Gruppe 0, Nummer 84).

Seine Texte sind in 14 Bänden zusammengefasst, die für Altenberg bezeichnende Titel tragen wie Was der Tag mir zuträgt, Märchen des Lebens, Ashantee, Bilderbögen des kleinen Lebens oder Wie ich es sehe.

[Bearbeiten] Werke

  • Wie ich es sehe (Prosaskizzen), 1896
  • Ashantee (Prosaskizzen), 1897
  • Was der Tag mir zuträgt (Prosaskizzen), 1901
  • Prodromos (Gesundheitsideen, Modenotizen, Rezepte, Aphorismen, Skizzen, Splitter), 1906
  • Märchen des Lebens (Prosaskizzen), 1908
  • Bilderbögen des kleinen Lebens (Prosaskizzen), 1909
  • Neues Altes UB Bielefeld
  • Semmering 1912 (Prosaskizzen), 1913
  • Fechsung (Prosaskizzen), 1915
  • Nachfechsung (Prosaskizzen), 1916
  • Vita ipsa, 1918
  • Mein Lebensabend, 1919

[Bearbeiten] Literatur

  • Peter Altenberg: Brief an Arthur Schnitzler. 1894. In: Gotthard Wunberg (Hrsg.): Die Wiener Moderne. Literatur, Kunst und Musik zwischen 1890 und 1910. Reclam, Stuttgart ISBN 3-15-007742-7
  • Heinz Lunzer: Peter Altenberg – Extracte des Lebens. Einem Schriftsteller auf der Spur. Residenz-Verlag, Salzburg 2003 ISBN 3-7017-1320-0
  • Gisela von Wysocki: Peter Altenberg. Bilder und Geschichten des befreiten Lebens. Europäische Verlags-Anstalt, Hamburg 1994 ISBN 3-434-50049-9 (u. a. Ausgaben)
  • Friedell, Egon: Ecce Poeta Photomechanische Wiedergabe der Ausg. Berlin, S. Fischer, 1912 Vorw. Arthur Wolfgang Lorenz. Zürich: Diogenes, 1992 ISBN 3-257-22543-1
  • derselbe (Hg & Verf.) Das Altenbergbuch Von den Erben Altenbergs autorisierte Ausg. Leipzig; Wien; Zürich: Verlag d. Wiener Graphischen Werkstätte [Literat. Abt. von Waldheim-Eberle] 1922, 2. Aufl. 1928
  • Helga Malmberg: Widerhall des Herzens. Ein Peter Altenberg-Buch München: Langen-Müller, 1961 (Buchklub-Ausg. 1964)
  • P.A. Das Glück der verlorenen Stunden. Auswahl aus dem Werk Hg. Wolfgang Kraus. München: Kösel, 1961
  • Rößner, Christian: Der Autor als Literatur. Peter Altenberg in Texten der 'klassischen Moderne'. [Reihe: Helicon – Beiträge zur deutschen Literatur Band 32]. Frankfurt/M. 2006. ISBN 978-3-631-54965-0.

[Bearbeiten] Vertonungen

  • Alban Berg: Aus den Jugendliedern für Singstimme und Klavier (ca. 1901–1908; hrsg. 1985):
    • Traurigkeit („Weinet, sanfte Mädchen...“) (1906)
    • Hoffnung („Was erhoffst du dir, Mädchen, noch?!“) (1906)
    • Flötenspielerin („Von der Last des Gedankens und der Seele befreit“) (1906)
  • Alban Berg: Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg (1912):
    • 1. Seele, wie bist du schöner, tiefer, nach Schneestürmen
    • 2. Sahst du nach dem Gewitterregen den Wald
    • 3. Über die Grenzen des All blicktest du sinnend hinaus
    • 4. Nichts ist gekommen, nichts wird kommen für meine Seele
    • 5. Hier ist Friede. Hier weine ich mich aus über alles
  • Hanns Eisler: Und endlich („Und endlich stirbt die Sehnsucht doch“) (1953)

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource
 Wikisource: Peter Altenberg – Quellentexte


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